Ich muss mal eine Lanze für die DSA-Waffenliste brechen.
Der Punkt ist, ich brauche keine zwei Sätze Waffenwerte, wenn sich diese so gut wie gar nicht unterscheiden. Schon alleine wegen Platzverschwendung. Desweiteren, und das ist viel schlimmer, tötet es jede Phantasie. Wie kann ich mir eine (evtl. historisch existente) Waffe denn vorstellen, wenn ich in DSA keine Werte dazu finde? Die Frage oben nach dem Katzbalger geht genau in diese Richtung. Keine Werte für den Katzbalter, oh Graus!
Ich empfand die vielen Variationen in DSA immer als großes Plus. Du musst auch bedenken, dass die Waffen ja sehr unterschiedliche Preise haben und du in bestimmten Gegenden auch nur jeweils bestimmte Waffenvarianten erhalten wirst.
Auch habe ich die Erfahrung gemacht, dass Spielleiter nämlich seltenst bereit sind, tatsächlich Abweichungen in Waffenwerten zuzulassen, wenn man eine Waffe abseits des Mainstreams möchte. (Beispiel: Das System kennt nur die "Stangenwaffe", ohne dass differenziert wird, ob es sich um eine Glefe, Hellebarde, Pike etc. handelt.) Damit meine ich nicht, dass ein paar archetypische Waffenwerte schlechter sind. Es kommt immer darauf an, wie es sich in das ganze System einfügt. Manchmal hat es tatsächlich etwas befreiendes, wenn man nur wenig Auswahl hat und halt "das Schwert" nimmt.
Problematisch finde ich eher, wenn Waffen anderen derselben Klasse deutlich überlegen sind. Ich habe aber DSA immer so verstanden, dass die Wahl der Ausrüstung hier eine große Rolle spielt. Daher auch das komplexe Rüstungssystem mit relativ frei kombinierbaren Einzelteilen. (Brustschutz, Helm, Arm- und Beinschienen einzeln, teilweise übereinander tragbar - DSA ist hier deutlich detaillierter geregelt als viele andere Systeme.
Alle anderen Systeme, die ich öfter als für einen One-Shot gespielt habe, sind da weniger präzise und gehen meist davon aus, dass man eine komplette Rüstung einer bestimmten Machart trägt.) Ich greife auch in fremden Systemen gerne noch auf die DSA-Preisliste zurück, weil sie so richtig schön ausführlich ist und man darin mehr findet als Rucksack, Fackel und Seil. Ich fände es seltsam, Hosen in 3 Qualitätsklassen (gebraucht, von der Stange, maßgeschneidert) und 5 Materialien (Seide, Leinen, Wolle, Bausch, Leder) anzubieten, was 15 mögliche Hosen-Optionen liefert, aber dann nur einen "Säbel" in der Waffenliste zu führen.
Was das ganze mit Kreativität zu tun hat, verstehe ich nicht. Spieler sollen nicht kreativ mit den Waffen umgehen, wenn sie nicht gerade einen meisterlichen Waffenschmied spielen oder sich besondere Spezialanfertigungen machen lassen. DSA möchte zeigen, welche Waffen es in Aventurien nun mal gibt und wie die funktionieren. Ich weiß jetzt auch nicht, ob es sonderlich kreativ wäre, wenn jemand beschließt, dass sein "Schwert" eben ein Breitschwert oder ein Langschwert ist. Das ist für mich eher die ganz normale Ausgestaltung der getragenen Ausrüstung. Ungefähr so, wie man ja auch noch selber Gedanken um die Frisur des Charakters machen muss, wenn man die Haarfarbe ausgewürfelt hat.