1. These: Entscheidungen sind Willkür - demnach gibt es keine spezielle SL-Willkür
2. These: Es macht bei der Frage nach Ergebnisoffenheit keinen Unterschied, ob Spielleiter-Entscheidungen durch Simulation inspiriert sind, oder andere Quellen zur Hilfe genommen wurden.
3. These: Die Qualität des Spiels ist daher nicht von der Frage abhängig, ob die Inspiration durch Zufallselemente entsteht oder durch andere Mittel. Sehr wohl ist die Qualität von der Ergebnisoffenheit abhängig - die steht aber nicht in Verbindung mit Simulation. (Auch bei zufällig generierten Abenteuersituationen kann gerailroadet werden - auch anders erschaffene Abenteuersituationen können ergebnisoffen sein).
Das stelle ich zur Diskussion.
Quelle des ganzen:
Aus dem Thread
Simulation als Grundlage des Leitens und die Frage, wann die Willkür anfängt.Jörg bat mich darum, das zu einem separaten Thread zu machen.
Spielleiterwillkür gibt es nicht! Denn jede getroffene Entscheidung ist willkürlich.
Wenn alles Willkür ist, braucht man dafür keinen speziellen Begriff!
Um das näher zu erläutern:Jede Entscheidung, die ein Spielleiter trifft und die nicht durch Reglementierungen (zB dass am Anfang einer Kampfrunde eine Initiative gewürfelt wird) bestimmt wird, ist zu nächst einmal eine willkürlich getroffene Entscheidung und irgendwo damit Spielleiterwillkür.
Der Spielleiter wägt stets immer irgendwo zwischen den Vorgaben ab, die ihm das Spiel (oder die Spieler oder er selbst) gibt.
Spielwelt-Logik (Plausibilität), Dramaturgie (Handlungsverlauf durch getroffene Entscheidungen in einen interessante Richtung lenken), NSC Reaktion gemäß dessen Motivationen, etc. pp. - das sind alles Vorgaben, die berücksichtigt werden wollen.
In den meisten Fällen sind diese Entscheidungen zu vereinbaren - hin und wieder treten u
nvereinbare Vorgaben in Konkurrenz.
Dann muss der Spielleiter Prioritäten setzen.
Was ist ihm wichtiger? Dass ein NSC gemäß dessen Motivationen handelt, oder ist es legitim, dass er inkonsequent ist und dafür der Handlungsverlauf eine interessante Richtung (Wendung) nimmt...?
Einige Spielleiter nehmen sich heraus, die Dramaturgie als wichtiger anzusehen, andere setzen Plausibilität als wichtiger an.
Die meisten Spielleiter entscheiden von Fall zu Fall, ohne klar einer Seite stetig den Vorzug zu geben.
Beides hat Risiken, beides gibt Gründe, warum man es vorziehen sollte.
Beide Entscheidungen sind aber vollkommen willkürlich und damit Spielleiterwillkür.
Der Begriff Spielleiterwillkür ist ja ohnehin ein Schlagwort, dass sich ein Spielleiter anhören muss, wenn ein Spieler unzufrieden ist.
Und dann ist es letztendlich egal, aus welchem Grund eine Entscheidung getroffen wurde.
Der Spieler wird auch "Willkür!" schreien, wenn er unzufrieden ist, und die Entscheidung aus der Spielwelt-Logik heraus resultiert.
Denn auch eine solche Entscheidung wäre willkürlich getroffen.
Insofern würde ich die Überlegung ob das willkürlich ist, beiseite lassen. Denn es ist irrelevant!
Was höchstens relevant ist, sind die Beweggründe.
Und auch da verlaufen die Grenzen so schwimmend, dass es eigentlich egal ist, denn es wird kaum einen Spielleiter geben, der ausschließlich aus Gründen der Spielweltlogik und der Charaktermotivation und nie aus dem Grund, die Handlung interessanter zu gestalten Entscheidungen trifft, genau wie andersherum Entscheidungen auch niemals nur aus der dramaturgischen Motivation heraus getroffen werden.
In fast allen Fällen werden die Entscheidungen unter Berücksichtigung
beider Aspekte getroffen, denn beide Aspekte stellen
nicht eine einzelne Entscheidung zur Verfügung, sondern
eine ganze Bandbreite möglicher Entscheidungen, aus denen man auswählen muß.
Und normalerweise sucht man sich dann die Entscheidung, die den besten Kompromiss zwischen konkurrierenden Vorgaben bildet.
Solange man das macht, wird man sich kaum etwas vorwerfen können - auch wenn das nicht garantiert, dass Spieler unzufrieden reagieren.