Autor Thema: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel  (Gelesen 5799 mal)

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Offline Hector

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Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« am: 30.11.2009 | 13:00 »
Hallo allerseits,

in der phantastischen Literatur und insbesondere in Märchen wird ja häufig mit Klischees und stets gleichen Archetypen gearbeitet. Von Tolkiens strahlenden Elben über die bösen Stiefmütter in Grimms Märchen bis hin zu Lovecrafts verdächtigen Südländern mit verschlagenem Blick und zusammengewachsenen Augenbrauen, die nachts ihren Fischgöttern kleine Kinder opfern. Mich würde mal interessieren, inwieweit ihr beim Rollenspielen bewusst mit Klischees und Plattitüden arbeitet, wann ihr solche Stilmittel einsetzt und was ihr damit bewirkt. Ausgelöst wurde meine Neugier durch einen Thread im Bereich Brainstorming, bei dem es um Fahrendes Volk ging. Mal so als Beispiele:

- Sind Eure Prinzessinnen jung, hübsch, blond und/oder naiv?
- Sind Eure Orks dumm, verkommen und böse?
- Sind Eure Bösewichter entweder aalglatt gepflegt oder abgrundtief hässlich?
- Klauen Angehörige des Fahrenden Volkes Hühner, ecken mit den Behörden an, legen Karten und lesen aus der Hand?
- Tragen Eure bösen Cowboys schwarze und die guten weiße Hüte?
- Haben Eure Hexen schwarze Katzen als Vertraute?
- Sind Eure Ritter tapfer und ehrenhaft?
- Sind Eure Halblinge verfressen und feige?
- Sind Eure Barbaren tapfer, ehrenhaft und blöd?
- Sind Eure Großwesire intrigante Halsabschneider?
- Werden in Euren Abenteuern die Bösen bestraft und die Guten belohnt?

Viele Grüße
G.
Metal-Opa, greiser Püppchenschieber und Retro-Rollenspiel-Veteran

Offline Bad Horse

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #1 am: 30.11.2009 | 13:06 »
Ich arbeite ganz gern mit Klischees, vor allem dann, wenn man sie an der einen oder anderen Stelle aufweichen kann.

- Der dumme Barbar, der unglaublich fasziniert von Magie ist
- Der feige, verfressene Halbling, der aus Loyalität Heldentaten vollbringt
- Die nervige blonde Prinzessin, die unglaublich mutig ist (und das nicht aus Dummheit, sondern aus echter Courage)

Gerade zur Charaktererschaffung nutze ich dieses Prinzip gern.  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Offline Skyrock

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #2 am: 30.11.2009 | 13:08 »
Klischees sind Brot und Butter aller Fiktion, und entsprechend setze ich sie fortlaufend ein.
Dabei muss man sie nicht 1:1 in allen Facetten umsetzen, sondern kann sie komplett invertieren, in einem einzelnen Aspekt invertieren und das restliche Klischee so belassen, oder man fügt etwas hinzu was in dem Zusammenhang keinen Sinn macht. Oder alles auf einmal.
Auf jeden Fall führt das zu originellen Sachen, die trotzdem schnell erfassbar bleiben und funktionieren.
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

Ein freier Mensch muss es ertragen können, dass seine Mitmenschen anders handeln und anders leben, als er es für richtig hält, und muss es sich abgewöhnen, sobald ihm etwas nicht gefällt, nach der Polizei zu rufen.
- Ludwig von Mises

Offline Feuersänger

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #3 am: 30.11.2009 | 13:09 »
Ja, wir benutzen gerne und reichlich Klischees. Halt je nachdem was halt zur jeweiligen Welt passt. Ähnlich wie bei Leonie gibt es hier und da auch immer mal Ausreißer. Aber grundsätzlich ermöglichen Klischees ein leichteres Eintauchen in die Spielwelt, und bieten außerdem humoristisches Potential.
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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MadMalik

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #4 am: 30.11.2009 | 13:09 »
Klischees helfen oft Situationen und NSCs schnell und ohne
detailierte Beschreibung einzuführen ohne das die Szene
Leblos und undetailiert wirkt, da sich jeder ein recht ausgefeiltes
Bild von gängigen Klischees machen kann.

Offline Grey

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #5 am: 30.11.2009 | 13:32 »
Klischees versuche ich nach Möglichkeit, zu ignorieren. D.h. im Idealfall befolge ich sie nicht, arbeite aber auch nicht bewußt in Gegenrichtung. Hängt vielleicht damit zusammen, daß ich es auch im wirklichen Leben nicht ab kann, in eine Schublade gesteckt zu werden.

Allerdings habe ich oft beobachtet, daß aus rein pragmatischen Erwägungen heraus wieder lebende, atmende NSCs enstehen, die dem Klischee erstaunlich nahekommen. So habe ich z.B. in einer Tavernenschlägerei die Stadtwache eingreifen lassen, und aus strategischen Überlegungen heraus stand plötzlich im Rahmen meiner Planung die allseits beliebte, brutal prügelnde Schlägertruppe vor mir. Bei einer Gruppe von Fahrenden habe ich überlegt, wie sie am besten über die Runden kommt, und schon aus den Sachzwängen heraus war das Klischee der handlesenden, diebischen Gaukler wieder da.

Trotzdem würde ich niemals ein Klischee einfach als gegeben in meinem Spiel unterbringen, weil ich aus Erfahrung weiß, daß ich dann als SL sehr schnell bei der Charakterdarstellung ins Schwimmen gerate. Wenn die Spieler mir anmerken, daß der Ritter nur deshalb "ehrenhaft" agiert, weil er das laut Klischee nun mal so tut, wird er schnell zur Lachnummer. Um einen Char überzeugend zu verkörpern, muß ich seine Motivation kennen und nachvollziehen, warum er so ist, wie er ist, so handelt, wie er handelt etc. "Ich muß so agieren, weil Stadtwächter nun mal brutal sind" führt bei mir unweigerlich zum leblosen Pappkameraden.

Was äußerliche Klischees angeht (bucklige, sabbernde Bösewichter mit stechendem Blick u.ä.), vermeide ich sie schon deshalb, weil ich nicht möchte, daß die NSCs für meine Spieler auf den ersten Blick durchschaubar werden. Gerade bei Krimi- und Intrigenplots lege ich großen Wert darauf, daß sich die Spieler ordentlich ins Zeug legen müssen, um Freund von Feind zu unterscheiden.
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Offline Jiba

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #6 am: 30.11.2009 | 14:05 »
- Sind Eure Prinzessinnen jung, hübsch, blond und/oder naiv?
[...]
- Sind Eure Bösewichter entweder aalglatt gepflegt oder abgrundtief hässlich?

Das ist wirklich eine gute Frage, weil gerade die Definitionen hübsch/hässlich und auch böse/gut im Rollenspiel schwierig darzustellen sind - in den seltensten Fällen beschreibt man ja eigentlich: "die Prinzessin da sieht gut aus" oder "der Räuber ist böse", weil da ganz verschiedene Assoziationen dranhängen. Ich glaube man versucht bei NSCs, die einem wichtig sind, eher dafür zu sorgen, dass sie auffällig sind und die Spieler sie sich merken können - zumal ich persönlich große Schwierigkeiten habe, mir jemanden vorzustellen, der "durchschnittlich" oder "knapp überdurchschnittlich" aussieht - da komme ich mit konkreten Beschreibungen besser klar. Die Extreme werden einfach eher wahrgenommen als die Dutzendgesichter.

Und das bringt uns zum Thema - Klischees sind meiner Meinung nach immer recht auffällig und zwar insofern, dass man sie als Spieler sofort abrufen kann, weil man sie kennt - die Vorstellung ist direkt da (natürlich kann es noch bei verschiedenen Spielern unterschiedliche Vorstellungen von ein und demselben Klischee geben, aber bei den Kernmerkmalen ist man sich recht einig).
Ich würde übrigens anstelle von Klischees auch von Stereotypen sprechen... Der Begriff Klischee hat noch eine wertende Komponente in Richtung "Abklatsch, billige Nachahmung" (frz. cliché, woher das Wort eigentlich kommt). Klischees sind eigentlich immer überbeansprucht, während Stereotypen das nicht sein müssen. Zumindest nach der Definition von Holzberger auf Wikipedia, der ich zustimmen würde.
http://de.wikipedia.org/wiki/Klischee

Bislang sind nur Personen als Klischees genannt wurden, aber das gibt es auch bei Schauplätzen...
- der dunkle Wald
- das beschauliche Dörfchen mit Fachwerkhäusern angeordnet um einen Brunnen
- die verrauchte, neonlichtbeleuchtete Kneipe in einer dystopischen Metropole
- die leerstehende Lagerhalle am Ende des Hafens
- das Geisterhaus

...oder Situationen...
- der Oberbösewicht stellt sich bei einem Zusammentreffen mit einem Helden als dessen Vater heraus
- der Oberbösewicht sperrt die Helden in eine Todesfalle und erzählt ihnen damit von seinem Bösen PlanTM
- der König verspricht einem Charakter die Hand seiner Tochter und die Hälfte seines Königreiches als Belohnung für eine Heldentat
- das Duell zwischen zwei Schützen findet um zwölf Uhr mittags auf einer staubigen Straße statt

Klischees und Stereotypen sind auch extrem abhängig von ihrem Kontext: ein strahlender Held mit einem ausgeprägten Ehrenkodex ist in (den meisten) Fantasy-Systemen ein Stereotyp, in einem Cyberpunksetting ein Klischeebruch - und zwar insofern, dass die Erwartungen der Spieler an ein solches Setting eben nicht erfüllt werden. Oft haben Klischees auch einen gewissen Symbolcharakter und verweisen auf andere Klischees: der marodiernde Ork steht irgendwo auch für das Böse (im Osten), der dicke Barkeeper mit Glatze für einen Abend in einer gemütlichen Fantasytaverne - es hängen noch über das tatsächliche Klischee hinausgehende Eigenschaften an ihnen dran.

Zitat
Trotzdem würde ich niemals ein Klischee einfach als gegeben in meinem Spiel unterbringen, weil ich aus Erfahrung weiß, daß ich dann als SL sehr schnell bei der Charakterdarstellung ins Schwimmen gerate. Wenn die Spieler mir anmerken, daß der Ritter nur deshalb "ehrenhaft" agiert, weil er das laut Klischee nun mal so tut, wird er schnell zur Lachnummer. Um einen Char überzeugend zu verkörpern, muß ich seine Motivation kennen und nachvollziehen, warum er so ist, wie er ist, so handelt, wie er handelt etc. "Ich muß so agieren, weil Stadtwächter nun mal brutal sind" führt bei mir unweigerlich zum leblosen Pappkameraden.

Ich habe feststellen müssen, dass mitunter großartigste NSCs aus Stereotypen entstanden sind. Dadurch, dass sie zunächst als Stereotypen auftreten, bleiben sie im Gedächtnis und sind auch in gewisser Weise berechenbar, wenn man dann aber mehr und mehr Informationen über sie ins Spiel einstreut, die sie in einem anderen Licht erscheinen lassen (Motivationen, Kontakte, seltsame Interessen und Hobbies), werden sie plastisch und machen so auch lange Spaß. Daher: Stereotypen müssen meiner Meinung nach gar nicht notwendigerweise platt sein - sie können sich auch als für die Situationen äußerst passend erweisen.
Aber ich glaube die Definition ist hier, dass Klischees immer nur oberflächig funktionieren können... kann sein, dass ich mich hier grade im Begriff verrenne...

Die Frage, die ich mir stelle ist in dem Zusammenhang: Was ist in Zeiten der postmodernen Medienrevolution eigentlich kein Klischee oder Stereotyp mehr?

Ich glaube, dass eigentlich alle Rollenspieler bewusst oder unbewusst mit Klischees arbeiten oder zumindest mit Motiven, Bildern und Vorstellungen, deren Kenntnis vornherein bei den Spielern vorausgesetzt werden muss. Alles besteht aus diesen verknüpften Vorstellungen und ich würde sagen, dass in den meisten Fällen Stereotypen hierfür die Ausgangslage bilden - sie werden nur irgendwie variiert.
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Hector

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #7 am: 30.11.2009 | 14:18 »
@ Jiba: Deine (grandiosen) Ausführungen gehen gegen Ende ein wenig zu sehr ins Detail. Ich meinte wirklich die klassischen Klischees/Stereotypen, die offensichtlich sind. Dankbar bin ich übrigens für die Erweiterung um stereotype Szenen und Schauplätze, die ich leider im Eingangspost völlig vergessen habe, die aber natürlich einen festen Platz in der Klischeebox haben.

Ich persönlich arbeite auch gerne mit Klischees, um sie dann gelegentlich überraschend platzen lassen zu können. Wenn meine Spieler vier mal auf eine häßliche böse Hexe mit schwarzer Katze gestoßen sind und die fünfte alte Katzenhalterin mit Buckel, Rübennase und Warze mit dickem Haar darauf dann eine wertvolle Verbündete mit lauteren Absichten ist, in deren Gegenwart die Abenteurer dann gleichwohl keine ruhige Minute haben, kommen tolle Szenen heraus. Ich liebe es, zu überteiben und die Stereotypen sehr plakativ zu beschreiben, bis hin zu den Lichreflexen auf den Zähnen des blonden, braungebrannten, muskelbepackten Helden. Böse Zauberer wohnen natürlich in Türmen und haben einen finsteren Blick. Piraten haben Augenklappen und Holzbeine. Seeleute fluchen wie die Teufel. Das sind schon fast empirische Werte, die den Spielern einen gewissen Halt in der Welt geben und für eine abstruse Art von Geborgenheit sorgen. Und umso kälter erwischt sie dann der Ausreißer und das Aufbersten der Stereotypen.  ;)
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Offline Grey

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #8 am: 30.11.2009 | 14:21 »
Ich habe feststellen müssen, dass mitunter großartigste NSCs aus Stereotypen entstanden sind. Dadurch, dass sie zunächst als Stereotypen auftreten, bleiben sie im Gedächtnis und sind auch in gewisser Weise berechenbar, wenn man dann aber mehr und mehr Informationen über sie ins Spiel einstreut, die sie in einem anderen Licht erscheinen lassen (Motivationen, Kontakte, seltsame Interessen und Hobbies), werden sie plastisch und machen so auch lange Spaß.

Frage: läßt du die entsprechenden NSCs nur zunächst als Klischees/Stereotype auftreten, kennst ihre Motivationen, Kontakte, seltsame Interessen etc. aber schon vorher und bist vorbereitet, sie einzustreuen? Oder wirfst du sie zunächst einfach als gott- bzw. SL-gegebenes Klischee ins Spiel und improvisierst die "Gewürze" nachträglich?
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Offline Jiba

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #9 am: 30.11.2009 | 16:39 »
Frage: läßt du die entsprechenden NSCs nur zunächst als Klischees/Stereotype auftreten, kennst ihre Motivationen, Kontakte, seltsame Interessen etc. aber schon vorher und bist vorbereitet, sie einzustreuen? Oder wirfst du sie zunächst einfach als gott- bzw. SL-gegebenes Klischee ins Spiel und improvisierst die "Gewürze" nachträglich?

Nachträglich. Die Stereotypen wachsen in der Regel an den Anforderungen, die das Spiel an sie stellt - wenn die Spieler länger mit einem NSC zu tun haben, wird der entsprechend plastischer.
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Offline Joerg.D

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #10 am: 30.11.2009 | 16:42 »
Ich liebe Klischees im Rollenspiel!

Benutze Klischees um sie zu brechen, sage ich immer....
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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Offline Boba Fett

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #11 am: 30.11.2009 | 16:52 »
Klischees sind Orientierungshilfen im Rollenspielsetting.
Es wäre dumm, diese nicht zu nutzen.

Auch Klischebrüche stellen Orientierungshilfen dar, weil der Spieler dann schnell merkt, dass etwas nicht so ist, wie es sein sollte.
Auch das sollte man einsetzen.
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Offline Gawain

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #12 am: 30.11.2009 | 17:02 »
Hi,
ich benutze auch gerne Klischees im Rollenspiel, entweder tatsächlich als solche, oder um sie zu brechen. Besonders in Runden die schon lange zusammen spielen oder auch außerhalb des Rollenspiels befreundet sind oder neben Rollenspiel viele ähnliche Interessen haben funktioniert das sehr gut, weil eine hohe Gemeinsamkeit bekannter Klischees besteht. Dann können auch immer wieder Klischees eingesetzt werden, die vielleicht in anderen Runden gar nicht so bekannt wären. Ist mir schon mehrfach bei neuen Spieler aufgefallen, dass diese vom SL über Klischees manchmal weit weniger gut erreicht werden können.
Hinzukommen natürlich noch "Insider-Klischees", also bestimmte Figurentypen, die sich archetypisch innerhalb einer Runde entwickelt haben und dann genauso verwendet werden können -in dieser Runde- wie auch allgemein bekannte Klischees.

Problematisch wird es, wenn man ein Klischees brechen möchte, aber der Bruch des Klischees verbreiteter ist, als das Klischee selbst. Will heißen man muss gelegentlich ein Klischee auch mal bestätigen und aufbauen/unterstützen, damit der Bruch dann Wirkung zeigt.
Auf die Schnelle fällt mir nur ein DSA-Beispiel ein: In Kaufabenteuer kommen des öfteren, zumindest gefühlt, korrumpierte Praiospriester vor, auch diverse SLs, die ich kennengelernt haben, benutzen diesen Archetypen äußerst gerne. Das führt dann dazu, dass viele Spieler (die ich kenne) Praiospriester nicht mehr als Vertreter von Recht und Gesetz bzw. Gerechtigkeit sehen, sondern bei jedem Praiospriester sofort die Korruption erwarten. Das macht es schwierig dem Bruch des Klischees des strahlenden Praiospriesters Gewicht zu verleihen, aber es macht es auch schwierig, dieses Klischee überhaupt zu benutzen. Der Klischeebruch ist zum neuen Klischee geworden...

Offline Funktionalist

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #13 am: 30.11.2009 | 17:18 »
Klischees helfen mit drei Worten ein Bild heraufzubeschwören.
Man muss ein wenig aufpassen, dass man selber mobil bleibt und nicht vom Schwung (Wenn die nen Buckel hat, dann hat sie bestimmt ach ne Warze auf der Nase...) mitgerissen wird. Man sollte auch mehr als eine Variante auf Lager haben.

Klischees werden schnell schwierig, wenn das ABenteuer gerade in einer Gegend spielt, die insgesamt schon einem Klischee untergeordnet wird:
Beispiel Istakhr, der orientalische Markt... wieviele KLischees hat man, um arabische Personen zu beschreiben?
-den Eunuchen
-den "Mohren" (wie auf der Schokolade)
-den Dschelabah-tragenden
-den alten GEschichtenerzähler
-den Tuareq mit den blauen Augen
-das kleine Afghanische Mädchen mit den stahlgrauen Augen
-Op-For
-Taliban
-die Burka (da kann man schon ganz auf den NSC verzichten undn ur das KLeidungsstück handeln lassen, ohne dass es auffällt. Wenn ich ein Gesepenst wäre, dann in den Emiraten. ;D )
-der kleine vorlaute Junge
-die Verführerische Tänzerin
-Brians Mutter


aber dann wird es schon dünn.
In einem normalen Fantasysetting hat man gerne das doppelte und kann diese Klischees kombinieren, um nicht so schnell zu ermüden.


Wenn man sie gezielt verwendet, empfiehlt es sich, sich Gedanken über den Aufbau des NSCs zu machen. Damit meine ich, wie man ihn der Gruppe präsentiert.

Anspielen, modifizieren, festigen und dann brechen. So bringt es mMn den größten Effekt.

(Alte Hexe, ist verliebt, braut Trank und verflucht konkurrentin, Reue/Trauer/Verwandschaft ruft sie zurück/Freunde tauchen auf und die ROlle der HExe ändert sich...)

Das "in Kontext setzen" kann auch wunderbar funktionieren, wenn es darum geht ein Klischee zu brechen.
(die verführerische Bauchtänzerin tritt in einer Szene als Ernährerin der Familie auf.
der kleine hilflose Junge zockt seine GEschwister ab...)
Durch das vergrößern des Rahmens kann man das Licht einwenig verrücken und NSCs mit Hilfe eines zweiten Klischees "Tiefe" geben.

sers,
Alex
« Letzte Änderung: 30.11.2009 | 17:21 von Destruktive_Kritik »

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #14 am: 8.12.2009 | 14:16 »
ICH arbeite gern mit Klischees.. und noch liebe breche is sie ^^ Der aalglatte "Schurke" ist auf einmal der strahlende Hero, und der blonde Schönling der Bösewicht der sich Frauen brutal zu Willen macht...

Alles schon gehabt und kam bisher immer gut an. Ich muss aber auch meinen Vorrednern zustimmen: Klischees sorgen immer für eine gewisse Art von "Sicherheit", sie sind die Eckpfeiler jedes Settings. Ein SL muss mir nur ein paar Klischees hinwerfen und schon weiss ich "a-haa das ist ein XXX"
Obenstehender Artikel gibt ausschliesslich die Meinung seines Erstellers wieder und hat nicht im Geringsten Anspruch auf vollkommene Richtigkeit und Wahrheit!

"Hush hush little Mage, dead men cast no spells..."

Offline Glgnfz

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #15 am: 8.12.2009 | 14:44 »
-Brians Mutter

Vielen Dank! Jetzt bin ich schion wieder geil! ;D
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Offline Sashael

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #16 am: 8.12.2009 | 17:24 »
Besonders gut lassen sich ja Klischees brechen, auf die die Spieler schon von sich aus hinweisen.
Neulich saßen in meiner DnD Runde eine Tiefling und ein Mensch in einem Wartezelt der Zollbehörde als ein bunt gekleideter Halbling hereinkommt, bei dem es sich eigentlich um einen Rogue handeln sollte, der eben voll klischeehaft nach Kenderstyle agieren sollte, ein reiner Flavour-NSC. Nach dem "HAL-LOOO!!!" sagte die Tiefling-Spielerin sofort OOC "Oh ein freundlicher aber nerviger Halbling! Pass auf deine Sachen auf, der klaut." und ich denke mir "Menno!  :("
3 Sekunden später hatten sie den rassistischsten, arrogantesten und sozial inkompetentesten Halblingpriester im Zelt, den sie sich überhaupt nur vorstellen konnten.
Und mit DEM hatten sie wirklich nicht gerechnet.  >;D

Auch sonst lasse ich mich bei der Ausgestaltung von NSCs oft und gerne von den Bemerkungen und Reaktionen meiner Spieler bei der ersten Begegnung leiten. Entweder, indem ich sie bestätige oder indem ich ihnen bewußt das genaue Gegenteil davon serviere.
"Ja natürlich ist das Realitätsflucht. Was soll daran schlecht sein? Haben Sie sich die Realität in letzter Zeit mal angesehen? Sie ist grauenhaft!"


Leitet Itras By mit Battlemap. ;D

Offline Boba Fett

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #17 am: 8.12.2009 | 18:45 »
Klischees lassen sich auch gut einsetzen, um den Spielern klarzumachen, in welcher Umgebung sie sich befinden...

Beispiel: Der Wirt

Der typische Wirt ist etwas beleibt, gemütlich und freundlich, steht hinter der Bar und zapft Bier oder putzt Gläser.
Trifft man auf einen solchen, ist klar:
Alles ist in Ordnung, Preise, Essen und Trinken sind von adäquater Qualität, Mißtrauen ist eigentlich nicht angebracht.

Will man den Spielern aber eine Kaschemme mit zwielichtigen Gästen unterbringen, macht man den Wirt klein und hager und die Gläser stehen angestaubt und trübe mit Spinnweben verhangen auf dem Regal.
Da weiss jeder sofort, dass es aufzupassen gilt.

Macht man den Wirt aber edel gekleidet, der etwas die Nase über die neuen Gäste rümpft, die Gläser aus Kristallglas und es gibt Wein statt Bier, weiss jeder sofort: Okay, Mißtrauen ist nicht angebracht, aber hier sind wir vielleicht fehl am Platz, weil es eine Klasse zu teuer wird.

Danach muss man nur noch das Klientel entsprechend anpassen (erste Kneipe "gemütliche, fröhliche Runden, Barde spielt", zweite Kneipe "stille, ihr fühlt euch beobachtet", dritte Kneipe "peinliche Stille, ihr fühlt Euch deplaziert"), weiss jeder mit wenigen Worten, wo er sich befindet und das ohne, dass irgendein Wort über das Interior gesagt wurde.

Ein (plausibler) Klischeebruch wäre übrigens die Kneipe der "Mafia" - die ist edel (wirkt wie Typ 3) und trotzdem sollte man sich hüten (ist eigentlich Typ 2)...
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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #18 am: 8.12.2009 | 23:37 »
Ich war mal in einem Mafiarestaurant. Sah aus und fühlte sich an wie eine ganz normale Pizzeria, bis ich dann durchs Hinterzimmer aufs Klo musste. Da saßen dann ein paar Typen, die einfach nur nach Mafia aussahen, mit ihren Tusen. Die haben mich nicht weiter beachtet, aber ich war trotzdem froh, als ich wieder auf meinem Platz vorne war.  ;)

@Klischees: Das Tolle daran ist ja, dass sich jeder sofort etwas darunter vorstellen kann. So arbeitete z.B. White Wolf bei der Erschaffung der Clans und ähnlicher Gruppierungen (Stämme, Häuser, Kasten): Es wird ein Klischee erschaffen, damit die Spieler ein einfaches Mittel haben, um NSCs erstmal einzuordnen - Gangrel lieben die Wildnis und sind unabhängig, Ventrue haben einen Stock aus Massivgold im Arsch, usw.
Das macht das Erschaffen von NSCs für den SL auch leichter, weil er auf einen Topf bestimmter Merkmale zurückgreifen kann, statt sich die Eigenschaften für jeden einzelnen aus den Fingern zu saugen.

Es ist auch ein schönes Erfolgserlebnis, wenn die Spieler die eigenen Klischees akzeptieren und wiedererkennen.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #19 am: 13.12.2009 | 10:25 »
Es ist auch ein schönes Erfolgserlebnis, wenn die Spieler die eigenen Klischees akzeptieren und wiedererkennen.  ;)

 ... was Leonie sagt.

Klischees sind "Arbeitserleichterung".
Und man kann mit ihnen spielen und seine Spieler auf´s Glatteis führen ;)
...ist alles in Butter ...
... HÄ? ... wie jetzt?

Und dann nahm ich das Schleif und machte das Schneid.
Und ich sah, dass es gut war.


Zitat von: Laurie
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Offline Timo

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #20 am: 13.12.2009 | 11:16 »
Seit wann gilt eigentlich das Klischee das Barbaren dumm sind?
Kam das durch die Filme der 80er Jahre?

(und wer jetzt sagt, dass Howards Conan dumm ist, wird dazu verdonnert die Geschichten mal zu lesen)
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Offline Feuersänger

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #21 am: 13.12.2009 | 11:24 »
Galt dieses Klischee nicht schon bei den Griechen und Römern?
Der :T:-Sprachführer: Rollenspieler-Jargon

Zitat von: ErikErikson
Thor lootet nicht.

"I blame WotC for brainwashing us into thinking that +2 damage per attack is acceptable for a fighter, while wizards can get away with stopping time and gating in solars."

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Offline carthinius

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #22 am: 13.12.2009 | 12:11 »
Galt dieses Klischee nicht schon bei den Griechen und Römern?
Wenn "dumm" heißt, dass man kein Griechisch kann, dann ja.
Ansonsten würde ich eher auf "unkultiviert" und "verroht" hinweisen als wirklich "dumm".
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Offline jcorporation

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #23 am: 13.12.2009 | 12:15 »
Ich hab mit den Klischees ein Rollenspiel geschrieben. Natürlich setze ich die gerne ein!
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Offline Yvo

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Re: Gezielter Einsatz von Klischees im Rollenspiel
« Antwort #24 am: 13.12.2009 | 12:28 »
Ja, zumindest die Römer dachten auch so über "Barbaren" als unzivilisiert, wild, kulturlos, kräftig...

Ich bin der Meinung, der menschliche Geist ist kaum in der Lage, außerhalb von Klischees zu denken. Er nimmt nur Übereinstimmungen und Abweichungen mit dem Klischee war.

Beispiel:
Wenn ich einfach sage "ihr steht der Prinzessin gegenüber", haben alle sofort ein Bild im Kopf, dass ihrem Klischee einer Prinzessin entspricht. Erst wenn ich sage, "ihr steht der dunkelhaarigen, dicklichen Prinzessin gegenüber", wird aus dem Klischee "blond" und "schlank" gestrichen...

Die "weißen Flecken" in der Erzählung... ...alles, was nicht explizit gesagt wird, ist also fast immer Klischee. Deshalb ist ein spielen ohne Klischees nicht möglich...

Aber was hier gemeint ist, ist wohl der "bewusste" Einsatz von Klischees, d. h. die Prinzessin wird auch als blond, schlank und im reichverzierten Kleid beschrieben.

Das kann man machen, denn die Klischees erfüllen eine gewisse Funktion!
Die Prinzessin ist die personifizierte Unschuld, damit man sie rettet und nicht sagt "Ach, die hat es verdient und so gut sieht die auch nicht aus..."
Der Klischee-Ork ist halt böse und als Schwertfutter geeignet, wäre er nett und intelligent könnte man ihn ja nicht töten...

Will man jetzt auf Klischees verzichten, so muss man Anstrengungen unternehmen, damit andere Objekte der Geschichte diese Funktionen einnehmen können. Es würde beispielsweise lange dauern, bis ich verständlich gemacht hätte, dass der arme Ork vor der bösartigen, angriffslustigen Prinzessin gerettet werden muss.

Dennoch sind solche Klischeebrüche (ok, vielleicht nicht unbedingt solche) wichtig, denn sie sorgen für Überraschung und "erweitern den Geist", auch wenn das blöd klingt.

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