Autor Thema: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."  (Gelesen 3093 mal)

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Offline Grubentroll

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"Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« am: 29.12.2009 | 17:23 »
Ihr kennt sicher das Phänomen, dass nach der wunderschönen Anfangszeit nach dem Ersterscheinen eines Settings, alsbald euch alles übererklärt, zu durchforscht, und zu unmystisch wirkt.

Oft liest man das hier bei DSA, aber ich habe diese Empfindung eigentlich bei jeder Kampagnenwelt gemacht, die ich länger spielen und vor allem spielleiten durfte, sei es (ein paar Beispiele)

* Forgotten Realms: die erste graue Box war der Wahnsinn, tolle Stimmung durch Illustrationen&Beschreibungen, Orte und NPCs, aber spätestens mit der schwarzen Box anno 93 wurden diese immer mehr zu übermächtigen selbstreferenzierenden Comicfiguren.

* Dragonlance: Wunderschöne  Bücher/Kampagnenreihe, mit einer der stimmungsvollsten Welten, die ich je erlesen durfte, aber nach gefühlten 50 erschienenen meist qualitativ schwachen Romanen und Modulen ist von der Ursprungsmystik nicht mehr viel zu spüren gewesen. Mal wieder eine überbeschriebene Welt.

* Shadowrun: Hat einfach Ende der 80er/frühe 90er in die Zeit gepasst, Seattle als Setting war originell, man hatte ein paar Aufhänger, wie zB das Eye of the Needle, Matchsticks, Street Docs, und ein paar coole NPCs wie die Jungs aus dem Einführungstext (Dodger, Sally Tsung und Ghost), aber auch gefühlte 50 Romane, Quellenbände und Module später ist von der Magie hier auch nicht mehr über geblieben, und es fühlt sich meiner Meinung nach auch nicht mehr an wie das 1rst Edition Shadowrun.


Die Gründe warum dies passiert sind mir natürlich klar. Der Verlag will Geld verdienen, baut eine Marke auf mit dem System, und freut sich dann, wenn die Leute Folgeprodukte wie Abenteuermodule, Quellenbücher und Romane kaufen.
Man könnte ja sogar argumentieren, ein System bei dem nichts mehr erscheint ist tot. Aber das andere hier beschriebene Extrem empfinde ich auch nicht als besser.


Meine Frage hier ist, läuft das nicht der Stimmung des Settings irgendwie entgegen, d.h. sägt sich da ein Verlag, je mehr er rausbringt nicht den Ast ab, auf dem er bzw das Setting sitzt?
Und was wären positive ausnahmen an Systemen, wo diese Balance gelingt, eurer Meinung nach, und warum?




Offline K!aus

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #1 am: 29.12.2009 | 17:43 »
Zitat
* Forgotten Realms: die erste graue Box war der Wahnsinn, tolle Stimmung durch Illustrationen&Beschreibungen, Orte und NPCs, aber spätestens mit der schwarzen Box anno 93 wurden diese immer mehr zu übermächtigen selbstreferenzierenden Comicfiguren.

DAS finde ich recht interessant.

So ähnlich ging es mir mit dem neuen Kampagnen Set Eberron. Zu Beginn finden sich darin kaum High Level Charaktere. Irgendwo stand eine Erklärung, dass eben der 102 jährige Krieg vorbei sei und die ganzen großen Helden verstorben seien.
Ich glaube man fand nur recht wenig NPCs im 2stelligen Bereich.

Dann kamen immer mehr Sourcebook raus und schließlich auch die immer dickeren NPCs. Wobei ich an der Stelle sagen muss, dass es glaube ich eher die Monster waren, die eben heftig waren / wurden.

Ich für meinen Teil mag Eberron nach wie vor, lese die Romane immer noch gerne. Auch wenn jetzt weniger herauskommen. Der Hype ist eben vorbei.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Eberron die "dicken" Ereignisse mit Absicht nirgends richtig erklärt. Das Trauerland, die Prophezeiung der Drachen, es gibt keine Werte für die (vermeintlichen) Götter, um sie zu bekämpfen, etc.

Ich persönlich finde nur das DnD System nicht ganz so passend für Eberron. But this is another story...

Gruß,
Klaus.
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Offline Falcon

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #2 am: 29.12.2009 | 17:47 »
Ich würde sagen, das hängt wirklich ganz und allein von der Qualität der Produkte ab, nicht ob es wenig oder viel davon gibt. Bei vielen Verlagen merkt man eben, daß sie die Qualität oder Originalität, die die erstausgaben ausgemacht haben, nicht durchhalten können, so daß man sie genauso gut als Glückstreffer abstempeln kann.

In der Tat haben dünne Spielwelten bei mir sogar einen sehr schwachen mysthischen Moment, einfach weil ich nichts entdecken kann und mich nirgendwo reinwühlen kann.

Ich kenne nicht viele Settings mit viel Material sehr gut, aber wo das einigermaßen funktioniert ist imho Earthdawn. Alles was ich gelesen habe, hat die Welt irgendwie bereichert und den Mythos vergrößert und nicht überschrieben.

Oder allgemein Settings, die konsistent und realitätsnah,bodenständig sein wollen (ich sage jetzt mal "konsistente Mittelalterwelten"). Harnmaster z.b. Da gibt es Unmengen an Baustellen, die man mit gutem Material füllen kann .



DANN hängt es davon ab, in welchem Alter man das konsumiert hat. Ich habe z.b. erst jetzt angefangen Drachenlanze zu lesen und finde es unerträglich und einfach saumäßig schlecht. Ich glaube nicht, daß da jemals etwas qualitativ gutes kam, daß einen Mythos rechtfertigt, wenn man älter als 10 ist.
« Letzte Änderung: 29.12.2009 | 17:52 von Falcon »
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Offline Bad Horse

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #3 am: 29.12.2009 | 17:55 »
@Grubentroll: Ich finde, du hast vollkommen recht. Je mehr die Welt erklärt wird, desto weniger "neu und shiny" sieht sie aus. Noch dazu taucht dann meistens so etwas wie Metaplot auf (bin ich persönlich überhaupt kein Fan von).

Das einzige Setting, das ich immer nach Jahren und vielen, vielen Veröffentlichungen immer noch cool finde, ist Ars Magica - das mythische mittelalterliche Europa. Aber das liegt wohl daran, dass das auf der realen Welt basiert und man sich da einfach Fakten heraussuchen kann, die man cool findet, und den Rest ignorieren kann.  ;)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Taurendil

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #4 am: 29.12.2009 | 17:58 »
Das mit dem Zauber und dem Anfang gilt doch für fast alle Sachen. Ißt man sein Lieblingsessen jeden Tag 3mal, hängt`s einem bald schon zum Hals heraus.

Vieles hast Du eh schon vorweggenommen, das mit dem Geld verdienen und so. Der Zauber verliert sich allein schon darin, daß andere Autoren diesen Zauber einfach nicht haben, den die "Gründerväter gelegt haben.

Positive Ausnahmen von den halbwegs bekannteren Systemen/Settings wären für mich Midgard und HârnMaster, wo auf die Jahre gesehen wenig rauskam, gut verdaubar für die Fans.

Das klassischte Beispiel für ein unverhunztes Setting überhaupt ist Mittelerde, weil da ausser dem Gründervater nie jemand anderes was schrieb.
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Offline dunklerschatten

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #5 am: 29.12.2009 | 18:22 »
Zitat
...die man cool findet, und den Rest ignorieren kann...

Das kann man eigentlich immer machen ;) und Publikationen die den Flair killen einfach kicken

So handhaben wir es bei uns in der Runde mit SR, da spielen wir schon ewig und picken uns da nur die Rosinen raus.


Ich denke ja, das Thema/Problematik hängt auch stark mit der pers. Aufmerksamkeitsspanne/Begeisterungsspanne zusammen.

"Stellt Euch den Tatsachen, dann handelt danach!"
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Offline Robert

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #6 am: 29.12.2009 | 20:21 »
Kommt wohl wirklich auf das Alter(und die Erfahrung mit Rollenspielen) an >;D
Birthright, Dark Sun, Drachenlanze, Ravenloft.
Battletech, Star Wars.
Alles Welten, in die ich immer wieder gern eintauche. Auch nach 15 Jahren und 50 Büchern :d

Interessanterweise haben 7te See und Firefly/Serenity ähnliche Gefühle hervorgerufen.
Entweder stimmt da die Qualität, oder ich bin einfach geistig nie älter als 16 geworden ~;D
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Wolf Sturmklinge

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #7 am: 30.12.2009 | 08:50 »
Kommt wohl wirklich auf das Alter(und die Erfahrung mit Rollenspielen) an >;D
Birthright, Dark Sun, Drachenlanze, Ravenloft.
Battletech, Star Wars.
Alles Welten, in die ich immer wieder gern eintauche. Auch nach 15 Jahren und 50 Büchern :d

Interessanterweise haben 7te See und Firefly/Serenity ähnliche Gefühle hervorgerufen.
Entweder stimmt da die Qualität, oder ich bin einfach geistig nie älter als 16 geworden ~;D
50 Bücher von Dark Sun? Dann fehlen mir glaub ich 43.

Offline 8t88

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #8 am: 30.12.2009 | 09:39 »
Aeon Trinity finde ich ein sehr positives Beispiel, was den Informationsfluss angeht!
Aber das ist ja auch eingestellt :(
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Offline Woodman

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #9 am: 30.12.2009 | 09:47 »
@Wolf Sturmklinge
Dann hast du ja noch paar Bücher zum sammeln über (Dark Sun) sind zwar keine 50, aber deutlich mehr als 7 ;)

@topic
Ich hab weniger das Gefühl, das die Welten für mich ihren mystischen Flair verlieren, als das sie von Seiten der Verlage einfach verändert und der Zeit/Mode angepasst werden, und mir die Teilweise drastischen Veränderungen einfach missfallen, weil sie dem was mir am Original gefiel zuwider laufen. Beispiel SR, da hatte ich mit SR1-3 keine wirklichen Probleme, den Metaplot hab ich einfach weitgehend ignoriert, bei den Romanen auf solide Autoren gesetzt und ansonsten vorher einfach mal informiert wie Buch X denn so ist, Aber im großen und ganzen war das die ganze Zeit eine End80er Cyberpunkwelt mit Magie, die Veränderungen an der Welt ansich in SR4 gehen mir so sehr gegen den Strich, das ich damit einfach nix mehr anfangen kann.

Offline Grubentroll

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #10 am: 30.12.2009 | 10:40 »
@Woodman:
Ja, da gehts mir auch im extremen so.
Da schlagen so manche Metaplots natürlich auch starke Breschen in den Wald eines Settings, das man am Anfang sehr mochte.
Ich weiss noch als diese Anfang bis Mitte der Neunziger aufkamen, sowohl in den Forgotten Realms als wie auch in Shadowrun (DSA hab ich damals nicht verfolgt, nur am Rande mitbekommen). Bei Forgotten Realms hat diese "Times of Trouble"-Kampagne ja gleich mal komplett alles über den Haufen geworfen, und unter anderem den Oberbösewichtgott ("Bane") weggeschossen.
Mit der neuen Welt konnten meine Spieler irgendwie nicht mehr viel anfangen.

Anfangs fand ich die Idee mit den Metaplots sehr reizvoll, aber relativ schnell hab ich gemerkt, dass sich dadurch auch Konstanten wegen denen ich die Spielwelt eigentlich mochte stark veränderten, bzw, dass dies dann oft zu einer Spielwelt führte, die den Charme der frühen Tage so nicht mehr hatte.

Ich glaube, würde ich zB Shadowrun dieser Tage nochmal leiten, ich täte einfach das Seattle von 2050 nehmen, wie ich es lieben gelernt habe anno 1989/90.

Genauso bei anderen Kampagnen.


Offline Robert

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #11 am: 30.12.2009 | 12:29 »
@ 50 Bücher:  ::)
Ich hab eigentlich auf Drachenlanze gezielt, die anderen 3 Settings haben
1) keine langen Romanreihen
und
2) keine 20+ Quellenbände für D&D 3.X
Wenn man 1 und 2 zusammenzählt, kommt man bei Drachenlanze bequem auf 50 Bücher.
Ich hab die Zahl einfach mal aus der Luft gegriffen, DSA hat mindestens 5mal so viele(allein je über 100 Romane und Kaufabenteuer!)
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Offline KWÜTEG GRÄÜWÖLF

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #12 am: 30.12.2009 | 12:35 »


Das einzige Setting, das ich immer nach Jahren und vielen, vielen Veröffentlichungen immer noch cool finde, ist Ars Magica - das mythische mittelalterliche Europa. Aber das liegt wohl daran, dass das auf der realen Welt basiert und man sich da einfach Fakten heraussuchen kann, die man cool findet, und den Rest ignorieren kann.  ;)


Geht mir genauso, eines der wenigen Fantasy-Rollenspiele, dessen Schauplätze man mit dem Auto erreichen kann und dessen magische Artefakte in Museen zu bestaunen sind (heilige Lanze -na gut, göttlich statt magisch).
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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #13 am: 30.12.2009 | 12:40 »
Ein Gegenbeispiel für mich:

Planescape
Je mehr ich davon lese, desto mehr verliebe ich mich in diese Welt.

oWoD
Neue Stadt neues Glück. Nur die Zeit des dünnen Blutes und der Metaplot hat genervt. Übrig sind dann neue Coolo-Powerz und neue KOnzepte, also was man braucht, um als 15 Jähriger Vampirärsche zu treten. ;D

Bei Fading Suns gehts mir allerdings fast so, wie im ersten Post beschrieben. Das Wundern weicht der Erkenntnis, dass man für nen tollen Arbeit doch Arbeit investieren muss. ;D
(Es ist trotzdem noch mein lLeblingssetting zum Zocken.)

Offline Grey Ice

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #14 am: 30.12.2009 | 13:39 »
Meine Frage hier ist, läuft das nicht der Stimmung des Settings irgendwie entgegen, d.h. sägt sich da ein Verlag, je mehr er rausbringt nicht den Ast ab, auf dem er bzw das Setting sitzt?
Und was wären positive ausnahmen an Systemen, wo diese Balance gelingt, eurer Meinung nach, und warum?
Um mal hier auf die Frage zu antworten, und nicht mit den anderen im Kanon "Früher war alles besser" zu jammern:

Du fragst, ob ein Verlag nicht mehr mit einem Setting verdienen würde, wenn er keine neuen Produkte dazu anbieten würde?
Mal ganz ehrlich, nichts zu machen ist selten besser als überhaupt was zu machen - auch wenn jedem Beteiligten klar sein sollte, das sich das Setting dadurch "verbraucht".

Wenn man einfach mal Shadowrun als Beispiel nimmt: SR1 habe ich nie gezockt, zu dieser Version und SR2 kann ich auflagentechnisch wenig sagen. IIRC soll SR4 jedoch SR3 an Auflagenzahl übertroffen haben. Selbst wenn da zwischenzeitlich 2-3 Verlage zwischen liegen läuft das neue System - wenn FanPro und Catalyst statt dessen weiter SR1 samt Erweiterungen vertrieben hätten, bezweifel ich ernsthaft, das dann genauso viel Umsatz hätte gemacht werden können.

Auch wenn ein System oder ein Setting brilliant und absolut bezaubernd ist, so ist doch in der Regel bereits der Tag bestimmt, an dem es zum "alten Eisen" und damit langweilig wird. Jedes Buch nach dem 1. zu dem Setting ist imho ein Versuch, mehr Kapital aus dieser Idee zu schlagen, und mit jedem neuen Buch sinkt die Menge an Kapital, die das Setting noch hergibt, bis es irgendwann ausgeschöpft ist. Auch wenn es Fans des Ursprungs-Settings nicht passt, ist die Nutzung des Potentials des Settings durch den Verlag profitabler, als dieses Potential aus ästetischen Gründen einfach verfallen zu lassen. Das ist aber imho kein Sonderfall aus der Literatur - der VW Käfer war auch ne coole Idee, als er rauskam, und hatte ne lange Zeit jede Menge Fans, und doch werden mittlerweile keine mehr gebaut (nein, ein Beetle ist in meinen Augen kein Käfer).

Ich weiß auch kein Setting, bei dem der Verlag nicht versucht hätte, soviel Kapital wie möglich daraus zu schlagen. Zur Not gibt es irgendwelche Neuauflagen, wie BT: Dark Age oder BT: Classic, oder die nWOD oder so etwas. Mittelerde vielleicht, zumindest Romane gibt es seit denen der Tolkiens keine mehr, was für das Setting an sich definitiv kein Nachteil war - allerdings nur, weil es wirklich ein grandioses, nur schwer vergleichbares Werk ist. Den HdR und Forgotten Realms im selben Atemzug zu nennen halte ich für arg gewagt.
Ob dadurch aber Tolkien und seine Nachfahren den Profit aus ihrer Idee maximiert haben, wage ich zu bezweifeln.
« Letzte Änderung: 30.12.2009 | 13:57 von Grey Ice »

Offline Grey Ice

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #15 am: 30.12.2009 | 13:42 »
EDIT: Sorry, Kommunikationsproblem mit dem Forum
« Letzte Änderung: 30.12.2009 | 13:55 von Grey Ice »

Offline Grubentroll

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #16 am: 30.12.2009 | 17:43 »
Nun, das schöne an Pen&Paper ist ja gerade, dass man mit eben nem Stift, Würfel und Papier anfangen kann, und der Rest ist Option.

Soll heissen, wenn man sich einfach die Quellenbände der Edition nimmt, die einem in einem System am besten gefallen, hat man meistens doch immer noch soviel an Material zum spielen, dass einem kaum langweilig wird.

Und man ist da genauso modern oder nicht, ob man jetzt Shadowrun 1rst Ed spielt oder 4th. (Na gut, ein paar der blödsinnigen Kampfregeln in der 1rst ed würde ich auf 2nd ed niveau schrauben, den Rest aber beibehalten :) ).

Es kommt da nur auf den Spaß an.

Offline Horatio

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #17 am: 30.12.2009 | 18:33 »
Ich denke mal, das ist ein Problem, das insbesondere High Concept Settings befällt, wie man sie gerade aus den 90ern kennt. Bspw. Fading Suns, Deadlands, 7th Sea, Legends of the 5 Rings, Shadowrun etc.

Mit dem GRW bekommt man erstmal die Idee des Settings präsentiert und bekommt einen  Überblick und ein paar Namen. Es erfüllt alles das, was man an Erwartungen an das Genre oder den Genre Mix hat und man kann die Lücken sofort mir eigenen Ideen füllen: Wiedererkennungswert ist da, man weiß also „wies läuft“.

In den ersten Publikationen werden dann die Kernthemen beleuchtet und meist fühlt sich das noch alles gut an und bestätigt und unterstützt die eigenen Vorstellungen. Dann aber muss teilweise doch in die Trickkiste gegriffen werden. Entweder werden Grenzbereiche beleuchtet oder es wird Metaplot eingeführt, der beginnt das Setting zu verändern.

Die Publikation führen also mit der Zeit oft weiter vom Kern weg, als dass sie ihm zuarbeiten und zudem, hat man den speziellen Flair nun schon eine ganze Weile genossen und das  neue und aufregend Setting ist gar nicht mehr so neu. Plus wie in jedem System, irgendwann kennt man auch dessen Schwächen.

Wenn ich da so drüber nachdenke, Savage World macht es da genau richtig. Ein System, jede Menge kleinere High Concept Settings, die nur ihre Kernbereiche bedienen. Hat man eins durch, wartet schon das Nächste :).

Ich glaube, größere, vielseitigere Settings, wie bspw. DSA haben es da leichter. Da kann schon ein Regionswechsel das Bedürfnis nach was Neuem befriedigen. Zumindest hat DSA jede Menge treue Fans und eingeschworene Gemeinschaften^^.

EDIT: Mir fällt grad auf, von den ganzen 90er High Concept Sachen haben viele nicht überlebt. Deadlands gibt es nur noch in SW Neuauflage, 7th Sea ist tot, Fading Suns liegt brach..
« Letzte Änderung: 30.12.2009 | 18:35 von Horatio »
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
as long as the characters in the story believed in their roles, the Story Guide believed in the consequences of any actions taken,
and the players believed in the story more than mere setting facts. Whatever the story would be in genre and message,
that would be revealed after the fact, not before.
- Eero Tuovinen: A Loveletter to a Story Gamer

Offline Grubentroll

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #18 am: 30.12.2009 | 18:53 »
@Horatio: Schöner Post, ich glaube da triffst du den Nagel auf den Kopf, was ich genau meine eigentlich, und wie es dazu kommt..

Ganz ärgerlich fand ich zB in Faerun, dass am Anfang sogar gesagt wurde, dass bestimmte Bereiche wie Sembia "carte blanche" bleiben werden, dh es wurde versprochen dass es keinerlei Verlagspublikationen zu den Gegenden geben wird, damit die SLs da ihre eigenen Ideen reinbauen konnten, und mit der zweiten Edition des Settings, das 1993 rauskam, wars damit Pustekuchen. Ab da gabs es dann doch spezifische Beschreibungen über Sembia.

Ich merke grad wieder, dass für mich der ärgerlichste Fall (anders wie bei allen anderen Forenteilnehmern, wo das DSA zu sein scheint ;D ) da einfach Forgotten Realms/Faerun war.
Ich mochte die graue Box von 1987 einfach so irre gerne, und die ersten Zusatzmodule wie "Moonshae", "Dreams of the Red Wizards" und "Savage Frontier" und auch noch "Bloostone Lands" waren einfach der Knüller. Die haben die einem eine Karte gegeben, ein paar außergewöhnliche Sachen über den Ort erzählt, ein paar interessante NPCs vorgestellt, aber alles ohne zu sehr ins Detail zu gehen, und schon hatte man um die 20 Abenteuerideen im Kopf, die man alle spielen wollte.

Der grafische Stil, diese dunkelbraune Schrift auf Hellbraun/Creme-marmoriert wurde auch lange Zeit beibehalten, was auch zur Stimmung sehr beitrug.

Beim Erscheinen der Schwarzen Box anno 1993 war das alles weg auf einmal. Ich kann garnicht genau erklären was mich gestört hat. Obwohl, wahrscheinlich war es einfach alles. Ich habe die Box am Tag des Erscheinens gekauft, und das war komplett nicht mehr mein Faerun.

Heutzutage habe ich sogar fast so etwas wie eine Antipathie gegen das Setting, was auch von der merkwürdigen Popularität herrühren mag, die eher durch die vielen Computerspiele die dort spielen erzeugt wurde denn durch die realen P&P-Produkte.

Offline Grey Ice

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Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #19 am: 30.12.2009 | 22:24 »
Zitat von: Grubentroll
Nun, das schöne an Pen&Paper ist ja gerade, dass man mit eben nem Stift, Würfel und Papier anfangen kann, und der Rest ist Option.

Soll heissen, wenn man sich einfach die Quellenbände der Edition nimmt, die einem in einem System am besten gefallen, hat man meistens doch immer noch soviel an Material zum spielen, dass einem kaum langweilig wird.

Und man ist da genauso modern oder nicht, ob man jetzt Shadowrun 1rst Ed spielt oder 4th. (Na gut, ein paar der blödsinnigen Kampfregeln in der 1rst ed würde ich auf 2nd ed niveau schrauben, den Rest aber beibehalten Smiley ).

Es kommt da nur auf den Spaß an.
Natürlich kann man sich Quellenbände/Editionen und Regeln selber so rauspicken, wie sie einem passen - deswegen gibts halt noch so viele SR1-Spieler ;-). Es ist halt jeder Runde selber überlassen, wie modern sie spielen will und wie nicht - du hast recht, die Modernität ist tatsächlich keine entscheidende Frage, solange man nicht nur auf Cons spielt, wo man imho nach einer gewissen Weile schon noch gezwungen ist, auf die moderneren Versionen zu wechseln.

Entscheidender ist allerdings mMn die Frage der Abwechslung. In einem Hobby, was einem Spaß macht, werden viele, wenn nicht die meisten, danach streben, sich selber fortzuentwickeln. Langeweile oder das Streben nach Verbesserung könnten Beweggründe sein.

D.h. entweder, das aktuelle, und so bezaubernde, fesselnde Setting ist irgendwann halt langweilig, weil man überall war, alles schon gesehen hat usw. - in unserer Runde gibt es das teilweise, wenn man SR schon mehr als ein Dutzend Jahre gespielt hat, ist das meiste also schon mal da gewesen, und irgendwann macht es halt kein Bock mehr, ewig dieselbe Geschichten mit denselben Problemen und denselben Leuten zu durchleben. Entweder die Gruppe entwickelt sich weiter, andere Leitstile, Mitspieler, SL's, oder neue Aspekte des Settings. Wenn es die nicht gibt, dann halt ein anderes Setting, oder ein anderes System.

Oder man versucht als Runde oder Einzelperson den Nutzen dieses Hobbies zu maximieren, indem man Sachen, die einem nicht passen, auszubauen oder umzubauen versucht. Sei es durch Hausregeln oder ähnliches. Vieles wird sich jedoch nur schwer umbauen lassen - Entweder man denkt sich eine besondere Kampagne aus (Cops, Gangs, Kon, Medien, Zivilisten, etc), oder SR ist ein Spiel wo der SL recht früh mit dem Satz kommt: "Du erhälst einen Anruf, ein Typ namens Johnson will dich treffen, in derundder Kneipe". Andere Settings und Systeme können hier als Inspiration dienen, sollte das eigene Setting keine Möglichkeiten liefern, wie es selber "Neuland" betreten kann.


Ich z.B. würde den Regelwust der 2nd/3rd Edition SR um keinen Preis mehr nutzen wollen. Auch ein Setting zu nutzen, was teilweise hinter unseren derzeitigen technischen Möglichkeiten hinterherhinkt und gleichzeitig versucht, die zukunft vorzugaukeln, ist nicht unbedingt das, was ich gerne noch im SR-Universum zocken möchte. Ich glaube auch nicht, das ich mit dem Wunsch, selber verschiedene Settings uns Systeme auszuprobieren, und selber das Rollenspiel von mir, und das in unserer Runde, zu verbessern, alleine bin. Jörg D.'s Diary von seiner "Back-to-the-Roots"-Hack&Slay-Runde ist imho ein Beispiel dafür - ja es mag nostalgisch sein, mal wieder wie ein 15-jähriger zocken zu können, und sich an Sachen zu freuen, mit denen man vor Jahren so viel Spaß hatte, aber als Dauerzustand ist das imho nicht für jeden wünschenswert.

Und das ist der Punkt, wo entweder das eigene Wunschsetting diesen Wunsch nach neuem befriedigt, oder man "fremdgeht". Sucht man sich andere Systeme, stirbt das Setting. Die Erweiterungen des Settings sind, wie ihr hier dargelegt habt, auch nur bedingt das gelbe vom Ei, das heißt früher oder später helfen sie auch nicht mehr, die Spieler zu binden, und das Setting stirbt ebenso. Imho sind diese Erweiterungen des Settings keine Sachen, die das Setting ruinieren oder zu grunde richten, wie du es anfangs angedeutet hast. Sie sind Versuche, das Setting am Leben zu erhalten und weiter Sachen dazu zu verkaufen. Früher oder später bringt das nichts mehr, jemand übertreibt es, ruiniert es oder ähnliches. Aber wenn dir als Spieler diese Erweiterungen nicht zusagen, kannst du, wie du vorhin geschrieben hast, sie ja weglassen, niemand zwingt dich, den Metaplot des Settings unbedingt zu verfolgen, wie bestimmt einige oWOD-Runden berichten können. Ob es nun Erweiterungen dafür gibt oder nicht ist imho irrelevant bei der Frage, ob das Setting stirbt oder nicht. Nur bei der Frage, ob es bei dem Tod insgesamt noch hübsch aussieht...



Wenn ich da so drüber nachdenke, Savage World macht es da genau richtig. Ein System, jede Menge kleinere High Concept Settings, die nur ihre Kernbereiche bedienen. Hat man eins durch, wartet schon das Nächste :).
...
EDIT: Mir fällt grad auf, von den ganzen 90er High Concept Sachen haben viele nicht überlebt. Deadlands gibt es nur noch in SW Neuauflage, 7th Sea ist tot, Fading Suns liegt brach..
Die Frage ist, ob es diese High Concept-Systeme eher überlebt hätten, wenn sie nicht mehr gefeatured geworden wären. Den Vorteil von SW, ein System, welches auf verschiedene vorbereitete Settings anzuwenden ist, lässt sich bei anderen Systemen halt nur z.T. darstellen, hauptsächlich durch "aufbohren" des Settings selber, z.B. bei SR durch das reinbringen von Vampiren & Co. (als ob jemand es wirklich nötig hat, SR mit Vampiren zu spielen, um eine WOD zu haben) oder Forgotten Realms/Dragonlance durch halt neu beschriebene Regionen, Metaplots usw, die das Setting selber halt erweitern sollen und den Spielern was neues bieten.

Bieten sie nichts neues, werden die Spieler früher oder später auch das tollste Setting über haben und was neues ausprobieren wollen - zumindest besteht darauf eine sehr gute Chance. Bieten sie was neues, kann es sie weiter beschäftigen oder nicht, hängt von der Qualität der Erweiterung an. Gerade bei Spielen mit komplexen Settings wird es imho merkwürdig, wenn man es zu weit zu erweitern versucht - Beispiel die MMVV-Geschichte bei SR, die IE's, Drachen, etc., die alle ungefär so nötig sind wie ein Loch in der Decke. Sie machen die Sache individueller, erlauben SR so mehr in Richtung Fantasy zu gehen als z.B. Cyberpunk, aber wirklich nötig hat das Setting sie imho nicht.

Ein

  • Gast
Re: "Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne..."
« Antwort #20 am: 31.12.2009 | 10:37 »
Ich ignoriere einfach Entwicklungen in meinen Lieblingssettings, die mir nicht passen, und erweitere sie lieber durch die Elemente, die von meinen Runden selbst ins Spiel gebracht werden. Dann klappt das schon mit der dauerhaften Motivation. Wobei es auch förderlich ist immer wieder einmal etwas anderes zu spielen.