Es war zeitlich einfach zu knapp die Zwischensequenzen auszuspielen. Es hätte deutlich mehr Tiefe gebracht. Mit einem Zeitlimit zu arbeiten missfällt mir deutlich. Während der Abgrund nicht spezifisch auf einen Charakter zugeschnitten war, so sollte es für die „Guten“ einen deutlichen Kontrast abzeichnen.
Das letzte Abenteuer hatte seine Spuren hinterlassen. Kaith, Valis, Lomron und Il´Shandril standen wie benommen in der Höhle, die vier schillernden Tore vor sich. Irgendwie waren sie der Schneehölle entronnen, ihre notdürftig geflickte Kleidung und ihre prall gefüllten Rucksäcke bewiesen, dass sie wohl auch im Ort gewesen waren, doch so richtig daran erinnern konnte sich niemand. Wozu noch weitere Zeit vergeuden, schließlich hatten sie erst eine Zutat gefunden.
Ohne weiteres Zögern, diesmal gab es keine zeitraubenden Diskussionen, welches Portal denn das richtige sei, schritten die vier Helden auf das nächste Portal zu, das dunkellila vor ihnen schimmerte. Auch diesmal erwartete sie am anderen Ende Dunkelheit. Nachdem sie für etwas Licht gesorgt hatten, erkannten sie, dass sie sich in einer kleinen Höhle befanden, deren einziger Ausgang eine nach unten führende geschwungene Treppe war. Da keine andere Möglichkeit blieb, folgten sie vorsichtig dieser Treppe. War die Luft vorher schon seltsam schwer gewesen, so verstärkte sich das Gefühl, dass es ziemlich ungesund sei sich hier länger als nötig aufzuhalten, je weiter sie hinabschritten. Selbst Lomron, der noch am ehesten mit dem Leben im Berg vertraut war, gefiel es hier nicht. Er warnte seine Gefährten, besser nicht zu tief einzuatmen, und sprach von höchstens zwei Stunden, die sie unter diesen Bedingungen überleben würden.
Ein Zeitlimit vermittelte genau den richtigen Eindruck von unbestimmter Bedrohlichkeit und verhinderte das trödeln. Die Spieler gingen zügig aber ohne Hast vor.
Keine sehr guten Aussichten. Ganz aus der Ferne kamen Töne zu ihnen, genauer gesagt konnten nur Il´Shandril und Valis sie wahrnehmen. Es hörte sich an wie Katzengejammer in Kombination mit einer großen Trommel. Zumindest versuchten sie die Geräusche mit diesen Worten zu beschreiben. Geräusche, bei denen sich jedes einzelne Haar aufstellen würde. Sie mußten weiter, auch wenn sie nicht wollten, die Zeit drängte. Andrerseits war der Weg jetzt zu Ende, so schien es zumindest anfangs den Elfen. Der erfahrene Zwerg schüttelte ob soviel Unwissenheit nur den Kopf, legte seine Waffen ab, den Kopf noch einmal in den Nacken, um sich über den Zustand der Decke über ihnen zu informieren, stemmte sich dann mit seinem Körper, nicht ohne etwas zu murmeln, gegen die starre Felswand. Und es passierte tatsächlich! Knarzend rollte ein riesiger Felsbrocken erst etwas nach hinten, um dann zur Seite zu Kippen. Der Durchgang war frei. Mit aufgerissenen Augen starrten alle vier auf die Szenerie, die sich ihnen nun bot.
Es war nicht hell, aber auch nicht dunkel. Alles war in rötliches Licht getaucht, das aber wiederum nicht konstant schien. Fast schien die Lichtquelle selbst zu leben. Das Atmen war mittlerweile noch schwerer geworden. Zum einen war es sicher der penetrante Gestank, der sie daran hinderte, zum anderen aber auch das Gefühl, mit jedem Atemzug brennende Luft einzuatmen. Idyllisch war es hier mit Sicherheit nicht! Es schien sich um eine Ebene zu handeln, auf die sie nun blickten, begrenzt von Felsen, auf denen die Schatten tanzten, auf der rechten Seite. Mittlerweile konnten auch die anderen Mitglieder hören, wovon Valis und Il´Shandril zuvor gesprochen hatte, und nicht nur das. Auch die Verursacher waren zu erkennen, meist undeutlich zwar, aber trotzdem. Es waren Wesen mit Hörnern, mit 2 oder 4 Hufen und einem Schwanz, dann wieder geflügelte Wesen. Einige von ihnen gingen aufrecht auf zwei Beinen, andere konnten nur kriechen. Was waren das für Wesen? Dämonen?
Nachdem sich Kaith, Valis, Lomron und Il´Shandril an das seltsame Gebaren und die zugehörigen Töne gewöhnt hatten, konnten sie ein gewisses System in der Bewegung aller erkennen. Sie kamen entweder direkt wie ein Wurm aus der Erde oder durch die Lüfte geflogen. Einige flogen selbst, andere nutzten Reittiere mit Flügeln, die sie nach der Landung einfach stehenließen. Auf der linken Seite schien eine regelrechte Ansammlung dieser Flugwesen zu sein, niedere Wesen wuselten um sie herum, fielen manchmal über sie oder ihresgleichen her, um anschließend scheinbar zufrieden zu nicken. Auch Wolken waren zu erkennen, diese schienen sich immer in Richtung großer Gruppen zu bewegen, und es war deutlich zu erkennen, dass selbst die Dämonen, wenn es möglich war, einen Bogen um sie machten.
Die meisten der Wesen gingen als Dämon in ein Zelt und kamen am anderen Ende als Mensch, oder zumindest als etwas, das man sich aus der Entfernung als Mensch vorstellen konnte, wenn einen etwaige Hörner, Hufe oder Schwänze dabei nicht stören, heraus. Wobei die Kleidung sehr freizügig war. Kaith, der sich selbst immer wieder rühmte, sich überall dort, wo er möchte, in Luft auflösen zu können, wurde, mehr oder weniger freiwillig, dazu auserkoren sich den Vorgang im Zelt einmal anzusehen. Nach schier endlosen Minuten kam er zurück, schneeweiß im Gesicht, sehr übel riechend und in eins der Gewänder gehüllt. Es war ihm gelungen, zusätzlich noch einige Gewänder zu bekommen, ursprünglich wohl sehr kostbares Material, war es jetzt zerrissen und auf eigentümliche Art wieder zusammengefügt worden. Valis, dem die Atemluft anscheinend schon sehr zugesetzt hatte, warf plötzlich völlig enthemmt seine Kleidung zu Boden und hüllte sich in die "neuen" Gewänder. Er strahlte und rief immer wieder: "Ich fühle mich so frei, so frei habe ich mich noch nie gefühlt. Das ist ein völlig unbekanntes Gefühl für mich". Il´Shandril und Lomron blickten ihn etwas schockiert an, griffen dann aber ihrerseits zu den Gewändern und versuchten, diese möglichst kunstvoll so um sich zu legen, dass sämtliche Waffen mit versteckt wurden.
Das Ganze war, wenn es auch den Spielern nichtbewusst, ein Sandkasten Szenario. Ich hatte eigentlich nicht die geringste Ahnung wie sie weiterkommen sollten. Das wurde sehr positiv aufgenommen und ich habe versucht das in dem kommenden Abschnitt zu verstärken, mit gemischtem Ergebnis.
Die Spielrunde und ihr Hofnarr…in der Retroperspektive bin ich immer noch nicht schlau daraus geworden, ob der Spieler nur seine Grenzen austesten oder aus Unmut seinen Charakter “nuken“ wollte. Ich vermute der Spieler wusste es auch nicht. Trotz Nachfragens hat der Spieler damit auch nicht herausgerückt.
Es war auch so, dass der Kontrast der inzwischen eingespielten Gruppe und seinem Charakter immer größer wurde. Spielmechanisch gesehen war ich auf gewohntes Spiel zurückgefallen, keine Skillchallenges sondern einfache Erfolgswürfe. Funktionierte Reibungslos.
Auf jeden Fall mussten sie schleunigst weiter, doch wie? Auf der linken Seite schienen es zwar niedere Wesen zu sein, die dort herumliefen und sich gegenseitig anfielen, aber wirklich verlockend war dieser Weg nicht. Auf der rechten Seite konnte man dank der tanzenden Schatten nicht wirklich sehen, was einen dort erwarten würde. Also schien es gut zu sein, sich nicht nur durch die Kleidung, sondern durch den Geruch zu tarnen. Was konnte hierzu besser sein, als eins dieser Wesen zu töten und sich mit dessen Blut zu beschmieren. So meinte Lomron zumindest und lockte auch schon tatendurstig das kleinste dieser Wesen an. Doch es kam anders als es gedacht war. Zwar trafen die Helden immer zur Zufriedenheit, aber plötzlich waren mehrere Wesen da, spritzten mit Gift und schlugen wild um sich. Valis, einmal mehr dem Tode nahe, Lomron am Ende seiner Kräfte, selbst Kaith und Il´Shandril waren verletzt, so hatten sie es sich nicht gedacht. Mittlerweile waren mehrere giftige Lachen entstanden, auch die gefährlichen giftigen Wolken hatten sich bedrohlich genähert, als schließlich der letzte von ihnen einfach explodierte, zum Glück für alle hatte er seine Flucht schon begonnen, so dass er keinen großen Schaden mehr anrichten konnte.
Dieser Kampf hatte mehrere bewegliche Elemente, die Gegner, Wolken und die Giftpfützen. Das machte den Kampf spannend, dennoch wieder zu lange.
Den seltsamen Bewegungstil der Dämonen nachahmend gelangten die Vier zur Treppe und stiegen empor. Nur Valis schien dies alles sehr zu genießen. Er strahlte immer noch und summte "Ich fühl mich so frei, ich fühl mich so frei." Ein Turm, vorher nur als Schemen wahrzunehmen, war jetzt deutlich zu erkennen, ebenso die zwei riesigen Dämonen, die quasi als Torwächter auf jeder Seite des jetzt sichtbar gewordenen Tores standen. Jeder von ihnen besaß eine Scherenhand, mit der gefährlich geklappert wurde, während sich in der anderen Hand eine lange, nach oben zugespitzte Stange, die eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Lanze hat, befand. Lomron, der kleine Zwerg, marschierte als erster auf das Tor zwischen ihnen zu, als plötzlich die Erde bebte, direkt vor ihm mit der Stange aufgestampft wurde und eine dunkle Stimme sprach: "Was willst du hier?" Der Wahrheit entsprechend antwortet der Zwerg: "Ich will da rein!" Dann blitzten seine Augen auf und er fügte mit fester Stimme hinzu: "Wir werden erwartet!" Gleichzeitig trat er einem der Türsteher gegen den Fuß. Das forsche Verhalten des Zwerges erfüllte seinen Zweck. Aus Angst einen wichtigen Gast falsch zu behandeln trat der Dämon zur Seite und ließ die Gruppe durch das Tor gehen.
Der Turm hatte so ca. 50 Meter Durchmesser. Innen wurde eine seltsame Party gefeiert. Tanzten die Dämonen miteinander? Fraßen sie sich auf? Vermehrten sie sich? Wohl von jedem etwas. Ein Blick nach oben zeigte eine Empore, dort schienen die höhergestellten Dämonen zu feiern. Vielleicht war dort ja ihr Ziel? Doch wie dort hinkommen? Durch die Menge hindurch oder doch besser außen am Rand entlang? So genau wußte das keiner der vier. Gegenüber des Eingangs war eine Tür, vielleicht ging es von dort ja weiter.
Einige Minuten irrten sie umher, immer wieder die frivolen Tanzbewegungen der Dämonen nachahmend.
Zwischenzeitlich hatte Valis eine Eroberung gemacht, ein wohl weibliche Dämon mit einem hellen Fell und nur zwei Hufen beobachtete ihn anfangs nur interessiert, kam aber schließlich näher, schlug nach ihm um dann wieder an ihm rumzuknabbern. Valis genoß diese Behandlung sichtlich. Von Kimri, so hieß dieser Dämon, erfuhren sie schließlich, dass sie im Turm des Zauberers seien. Und dieser ganz oben hausen würde. Da sich alle außer Valis hier unten, wo kurz zuvor eine Hydra zur Belustigung aller freigelassen wurde, die sich erst auf einige Dämonen stürzte um anschließend selbst gefressen zu werden, unwohl fühlten, versuchten sie so schnell wie möglich einen Weg aus dieser Hölle heraus zu finden. Von Kimri, die nur auf Valis fixiert schien, und mit diesem als Lockmittel, erfuhren sie von der Treppe, die aus der Küche nach oben in den Turm führt. Hatten sie vorher noch gehofft, diesem Raum mit den widerlich stinkenden Töpfen entgehen zu können, so war genau dieser jetzt ihr Weg hinaus. Diesmal hatten sie unterwegs keine Probleme, vielleicht half Kimri als Begleitung aber auch. Keiner wußte es genau.
Die Treppe kamen sie zügig hinauf, doch wo sollte es weitergehen? Zahlreiche einfach geschlossene und auch verriegelte Türen waren zu sehen. Kaith, in Schlösser öffnen ja geübt, öffnete eine Tür nach der anderen. Hinter einer Türe befand sich ein Sammelsurium von Altmöbeln, diese waren allerdings mit Magie versehen und fingen gleichzeitig an zu reden, als sich die Tür öffnete; hinter einer anderen befand sich ein großer Garten mit hübsch angelegten Rosenbeeten. Doch so harmlos wie er aussah, war dieser Garten nicht. Die Rosen gehörten zur Gattung der Vampirrosen und klapperten schon erwartungsvoll mit ihren Dornenklappmessern. Als die vier Helden an ihnen vorbei gingen, zogen sie ihre Wurzeln aus der Erde und folgten langsam. Selbst das Gras, über das sie schritten, wickelte sich bereits um ihre Füsse. Der Besuch des Gartens war reine Zeitverschwendung, wie sich bald herausstellte.
Einige Proben später, begann so langsam die Zeit davon zu laufen. Da es die Spieler aber offensichtlich genossen, gab es viel Beschreibung und freies RP
Schließlich fanden sie die Bibliothek des Turms. Es waren viele Bücher vorhanden, sehr viele Bücher. Doch drei von ihnen, ein Märchenbuch, ein Buch über Gestirne und ein Buch über das Wildleben auf den Elementarebenen, fielen auf, weil sie angekettet waren. Kaith griff schnell zu dem Buch über die Gestirne und öffnete es. Sofort schnellte ein Tentakelarm heraus, dann noch einer und noch einer. Kaith war wie erstarrt. Ein Schließen des Buches war unmöglich geworden. Kurzfristig erwachte Valis aus seiner Versponnenheit und ließ seinen Papierdrachen frei. Total ausgehungert stürzte dieser sich zum Glück auch auf das geöffnete Buch, verschwand darin und fraß und fraß. Total gesättigt kam er schließlich wieder hervor; die Magie des Buches war vorerst vernichtet und das Buch ließ sich schließen. Also schnell das nächste Buch, diesmal das Märchenbuch, gegriffen. Wie von selbst öffnete sich dieses Buch und gab den Blick auf die Geschichte der Sternenprinzessin frei. Diese Seite sah nicht nur besonders aus und wirkte fremd in dem Buch, sie war auch die zweite Zutat. Schnell, aber doch sehr vorsichtig, trennte Kaith die Seite aus dem Buch. Jetzt konnten sie also zurück, doch wo war das Portal? Mit Hilfe des Kompass der Ebenen konnte auch dieses Problem gelöst werden. Der Weg dorthin führte über ein Glockenseil, während die Elfen den Aufstieg problemlos bewältigen, brauchte der Zwerg einige Anläufe, doch schließlich gelang es ihm ebenfalls. Sie erblickten das Portal. Doch leider auch einen großen Dämon direkt davor und sechs kleinere, die ebenfalls sehr nah dabei standen. Der Ausweg war so nah und doch so fern. Kaith sprang auf den Dämon zu und stach auf ihn ein, doch ohne sonderliche Wirkung. Valis, immer noch mit Kimri im Schlepptau, versuchte ebenfalls einen Angriff, wurde aber mental so schwer getroffen, dass er zusammenbrach. Il´Shandril sah nur noch das rettende Portal vor sich; mit dem Mut der Verzweiflung stürzte sie auf das Portal, in der Hoffnung, dass es nicht versiegelt sei. Sie hatte Glück, es war nicht versiegelt. Als Kaith das erkannte, folgte er ihr sofort. Zurück blieben der bewußtlose Valis und Lomron, der noch immer am Eingang stand. Die Dämonen kamen drohend auf ihn zu. Schnell schnappte er sich Valis und stürmte ebenfalls in Richtung Portal. Zum Glück war er schneller als die Dämonen.
Der Kampf war interessant von der Warte aus, das die Gruppe geteilt wurde und dadurch die Gegner nicht mehr zu besiegen waren. Eine nette Abwechslung. Der Abend hatte einhellig allen gut gefallen. Wieder einmal kam die Frage auf, ob das Verhalten von Varis spielregeltechnische Folgen haben sollte, im Sinne von Gesinnungsverletzung. Da es nicht vorgesehen war, lehnte ich dies ab. Die Mitteilung das es Folgen in der Spielwelt haben würde, nahm der Spieler eher ungehalten auf. An dieser Stelle war ich deutlich irritiert. Lieber eine -4 auf irgendwas, als mit dem Charakter die Folgen des Handelns auszuspielen?