@Thot:
Ich weiß nicht, wie umfangreich ein Rolemaster-Buch in Manuskriptseiten ist, aber ja, ich habe selbst Bücher in beträchtlichem Umfang verfasst, habe vor allem schon mehrere Tausend Seiten übersetzt, und auch Texte für Homepages habe ich geschrieben. Warum auch immer du das wissen willst.
Thema Selbstüberschätzung: Ich bin auf meine Arbeit nicht sonderlich stolz, d.h. ich halte mich nicht für einen hervorragenden Übersetzer, und ich bin mir der mitunter schmerzlichen Schnitzer, die mir unterlaufen, durchaus bewusst. Aber: -- oder nein, jetzt mache ich es auch mal, denn hier gehört es her: ABER: ich lege wert darauf, dass jeder Text von mir, ob Übersetzung oder Homepage-Text, lektoriert und/oder korrigiert wird, bevor er auf die Leser losgelassen wird.
Und diese Haltung erwarte ich von einem Verlag eben auch. Und Quellenbücher sind eben nun mal keine Bedienungsanleitungen für Waschmaschinen oder Spielregeln für Mensch ärgere dich nicht. Da kommt es durchaus auf Sprache an -- und ich meine hier nicht hohen Stil, sondern lediglich ein solides Grundniveau.
Natürlich weiß ich, wie schwer es ist, gewisse Fehler zu finden. (Und absolute Fehlerfreiheit gibt es wohl auch nicht. So what?) Umso ärgerlicher, dass es bei 13Mann ofenbar von Fehlern wimmelt, die man gar nicht suchen muss. Und ich frage mich, weshalb ich mir den Vorwurf anhören muss, ich litte an Selbstüberschätzung, nur weil ich zwischen "das" und "dass" unterscheiden kann. Was hat denn das mit Selbstüberschätzung zu tun? Sind diejenigen, die keine Fehler finden oder sie gar produzieren, jetzt die "Guten", die lieben Anständigen, Lauteren? (weil ihnen im Gegensatz zu mir Verblendetem bewusst ist, dass man sowieso nie alle Fehler finden kann, da ist es dann auch gleich egal, ob ein oder zehn Fehler pro Seite) Und ich bin der böse Selbstüberschätzer, nur weil ich -- nicht einmal besonders gut -- weiß, wo ungefähr in einem Satz ein Komma zu stehen hat und wo nicht?
Und nachdem du es so dargestellt hast, als hätte Achamanian seine Zitate nur mit gründlicher Beckmesserei zu Tage gefördert, habe ich eben fünf Minuten auf der Homepage herumgeklickt. Und nein, man muss die Fehler nicht suchen. Sie springen einen nämlich glückstrahlend an:
"Lassen Sie Ihren Charakter ein Meister des waffenlosen Kampfes sein, oder geben Sie ihm den Hintergrund eines gefallenen Ritters. Lassen Sie ihn im Untergrund aufgewachsen sein, oder entscheiden Sie sich für einen dunklen Pakt mit einem Dämon. Welchen Hintergrund Sie sich auch immer für Ihren Charakter vorstellen, im Charakterhandbuch finden Sie alles Notwendige dazu."
(garmmatikalisch jetzt nicht im eigentlichen Sinne falsch, aber stilistisch hahnebüchen. Und das "Notwendige" wofür? Hier fehlt der Bezug)
"�Söldner - DeLuxe Edition� erweitert das bestehende System ohne die Spielbalance aus dem Gleichgewicht zu bringen und ihren Kleiderschrank um ein sehenswertes Kleidungsstück"
(Ein Komma an der richtigen Stelle kann vor Katastrophen retten)
"Mehr als ein Dutzend Tabellen - darunter Waffen, Fertigkeiten und Situationsfaktoren - zieren auf vier Seiten die Rückseite einer beeindruckenden Illustration, die alle Spieler in ihren Bann ziehen wird. Ebenfalls enthalten ist "Tareks Refugium", ein 18 Seiten starkes Setting, das eine autarke Ex-Bundeswehrbasis im Teutares beschreibt, die nicht nur liebevoll ausgearbeitet ist, sondern auch zahlreiche Abenteueransätze enthält, um stundenlangen Spielspaß zu garantieren."
(Oh, wenn ich doch nur auf zwei Seiten irgendwelche Rückseiten zieren könnte, wäre ich schon glücklich! Aber zum Ausgleich kann ich ja in einem Setting spielen, das 18 Seiten stark ist, das macht bestimmt Spaß.)
"In beiden Settings befinden sich detaillierte Beschreibungen der Örtlichkeiten inklusive Kartenmaterial, NSC, neue Kreaturen und wertvollen Abenteueransätzen, die ein sofortiges Einbinden in die eigene Kampagne zu einem Kinderspiel machen."
(Das ist also das absolute Metaquellenbuch. Settings werden nicht mehr beschrieben, sondern enthalten die Beschreibungen ihrer selbst.)
"Als Lennard die Augen aufschlägt, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Der Mondfall, eine apokalyptische Katastrophe, hat die Menschheit unsanft vom Thron der Schöpfung gestoßen und die Natur wieder zum alleinigen Herrscher über Leben und Tod gemacht. In der Hoffnung, eine alte Schuld abtragen zu können und sein Leben wieder in den Griff zu bekommen, erfährt er, dass die Welt im Jahre 2200 von einer grausamen Schönheit gezeichnet ist, die jeden verschlingt, der nicht wachsam ist. Am Ende winkt nichts Geringeres als sein eigenes Leben und die Hoffnung auf Frieden zwischen der Menschheit und Seinesgleichen."
(In der Hoffnung, zu erfahren, wer genau Seinesgleichen sind, musste ich feststellen, dass ich dem Text diese Information nicht abtrotzen kann. Vielleicht liegt das daran, dass ich nicht von der nötigen Schönheit gezeichnet bin. Deshalb winkt am Ende Ratlosigkeit.)
"Elisera ist das erste Abenteuermodul für das deutsche Rolemaster. Es richtet sich speziell an Rollenspiel - und Rolemaster - Neulinge und bietet viele Hinwiese auf mögliche Anfangsprobleme. Elisera führt in die faszinierende Welt des Spiels ein und bietet jedem Spieler Möglichkeiten das Spiel zu erleben. Im Modul befinden sich auch verschiedene Hilfe, wie auch vorgefertigte Spielercharaktere, die man auf Wunsch verwenden kann."
(Auf der "Hinwiese auf mögliche Anfangsprobleme" liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen! Dann haben wir hier auch eine wunderschöne Lektion in Wortwiederholung, die den Sinn der Aussage auch noch hübsch verschleiert. Und dann der letzte Satz: Jetzt sage mir bitte noch einer, er verstünde, was da steht.)
Die Beispiele hier sind nicht mühsam aus einem Zweihundertseiten-Text herausgesucht. (Von wegen Fehler, die man in einem langen Text übersieht) Es sind plakative Werbetexte, quasi Aushängeschilder für die Produkte. Wie soll ich denn Appetit auf ein Produkt bekommen, wo außen Scheiße draufsteht? Ich finde es unfassbar, dass ein Verlag es nicht für nötig hält, wenigstens seine Aushängeschilder mal lektorieren und/oder korrigieren zu lassen. Und wenn das Leute sind, die das alles für richtig halten, also kein Problembewusstsein haben, wie sollen die denn dann Bücher publizieren?
Selbstverständlich steht es jedem frei, der ein bis drei Fehler oder Stilblüten in jedem zweiten Satz für ein tolerables Normalniveau hält, nun herzhaft über meine "Selbstüberschätzung" zu lachen.