So "gleich" wie die 4e auf den ersten Blick scheint ist sie beim naeheren Hinschauen (und im Spiel) gar nicht.
Das will ich gar nicht abstreiten. Du hast auch völlig recht, dass meine Meinung nicht auf zweijährigem Spiel beruht. Ich habs zweimal angespielt, hab in beiden Fällen recht früh die Motivation verloren und daraus den Schluss gezogen, dass die 4E wohl einfach nichts für mich ist. Durchaus möglich, dass ich in einer anderen Konstellation mehr Spass daran gehabt hätte. Ich analysier das auch nicht immer bis ins Detail, da es ja so viele Alternativen gibt, dass ich keinen Grund habe, mich mit einem Spiel zu quälen, dass mir nicht zusagt.
Möglicherweise hat auch Falcon recht, dass ich den Übeltäter an der falschen Stelle suche. Aber das ist letztlich auch gar nicht entscheidend, denn das ich die 4E ja gar nicht in erster Linie wegen des Regelsystems ablehne, hab ich ja nun schon mehrfach zugegeben.
Wolfgang Baur hat in seinem "Kobold's Guide to Game Design" von den 3 Zuhörerschaften gesprochen, den man als (Möchtegern-)professioneller Autor von Abenteuern überzeugen müsse:
1. Den Redakteur (spielt an dieser Stelle keine Rolle)
2. Den Spielleiter (der als Vorinstanz über die Nutzung des Materials entscheiden)
und erst
3. Die Spieler (deren Spielspass entscheidend von der Motivation des Spielleiters abhängt, der das Material für sie filtert)
Das gilt analog auch ein bissl für Regelsysteme (nur dass da Spieler sich selbst ein Bild machen können). Ich bin in diesem Fall der Spielleiter, und an mir scheitert die 4E schon gnadenlos an der Sprache und dem Layout der Bücher. Der Inhalt interessiert da schon gar nicht mehr. Wobei ich auch da nicht viel interessantes für mich finde, da der Bereich, der für mich zählt (gerne als "Fluff" bezeichnet) so ganz und gar nicht meinem Geschmack entspricht.
Was das mit dem System zu tun hat? Ehrlich gesagt gar nichts. Und wenn ich das System nicht schon 20 Jahre spielen würde und mich nicht so sehr auf die 4E gefreut hätte, würde ich mich wahrscheinlich gar nicht erst in solche Diskussionen verwickeln lassen (auch wenn diese ja zur Abwechslung mal einigermaßen friedlich verläuft).
Ich trauere meinem einstigen Lieblingsrollenspiel halt immer noch hinterher. (was wahrscheinlich nicht verhindern würde, dass ich in einer 4E-Runde als Spieler mitspielen würde, wenn ich wüsste, dass die anderen Spieler prinzipiell dieselben Vorlieben wie ich hätten
)
P.S.: nur um zu Selganors Fighter-Cantrip-Beispiel noch ne Anmerkung zu machen: Hätten die 3E-Designer machen können. Und hätten sie es getan, wäre ich wahrscheinlich niemals zur 3E gewechselt und würde stattdessen wahrscheinlich inzwischen ganz andere Systeme spielen (oder immer noch AD&D). das ist halt das, was ich über die Präsentation gesagt habe.