Autor Thema: Französische Rollenspielproduktion  (Gelesen 128968 mal)

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Offline First Orko

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #175 am: 24.02.2011 | 09:54 »
Andererseits lese ich hier im Thread doch immer wieder dieselben Nasen, also ob das Interesse dann so wahnsinnig groß wäre...  :-\

Nur kurz dazu: ich lurke hier regelmäßig vorbei und lass mich überwältigen - erinnere mich meines miesen Französisch - heule - klicke frustriert wieder weg. Kann LM da nur beipflichten ;)

Und zum Vorschlag mit Vorstellung anderssprachiger Spiele auf Cons:  :d
It's repetitive.
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Dir ist schon klar, dass es in diesem Forum darum geht mit anderen Leuten, die nix besseres mit ihrem Leben zu tun haben, um einen Tisch zu sitzen und sich vorzustellen, dass wir Elfen wären.

Offline Woodman

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #176 am: 24.02.2011 | 10:02 »
Und nicht vergessen, die englischen Produkte haben auch noch einen doppelten Preisvorteil, fehlende Buchpreisbindung und oftmals günstiger Dollarkurs. Abgesehen davon halte ich es für nahezu unmöglich eine Übersetzung zu schreiben, die wirklich alle Nuancen des Originals enthält und trotzdem flüssig zu lesen ist. In der Literatur sind die wirklich guten "Übersetzungen" ja auch eher Interpretationen des Originaltextes in der Landessprache.

Offline killerklown

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #177 am: 24.02.2011 | 11:38 »
Jupp, Frankreich ist jetzt nicht gerade dafür bekannt, Zweitsprachenkenntnis sonderlich zu fördern, und wenn ich mich recht erinnere, ist die allgemeine Englischkenntnis als Lingua Franca in Frankreich im EU-Vergleich ziemlich niedrig.
Und das Problem ist nicht, dass Englisch hier zu Lande mit der größeren Prestige ist (das würde ich gar nicht bestreiten), sondern dass einfach die Auswahl und die Qualität der Übersetzten Werke oft eher mau ist, und viele gute Systeme schlicht nicht übersetzt werden. Würde man sich allein auf deutschsprachige Systeme beschränken, würde man eine ganze Reihe von guten, einflussreichen oder zu Mindest populären Systemen verpassen.
Klar, mehr Übersetzungen wären eine schöne Sache, aber die Ressourcen sind doch eher begrenzt, und so lange man die Sprache beherrscht, ist der Leidensdruck jetzt auch nicht so groß.
In der Hinsicht ist die Anzahl der französischen Eigengewächse auch einfach aus der Not geboren, weil der Zugang zu den Amerikanischen Rollenspielen eben nicht so selbstverständlich ist.

Und als semi-professioneller Übersetzer sollte ich anmerken, dass es verdammt schwer ist, einen Text ohne Qualitätsverlust zu übersetzen. Viele Rollenspielübersetzungen sind dementsprechend auch etwas... holprig - was die Attraktivität der Übersetzungen eher reduziert. Wenn ich die Wahl habe zwischen einer Übersetzung und dem englischen Original, kaufe ich eigentlich immer das Original, weil die textliche Qualität in aller Regel etwas höher ist. Klar, ich bin in der Hinsicht jetzt auch priveligiert, weil ich mir die entsprechenden Sprachfertigkeiten anggeignet habe, aber da bin ich nicht der einzige.
Ein Paar Anmerkungen zu deinem Text :
- Die meisten Rollenspieler die ich kenne wären in der Lage auf Englisch zu lesen, die sind ja der Sprache mächtig. Wollen sich abver nicht die Mühe geben und warten auf eine frz Übersetzung. Das meiste was nicht indie ist wird eh übersetzt.
- Ich bin selber Übersetzer (1/2 Zeit neben Übersetzungsstudium) und ich denke schon dass ein professioneller Übersetzer ohne Qualitätverlust übersetzen kann. Ich denke sogar dass die meisten meiner Übersetzungen sogar das Original verbessern (aber manche Texte die ich übersetze sind eh schlecht verfasst).
- Ich habe hier einen Angebot für Übersetzung eines Rollenspieles gefunden und an Freunde weitergeleitet die sowohl Dt Muttersprachler als Übersetzer sind, und sehr interessiert waren in der Branche zu arbeiten. Es wurden denen 1/8 der auf dem Markt üblichen Preisen für die übersetzung angeboten. Einer davon hat gerechnet dass er bei dem angebotenen Lohn bei vollzeitarbeit am Ende des Monats gerade mal 400€ brutto verdient hätte. Kein Wunder das danach keine sprachliche Qualität rauskommen kann. Nur einen Leien würde solche Preise akzeptieren oder einen Übersetzer ohne Skrupel der dann extremst schnell es übersetzen würde mittels autotranslation programme. Aber Qualität ?


Anderes Thema (oder auch nicht ganz).
Jedes Mal dass ich hier einen Rollenspiel vorstelle, versuche ich den Autoren davon in Kenntnis zu bringen. Die freuen sich ja immer  ;D und manchmal kriege ich interessante Infos zurück.
Also le 7eme Cercle und Cubicle7 arbeiten schon länger eng miteinander und es sind tatsächlich übersetzungen von manch hier vorgestellten Rollenspiele geplant !
In april soll Yggdrasill [bald wird es hier vorgestellt  ;)] auf Englisch erscheinen, in Planung sind auch übersetzungen von Humanydyne, Z-Corps und Kuro [wird auch bald hier vorgestellt]

Voilà !
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Offline carthinius

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #178 am: 24.02.2011 | 11:57 »
In der Hinsicht ist die Anzahl der französischen Eigengewächse auch einfach aus der Not geboren, weil der Zugang zu den Amerikanischen Rollenspielen eben nicht so selbstverständlich ist.
Das ist die eine Sichtweise. Die andere ist, dass sie es geschafft haben, sich zu emanzipieren und ihr eigenes Ding durchzuziehen. Was wäre denn wohl hierzulande los, wenn man eben nicht die Übersetzungsschiene gefahren wäre, sondern mehr deutlich Kram als nur DSA und Midgard in Eigenregie entstanden wäre? Erstaunlich ist doch immer noch, wenn ich mitbekomme, wie viel Probleme doch offenbar Lizenzen oft genug mit sich bringen, dass die Leute es trotzdem als den primären Weg sehen und nicht stattdessen selbst was bauen. Klar, dazu kommt auch, dass man was Gutes bauen sollte und nicht den x-ten Klon von Y. Aber das wird ja stellenweise nicht mal versucht. Und das finde ich so enorm schade und deswegen bemerkenswert anders bei unseren Nachbarn.
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Offline Terrorbeagle

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #179 am: 24.02.2011 | 12:59 »
Das ist die eine Sichtweise. Die andere ist, dass sie es geschafft haben, sich zu emanzipieren und ihr eigenes Ding durchzuziehen. Was wäre denn wohl hierzulande los, wenn man eben nicht die Übersetzungsschiene gefahren wäre, sondern mehr deutlich Kram als nur DSA und Midgard in Eigenregie entstanden wäre? 

Hey, ein paar mehr Eigengewächse gibts dann doch - erstaunlicherweise fast immer irgendwas endzeitliches.

Ernsthaft, ich glaube, dass in Deutschland in der relevanten Generation die Zweitsprachenkenntnis höher ist als in Frankreich. Nicht so hoch wie sagen wir mal, in den Niederlanden, aber höher als in Frankreich (was auch an einer ausgeprägten Sprachpflege hängt).
Ich will gar nicht behaupten, dass deutsche Rollenspieler unbedingt zwangsläufig bessere Englischkenntnisse haben als die französischen Kollegen, aber ich glaube, dass es lange eine andere Einschätzung der Sprache und der Verwendung von Fremdsprachen angeht. Dann wird eben mehr übersetzt. Das mag etwa am Sprachprestige liegen - also die Assoziation, dass bestimmte Sprachen bereits einen intrinsischen Wert haben und ein gewisses Lebensgefühl transportieren (das sieht man immer ganz gut bei Werbungen und Produktnamen. Es gibt einen Grund warum Douglas mit diesem seit Jahren gleichen blöden Slogan Werbung macht, oder dass Parfumwerbungen - so sagte man mir - in Korea quasi immer auf Französisch beworben werden).


- Die meisten Rollenspieler die ich kenne wären in der Lage auf Englisch zu lesen, die sind ja der Sprache mächtig. Wollen sich abver nicht die Mühe geben und warten auf eine frz Übersetzung. Das meiste was nicht indie ist wird eh übersetzt.

Das stellt dan natürlich auch die Frage, wie das mit den Lizenzen läuft - und ob der französische Rollenspielmarkt einfach proportional größer ist als der deutschsprachige, weshalb sich die Übersetzungen eher lohnen. Was ich jetzt wirklich interessant fände, wäre die EInschätzung der Spieler als Zusatz zu den Systemen, und ein Blick auf die Auflagengrößen. Hierzulande würde ich im Vergleich schätzen, dass es einen relativ großen Anteil an Quasi-Pursiten gibt, die ein System, in aller Regel DSA, spielen, und anderen Systemen von vorneherein eher skeptisch gegenüber stehen

- Ich bin selber Übersetzer (1/2 Zeit neben Übersetzungsstudium) und ich denke schon dass ein professioneller Übersetzer ohne Qualitätverlust übersetzen kann. Ich denke sogar dass die meisten meiner Übersetzungen sogar das Original verbessern (aber manche Texte die ich übersetze sind eh schlecht verfasst).

Damit bist du auch schon viel qualifizierter als meinereiner; aber den Eindruck, von Zeit zu Zeit einen wiklich miesen Text zu Mindest lesbar zu machen, hatte ich durchaus auch schon mal - wobei das auch einfach daran liegen mag, dass ich viel Verkehrssprachenübersetzungen habe, bei denen Nicht-Muttersprachler dann versuchen, auf Englisch oder Deutsch was zu formulieren. Das ist dann vergleichsweise einfach aufzuwerten.
Bei einem Text, der von einem halbwegs sprachbegabten Muttersprachler verfasst wurde, braucht man dafür aber tatsächlich Talent, Geduld und Übung. Ich bezweifle ja nicht, dass es eine ganze Reihe Übersetzer gibt, die das hervorragend hinbekommen, aber das ist halt mit hohen Anforderungen verknüpft, was dann auch wieder heißt, dass es entsprechend leicht fällt, diese Standards eben nicht zu erreichen.

Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Sebastian

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #180 am: 24.02.2011 | 13:09 »
Ich habe vor, wenn ich meine RPG-Sammlung mal ein wenig verkleinert und genug Recherchematerial zusammen habe, sowas auch mit der japanischen Tabletalk-RPG-Produktion zu machen.

Super! Gerade Japan würde mich interessieren, da mich Mangas und Animes mit ihren oft interessanten bis skurrilen Hintergründen schon faszinieren. Wäre sicher spannend zu sehen, wie sich das auf Rollenspiele überträgt!

Allgemein würde ich gerne mal wissen, in welchen Ländern Rollenspiele überhaupt verbreitet sind. Meine Perspektive ist da schon stark auf den deutsch- und den englischsprachigen Raum beschränkt.

Offline Dirk Remmecke

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #181 am: 24.02.2011 | 13:21 »
Ein großes Problem dürfte sein, dass auch die deutsche Rollenspielpresse (bei der ja selbst Indies zu kurz kommen) nicht darüber berichtet. Wenn der Otto-Normal-deutsche Rollenspieler wüsste, dass es so tolle Sachen in Frankreich gibt, dann wäre vielleicht auch irgendwann das Bedürfnis da, dass die Sachen von den Verlagen übersetzt werden. Wenn deutsche Rollenspieler nicht wissen, dass es etwas gibt, können sie es auch nicht wollen.

Täusch dich nicht: Die Rollenspielpresse und die Verlage hat den frz. Markt seit vielen, vielen Jahren sehr genau im Blick.
Mario Truant liebäugelte mit so manchem frz. System. Neben INS/MV und Bloodlust wollte er mal Scales machen und war auch Polaris nicht abgeneigt.
Feder & Schwert hat Nephilim gemacht und kannte natürlich die ganze Palette von Multisim. (Ich behaupte, dass Engel viel von der Machart frz. Spiele abgeschaut hat.)
Die Wunderwelten hat Artikel aus Casus Belli übersetzt (Schauplätze wie Goferfinker).
WDS hat Ende der Neunziger mal versucht, den Casus Belli in den regulären deutschen Rollenspielvertrieb aufzunehmen (so habe ich von dem Magazin erfahren) und einige Jahre später hat WDS mir die Nullnummer des neuen frz. Magazins Backstab verschafft.

Dass damals nicht mehr übersetzt wurde, liegt sicherlich auch an dem Übersetzerproblem, das killerklown beschrieb (Englisch-Übersetzer sind in der Community leichter zu finden und eher bereit, für Ruhm und Naturalrabatt zu arbeiten). Und warum sollen die Medien (die ja von den Verlagen betrieben wurden) über eine Spielszene berichten und damit Begehrlichkeiten wecken, die sie nie hätten bedienen können?
Um die Szene mit der Nase darauf zu stoßen, dass es eine blühende Eigenkreativität bei unseren Nachbarn gibt? Das hätte der Szene doch nur Flöhe ins Ohr gesetzt - "ihr könnt übrigens auch eure eigenen Spiele schreiben und im Kleinverlag herausbringen..."

Zitat
Das wird aber nicht passieren, solange die deutsche Rollenspielszene weiterhin das Englische als die Übersprache betrachtet, die unserem primitiven Deutschen ja in allen Faktoren maßlos überlegen sein muss - wenn man die Wahl, dann spielt man doch das englische und nicht das auf deutsch übersetzte Spiel = weniger Absatz = weniger Budget bei den Verlagen = schlechtere Übersetzungsqualität. Ein Teufelskreis.

Meine Meinung seit 1999.

Das ist das gleiche Problem, das der Bundestrainer hat. Es gibt einfach zu viele Hobbyexperten da draußen.

Das ist übrigens ein riesiges Problem im Netz, das über kurz oder lang alle Medienproduzenten betrifft: WWIC - Why wasn't I consulted?
Ich kann mich gar nicht retten vor technischen Spezialisten, die uns seit Jahren erklären, wie man Animes übersetzt, wie man das Encoding einer DVD macht, wie man Lizenzverträge gefälligst richtig verhandelt, wie man DVD-Preise kalkuliert (damit die DVD dann nur 10 Euro kostet wie die Hollywood-Blockbuster), wie man Fernsehwerbung macht... und und und.
Und es werden jedes Jahr mehr.

Dass man bei der ersten AD&D-Übersetzung "Torch" und "Taschenlampe" kritisiert - völlig klar. Aber dass die Earthdawn-Kritiker "Märkteburg" für "Bartertown" bekrittelten - sorry, da ist den Hobby-Anglisten wohl jedes Gefühl für den Wohklang der eigenen Sprache verloren gegangen.

Zitat
@topic: Könnte es einen Zusammenhang zw. Abneigung ggü. Englisch und dem höheren Rate an Übersetzungen aus dem Englischen ins Französische geben? Ich habe den Eindruck, dass in Frankreich ebenfalls mehr übersetzt wird als hier bei uns. Und dann wird auch noch mehr selbst produziert.

Irgendwo in diesem Thread habe ich mal vorgerechnet, was frz. und dt. Rollenspiele im Vergleich kosten. Sie sind durch die Bank teurer, und im Fall von Übersetzungen natürlich auch teurer als US-Originale.
Aber es wird gezahlt. Bei uns blüht die Geiz-ist-geil-Kultur.

Und deshalb gibt es in Paris (und anderswo) auch noch erfolgreich betriebene, hervorragend ausgestattete Rollenspielläden.

Jedes Land hat die Rollenspielszene, die es verdient.

Das ist die eine Sichtweise. Die andere ist, dass sie es geschafft haben, sich zu emanzipieren und ihr eigenes Ding durchzuziehen. Was wäre denn wohl hierzulande los, wenn man eben nicht die Übersetzungsschiene gefahren wäre, sondern mehr deutlich Kram als nur DSA und Midgard in Eigenregie entstanden wäre? Erstaunlich ist doch immer noch, wenn ich mitbekomme, wie viel Probleme doch offenbar Lizenzen oft genug mit sich bringen, dass die Leute es trotzdem als den primären Weg sehen und nicht stattdessen selbst was bauen. Klar, dazu kommt auch, dass man was Gutes bauen sollte und nicht den x-ten Klon von Y. Aber das wird ja stellenweise nicht mal versucht. Und das finde ich so enorm schade und deswegen bemerkenswert anders bei unseren Nachbarn.

Das ist meine Meinung seit 1999... ich glaube, es wird Zeit, das Traktat mal auszugraben, mit dem ich wortreich das Usenet betreten habe...

Offline Robert

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #182 am: 24.02.2011 | 13:21 »
+1 für den Post von Orko
Ich lese hier auch schon seit der Eröffnung mit und denke mir:
Zu blöd, das ich nur 2 Jahre Französisch hatte und nach über 10 Jahren ohne aktive Nutzung wahrscheinlich keinen ganzen Satz mehr lesen könnte.
Sollte man vielleicht nachholen, immerhin einfacher als eine Sprache ohne Vorkenntnis zu erlernen.

Andererseits wäre Japanisch, als Anime-Fan und wegen nie übersetzter Rollenspiele, sicher genauso interessant :-\

Wird beides aus Zeitmangel nicht passieren, ich komme ja kaum dazu alle für mich interessanten Publikationen in den beiden Sprachen, die ich fließend lesen/schreiben kann, näher unter die Lupe zu nehmen :'(

Interessiert, was Rollenspieler woanders wo zocken: Ja, gerne auch von weiter weg als den Nachbarn Frankreich & Polen.
Selber was kaufen, das nicht auf deutsch oder englisch übersetzt wurde: Vorläufig nicht, aber man soll ja niemals nie sagen.
Wer Rechtschreib- oder Grammatikfehler findet, darf sie behalten!

Das ist nicht die Signatur, aber mir ist noch nichts Besseres eingefallen^^

Offline Funktionalist

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #183 am: 24.02.2011 | 13:23 »
Ich wünschte echt, ich könnte etwas besser Französisch. Die Ideen und die Aufmachung sind ja allererste Sahne da drüben!

Offline Dirk Remmecke

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #184 am: 24.02.2011 | 13:27 »
Das ist ein um alle ZORNHAUISMEN bereinigter, aber sonst unveränderter Text, den ich am 9. Januar 1999 im Thread Rollenspielstandort Deutschland in de.rec.spiele.rpg.misc geschrieben habe:
(Ich bin mir nicht sicher, ob ich das heute nochmal so schreiben würde, zumal sich ja viel getan hat - Engel, LodlanD, DeGenesis, John Sinclair, Opus Anima. Aber aus der Rückschau ist der Artikel vielleicht doch interessant genug.)

Zitat von: Dirk Bock in de.rec.spiele.rpg.misc
Zitat von: "Unicorn" in de.rec.spiele.rpg.misc
> >Rollenspielstandort Deutschland:

> >Die Amerikaner sind uns noch bei weiten überlegen was das Rollen-
> >spiel betrifft.Das wird sich wohl auch nie ändern.

> Ich würde nicht sagen, daß die Amerikaner uns rollenspielerisch
> überlegen sind, sie haben es nur sehr viel einfacher ...

Zitat
> >Dazu ist unser Rollenspielstandort einfach zu negativ...

...undsoweiterundsofort.

Ich weiß nicht so recht, was das Klagen plötzlich soll. Der heutige Stand der Dinge ist nur die logische Konsequenz aus Entwicklungen, die alle Rollenspieler mitgestalten geholfen haben. Eine Rollenspielszene ist kein im leeren Raum entstandenes Gebilde - sie wird geformt aus allen aktiven Rollenspielern (und -innen, sebstverständlich).
Jedes Land hat die Rollenspiellandschaft, die es verdient.

Tatsächlich ist unsere Rollenspiellandschaft schon seit zwanzig Jahren in einer Krise, ohne daß es jemand gemerkt hätte!

Mit der Krise meine ich nicht die verbrannte Erde, die Magic angeblich hinterlassen hat oder der Boom der Miniaturenspiele. Wenn in Eurer Region das Rollenspiel abgebaut hat, liegt das auch mit an den Läden, die mit dem Auftauchen Magics das Rollenspiel links liegengelassen haben - die Läden, die ihr Rollenspielsortiment weiter gepflegt haben, haben weder Umsatzeinbußen noch Spielerschwund erfahren müssen!
Indirekt ist natürlich Magic der Auslöser, aber "schuld" an der verbrannten Erde sind Rollenspielhändler, die in Magic leichter verdientes Geld sahen und ihre früher aufwendig betriebene Propaganda für das Rollenspiel eingestellt haben. Weder haben sie Einsteigerrunden abgehalten - Tauschtage waren ja lukrativer - noch haben sie sich bemüht, ihre alten Kunden zu halten. Wie viele Leute haben dem Rollenspiel den Rücken gekehrt, nicht etwa weil sie mit Magic angefangen haben, sondern weil sie ihre Lieblingsläden als "kartenverseucht" empfunden haben?
Niemand kann einem Geschäftsmann vorwerfen, daß er Geld verdienen will und sich auf jedes neue Produkt stürzt, das ihm dieses Geld bietet - aber es gehört schon großer unternehmerischer Leichtsinn dazu, sich auf nur eine Produktgruppe zu konzentrieren und von nur einem Hersteller abhängig zu machen - aber das ist eine Lektion, die die GW-unterstützenden Läden auch noch lernen werden. Magic hat uns Händler verwöhnt und verdorben. Wenn wir Händler wieder verstehen lernen, daß der ganz normale Kunde eben nicht in unseren Laden kommt und ohne unser Dazutun hunderte Märker zurückläßt, dann gibt es auch eine Zukunft für den Rollenspielstandort Deutschland.

Aber diese Magic-Verteufelung ist eine Alibi-Debatte und auch nur ein Symptom für viel tiefer liegende strukturelle Probleme.

Wo soll ich nur anfangen? (Wappnet Euch, das wird ein laaanger Text!)

Amerika, Du hast es besser?
Muss Amerika wirklich wieder als Vorbild herhalten für unsere hausgemachten Probleme? Tatsächlich: Vieles kann man sich abgucken von unseren Freunden in Übersee. Zum Beispiel kann man sich den dortigen Hang zur Professionalität zum Vorbild nehmen. Man kann die Opferbereitschaft und den Mut der dortigen Verleger bewundern.
Dirk Bock hat recht, Amerikaner haben vieles einfacher, schon allein wegen ihrer völlig anderen Mentalität. "Rollenspielerisch überlegen" (was immer das auch heißen mag) sind Amerikaner sicher nicht. Aber sie sind uns in allen anderen Bereichen voraus.
In den USA herrscht eine ganz andere Wagniskultur als bei uns. Das ist weder besser noch schlechter, es ist einfach nur anders, aber es begünstigt aktive und kreative Leute, die einen Funken Mut haben.
Amerikaner sind es gewöhnt, in ihrem Leben sehr viele grundverschiedene Jobs anzunehmen - sie hängen nicht an ihrem Lehrberuf (den es ja sowieso nicht gibt). Dafür ziehen sie auch wesentlich öfter um als wir, und ein Umzug über mehrere Staatsgrenzen ist keine Seltenheit. (Viele der TSR-Leute sind ohne zu Murren nach Seattle umgesiedelt, als WotC den maroden Giganten übernommen hat.)
Eine Ausprägung dieser Wagniskultur ist z.B., daß ein Rollenspielautor, der wirklich von seiner Schöpfung überzeugt ist, viel eher bereit ist, sein Leben und seine wirtschaftliche Existenz aufs Spiel zu setzen, um sein Spiel zu veröffentlichen. Da werden "mal kurz" ein paar tausend Dollar aufgetrieben, der Gürtel enger geschnallt, eine Garage oder ein Keller mit einem Computer ausgestattet, und los geht's. Fast alle heute großen Rollenspiel-Firmen sind so entstanden, gegründet von engagierten Leuten, die bereit waren, auch mal zwei Jahre im Keller zu leben. TSR, Talsorian, White Wolf und nicht zuletzt die Wizards, das waren alles mal Fan-Autoren!
Kann sich das irgend jemand in diesem unseren Land der sozialen Sicherungssysteme vorstellen? Schaut mal in den Spiegel: Wir sind (demoskopisch gesehen) wohlgenährt, haben Stereoanlagen und Video, sind Abiturienten oder Studenten, gehen auf eine steile Karriere zu als Ingenieure, Bankkaufleute oder ähnlich, und schreiben Rollenspielmaterial bestenfalls nebenbei. Hier ist niemand bereit, seine Ausbildung abzubrechen, um Rollenspielverleger zu werden - und richtig so, denn anders als in Amerika kommt man hier ohne abgeschlossene Ausbildung nicht weiter. Also: wirklich übertragbar sind amerikanische Verhältnisse nicht.
Ganz abgesehen davon, daß man hier in Deutschland nicht "mal eben kurz" ein paar tausend Mark auftreiben kann, denn auch unsere Banken kennen keine Wagniskultur.

Konsequenterweise haben auch unsere Verleger keine echte Wagniskultur. Seit Beginn der Rollenspiele schielen sie über den großen Teich, was sich dort an interessanten Spielen tummelt - und schwupps! ist eine Lizenz eingekauft und eine Übersetzung gemacht. Es ist natürlich einfacher ein Spiel mit bewiesenem Erfolg zu verlegen. Wer will es ihnen verübeln? Ich bestimmt nicht. Aber das wirkliche Risiko, Shadowrun zu machen, hat FASA getragen, nicht FanPro. Das Risiko, Vampire zu machen, hat ein winziges White Wolf Studio getragen, nicht Feder & Schwert.
Wohlgemerkt: Ich will keinesfalls die Leistungen der genannten Firmen schmälern oder ihr immer noch vorhandenes Wagnis in Frage stellen! Natürlich kostet es Geld, Schweiß und Nerven, aus dem Nichts ein Rollenspielunternehmen aufzubauen! Den Erfolg haben sie sich verdient!

Was mich vielmehr erschüttert, ist das Fehlen einer eigenständigen kreativen Szene. Auch kein Wunder: wenn unsere Unterhaltungskultur vom Fernsehen über die Musik bis zu den Comics vom Ausland dominiert ist, wer soll da auf die Idee kommen, selbst aktiv zu werden? Wer findet da den Mut, seine eigenen Ideen für ebenso veröffentlichungswürdig zu halten wie knallbunte Importprodukte? Wer fängt da überhaupt noch an, selbstständig zu denken, wenn Gary Gygax, Tom Dowd, Mark Rein*Hagen u.a. es einem abnehmen?

Gut, wir haben DSA, und das ist ein Trost. Es ist der durchschlagende Beweis, daß auch hiesige Autoren zu wahrhaft großen Leistungen imstande sind. Man kann über DSA lästern wie man will (auch mein Spiel ist es nicht, ich bin Midgard-Fan), aber DSA ist eines der Wirklich Großen Rollenspiele dieser Welt und kann in Punkto Glaubwürdigkeit, Stimmung und Detailreichtum gut neben Harn und den Forgotten Realms bestehen. Auch hat die Baronie-Szene keine Entsprechung im internationalen Vergleich.
Aber ein großes Spiel macht noch keine Szene, und im Vergleich zu anderen Ländern ist das ein schwaches Bild.

Frankreich zum Beispiel:
Nephilim und In Nomine Satanis werden einigen ein Begriff sein. Aber sie sind nur die Spitze eines Eisberges, der seinesgleichen sucht. Was gibt es in Frankreich alles für Spiele! Ein Schnelldurchlauf:

 Reve de Dragon
Eines der ältesten Fantasy-Systeme. Midgard-ähnlich mit phantastischerem Hintergrund: Die Charaktere erleben ihre Abenteuer in Träumen von Drachen. Jedes Abenteuer spielt in einem völlig anderen Setting.

 Guildes
Wenn DSA im nächsten Jahr nach Güldenland aufbricht, war Guildes schon da. Das Entdecken eines neuen Kontinents ist das Thema. Sechs menschliche Völker streiten sich um Rohstoffe und Märkte und müssen sich mit Ureinwohnern und außer Kontrolle geratenen Naturgesetzen herumschlagen. Wie bei Ars Magica gibt es ein Covenant-ähnliches verbindendes Element: eine Handelsgilde, die von allen Spielern gemeinsam verwaltet werden muß.

  Scales
Eine Mischung aus Indiana Jones und Nephilim, nur daß die Spieler Drachen sind, die verborgen in Menschengestalt unter uns weilen.

  Polaris
Nach einem Krieg lebt die Menschheit in Kuppelstädten auf dem Grund der Meere. Resourcen sind knapp und die Stadtstaaten bitter verfeidet. Die Tatsache, daß ganze U-Boot-Flooten von Piraten die Tiefen durchpflügen, macht das Leben auch nicht leichter. Fühlt sich an wie ein Babylon 5 unter Wasser. Dazu ein bißchen Cyberpunk.

  Chimeres
Hieß früher mal Hurlements und war ein Spiel, das mit nur zwei Attributen und ein paar Skills auskam. In der zweiten Edition hat es den Titel geändert und den Minimalismus abgelegt. Die Spieler sind Gestaltwandler (Werkreaturen?) im frühmittelalterlichen Frankreich. Eine mysteriöse Karawane sammelt sie ein und bereist das ganze Land. Da die Spieler wohl auch unsterblich sind (?), zieht sich eine typische Kampagne über die Jahrhunderte hin bis zur Renaissance. In allen Zeiten und Orten muß die Karawane Mißgunst, Angst, Vorurteilen u.ä. begegnen, während die Charaktere eine Art innerer Ruhe und Läuterung suchen.

  Mega III
Kennt jemand die Comic-Serie Valerian und Veronique? Mega III ist ein Spiel mit diesem Hintergrund. Die Charaktere sind Raum-Zeit-Agenten und bereisen verschiedene Planeten und Paralleluniversen. Wer Valerian nicht kennt kann sich vielleicht unter Stargate mehr vorstellen.

  Nightprowler (huch, ein englischer Titel für ein französisches Spiel?)
Croc, der erfolgreichste Rollenspielautor Frankreichs (Mr. JedesJahreinNeuesSystem), wollte ein Spiel im Stil von AD&D kreieren; er war angetan von den fallenstrotzenden Dungeons der ersten Stunde. Aber dies sind die Neunziger und sowas spielt man ja nicht mehr, also nahm er sich ein Thema, in dem das Herumstochern in gutgeschützten Gebäuden wie natürlich war: die Welt der Diebe. Alle Charaktere sind Diebe mit unterschiedlichen "Fachgebieten" (kaum zu glauben, wie groß die Variationstiefe der Charakterklassen ist). Ein Spiel im Geiste Fritz Leibers Lankhmars.

  Simulacres
Eine Art Mini-GURPS im Zeitschriftenformat. Ein Universalsystem, das in seiner ursprünglichen Form ein Sonderheft des Rollenspielmagazins Casus Belli war. Danach sind weitere Sonderhefte erschienen, die jeweils die Regeln und ein Setting beschrieben. Es gab: Cyber Age, Aventures Extraordinaires (Jules Verne-ähnlich), SangDragon (Fantasy), Capitaine Voudou (Piraten in der Karibik, mit Voodoo-Einschlag) und letztes Jahr Musquetieres & Sorcellerie (Musketiere und Zauberei).

  Dark Earth
Nach dem gleichnamigen Computerspiel. Nach einem Atom- und Biowaffenkrieg ist die Welt unbewohnbar, von wenigen Stadtruinen abgesehen. Ein barockes pseudomittelalterliches Setting. Ein urbanes Mad Max, in dem nicht das Recht des Stärkeren gilt, sondern soziale Hierarchien und Kastendenken dominieren.

  Miles Christi
Die Kreuzzüge als Rollenspiel. Templer und ähnliche Kreuzfahrer tummeln sich im Heiligen Land. Sehr spezieller Hintergrund, aber mit grandioser Liebe zum Detail umgesetzt. Etwas für Geschichtsfreunde.

  Ecryme
Ein Fan-Rollenspiel, das man als viktorianische Science Fiction beschreiben kann. Stählerne Brücken überspannen die Ozeane und verbinden im Meer stehende Städte. Hat jemand den Film Insel der verlorenen Kinder gesehen? So ähnlich, nur nicht so düster.

  Stella Inquisitorus
Die SF-Variante von In Nomine Satanis/Magna Veritas. Nach dem Jüngsten Gericht, das eben doch nicht das Ende der Welt war, streiten Engel und Dämonen in den unendlichen Weiten des Alls. INS/MV meets Space Gothic. Schräg und blasphemisch.

  Bloodlust
Ein Mix aus Conan, Kane und Elric. Intelligente, dämonische (?) Schwerter kontrollieren muskebepackte Barbaren (und -innen). Wohlgemerkt: Der Charakter ist das Schwert, nicht der Mensch. Seit Jahren bei Truant angekündigt als Hyperborea.

  Legendes des Contrees Oubliees
Bei Alpha Comics ist vor Jahren mal ein Dreiteiler namens Zeit der Asche erschienen. Dies ist das Rollenspiel dazu.

  Shoan
Philip Jose Farmers SF-Roman-Zyklus World of Tiers stand Pate für dieses Spiel, in dem künstliche Welten und halbgottartige Helden das Setting bilden. So ein bißchen wie bei Zelaznys Amber-Zyklus.

  Hawkmoon
Eigentlich ein Chaosium-Spiel, das als Übersetzung begann, aber mittlerweile eigenständig geworden ist. So wie Elric! sich zu dem alten Stormbringer verhält, so ist das frz. Hawkmoon eine Neufassung und Vereinfachung der amerikanischen Hawkmoon-Regeln. Basiert auf Moorcocks Romanen um den ewigen Helden Dorian Hawkmoon, Herzog von Köln.

...und es gibt noch etliche mehr, von denen ich nur die Namen kenne. Das sollte auch reichen.

Aber nicht nur inhaltlich haben die Franzosen einen eigenen Stil gefunden, auch regeltechnisch haben sie eine eigene Richtung eingeschlagen. Französische Rollenspiele waren schon Storytelling Games, als Vampire noch ein ferner Gedanke war.

Warum hat Frankreich eine so grundlegend andere Entwicklung genommen?
Sind französische Autoren besser, kreativer, fähiger als deutsche?
(Vibriert das Internet da von einem erschrockenen Aufschrei?) Natürlich nicht. Aber sie haben sich nicht einschüchtern lassen von ein paar Leuten, die bei uns Anfang der achziger Jahre bestimmt haben, daß "echtes Rollenspiel" nur mit amerikanischen Originalregeln möglich sei.

Ich kann nur raten, warum französische Spiele so anders sind: Als D&D auf vermutlich dem gleichem Weg wie bei uns an die Küste der Normandie schwappte, stießen Austauschstudenten und -schüler auf die den Franzosen nachgesagte ... nennen wir es freundlich Liebe zur eigenen Sprache. Während bei uns "Hit Points" cool und gebildet klangen, war in Frankreich das Gegenteil der Fall. Wollte ein junger Franzose seinen Copains ein in USA kennengelerntes völlig neues abgefahrenes Spiel nahebringen, hätte er es wohl komplett übersetzen müssen. Aber wenn er sich schon solche Arbeit machen mußte, warum dann nicht gleich die Fehler ausmerzen und ein "besseres" Rollenspiel schreiben? Wir plagten uns mit Englisch und fotokopierten zerfleddernde englische D&D-Regelhefte (weil man sie anders nicht bekam), während die Franzosen einfach ihre eigenen Spiele schrieben. Und natürlich mußten sie sich eigene Settings ausdenken; es gab ja noch nichts, nicht einmal auf Englisch. Sie besannen sich schnell auf europäische Traditionen und Themen, statt amerikanischer Hollywood-Fantasy aufzusitzen.
Als hier in Deutschland viel später junge aufstrebende Autoren begannen, eigene Spiele zu schreiben, war der Zug schon abgefahren. Durch das Spielen von AD&D, Traveller und RuneQuest waren wir schon geprägt von der Optik und dem Inhalt amerikanischer Vorbilder. (Und mal ehrlich: wir ahmen sie heute noch gerne nach.)

Nach obigen Beschreibungen kann man den Eindruck bekommen, daß die französische Szene ausschließlich aus Eigenkreationen besteht, nicht wahr? Falsch: Zusätzlich zu dieser immensen Fülle von Eigenkreationen gibt es Übersetzungen von jedem großen US-System; mehr noch als bei uns! AD&D, SR, BT, MERP, RM, Cyberpunk, World of Darkness, L5R, Warhammer, Amber, RQ, Elric, Hawkmoon, Mekton Z, Star Wars, GURPS, Ars Magica, CoC, sogar DSA!!! (Viele von ihnen mit völlig verändertem, dem französischen Sinn für Design und Gestaltung angepaßten Outfit. Auch hier zeigt sich ein Unterschied zu unseren Verlagen: Während deutsche Versionen sehr dicht am Original bleiben, haben Franzosen kein Problem damit, ein Layout zu veredeln und noch mehr herauszuholen durch gediegene Hardcover und neue Illustrationen.
Aber wie amerikanische Verhältnisse nicht auf die unseren übertragbar sind, so wenig sind es in diesem Punkt die französischen: Frankreich ist die Comic-Hochburg Europas. In einem Land, in dem Comics als ernsthafte Literatur gelten (und sind!) und vom Kulturbetrieb entsprechend gefeiert werden, findet man hervorragende Illustratoren an der sprichwörtlichen Straßenecke. Noch so ein Standortnachteil für uns...)

Wer jetzt meint, ich sei gegen Anglizismen oder Übersetzungen oder ausländische Spiele, hat mich nicht verstanden. Auch sage ich nicht, daß wir jetzt nach Frankreich gehen und französische Spiele übersetzen sollen. Ich bin für alle Rollenspiele, egal woher sie kommen. Es gibt Rollenspiele, die so gut und wichtig sind, daß sie die Übersetzung in jede Sprache der Welt verdient hätten (ich werde mich hüten jetzt Namen zu nennen...)! Jeder kreativer Gedanke eines anderen Menschen ist es wert gehört zu werden!
Aber wo sind die deutschen Gedanken??? Hat sich mal jemand mit japanischen Rollenspielen befaßt? Die japanische Szene ist eine völlig andere Welt. Jede rollenspielende Nation hat ihre ureigene Interpretation des Erzählspieles geschaffen; warum wir nicht? Warum kopieren wir lieber als selbst schöpferisch tätig zu werden?
Wo ist das deutsche Equivalent zu Vampire - nicht ein Vampirspiel meine ich, sondern ein Rollenspiel, das die gesamte Szene verändern kann und obendrein massentauglich und finanziell erfolgreich ist? Plüsch, Power und Plunder war ein jähes und grelles Erstrahlen echter Innovation. War das schon alles???

Was wollte ich damit jetzt so wortreich sagen?

Dem deutschen Rollenspielstandort fehlt zuerst einmal die Selbsterkenntnis, daß er überhaupt ein eigenständiger Rollenspielstandort ist - wir sollten uns selbst nicht bloß als Absatzmarkt für importierte Bücher und Ideen sehen.
Geht mal in Euch...

In diesem Sinne

Dirk

"Wenn Du nicht Teil der Lösung bist, bist Du Teil des Problems."
(Wenn ich nur wüßte, welcher kluge Kopf dies gesagt hat, ich würde es hier hinschreiben...)

[EDIT: Quelle: http://groups.google.com/group/de.rec.spiele.rpg.misc/msg/1bb6d4c0024241a9]
« Letzte Änderung: 24.02.2011 | 13:39 von Dirk Remmecke »

Offline Terrorbeagle

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #185 am: 24.02.2011 | 13:40 »
Im Großen und Ganzen ein sehr interessanter Text, Dirk, aber bei:

Ganz abgesehen davon, daß man hier in Deutschland nicht "mal eben kurz" ein paar tausend Mark auftreiben kann, denn auch unsere Banken kennen keine Wagniskultur.

mußte ich retrospektiv doch schmunzeln.

BTW:
"Wenn Du nicht Teil der Lösung bist, bist Du Teil des Problems."
(Wenn ich nur wüßte, welcher kluge Kopf dies gesagt hat, ich würde es hier hinschreiben...)

Das Zitat stammt glaub ich von Ulrike Meinhoff.
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

killedcat

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #186 am: 24.02.2011 | 13:48 »
Das Zitat stammt glaub ich von Ulrike Meinhoff.
*brüllendes Gelächter bis zum Tränenfluss*

Offline Glgnfz

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #187 am: 24.02.2011 | 14:03 »
Von der kenne ich es aber auch - http://www.sascha-bader.de/html/zitate.html sagt es sei Eldridge Cleaver.
Visionär: "Geht weg ihr Rabauken mit eurer Rockmusik und den Rauschgifthaschischspritzen!"

Coldwyn: "Hach, was haben die Franzosen für schöne Produkte, wir haben irgendwie nur Glgnfz. Wie unfair."

Offline Sebastian

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #188 am: 24.02.2011 | 14:08 »
Das Zitat stammt glaub ich von Ulrike Meinhoff.

Knapp daneben. Es ist wohl von Eldridge Cleaver.

Edit: Da war wohl jemand schneller :) Zurück zum Thema...
« Letzte Änderung: 24.02.2011 | 14:10 von Sebastian »

Offline killerklown

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #189 am: 24.02.2011 | 14:17 »
Danke Dirk Remmecke, das war ein geiler Post.

Ich will nicht widersprechen, sondern nur erweitern.

- Ein weiterer Vorteil (erheblicher!) der USA sind ihre Bevölkerungsgrösse. Deren Absatzmarkt ist einfach gigantisch im Vergleich. (ohne von anderen englischsprachigen Länder und nichtmuttersprachlicher Lesern zu reden)

- Franzosen tendieren dazu den amerikanischen Spielstil des dungeon-crawls nicht zu mögen. Deswegen passen die franzosen die amerikanische Spiele an, oder bringen ihre eigene heraus: Die geschichte ist halt öfters wichtiger als die techník, deswegen hatte White wolf auch einen Riesenerfolg in Frankreich. [deswegen konnten auch gute Settings mit scheißregeln in FRK Erfolg haben ~;D]

- Ein weiterer Punkt ist dass meine Erfahrung nach Deutsche sich öfters weigern neue Spiele (oder systeme) zu probieren. Das habe ich nie in FRK erlebt. Vielleicht ist aber meine Rollenspielrunde in FRK einfach offener ?
« Letzte Änderung: 24.02.2011 | 14:20 von killerklown »
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Offline Sebastian

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #190 am: 24.02.2011 | 14:23 »
Nachdem ich auch endlich Dirk Remmeckes Text (danke dafür) gelesen habe: Ich wusste garnicht, dass Magic und Miniaturen damals so der Buhmann waren. Derzeit höre ich nur noch "böses WoW". Scheinbar hat jede Generation Rollenspieler so ihre Sündenböcke, warum das Hobby gerade nicht megatrendy ist. (Ich weiß, dass Dirk nicht auf dieser Schiene weiterargumentiert)

BTW: Weiß jemand wie gut sich solche kleineren deutschen/französischen Projekte eigentlich verkaufen?
« Letzte Änderung: 24.02.2011 | 14:28 von Sebastian »

Offline Dirk Remmecke

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #191 am: 24.02.2011 | 14:27 »
Was wäre denn wohl hierzulande los, wenn man eben nicht die Übersetzungsschiene gefahren wäre, sondern mehr deutlich Kram als nur DSA und Midgard in Eigenregie entstanden wäre?

Auch das habe ich in drsrm skizziert:
(Diesmal mit Spoiler-Tags, um alle Nebenthemen auszublenden.)

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)

Zitat
> [Thema: In Französien ist alles besser...]
[Liebe der Franzosen zur eigenen Sprache.]
Mir scheint, daß diese Liebe wenig mit dem Rollenspiel an sich zu tun hat.

Natürlich nicht, da habe ich auch nie einen Zusammenhang gezogen. Aber diese Liebe hat die Franzosen viel eher zu eigener Kreativität "gezwungen". (Sie haben sich wahrscheinlich auch nur zu gerne zwingen lassen. Unsere Nachbarn legen eben mehr Wert auf kulturelle Eigenständigkeit als wir, die wir alles frag- und kritiklos adoptieren.)

Tun wir mal so, als ob wir nicht die Könige der englischen Sprache wären.

Es ist 1979.

Euer Freund Klaus kommt von seinem Austauschjahr in Amerika zurück. Er hat dort eine neue coole Spielidee kennengelernt, die so abgefahren ist, daß keiner von Euch ihn versteht. Die Regeln könnt Ihr jedenfalls nicht einfach lesen. Klaus hat die Wahl, die komischen rosa Hefte für Euch teilweise zu übersetzen oder gleich neue Regeln zu schreiben, die nach seinem Dafürhalten ohnehin logischer wären. (Ist das nicht der Grund, warum wir alle später mal angefangen haben unsere eigenen Regeln zu kreieren: weil wir die Veröffentlichten für zu blöd gehalten haben?) Bei der Gelegenheit ändert Klaus auch das Flair der Welt. Bei ihm ist alles "mittelalterlicher", weniger "Bubblegum". Seine Stadtpläne sind realistischer und nicht schachbrettartig. In seinen Städten gibt es keinen "Adventurer's Supply Store". Ihr spielt sein Spiel und findet es gut. (Ihr könnt noch nicht beurteilen, daß sein System auch unlogisch ist.) Ihr spielt länger und ändert das System. (Ihr könnt es langsam doch beurteilen.)
Weil so gut wie niemand Englisch kann, passiert landauf, landab das gleiche. Jeder findet die Grundidee der Role Playing Games klasse, aber interpretiert sie selbst. Es gibt -zig kleine Systeme, keines professionell verlegt, alle mehr oder weniger unbeholfen. (Darunter natürlich auch Midgard.)
1982 fotokopiert jemand seine Regeln in größerem Stil und tritt damit eine Welle los.
Der erste "richtige" Verlag wird gegründet, lassen wir es ruhig FanPro sein. DSA erscheint, vielleicht mit Hilfe von Schmidt Spiele und Droemer Knaur.
Da es schon so viele fertige Systeme gibt, erscheinen bald weitere.
Vielleicht bei FX Schmid.
Ravensburger traut sich nicht.
Sogar Parker Deutschland macht ein Rollenspiel - es geht unter, weil es ein Familienspiel mit Farbwürfeln sein sollte.
Einige Systeme setzen sich durch, andere verschwinden.
Einige Verlage beginnen mit Übersetzungen, weil sie entdecken, daß es auch im Ausland sehr gute Spiele gibt. Shadowrun, AD&D, Vampire, vielleicht orientieren sie sich nicht nur nach Amerika, vielleicht übersetzen sie auch das spanische Aquelarre, das japanische Gear Antique und Lodoss War, das französische Berlin XVIII ...

1999.

Man stelle sich vor es hätten überlebt:
  • Das Schwarze Auge
  • Midgard, größer und schöner und mit Alba-Quellenbuch (hähähä!)
  • Ein episches Fantasy-System, das Dragonlance erblassen läßt
  • Ein Fantasy-System, das auf dem Mars spielt
  • Ein Fantasy-System, in dem ein neuer, von Katzenmenschen bewohnter Kontinent entdeckt werden muß
  • Ein Robin Hood-Rollenspiel
  • Ein Atlantis-Rollenspiel
  • Ein Horror-Rollenspiel im Deutschland der 20er Jahre
  • Midgard 3000
  • Das Drachenland-Rollenspiel
  • Ein deutsches Cyberpunk-System, das im geteilten Berlin des Jahres 2040 angesiedelt ist (der imaginäre Autor konnte nicht ahnen, daß die Mauer so schnell fallen würde)
  • Ein Marco Polo-Rollenspiel, in dem sowohl die Erkundung Chinas als auch Handel wichtig ist
  • Ein Rollenspiel zur Zeit des dreißigjährigen Krieges
  • Derrick - Das Rollenspiel (gut, war'n Witz)
  • Ein Raumschiff Orion-Rollenspiel
  • Ein Störtebeker-Rollenspiel
  • Das Siedler-Rollenspiel

  • und alle so bunt und gut wie DSA.
  • und zusätzlich die Übersetzungen, die wir jetzt auch haben.

Malt Euch das mal aus! Stellt Euch vor, das wären die vergangenen zwanzig Jahre gewesen! Was für Abenteuer hättet Ihr erleben können!
Stellt Euch diese Regelwerke vor: Eine dicke Box, Würfel klappern darin, in verschlungenen Buchstaben "Atlantis" auf dem Deckel. Das Cover zeigt eine irgendwie griechisch anmutende Stadt, eine weiße Wolke türmt sich zum Himmel, winzig klein davor ist der Schweif einer startenden Rakete zu sehen. Macht die Augen zu und stellt es Euch vor! Was hat dieses Spiel wohl für Regeln?
Lest jeden einzelnen Titel und stellt Euch das Spiel vor. Was für ein Cover hat es, wie dick ist es, was fallen Euch spontan für Geschichten ein?

...(Dramatische Pause)...

Wird einem da nicht schwummrig? Wieso haben die Franzosen das geschafft und wir nicht? Wirkt Euer Rollenspielladen nicht auf einmal entsetzlich leer?
Ihr seid doch bestimmt auch alle der Meinung, Ihr hättet alles gesehen und erlebt. Ihr wünscht Euch doch bestimmt auch die Faszination und den Zauber der ersten Rollenspieljahre zurück. Stellt Euch vor, Ihr müßtet einfach nur in ein Regal greifen und könntet das eine Rollenspiel hervorzaubern, das Euch wieder glutvoll entflammen läßt! Es hätte in den letzten zwanzig Jahren geschrieben werden können.

Wo ist der große Unterschied zu unserer tatsächlichen Historie?
  • a) Wir haben uns verneigt vor einem Regelbuch und sklavisch "offizielle" Regeln befolgt. Das gilt für die ersten D&D-Spieler genauso wir für die ersten DSAler. Und die allermeisten denken bis heute so. Das
    Konsumdenken, das Du beklagst, ist keine Erfindung der Neuzeit und es schwappt auch nicht erst jetzt aus Amerika zu uns rüber, sondern es war in uns von der ersten Stunde an!
  • b) Wir haben Kreuzzüge geführt für oder gegen dieses oder jenes Regelwerk.
  • c) Wir haben unsere eigene Sprachbarriere aufgebaut: Das "Original" galt mehr als eine Übersetzung (das konnten wir bis heute perfektionieren: Als 1995 das deutsche Magic auf dem Plan erschien, haben die Pioniere einen Feldzug für die Reinerhaltung der in Deutschland üblichen englischen Sprache geführt).(Das war jetzt sarkastisch, ich weiß, aber ich habe hier in unserem Laden Szenen erleben müssen, wie herablassend eine leider viel zu große Zahl an Magic-Spielern Neueinsteiger abgekanzelt hat ... pein-lich, sage ich nur.)
  • d) Eine Eigenkreation war der Gipfel der Vermessenheit - wie konnte ein deutscher Autor es wagen, aus dem Schatten von Gary Gygax heraustreten zu wollen? Was hat DSA für Feuer bekommen von den D&D- und RuneQuest-Veteranen! "Schlechte Kopie und Kindersystem" hieß es damals. Und heute ist DSA das *einzige* deutsche System, das sich mit amerikanischen Spielen und französischen Sachen wie Guildes oder Reve de Dragon messen kann. (Und wenn Pegasus Midgard mal zum Laufen kriegt, haben wir immerhin zwei.)

Das Unverständliche daran ist, daß niemand sonst so konsumorientiert war wie wir. Selbst die Amerikaner haben es nicht bei AD&D belassen und haben flugs andere Spiele erfunden: T&T, RQ, CoC, Arduin Grimoire, Harn, Palladium... In der gleichen Zeit, in der mit Hurlements, Reve de Dragon, Legendes Celtiques und ........ (einem komischen System, in dem es keine Metalle gab und Kleidung, Waffen und Rüstungen durch lebendes Material und Tiere ersetzt wurde; der Name will mir nicht einfallen) in Frankreich schon absolut eigenständige Ideen vorlagen, haben wir uns mit dem DSA-Basis-Kasten und einem fotokopierten Midgard voll im Fahrwasser amerikanischer Fantasy-Konventionen befunden. Und mit jedem Jahr, in dem kein weiteres großes deutsches System nachkam, wurde der Weg weiter zementiert, bis heute alle Ideen wie Kopien amerikanischer Systeme aussehen. Die Chance ist vertan.

Und die neuen Spieler, die Einsteiger? Woran sollen sie sich heute orientieren, wenn es keine Vorbilder gibt? Man darf nicht vergessen, daß sich das bloße Vorhandensein einiger gedruckter Spiele auf die Entwicklung einer ganzen Spielergeneration auswirkt. Mit Vorbildern meine ich nicht ein beliebiges Abenteuer, an dem der Neuling den Aufbau eines solchen lernen kann. Ich meine keine Leitfäden zum Spielleitern und Kampagnendesign. Ich meine Vorbilder im ganz klassischem Sinn: Personen, Autoren, Verlage, die es geschafft haben. Leute, die einem 15jährigen AD&D-Spieler zeigen, wohin man kommen kann, wenn man geniale Ideen hat und den Mut, sie bis zum Ende zu verfolgen.
Was macht denn ein Hobby-Autor heute? Er stellt seine Werke ins Netz oder macht ein Fanzine. Er wird von hundert Leuten gelesen. Vielleicht ein paar mehr.

(Klicke zum Anzeigen/Verstecken)
Ich ergänze: Dem Standort Deutschland geht es schlecht, weil in Amerika zuviel Zeugs erscheint, das (viele) deutsche Spieler aus was für Gründen auch immer der eigenen Kreativität vorziehen. Vielleicht finden sie die amerikanischen Produkte so gut, daß man es nicht mehr besser machen könnte. (Die deutschen Verleger scheinen das jedenfalls zu glauben, sonst würden sich nicht jetzt schon - vor Erscheinen des Spieles - zwei Verlage um die Lizenz zu Larry Elmore's Sovereign Stone bemühen, statt ein Eigenprodukt gleicher Qualität zu schaffen!)
Ist es das?

Ich will auch mal provozieren: Geht es nicht besser als Vampire? Ist Shadowrun das Ende der Fahnenstange?
Gibt es ein Rollenspiel jenseits von AD&D?

In diesem Sinne

Dirk

Offline Dirk Remmecke

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #192 am: 24.02.2011 | 14:36 »
mußte ich retrospektiv doch schmunzeln.

Ja, ich auch, als ich das vor dem Posten nochmal las...

Ich wusste garnicht, dass Magic und Miniaturen damals so der Buhmann waren. Derzeit höre ich nur noch "böses WoW". Scheinbar hat jede Generation Rollenspieler so ihre Sündenböcke, warum das Hobby gerade nicht megatrendy ist.

Tja, und dabei hatten wir noch gar nichts gesehen. Der Beitrag erschien ein Jahr vor Pokémon...
Da haben sogar die Magic-Spieler ihren Buhmann gefunden.

Die Pokémon-Kiddies haben alles geschlagen, was man sich an Vorgängen und Anekdoten rund um einen Laden vorstellen konnte.

Übrigens war L'Oeuf Cube in Paris der erste Rollenspielladen, bei dem ich gesehen habe, dass Magic-Spieler vor die Tür verbannt worden waren, um das reguläre Rollenspielgeschäft nicht zu behindern. Der Bürgersteig war voller Leute, die auf wildfremder Leute Autos (noch so ein kultureller Unterschied, die Beziehung zum Auto) in ihren Ordnern herumblätterten und den Laden nur betraten, um eine Handvoll Booster zu kaufen...

Offline Terrorbeagle

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #193 am: 24.02.2011 | 14:50 »
Okay, jetzt muß ich doch mal kurz einen Einwurf machen: Sprachliche und kulturelle Offenheit und Vielseitigkeit sollte man nicht unbedingt als eine Bürde auffassen. Eher im Gegenteil - es ist eine Bereicherung, wenn man auch mal über den Tellerrand schaut, und auch um das zu können, bedarf es eben auch gewisser sprachlicher Mittel.

Man sieht das alleine an der Musik. Oder will hier wirklich jemand mehr Frohe [hier Jahreszeit einsetzen]-Feste der Volksmusik?
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

Offline Dirk Remmecke

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #194 am: 24.02.2011 | 15:27 »
- Ein weiterer Punkt ist dass meine Erfahrung nach Deutsche sich öfters weigern neue Spiele (oder systeme) zu probieren. Das habe ich nie in FRK erlebt. Vielleicht ist aber meine Rollenspielrunde in FRK einfach offener ?

Ich kann überhaupt nicht beurteilen, ob die französischen Spieler offener sind. Ein Indiz dafür ist, dass es diese "Einweg-Rollenspiele" ("Bursts") gibt, diese ausdrücklich auf Kurzkampagnen ausgelegten Systeme wie Mahamoth oder 2012 : Extinction.

Ich kann aber aus langjähriger Präsenz hinter dem Tresen eines Rollenspielladens bestätigen, dass es bei uns einen ausgeprägten Hang zum Scheuklappendenken gibt. Wahrscheinlich nicht die Leute, die hier im Tanelorn schreiben. Aber da draußen, an den Spieltischen - jede Menge.
(Das äußert sich auch in Leuten, die sich gezielt der Community ihrer Stadt verweigern, die Cons ablehnen, usw. "Wozu brauche ich Kontakt zu anderen Spielern, ich habe meine Runde.")

Für mich war es ein Augenöffner, als ich etwa 2003/2004 bei Beutelsend in Berlin einen Feldversuch gemacht habe.
Ich wollte wissen, ob die Gedanken, die ich mir beinahe täglich um die Anordnung der Rollenspielregale mache, irgendetwas fruchteten. Ich wollte wissen, ob es etwas nutzt, Vampire neben Nephilim zu platzieren - oder neben Cthulhu. Battletech neben Heavy Gear. Und so weiter.

Das dumme ist, dass selbst wenn jemand dadurch auf ein anderes Spiel aufmerksam wird und kauft, weiß ich immer noch nicht, dass es etwas gebracht hat. Ich kann nicht jeden Kunden aushorchen.

Deshalb habe ich einen Dummy eines Systems gebaut, das es gar nicht gibt. Dieses habe ich dann an verschiedenen Stellen im Laden, neben passenden anderen Spielen, platziert. Mein Gedanke war, dass wenn jemand dieses Spiel ohne Inhalt entdeckt, er mich darauf anspricht. "Was ist das denn?" oder "Wow, ich wusste gar nicht, dass es eine Fantasy-Version von Traveller gab!"

Niemand. Hat. Je. Dieses. Spiel. Entdeckt.

Das heißt, über Wochen sind alle Kunden zielstrebig zu ihrem gewohnten Regal gelaufen, haben ausschließlich die Produkte mit ihrem bekannten Logo betrachtet und sind wieder gegangen.

Das war ernüchternd.

Offline carthinius

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #195 am: 24.02.2011 | 15:32 »
Man sieht das alleine an der Musik. Oder will hier wirklich jemand mehr Frohe [hier Jahreszeit einsetzen]-Feste der Volksmusik?
Juhu, die Extremkeule... Nein, natürlich brauche ich keinen Heino- oder Marianne-und-Michael-Klon. Aber ich fände es schön, wenn heutige deutsche(!) Pop- und Rockgruppen vielleicht auch mal sehen würden, dass alles eben inhaltlich genauso stumpf ist, wenn man es hübsch ins Englische verpackt. Es gibt ja durchaus Künstler, die sich trauen, auf deutsch zu singen. Und so sehr ich "Unheilig" auch verabscheue, weil es meiner Meinung nach unterste Pseudotiefgründigkeitsschublade ist - da haben die Leute wieder einen deutschsprachigen Song gut gefunden, und zwar vermutlich aufgrund des Texts! Geht halt schlecht, wenn alle nur auf englisch trällern. Und auch Xavier und Grönemeyer haben Erfolg, WEIL sie deutsch singen. Also warum müssen die Charts immer so englischlastig sein? Tiefgründiger wird es dadurch nicht, eher banaler.
Gleichzeitig haben im Fernsehen ja Musiksachen außerhalb der Volksmusik sowieso keinen Stellenwert. Das Warum würde mich da schon interessieren. Keine Hitparade, nicht mal mehr "Top of the Pops". Nur noch Aufwärmsendungen mit alten Hits, damit das Volk in Erinnerungen schwelgen kann.
Und das ist genau das gleiche. Bloß nichts wagen. Zum Kotzen sowas.
Meine itch.io-Seite | Guild of Gnomes, ein Hack von Lasers & Feelings (bisher nur auf englisch verfügbar) | Böser Mond, du stehst so stille, ein Szenario für Warhammer Fantasy RPG 3rd | DURF (Deutsche Ausgabe), ein knackiges, regelleichtes Dungeon-Fantasy-Rollenspiel

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #196 am: 24.02.2011 | 15:37 »
Zur sprachlichen, kulturellen Offenheit: Ich wei0ß nicht recht, was das (Gegen-)Argument soll.

Jedenfalls packt mich im Hinblick auf Frankreich der Neid, eben weil die dort neben grandiosen Eigenproduktionen in RSP, Buch, Film, Comic etc. sehr, sehr viele Dinge übersetzen. Ein Land, das solche Comic-Künstler hervorgebracht hat und sich nicht retten kann vor eigenen Publikationen, übersetzt zusätzliches noch alles Lesens(- und leider wahrscheinlich auch Unlesens-)werte aus dem Ausland. Nicht nur aus den USA, sondern sogar aus Deutschland (zeitgleich mit der deutschen Ausgabe des neuen Schultheiss, kam zum Beispiel auch die Französische). Da kann ich nur sagen: geschissen auf etwaiges sprachliches Manko, wenn man so fleißig übersetzt.

Ein Problem deutscher Rollenspiel-Produktion ist aus meiner ganz persönlichen Erfahrung heraus auch die Lahmarschigkeit. Als Engel seinerzeit herauskam, hatte ich wenig Kohle, es juckte mich aber in den Fingern. So musste ich warten, und bei der Gelegenheit habe ich festgestellt, dass das mal wieder eines der Spiele ist, wo man mit Glück alle zwei Jahre ein neues Supplement kriegt. Das gilt selbst für viele Übersetzungen. Man hat nur ganz selten einmal aufgrund des Produktausstosses den Eindruck: Wow, da geht was. Degenesis, UA, super reizvoll, aber kommt alles nicht so aus dem Genick. Selbst SW hat irgendwie den Schwung verloren. Kein Wunder fällt man dann wieder auf DSA oder Pathfinder zurück. Da hat man wenigstens nicht das Gefühl, dass das System tot ist, kaum dass es auf den Markt kommt.

@Thread:
Auch meinerseits noch mal großes Lob und Dank für die fiese Werbung (aber immerhin gibt es ja Hoffnung auf englische Versionen, wie Du angekündigt hast!!).
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Offline Terrorbeagle

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #197 am: 24.02.2011 | 15:53 »
Juhu, die Extremkeule... Nein, natürlich brauche ich keinen Heino- oder Marianne-und-Michael-Klon. Aber ich fände es schön, wenn heutige deutsche(!) Pop- und Rockgruppen vielleicht auch mal sehen würden, dass alles eben inhaltlich genauso stumpf ist, wenn man es hübsch ins Englische verpackt.

Halt, halt, halt. Das Extrembeispiel wäre Stahlgewitter oder Landser gewesen. Daran habe ich noch nicht mal gedacht. Und "So ein Lied in unserer Sprache" haut genau in die Heino-Kerbe. Also wortwörtlich.

Aber das ist eine andere Diskussion, die ein anderes Mal geführt werden sollte.
 

Gleichzeitig haben im Fernsehen ja Musiksachen außerhalb der Volksmusik sowieso keinen Stellenwert. Das Warum würde mich da schon interessieren. Keine Hitparade, nicht mal mehr "Top of the Pops". Nur noch Aufwärmsendungen mit alten Hits, damit das Volk in Erinnerungen schwelgen kann.
Und das ist genau das gleiche. Bloß nichts wagen. Zum Kotzen sowas.

Und in dem Punkt hast du natürlich völlig Recht - wobei sich das nicht bloß auf Musik beschränkt, sondern auch auf Eigenproduktionen fürs Fernsehen. Sonderlich viel Mutiges kommt da nicht.
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #198 am: 24.02.2011 | 16:06 »
Lustigerweise müssen noch ein paar Sachen gesagt werden :

- Viele Franzosen sind extremst neidisch auf die Deutsche Tabletop-Szene  ;D (öfters höre ich : Warum haben wir es nicht geschafft etwas Catanähnlich [im Sinne des Erfolgs] selbst zu produzieren).

- Die Frz Rollenspielszene gilt als Maraude. Viele frz sind davon überzeugt, dass bald Rollenspiel in FRK ausstirbt  ;D . Weil die Spieler die aktiv waren jetzt Jobs und Familien haben und die sehen nicht dass es Nachfolger gibt (die sind ja nicht auf schulhöfe). Aber gerade kommt eine "neue Hoffnung" -> PapaSL spielt mit seinem Sohn und die Schulkompels des Sohnes... Bis einer davon es wagt selbst zu leiten. Es ist immer wieder einen Thema auf frz Rollenspielforen : Was ist das beste Spiel um meine Kinder zum ersten mal zum Spielen zu bringen  8) 8) [Mouse guard scheint momentan der Renner zu sein, trotz Mangel an übersetzung, wohl gemerkt]
Die Szene gilt als Maraude weil wenig Rollenspieler noch kaufen, weil viele lieber WoW spielen und weil es bis kurzem keinen guten Rollenspielzeitwswchrift in den Kiosken gab ! (das ist in Frk einen wichtigen masstab  :o ).

Aber es gibt Hoffnung. Z.B. wirbt John Doe editeurs damit :
"Le jeu de rôle est mort mais personne n'est venu réclamer le corps" (Rollenspiel ist tod aber bis jetzt hat keiner die Leiche abgeholt -> Im sinne von : wir [john Doe] behalten uns das Recht über diese Leiche bis jemand diese abholt  >;D]
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Re: Französische Rollenspielproduktion
« Antwort #199 am: 24.02.2011 | 16:38 »
Viele frz sind davon überzeugt, dass bald Rollenspiel in FRK ausstirbt 

Verglichen mit uns ist das aber Jammern auf extrem hohem Niveau. Die französische Szene ist jetzt wahrscheinlich immer noch da, wo unsere vor 10 Jahren war.

Wenn der neue Casus Belli es nicht packt und in den nächsten paar Monaten wieder eingestellt wird, dann gibt's Grund zum Jammern.

(Ich bin ja immer noch traurig, dass Black Box es nicht geschafft hat, über seine 3 Ausgaben zu kommen. Nachdem ich jetzt endlich antiquarisch eine Ausgabe aufgetrieben habe, kann ich sagen: das Ding war ... ziemlich schick.)