Soo... Teil 2 kommt, Teil 3 ist in Arbeit ;-) .
Ich habe nicht behauptet, dass die Definition zu emotional ist, sondern dass die Einbeziehung einer Wahrnehmung dazu führen kann, dass der Begriff eben emotional (tendenziell negativ) belegt wird.
Ich gehe davon aus, daß er nicht negativ belegt
wird, sondern von vorneherein, sozusagen "von Geburt an", negativ gemeint war. Ich habe letztens einer Diskussion entnommen, daß es im amerikanisch-sprachigen Raum "to railroad" als Begriff für "durchpeitschen" gibt, und "durchpeitschen" ist
kein wertneutraler Begriff. So auch nicht "to railroad", und so auch nicht "Railroading". Der Begriff ist also von Anfang an mit einem negativen Beiklang versehen gewesen. (Zumindest kommt
mir diese Annahme plausibel vor.)
Und nun behaupte ich, daß meine Definition - wenn man andere mal aus seinem Kopf verbannt und
nicht mehr mithört - das sogar ein Stück weit zurücknimmt und damit so nahe an eine "neutrale" Definition kommt, wie mir zur Zeit möglich ist. Und zwar so...
Die Definition lautet zur Zeit, hier einmal mehrzeilig, um den Überblick zu verbessern:
""Railroading bezeichnet die Wahrnehmung
einer Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere
durch Entscheidungen von Mitspielern,
die nicht durch die Weltbeschreibung oder die Weltsimulation bedingt zu sein scheinen
und für die der Zweck vermutet wird, eine dem railroadenden Mitspieler momentan unerwünschte Festschreibung in der Weltentwicklung zu verhindern.""
1.) Im Kern steht die "Einschränkung von Einflussmöglichkeiten der Spielercharaktere", die meines Wissens nach fast jede Definition von Railroading bisher enthalten hat. Was hiermit ausgeschlossen bleibt, sind andere Beschränkungen, etwa solche, die die Welt an sich betreffen. Wenn es in einer fiktiven Welt
per defintionem keine Elfen gibt, ist das kein Railroading, sondern Weltfestsetzung.
2.) Diese Einschränkung wird noch weiter eingegrenzt, und zwar in drei Richtungen:
2a.) Sie rührt von der Entscheidung eines Mitspielers her. Sie wird also nicht auf einen unbestimmten Einfluß zurückgeführt, etwa auf eine Gesetzmäßigkeit o.ä. Sondern sie kommt von jemand, der auch mitspielt.
2b.) Die Einschränkung, der der Spielercharakter unterliegt, darf weder aus der Weltbeschreibung noch aus der Weltsimulation bedingt sein. (Hier ein kurzer Einwurf v.a. an Teylen: Das hat nichts mit "Sim nach GNS" zu tun, sondern mit der Pluralität von Entwicklungsoptionen. Sofern meine Erklärung im Eingangsbeitrag nicht ausreicht, kann ich auch das noch einmal weiter ausführen.) "Bedingt sein" heißt für die Einschränkung, daß, wenn man die Parameter für die Simulation so offen wir möglich wählt bzw. sie
nur aus der gegebenen Situation ableitet, dennoch nur
so ein relevanter Fortgang der Handlung sich ergibt. (Es ist etwas schwierig, das Anzahlen-neutral zu formulieren, aber es kann auch eine bestimmte Menge an Optionen überbleiben und trotzdem kann sie eingeschränkt worden sein. Insofern noch einmal anders formuliert: Möglichkeiten können aus mehreren Gründen wegfallen. Wenn sie wegfallen, weil sie gemäß der Weltsimulation nicht mehr sein können, ist das kein Railroading.)
2c.) Die Einschränkung, der der Spielercharakter unterliegt, erscheint nicht willkürlich oder zufällig. Das ist in meinen Augen einer der ganz wesentlichen Punkte. Zu jedem Zeitpunkt schränkt jeder der Mitspieler jeden anderen ein, indem er selbst etwas tut, und das ist völlig normal, okay und überhaupt kein Grund zum Ärger. Es ist etwas, was das Gemeinsame am gemeinsamen Spiel mitkonstituiert. In der Situation, in der zum Begriff "Railroading" gegriffen wird, ist etwas passiert, was insofern "unnormal" ist.
Ich setze für meine Definition fest, daß jemand ("R") sich von einem anderen ("G") eingeschränkt sieht, weil der andere damit einen ganz bestimmten Zweck verfolgt, und "R" sich um Möglichkeiten gebracht sieht, die er nach Regeln haben müsste. Ich weiß nicht, inwieweit diese Bestimmung, daß Railroading irgendwie mit genau diesem Zweck verbunden ist, konsensfähig ist, aber sie ist mir so vertraut, daß ich sie aufgenommen habe.
Das ist es, was Railroading von anderen Einschränkungen unterscheidet, die im Rollenspiel ständig vorkommen und toleriert werden: "R" sieht sich ohne weltinterne Notwendigkeit um bestimmte Möglichkeiten gebracht,
und "R" nimmt an, daß "G" davon profitiert und daher bewußt so gehandelt hat.
Merke: Bis hierher habe ich nirgends gesagt, daß "R" sich ärgert! Vorläufig sieht er nur, daß ihm unzulässigerweise etwas abhandengekommen ist. Aber ich glaube, man könnte verstehen, wenn er sich ärgert, oder? Trotzdem, ich bitte festzuhalten: Ob "R" sich ärgert oder nicht, ist bisher nicht festgelegt; die Definition "funktioniert" auch dann, wenn er sich nicht ägert.
3.) Und ich lege fest, daß "Railroading" eine Wahrnehmung ist, d.h. zunächst aus der
Innenperspektive kommt. Ich habe
oben schon einmal dargelegt, daß ich das für vorteilhaft halte, weil es den pejorativen Charakter des Begriffs zurücknimmt. Wenn man die Definition so ernst nimmt, daß man tatsächlich Railroading (anders, als man es bisher vielleicht gewöhnt ist) als Wahrnehmung sieht, ändert sich der Klang des Wortes: Weg vom Vorwurf an jemand anders, hin zur Bitte um Klärung, weil das Miteinander gestört ist.
Damit scheint zumindest mir, daß Railroading in dieser Definition viel eher geeignet ist, die Emotionen eben nicht unnötig zu schüren. Und wenn "R" sich nicht einmal ärgert - was er, wie gesagt, zwar verständlicherweise tun könnte, aber eben nicht tun muß -, kann es sogar ein rein klärendes Gespräch geben, ob "G" mit seiner Entscheidung einen eigenen Zweck verfolgt hat oder nicht.
Und da sind wir jetzt beim Subjektiven in der Definition. Aber das bekommt einen eigenen Beitrag; ich brauche gerade eine kurze Pause :-) . Und ja, ich versuche danach dann auch noch, die Diskussion zusammenzufassen, das geht nicht verloren ;-) .