Ich bin ehrlich verblüfft, wieviele Leute lieber konvertieren, als Hausregeln zu verwenden, oder Setting und System zusammen zu wechseln.
Das Thread-Thema ist ja auch "TOLLES Setting, MIESE Regeln", nicht "Mäßig interessantes Setting und Regeln, die mittels mehr oder weniger Hausregeln noch tolerierbar sind".
Wenn ein Setting so toll, so interessant ist, daß man darin spielen WILL, dann ist das für sich genommen schon Motivation genug etwas ZU TUN, um darin zu spielen.
Ist ein Setting "ganz nett", aber nicht außergewöhnlich genug, um mich in Versuchung zu führen, und stellt sich das Regelwerk dann auch noch als "mies" heraus, dann heißt es eben "Adios!". "Ganz nette" Settings gibt es MEHR als "nicht-miese" Regelwerke (was daran liegt, daß man für Regelwerksentwicklung nicht einfach mal was Inspirierends "hindichten" kann, sondern sich mit Mechaniken, mit Regeln, mit Prozessen auseinandersetzen muß - das liegt den allerwenigsten Rollenspielentwicklern und daher sind eben auch so viele Regelsysteme "mies", auch wenn die jeweiligen Settings noch ganz interessant sein mögen).
Als Westernrollenspieler habe ich wirklich viele Western-Rollenspiele daheim. Längst nicht alle habe ich gespielt. - Die Westernsettings sind ja an sich nicht so sehr unterschiedlich, so daß hier stärker die "unmiesen" Regeln zum Tragen kommen, wenn ich mir überlege, ob ich das mit den Originalregeln spielen soll, oder ob ich sie "verhausregeln" soll oder ob ich es nicht spielen soll, sondern ein anderes Westernrollenspiel nehmen soll.
Als Freund des Engel-Settings bekomme ich von Engel sogar "by the book" zwei "Regelsysteme" (eine schludrige D20-Adaption und ein NICHT-Regelsystem mit Spielkarten) geboten. Beide sind auf ihre Art "mies", während das Engel-Setting einfach nur TOLL ist. Also habe ich es mit HeroWars, Savage Worlds (gleich auf drei verschiedene Ansätze), mit DL Classic (Hell on Earth), und mit BoL konvertiert. - Die BoL-Konvertierung ist EXAKT die "Brille" auf das Engel-Setting, die MIR am Besten gefällt. Alle anderen hatten mir wichtige Bereiche "unscharf" abgebildet, auch wenn sie für sich genommen funktionierten.
Bei Western-Rollenspiel-Settings habe ich somit LEICHTER die Möglichkeit ein anderes, GLEICHERMASSEN interessantes Setting zu finden, aber bei Engel gibt es NICHTS VERGLEICHBARES. - Daher bei Engel lieber die Conversion, statt es einfach ins Regal zu stellen.
Es gibt auch Settings, bei denen eine Conversion so aufwendig wäre, daß TROTZ des Interesses für das Setting keine akzeptablen Konvertierungsaufwände aufgebracht werden können. Diese Settings werden dann halt nicht bespielt.
Und es gibt Settings, bei denen eine Konvertierung so leicht von der Hand geht, daß es einfach eine FREUDE ist, diese umzusetzen. Wie Dawning Star, Firefly oder Unknown Armies mit Savage Worlds. Alle diese haben z.T. sogar funktionierende Systeme (wie D20 Modern oder Cortex), die aber meinen Erwartungen an die Leistungsfähigkeit, Skalierbarkeit und Leichtigkeit in der Handhabung nicht entsprechen. Oder sie haben (wie UA) einfach Systeme, die nicht ohne SpielleiterBESCHISS funktionieren, so daß sie meiner Spielweise, meinen Spielvorlieben in ethischer Hinsicht nicht genügen. - Und diese konvertiere ich gerne in ein solides, funktionstüchtiges System, bei dem ich SICHER sein kann, daß dieses ein den jeweiligen Settings in höchstem Maße angemessenes Spielerlebnis hervorbringen wird.
Daher müssen für Conversions die Regeln nicht einmal "mies" sein, sondern es reicht bei mir aus, wenn sie "nicht gut genug" sind. - Diese zu "verhausregeln" bedeutet AUFWAND, der nur einen Flickenteppich an System hinterläßt. Wenn ich stattdessen mit demselben Aufwand eine Conversion aus EINEM GUSS erstellen kann, dann mache ich mich lieber an die Conversion.