Autor Thema: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?  (Gelesen 3350 mal)

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ErikErikson

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Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« am: 30.01.2011 | 12:43 »
Das Erziehen von Spielern-zumeist durch Strafen im Falle unerwünschter Aktionen-ist allgemein verpönt. Das kommt zum Teil sicher von schlechten Erfahrungen mit manchen Spielsystemen, wo Spielererziehen mit RR oder ähnlichen unbeliebten Techniken verbunden war.

Allerdings kann man nicht nur durch Strafen erziehen, sondern auch durch Belohnung. Fanmail, Bonus-XP, Bennys für bestimmte Aktionen und ähnliche Mechanismen sind nichts anderes als Spielererziehen. Der Spieler zeigt belohnte Aktionen vermutlich häufiger.

Als Grundvorraussetzung würde ich weiter anführen, das alle Spieler sich auch erziehen lassen wollen.

Insofern würde ich gerne mal diskutieren, ob Spielererziehen für euch eine Option ist, was man dabei beachten sollte, und was man vermeiden muss.

Interessant finde ich die Frage, ob man nur zu verändertem Spielverhalten erzieht, also sich die Verhaltensänderung des Spielers auf das veränderte Führen des Charakters beschränkt, oder ob der Spieler sich auch außerhalb des Spieles, aufgrund der Erziehung im Spiel anders verhält. Und wenn ja, ob dieser Effekt erwünscht ist.

 
« Letzte Änderung: 30.01.2011 | 12:46 von Das_Stahlstadtkind »

Offline Zwart

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #1 am: 30.01.2011 | 12:48 »
Das hat bei Erwachsenen weniger etwas mit erziehen zu tun wenn sie bei einem Spiel belohntes Verhalten öfter zeigen. Es zeugt nur davon das sie sich bewusst und reflektiert auf dieses Spiel im Spiel einlassen können und Spaß daran finden.

ErikErikson

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #2 am: 30.01.2011 | 12:55 »
Hier nochmal meine Definition von Erziehung, damit wenigstens das geklärt ist:

Erziehung bedeutet, jemandes Entwicklung zu fördern. Im Allgemeinen versteht man unter Erziehung soziales Handeln, welches bestimmte Lernprozesse bewusst und absichtlich herbeiführen und unterstützen will, um relativ dauerhafte Veränderungen des Verhaltens zu erreichen, die bestimmten, vorher festgelegten, Erziehungszielen entsprechen.

Im Rollenspielkontext also die gezielte Einwirkung auf die Spieler, dauerhaft bestimmte Verhaltensmuster zu zeigen. Diese Verhaltensmuster sind immer identisch mit sozial erwünschtem Verhalten.
« Letzte Änderung: 30.01.2011 | 13:05 von Das_Stahlstadtkind »

Offline Glgnfz

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #3 am: 30.01.2011 | 13:50 »
Ich maße mir aber nicht an jemandes Entwicklung fördern zu wollen, wenn ich mit ihm ein Spiel spiele.
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Offline Der Oger (Im Exil)

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #4 am: 30.01.2011 | 13:52 »
Glgnfz war schneller. Die meisten Leute, mit denen ich spiele, würden mir auch aufs Dach steigen, wollte ich sie in einer bestimmten Richtung erziehen.
Oger ist jetzt nicht mehr traurig. Oger darf jetzt seinen Blog in die Signatur aufnehmen: www.ogerhoehlen.blogspot.com


Welche Lösung bleibt da noch? - Ruft die Murderhobos!

Offline Brakiri

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #5 am: 30.01.2011 | 13:58 »
Ich würde das weniger als erziehen, als mehr als Weiterentwicklung mit Einwilligung des "Opfers" bezeichnen.

Mir ging das mit GURPS so, und meiner damaligen Gruppe.
Wenn man Rollenspiel spielt, in der eher limitierten D&D-Auffassung, und man hat vorher nie etwas anderes gespielt, dann "fehlen" einem einfach gewisse Sichtweisen, und Facetten des Rollenspiels.
Die damalige Gruppe und GURPS als System hat mir persönlich gezeigt, dass es Spass macht, Schwächen auszuspielen, und das die Charaktere dadurch mehr Tiefe erhalten, glaubwürdiger reagieren usw.
Vampire hingegen, hat mir ein sehr emotionale und düstere Facette gezeigt.

Jemand der alles gesehen hat, was RPG an Facetten zu bieten hat, den kann man nicht mehr "erziehen", denn er hat seine Bedürfnisse festgelegt und die werden sich nur selten völlig verändern.
Aber es gibt eine Weiterentwicklung, wenn man noch nicht alles gesehen hat.
« Letzte Änderung: 30.01.2011 | 13:59 von Brakiri »
Rechtschaffend blöd oder chaotisch dumm?

Pyromancer

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #6 am: 30.01.2011 | 14:00 »
"Erziehung" ist ein großes Wort. Aber natürlich will ich manchmal eine nachhaltige Verhaltensänderung bei meinen Mitspielern bewirken.

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #7 am: 30.01.2011 | 14:01 »
Hier wird oft gefordert, dass "die Gruppe" ein bestimmtes Verhalten an den Tag legt und Systeme dement( )sperchend beurteilt, ob sie ein solches auch fördern (fanmail...). Hier wird aber eher das Gewicht darauf gelegt, dass das gewünschte Verhalten aus rationalen Überlegungen heraus angestrebt wird und nicht durch Zuckerbrot und Peitsche oder sonstwie eingebleut wird.

Wenn man will, ist es eher Training, denn Erziehung, da es kein echtes Authoritätsgefälle außerhalb der Trainerrolle gibt. In anderen Worten, es wird versucht, die Bereitschaft beim neuen Spieler zu erzeugen,  die Trainerrolle zu erlauben/ Macht zu geben.

Denn dass diese Trainerrolle vorkommt, sieht man hier in einigen Diaries, in denen ein neues Spiel mit einer ungewöhnlichen Spielart in einer eingefleischten Truppe eingeführt wurde.

Offline YY

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #8 am: 30.01.2011 | 14:06 »
Ich halte es für sehr schwer, zwischen "echter" Erziehung und setting-/systemorientierter Spielweise zu trennen.

Wenn ein bestimmtes Verhalten spielmechanische oder sonstige, auch "weiche", Vorteile bietet, wird es natürlich auch öfter gemacht.

Schaut man sich vor diesem Hintergrund aber (insbesondere ältere) RR-lastige Abenteuer an, werden die Spieler oftmals geradezu verdorben/"verzogen" von dem, was sie sich da geben müssen...
Zumindest auf Autorenseite liegt da also mMn meist keine erkennbare Erziehungsabsicht vor.


Außerhalb des Spiels hat das Ganze allein schon deswegen keine großen Auswirkungen, weil man i.d.R. so viel Verschiedenes spielt, wo erwünschtes Verhalten so unterschiedlich ausfällt, dass es nur wenige "universale" Inhalte geben wird.
Und natürlich sind außerhalb des Spiels die Umstände und Entscheidungsgrundlagen oft genug so verschieden, dass eine Übertragung nur schwer möglich und/oder selten sinnvoll ist.


Ich rede mir bisweilen gerne mal ein, dass Rollenspielen die Fähigkeit zur rationalen Problemanalyse fördert, aber wenn ich ehrlich bin, ist das eher Wunschdenken  ;) ;D


So richtig "erzogen" habe ich meine Spieler mMn noch nie, aber die wissen natürlich nach so langer Zeit, was sie von mir als SL zu erwarten haben.
Das ist aber auch wieder eine andere Baustelle (liegt allerdings in der selben Straße  ;D).
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline SeelenJägerTee

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #9 am: 30.01.2011 | 14:07 »
[...]
Allerdings kann man nicht nur durch Strafen erziehen, sondern auch durch Belohnung. Fanmail, Bonus-XP, Bennys für bestimmte Aktionen und ähnliche Mechanismen sind nichts anderes als Spielererziehen. Der Spieler zeigt belohnte Aktionen vermutlich häufiger.
[...]
Einige der Mechanismen würde ich eher als Konditionierung bezeichnen. Wenn jemand z.B. einfach am Ende "XP für gutes Rollenspiel" bekommt, so wird das oft nicht rational analysiert werden aber irgendwie halt trotzdem einen "Erfolg" zeigen.
Und das hat mMn auch nicht zwangsläufig mit "reflektiertem Verhalten" zu tun.

Andererseits finde ich XP für gutes Rollenspiel bescheuert, ich verteile XP prinzipiell nach Anzahl der Spielstunden.

Wenn ein Spieler Würfel dreht und er deswegen von den anderen zusammengeschissen wird, dann könnte man das als Erziehung bezeichnen und so fern es fruchtet auch als positiv, da Schummeln in unserem Kulturkreis gemeinhin als unsozial zumindest aber als irgendwie anrüchig wahrgenommen wird.

killedcat

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #10 am: 30.01.2011 | 14:08 »
Hier nochmal meine Definition von Erziehung, damit wenigstens das geklärt ist:

Erziehung bedeutet, jemandes Entwicklung zu fördern. Im Allgemeinen versteht man unter Erziehung soziales Handeln, welches bestimmte Lernprozesse bewusst und absichtlich herbeiführen und unterstützen will, um relativ dauerhafte Veränderungen des Verhaltens zu erreichen, die bestimmten, vorher festgelegten, Erziehungszielen entsprechen.

Im Rollenspielkontext also die gezielte Einwirkung auf die Spieler, dauerhaft bestimmte Verhaltensmuster zu zeigen. Diese Verhaltensmuster sind immer identisch mit sozial erwünschtem Verhalten.
Das empfinde ich als anmaßend und geradezu unverschämt. Wer wäre ich denn, meine Freunde erziehen zu wollen?  Sozial erwünschtes Verhalten für wen?

Das ist eine Einstellung... die ist mir so fremd, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Ganz ehrlich, ich bin entsetzt. Wie muss man von seinen Mitmenschen denken, dass man glaubt, man selbst wisse besser, wie sie sich zu verhalten haben?

Tut, was ihr nicht lassen könnt. Aber wenn ich diese Einstellung beim SL bemerke, bin ich aus der Runde draußen. Sofort.

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #11 am: 30.01.2011 | 14:15 »
@killedcat
Aber es wäre doch cool, wenn sie bei SW die Bennies nutzten, sich Tricks ausdächten und von AT/PA abwichen, oder?
Da kann man  doch ein- zweimal Hilfestellung geben und danach haben alle mehr Spaß.
>;D

(Ich halte das nicht für Erziehung... )

edit:
Typos.
« Letzte Änderung: 30.01.2011 | 14:23 von Destruktive_Kritik »

Pyromancer

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #12 am: 30.01.2011 | 14:16 »
Das empfinde ich als anmaßend und geradezu unverschämt. Wer wäre ich denn, meine Freunde erziehen zu wollen?  Sozial erwünschtes Verhalten für wen?
Das alte Pfadfinder-Ideal der jugendlichen Selbsterziehung; natürlich ist es anmaßend, wenn man propagiert, dass Erziehung nicht nur durch eine höhere Autorität, Eltern, Erwachsene, Vorgesetzte und den Kaiser erfolgen kann/soll, sondern gerade durch gleichaltrige Freunde und Kameraden, vielleicht ist es sogar unverschämt. Wenn man sich aber freiwillig auf die Ziele geeinigt hat - beim Rollenspiel vielleicht: "Gemeinsam viel Spaß haben"? - dann spricht doch nichts dagegen, gegenseitig auf Verhaltensänderungen hinzuwirken, die die Verwirklichung dieses Zieles unterstützen.

Zitat
Das ist eine Einstellung... die ist mir so fremd, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Ganz ehrlich, ich bin entsetzt. Wie muss man von seinen Mitmenschen denken, dass man glaubt, man selbst wisse besser, wie sie sich zu verhalten haben?

Mich entsetzt da mehr diese Einstellung von wegen: "Mein Verhalten ist perfekt, ich muss mich nicht ändern - ich bin schließlich schon erwachsen."

killedcat

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #13 am: 30.01.2011 | 14:19 »
Man kann sich gegenseitig befruchten, anregen, kann Ideen diskutieren. Alles sehr gerne und mit viel Freude auf gleicher Stufe. Wir diskutieren in unserer Runde des Öfteren darüber, was wir spielen wollen und wie. Wenn man sich auf gleicher Stufe befindet, gibt es aber keine Erziehung.

killedcat

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #14 am: 30.01.2011 | 14:21 »
@killedcat
Aber es wäre doch cool, wen sie bei SW die BEnnies nutzten, sich Tricks ausdächten und AT/PA abwichen, oder?
Da kann man  doch ein zweimal HIlfestellung geben und danach haben alle mehr Spaß.
>;D

(Ich halte das nicht für Erziehung... )

Wäre das wirklich cool? Ich weiß es nicht. Wenn jemand aber nicht mit Bennies spielen will? Und dann? Weiß ich dann besser, wie er zu spielen hat, oder sollten wir nicht vielmehr gemeinsam nach einem gemeinsamen Nenner suchen und danach haben alle mehr Spaß?

WitzeClown

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #15 am: 30.01.2011 | 14:21 »
Wenn man sich auf gleicher Stufe befindet, gibt es aber keine Erziehung.

Das wäre aber dann eine eher enge Definition von Erziehung.

Mir kommt es so vor als ob dich die Implikationen des Begriffs mehr stören, als die Handlungen am Spieltisch ansich.
Oder bin ich da jetzt auf dem Holzweg?

Offline Glgnfz

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #16 am: 30.01.2011 | 14:25 »
Das alte Pfadfinder-Ideal der jugendlichen Selbsterziehung; natürlich ist es anmaßend, wenn man propagiert, dass Erziehung nicht nur durch eine höhere Autorität, Eltern, Erwachsene, Vorgesetzte und den Kaiser erfolgen kann/soll, sondern gerade durch gleichaltrige Freunde und Kameraden, vielleicht ist es sogar unverschämt. Wenn man sich aber freiwillig auf die Ziele geeinigt hat - beim Rollenspiel vielleicht: "Gemeinsam viel Spaß haben"? - dann spricht doch nichts dagegen, gegenseitig auf Verhaltensänderungen hinzuwirken, die die Verwirklichung dieses Zieles unterstützen.

Mich entsetzt da mehr diese Einstellung von wegen: "Mein Verhalten ist perfekt, ich muss mich nicht ändern - ich bin schließlich schon erwachsen."

Also mir (und wie ich es lese killedkat) geht es eher darum, dass man sich selber nicht anmaßen will, zu bestimmen was "besser ist". Vielleicht ist ja das "besser" der anderen in Wirklichkeit "besser" als mein eigenes "besser"?

Das sollte einem verbieten, Versuche zu starten, das Verhalten des anderen in irgendeiner Form optimieren zu wollen. Und weiter gedacht heißt das auch, dass ich als Spielleiter keine "besseren" Wege habe, wie das Abenteuer "ablaufen" kann. Da das "besser" der Spieler und ihrer Charaktere vielleicht wirklich "besser" ist, muss ich ihre Lösungen einfach annehmen und sehen, ob sie im Rahmen der Regeln realisierbar sind.
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killedcat

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #17 am: 30.01.2011 | 14:29 »
Das wäre aber dann eine eher enge Definition von Erziehung.

Mir kommt es so vor als ob dich die Implikationen des Begriffs mehr stören, als die Handlungen am Spieltisch ansich.
Oder bin ich da jetzt auf dem Holzweg?
Da könntest du schon Recht haben.

Aber Erik hat ja klar gemacht, was er unter "Erziehung" verstanden haben will. Und DAS, will ich am Spieltisch keineswegs erleben.

Spielspaß ist für mich eine gemeinsam erlebte und gestaltete Sache unter Gleichberechtigten. Da kann jeder Ideen einbringen. Kein Problem. Aber hier sieht es so aus: ich weiß besser, wie wir gemeinsam mehr Spaß haben, also finde ich tricks, wie die anderen das dann auch so machen, anstatt das unter Gleichberechtigten ganz normal zu diskutieren. Die hierfür erforderliche Grundhaltung bringe ich nicht auf.

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #18 am: 30.01.2011 | 14:30 »
@Killedcat
Die meisten aus der Ecke, die ich erlebt habe, machen mächtig Werbung für das System und geben Hilfestellungen beim erstmalige Nutzen, in der Hoffnung, dass der Beniie fällt und man losrocken kann. Sind das anmaßende Menschen?

Sobald es ein Wissensgefälle gibt, kannm an darauf hinarbeiten, dass die anderen einem die Macht zugestehen, eine vom Spiel geförderte Spielweise zu vermitteln. Das ist eine klassische Trainersituation.

Das "BEsser" kann ja zweckgebunden sein und von beiden Seiten anerkannt. "Ich weiß, dass Du System XY spielen kannst. zeige mir, wie man damit Spaß hat!"
« Letzte Änderung: 30.01.2011 | 14:32 von Destruktive_Kritik »

Callisto

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #19 am: 30.01.2011 | 14:31 »
Kurze Antwort: Nein, es ist völlig zu Recht verpönt.

killedcat

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #20 am: 30.01.2011 | 14:36 »
@Killedcat
Die meisten aus der Ecke, die ich erlebt habe, machen mächtig Werbung für das System und geben Hilfestellungen beim erstmalige Nutzen, in der Hoffnung, dass der Beniie fällt und man losrocken kann. Sind das anmaßende Menschen?

Nicht, wenn das ohne Erziehung auskommt und auch vorbehaltlos akzeptiert wird, dass die Leute vielleicht auch ohne Bennies noch besser rocken. Wenn das auf einer gleichberechtigten, offenen Ebene abläuft, in der jeder mitspricht, dann ist das doch voll okay. Wenn das jedoch mit der Einstellung des "Fördern müssens" und des Hinwirkens auf "sozial erwünschtes Verhalten" herausläuft, dann habe ich größte Bedenken, ob das hier noch gegeben ist.

Es kann durchaus sein, dass hier über reine Begrifflichkeiten gestritten wird. Aber wenn wir sagen, dass in einer Gruppe ein Konsens für das gemeinsame Spiel gefunden werden sollte, haben wir dann noch Grund für eine Diskussion?

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #21 am: 30.01.2011 | 14:43 »
@Killedcat
Es geht wirklich nur um die Bewertung des zur Erziehung nötigen Authoritätsgefälles.

Damit man sich erziehen lässt, muss also den Menschen dazu bringen, einem Macht zu zugestehen. Das geht mit ausreichend starker Gewalt (Überwachungsstaat) , das geht durch Hinterlist (Die Macht belohnen zu können, kann so eingestzt werden) oder auch durch offene Argumente (Trainersituation).

Ich halte nichts davon, Andere gegen ihren Willen zu beeinflussen, aber gegen Trainersituationen habe ich überhaupt nichts. Da lassen beide Seiten zu, dass Erziehung passiert.

Callisto

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #22 am: 30.01.2011 | 14:44 »
Aber hier geht es doch wohl um die HInterlist-Situation. Und die ist vollkommen zurecht verpönt!

Offline Terrorbeagle

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #23 am: 30.01.2011 | 14:48 »
Es gibt in der Pädagogik einen schönen Grundsatz, der da lautet:

Man kann nicht nicht erziehen.

Die Überzeugung, als Spielleiter keine irgendwie geartete Erziehungsfunktion einzunehmen, ist dementsprechend etwas blauäugig; der Kern der entsprechenden Aussage geht eher in die Richtung "Ich will nicht bewußt erziehen und entsprechende Überlegungen anstellen (sondern das Ganze eher dem Zufall überlasen, in dem ich es nicht koordiniere)".

Ich halte das, vermutlich wenig verwunderlich nach der Einleitung, für etwas naiv.

Verhaltensanpassungen der Mitspieler sind unumgänglich. Sie finden die ganze Zeit statt. Erfolgreiche Verhaltensweisen werden wiederholt, Verhaltensweisen, die nicht zum Erfolg führen, werden seltener oder tauchen nicht wieder auf.
Dabei ist es völlig unerheblich, ob es sich um Verhaltensweisen innerhalb der Spielwelt oder ausserhalb davon handelt.

Nehmen wir als Beispiel die nicht so selten auftretende Situation, dass die Spielercharaktere einen Gefangenen gemacht haben, und nun Informationen von diesem haben wollen. Eine Option, die möglich wäre, aber auf Grund eines Rattenschwanzes von Assoziationen und Verbindungen in der Situation nicht immer erfreulich wäre, bestünde darin, den jetzt Gefangenen zu foltern, um die Informationen, die die SCs haben wollen, zu erpressen. Als Spielleiter kann man darauf in unterschiedlichster Form reagieren. Das Unterfangen kann von Erfolg geprägt sein - die Folter führt zu den gewünschten Erkenntnissen. In dem Fall ist damit zu rechnen, dass die erfolgreiche Strategie in Zukunft wieder angewandt werden wird. Genauso kann der Spielleiter auch den Erfolg abblocken, die gewünschten Informatione icht in verwertbarer Form preis geben, oder alle Mitspieler könnten auf der Ebene ausserhalb der Spielwelt mit einer gewissen Entrüstung reagieren. Das negative Feedback würde dazu führen, dass die Taktik der Folter seltener oder gar nicht mehr angewandt wird (oder es zu einer Trotzreaktion des folternden Spielers kommt, der sich angepißt fühlt, weil sein toller Plan nicht funktioniert. Was gerade wenn es die anderen Mitspieler sind, die sich darüber ärgern, eine tolle Quelle für Frustration und Zwietracht ist).
Tadaaa! Erziehung.

Andersrum ist natürlich auch die Anpassung des Spielleiterstils an die Gruppe ein Lernprozess, der in weiten Teilen gesteuert wird; sowohl positives oder negatives Feedback (ob nun verbal oder non-verbal) werden gegebenenfalls zu einer Verhaltensadaption führen.

Und da dieser Prozess unumgänglich ist, schadet es auch nicht sich etwas damit auseinander zu setzen, welche Richtung man da einschlägt und welche Konsequenzen damit verbunden sind. In dem man sich die verschiedenen Prozesse bewußt macht, und sich über mögliche Kausalketten ein paar Gedanken macht. Ich halte es es ja für eine der wesentlichen Aufgaben eines jeden Mitspielers in dem sozialen Gefüge einer Rollenspielrunde dazu beizutragen, mögliche Frustrationsquellen zu umschiffen.
« Letzte Änderung: 30.01.2011 | 15:04 von Lachender Mann »
Würde ich tatsächlich jedes Mal, wenn ich sinnbildlich Lehrgeld bezahlen würde, tatsächlich Geld verteilen, wäre ich arm.

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Re: Spielererziehen- zu Unrecht verpönt?
« Antwort #24 am: 30.01.2011 | 14:54 »
Ich halte es für zu Unrecht verpönt.

Sogar Bestrafungen werden durchgeführt und erziehen die Spieler mit. Wenn ein SC im Setting etwas tut, was der SL als dumm oder schlecht betrachtet, so sind die Konsequenzen für diesen SC negativ und das wirkt sich auf den Spieler aus. Dass sich der Spieler bei dieser Aktion etwas gedacht hat, wird meiner Meinung nach nicht sehr oft hinterfragt (was auch gut so ist, denn sonst würden Spielrunden viel zu viel Zeit mit sinnlosen Diskussionen verbringen).
Somit:
SC tut etwas, was dem SL nicht paßt und schon folgt die Strafe.

Der Spieler wird sich überlegen, ob er so etwas nochmal macht und gut.

Übrigens ist das mit Belohnungen nicht anders.

Ich finde das in Ordnung. Ich finde auch Fanmail und Bonus-XP in Ordnung. Der SL hat eine bestimmte Spielweise und die restlichen Spieler ebenso. Sogar wenn man sich gut versteht, gibt es immer Unterschiede, wo zumindest ein Kompromiß gefunden werden muss. Da der SL in klassischen Runden den Ton angibt, muss er halt leider dafür sorgen, dass sich die anderen Spieler auf ihn ausrichten und sich auf seine Art des Leitens einlassen.

Wenn die Spielstile innerhalb der Runde zu unterschiedlich sind (etwa Storyteller-SL und ARS-Spieler), dann geht die Runde halt auch in die Brüche.