Dazu zweierlei: Rassisitsches "Wissen" oder "Klischees" (und nicht nur diese, sondern auch andere gruppenbezogene, zum Beispiel sexistische, antisemitische Stereotype/Vorurteile) sind in unserem kulturellen Gedächtnis jederzeit abrufbar. Deshalb muss man zwischen dem Vorhandensein von diesem Wissen und dem Vorhandensein eines tatsächlichen Rassismus einen Unterschied machen. Darauf zielte die so als beleidigend aufgefasste "Unterstellung" von RPäd und/oder klendathu (ich weiß nicht mehr genau, wer von Euch was gesagt hat ) ab.
Will sagen: Auch wenn ich kein Rassist bin, kann ich dieses Wissen unterbewusst, nämlich durch unreflektierte, überkommene Formulierungen oder Ansichten weitergeben. Und das war -- so jedenfalls habe ich es gelesen -- mit der Unterstellung gemeint. Und so sind auch meine Beiträge gemeint. Nicht jeder, der eine rassistisch gefärbte Aussage trifft oder widergibt, muss deshalb gleich ein Rassist sein. Aber die Aussage ist es eben.
[...]
Geanu so war es von mir gemeint! Danke für die nochmalige Erklärung - den Post mitten in der Nacht zu schreiben war evtl. doch nicht die beste Idee... aber ansonsten wäre ich erst jetzt dazu gekommen etwas beizutragen.
@all:Also erst einmal - auch wenn es hier harschere Töne gab - Kompliment wegen des Umgangs miteinander! In anderen Foren und "Diskussionsrunden" bin ich da ganz andere Töne gewöhnt... Sehr angenehm...
Puhh.. aber wo fange ich jetzt an. Es wurden einige Fragen gestellt, auf die ích antworten möchte, und einige Aussagen gemacht, die ich kommentieren möchte...
@Arbo:Thema "normativer Anspruch"[...]
Aber: Mir fehlt da irgendwie die Richtung, in die die von Dir geleistete Kritik in moralischer Hinsicht laufen soll. Kurz, da schwingt ein "normativer Anspruch" mit, der aber nicht zu Ende formuliert wird.
[...]
Könntest Du noch einmal präzisieren, was Du mit dem "normativen Anspruch" genau meinst? Eine allgemeine Formulierung der Ausgangspunkte meiner Überlegungen zu Diskriminierung oder die Folgerungen meiner Kritik. Also sozusagen: "Wie müsste die Welt aussehen, damit weniger/keine Diskriminierung mehr stattfindet?" oder "Wie müsste ein Rollenspiel aussehen, in dem keine rassistischen Stereotype und/oder rassistisches Wissen vermittelt werden?" (Achtunge: beides - und besonders die erste Frage - stellen ganz klar Utpoien dar, die mMn aber dennoch angestrebt werden müssen! Weshalb könnte ich dann bei gegebener Stelle noch formulieren. Hier würde das zu lang.)
Thema "Rassismus im Rollenspiel spielen":Ich wollte wirklich nicht den Eindruck erwecken, als würde ich nur mit einem Rollenspiel zufrieden sein, in dem sich alle Lieb haben und es keine formen kultureller, institutioneller oder sonstwie Gewalt gibt! Ich finde das gut, dass Rollenspiel diese Möglichkeiten bietet und die möchte ich auch nicht missen!!
Mir geht es um zwei Dinge: Zum einen um eine Reflexion der Auswirkungen, die die Existenz von fiktiven Rassen hat. (Wie kritisch ist das Vorhandensein von guten Elben und bösen Orks zu bewerten?) Zum adneren geht es mir um eine Kritik an den stereotypen Darstellungen, die sich in Fantasy-Literatur und Fantasy-Rollenspielen finden und die nahezu eins-zu-eins stereotype Darstellungen unserer Welt darstellen. (Selbstverständlich auch in der Si-Fi, aber da bin ich weniger fit... deswegen kehre ich ersteinmal vor meiner eigenen Tür...
)
Thema "Kern des Problems":[...]
Abgesehen davon stehe ich immer noch auf dem Standpunkt, dass die nicht die Vorurteile das Problem sind, sondern die Art und Weise, wie damit umgegangen wird. Ich würde daher niemanden zum Vorwurf machen, bestimmte Vorurteile zu besitzen, weil ich nicht abwägen kann, ob die Person auch immer die Möglichkeiten besitzt, sich intensiv damit auseinanderzusetzen, z.B. indem mensch ins Ausland fährt und dort fremde Menschengruppen kennenlernt.
[...]
In dem Punkt haben wir andere Positionen. Für mich sind Vorurteile und das genererelle Vorhandensein bestimtmer Kategorien auch im Kern des Problems. Gegen bestimmte Einstellungen in den Köpfen der Menschen muss angegangen werden. Und ich nehme mich da selber nicht raus! Ich erkenne immer wieder an mir Einstellungen oder Gedanken, die ich so nicht haben möchte und mich teilweise sogar erschrecken. Deswegen beschäftige ich mich ja auch im pädagogischen Rahmen mit dieser Thematik, um bessere Wege zu finden, sich damit auseinanderzusetzen und es zukünftigeren Generationen leichter zu machen, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich eine sehr weite Definition von Vorurteilen vertrete. Alte Definitionen ala "Ohne Grund von jemandem aus einer 'anderen Gruppe' schlecht denken." reichen meiner Meinunge nicht aus. Aber dazu gebe ich in dem von Dir neu erstellten Thema meinen Senf dazu - das führt hier vermutlich zu weit weg.
@ Belchion:Thema "Rassismus ohne biologische Begründung"Du kriegst rassistische Überzeugungen nie mit biologischen Argumenten wie "Es gibt keine Rassen" vom Tisch. Der Rassismus als Ideologie arbeitet vollkommen unabhängig von der Frage, ob es biologisch gesehen menschliche Rassen gibt oder nicht.
[...]
Teils muss ich dir zustimmen, teils aber auch widersprechen. Ich stimme Dir absolut zu, wenn Du meinst, dass wir die Legitimation für ein Kritik am Rassismus nicht nur auf den (heutigen) biologischen Mainstream "Es gibt keine Rassen." hinweisen sollten. Das eine mal verteufelt man biologistische Erklärungen – wenn es einem in den Kram passt, bezieht man sich aber wieder auf die Biologie. Das ist durchaus ein Problem.
Wiedersprechen möchte ich Dir an der Stelle, an der Du soziale Konstruktionen naturwissenschaflitchen Konstruktionen gegenüberstellst. Auch und gerade naturwissenschaftliche Theorien werden in einem sozialen Raum konstruiert. Vorherrschende Paradigmen, Alltagswissen, Weltbilder... das alles spielt auch bei der wissenschafltichen Arbeit von NaturwisenschaftlerInnen eine Rolle.
Deshalb muss gerade auf diesen Gebieten die Naturwissenschaft immer wieder kritisch hinterfragt werden. Sie trägt mit ihren Theorien, Modellen und Erklärungen nämlich erheblich zu der Art und Weise, wie wir die Welt sehen bei.
@ Sol Invictus:Erstmal fände ich es schade, wenn Du dich komplett ausklinken würdest. Aber ok - auf zwei Fragen/Statements von Dir möchte ich noch antworten.
1. Zum Thema "schönreden":Heißt das, du müsstest dir das Rollenspiel schönreden um es zu genießen und das wir das alle tun, die wir uns nicht an jeder Ecke an "rassistischen Tendenzen" stoßen? Das wäre allerdings sehr schade meiner Meinung nach.
[...]
Nein, natürlich sage ich nicht, dass ihr euch das alle schönredet und böse weiter Rassismus verbreitet. Viele Sachen sieht man halt erst, wenn man sich damit beschäftigt hat. Und auch die Relevanz für die Gesellschaft wird einem dann langsam bewusst.
Und das soll sich nicht arrogant anhören! Nicht jede Person kann sich in allen Bereichen es Lebens super auskennen! Aber ich denke, dass in Hinsicht auf die Bedeutung des Themas für ein friedliches Leben in unserer Gemeinschaft, das Thema Diskriminierung im allgemeinen viel zu kurz kommt. Deswegen 'kämpfe' ich dafür, dass dieser Thematik in Zukunft in den Kitas, Schulen und Hochschulen und vor allem in der pädagogischen Ausbildung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Ansonsten versuche ich nur möglichst viele Leute auf bestimmt Problematiken aufmerksam zu machen. Ich beschäftige mich halt seit einigen Jahren mit diesen Themen - woher sollten denn adnere dieses Wissen enfach so aus dem Hut zaubern?
Sollte es so angekommen sein, dass 'alle, die nicht so denken wie ich', verblendete Schönredner seien, täte mir das sehr leid! So war das absolut nicht gemeint!
2.
Thema "Kernproblem":[...]
Und ich glaube das eigentliche Kernproblem ist, dass hier historische Vorbilder viel zu sehr aus modernen Gesichtspunkten betrachtet werden. Das darf man gerne machen um zu reflektieren und sich bewusst zu machen, dass es in dem Rollenverständniss einiger Völker / Rassen / Whatever mehr gibt, als den bloßen Schein und auch zu verstehen, wo einige Merkmale herkommen - wenn man es allerdings übertreibt, fängt man an, überall die Zahl der 23 oder die Illuminaten zu sehen.
Ich bin der Meinung, dass das zu kurz greift. Wenn sich jemand denkt: "Ich weiß ja wo das her kommt.", es aber trotzdem macht, gibt es mehrere Probleme. Hier mal zwei exemplarisch:
1. Auswirkung auf Individuen, die diskriminiert werden: Mit der Verwendung von diskriminierenden Liedern, Spielen, Darstellung etc. werden ganz konkret die Gefühle von Menschen verletzt.
2. gesellschaftliche Auswirkungen: Mit der Verwendung von diskriminierenden Liedern, Spielen, Darstellung etc. wird "diskriminierendes Wissen" weitergegebenv und weiter verbreitet. D.h. es kann im Bedarfsfall immer wieder darauf zurückgegriffen werden.
Die Frage nach der Übertreibung ist immer einer Frage des Standpunktes. Ein Seehofer hat da sicherlich einen anderen Standpunkt als eine Künast. Die Standpunkte müssen nur begründet werden und ich für meinen Teil kann meinen Standpunkt begründen, was an dieser Stelle vermutlich zu ausufernd wäre. Einen (nicht explizit vorgetragenen und bestimmt nicht böse gemeinten) Vorwurf einer Verschwörungstheorie anzuhängen kann ich jedenfalls guten Gewissens von mir weisen.