Autor Thema: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug  (Gelesen 18796 mal)

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Offline nebelland

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Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« am: 15.09.2011 | 15:14 »
Vorbemerkung: der Originalartikel steht auf meiner Webseite, in der Konvertierung hier fehlen ein paar Referenznummern.

Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.
-Mephistopheles, Faust I


Drei Punkte

Zitat
Die ...theorie hat sich noch nicht als eine wissenschaftliche Disziplin etabliert. Sie wurde bisher nur von wenigen Wissenschaftlern an wenigen Universitäten betrieben. Mit dem Wort ist noch keine klare Bedeutung verbunden. Es wird zwar hie und da, und [...] in der letzten Zeit immer häufiger verwendet. Es ist jedoch nicht allgemein bekannt, wer darunter was versteht und was vernünftigerweise darunter verstanden werden sollte. Diverse Bestrebungen, Anschauungen und Gedankengebäude, teilweise sogar Esoterisches, Absurdes und nachweisbar Unsinniges, werden mit diesem Namen versehen.[1]

Dieses Zitat stammt von Prof. Dr. med. Kazem Sadegh-Zadeh, und es geht nicht um Rollenspiel. Sadegh-Zadeh war von 1982 bis 2004 Professor für "Theorie der Medizin" an der Universität Münster, und die ersten drei Auslassungspunkte im Text stehen für "Medizin".

Nichtsdestoweniger beschreibt er sehr treffend den Zustand der "Theorie" eines Fachgebietes, die nur unzureichend begründet, umrissen und formalisiert ist. In diesem Stadium sehe ich die aktuelle Rollenspieltheorie; doch lassen wir das mit dem Rollenspiel mal für eine Weile. Brechen wir gemeinsam auf zu einer Rundreise und schauen, wie es um die Theorie anderer Spiele, Hobbies und Phänomene bestellt ist.

Der Ball ist rund

Nehmen wir durchaus mal ein Spiel, bei dem jeder Experte sein kann, bei dem es allein auf die Praxis ankommt und Theorie nur was für Spinner ist, die Angst vor frischer Luft haben! Da sind wir, von der frischen Luft abgesehen, vom Rollenspiel gar nicht so weit entfernt. Und das Spiel heißt: Fußball! Gibt es "Fußballtheorie"?

Radio Bremen berichtete im Juni 2011 unter der Überschrift "Crashkurs zur WM - Fußballtheorie für Frauen" von einem "Fußballseminar für weibliche Fußball-Laien". Dort wurden Fachbegriffe ("Doppelsechs, indirekter Freistoß, Schwalbe - und natürlich Abseits") erklärt, dazu Mannschaftsaufstellung und Taktik. Ist das Fußballtheorie? Und, darf man weiter fragen, ist deren Kenntnis so verbreitet, dass es lediglich eines Seminars für einen von den Intiatoren offenbar ausgemachte Randgruppe bedarf?

Oder ist es doch eher "Teoría del Fútbol" von Ricardo Olivós Arroyo, Erstausgabe 1977? Daniel Levy, der eine mehrsprachige Website zum Buch betreut, fragt rhetorisch:

Zitat
Warum soll das Fussballspiel mit Theorien und Forschungen verkompliziert werden? Müssen die Spieler bald Laborkittel tragen? [...] Wird ihm [dem Fußballspiel] nicht durch Untersuchungen und Statistiken sein Zauber weggenommen?[2]

Und antwortet gleich darunter:

Zitat
Während diesen kultivierten Zeitspannen wurden ausgeglichene und wohlgeordnete Spiele genossen. Allerdings wurden beide Systeme unbewusst eingesetzt. Sie waren, wie jedes nicht wissenschaftlich untersuchte Kulturereignis, ein Halbwissen. Seit den Anfängen der modernen Epoche [...] wird noch einmal aufs Geratewohl gespielt. Um die strategischen Gesetze des Fussballs zu beherrschen, muss man sie erforschen.
[...]
Ricardo Olivós Arroyo sah den Ball vom Baum fallen, wie Isaac Newton den Apfel. Das Deckungsspiel ist logisch und exakt wie die Schwerkraftsgleichungen. Je mehr die Fussballtheorie durch Bücher und Projekte untersucht wird, desto besser wird sie verstanden sein. Je besser verstanden, desto herrlicher zum Ansehen und befriedigender zum Spielen wird Fussball sein.

Voller Pathos, zugegeben, aber wenn es darum geht, die Notwendigkeit theoretischer Überlegungen für ein Spiel zu begründen, das nach Ansicht vieler keine kleinkarierte Analytik, und schon gar keine wissenschaftliche, braucht, kann das nicht schaden.

Wem das zu staubig (oder zu spanisch) ist, kann einen Blick auf "Die Fußball-Matrix - Auf der Suche nach dem perfekten Spiel" von Christoph Biermann werfen. "Fußball im dritten Jahrtausend. Wo Meinung war, wird Wissen sein." wirbt der Verlag mit einer gewissen Dreistigkeit, die geschicktes Marketing verrät; der Satz schließt sich bei genauerer Betrachtung allerdings nahtlos der eingangs zitierten Analyse von Sadegh-Zadeh an. Ein Auszug des Buches steht unter der Überschrift "Fußballtheorie - Minimalisten auf elf Metern" auf Spiegel ONLINE. Nun gut: offenbar gibt es Fußballtheorie, auch wenn man als einer ihrer Autoren "in diesem leicht bizarren Kulturkampf gekonnt die Äquidistanz zu den Traditionalisten, wie auch zu den Apologeten der Fußball-Wissenschaft"[4] halten muss.

Schachmatt

Verlassen wir die Kicker und kehren für einen Moment zurück an den Spieltisch. Nehmen wir ein Spielbrett, Figuren, und wieder sind wir nicht so weit weg vom Rollenspiel. Dass es "Schachtheorie" gibt, erscheint weniger verwunderlich als "Fußballtheorie". Aber warum? Nun, das Wesen des Spieles bringt mit sich, dass die Spieler eh die ganze Zeit mit Analyse und Nachdenken beschäftigt sind. Es erscheint hier kaum sinnvoll, von "Schachtheorie" und "Schachpraxis" zu sprechen - zu verwoben sind Überlegung und tatsächlicher Zug, zu minimal die eigentliche Spielhandlung, und mehr noch, ohne ein vernünftiges theoretisches Gebäude im Kopf ist das Spiel gegen einen fähigen Gegner kaum zu gewinnen.

Hinzu kommt natürlich, dass Schach ein mechanisch-deterministisches Spiel ist, mit einer endlichen Anzahl diskreter Züge und Spielzustände pro Spiel, die keine Ambivalenz kennen und sich hervorragend analysieren lassen (wobei es trotzdem sehr schwer ist, aufgrund der Analyse Vorhersagen und vor allem Handlungsanweisungen abzuleiten).

Reiner Seidel, der die "Reihe Wissenschaftliche Schachtheorie" herausgibt, schreibt:

Zitat
Aber die traditionelle Schachtheorie, die ja ein Ausdruck des menschlichen Schachdenkens sein sollte, bleibt hinter den Fähigkeiten des Schachmeisters weit zurück. Das hat vor allem zwei Gründe: Erstens ist das Schachverständnis des Meisters teilweise unbewusst (unformuliert, "inituitiv"). Zweitens sind die Schachtheoretiker zu sehr in der Praxis befangen und haben es nie geschafft, ihren Kopf in die freie Luft des theoretischen Denkens zu erheben. Eine wissenschaftliche Schachtheorie (wST) erfordert dagegen große begriffliche Anstrengungen, deren Bezug auf das praktische Spiel nicht unmittelbar sichtbar ist [...][5]

Wo "Schachtheorie" draufsteht, steckt aber noch längst kein einheitlicher Standard drin. Neben halbseitigen Abrissen über Eröffnungen stehen unter dieser Überschrift komplexe Werke wie Isaak Lipnitskys "Fragen der modernen Schachtheorie" (Rezension).

An diesem Punkt halten wir kurz inne und überlegen mal, warum es eigentlich bei Schachspielern im Vergleich zum Fußball keinen Sturm der Entrüstung gibt, keine "Traditionalisten", wenn jemand mit "Schachtheorie" um die Ecke kommt. Zum Teil haben wir das oben bereits beantwortet: Schach ist ohne zumindest einen Ansatz von Theorie praktisch kaum spielbar. Zum klassischen Bolzen dagegen brauche ich zwei gesunde Beine und eine Handvoll Mitspieler. Keine Theorie. Um meinen Fußballverein zum beherrschenden Thema meines Lebens zu machen, brauche ich Bier und eine Fahne. Keine Theorie.

Wo verorten wir die Rollenspieler? Sie sind sicherlich nicht die klassischen Jocks. Trotz dem die empirische Datenlage dünn ist, geht das Klischee in Richtung "männlich", "blass", oft "bebrillt", "Abiturient" oder "Student". Menschen, die man spontan eher einem intellektuellen Hobby wie eben Schach zuordnen würde. Und doch feiert das Dreinschlagen auf Rollenspieltheorie - im Gegensatz zu den Schachspielern - wieder und wieder fröhliche Urständ. Also, Rollenspieler: Prolls im Nerdkostüm? Ich lass das mal offen stehen.

Master of Puppets

Genug der gewinnorientierten Spiele! Bei Rollenspielen geht es nicht um Sieg, sondern ums Erzählen! Zumindest manchen. Suchen wir also mal zu einem Thema, das Wert auf Geschichten legt und gleichzeitig immer noch Nische ist. Wie steht es denn um die "Puppenspieltheorie"?

Tatsächlich gibt es den Verein "Union Internationale de la Marionnette, Zentrum Bundesrepublik Deutschland e.V.", der laut Satzung Kontakte vermitteln will, die unter anderem "zur Entwicklung und Vertiefung der Puppenspieltheorie und -praxis beitragen sollen"[6]. Mitglied werden können unter anderem Fachleute, "die sich mit der Geschichte oder Theorie des Puppentheaters befassen". Laut der Union muss es also sowas wie "Puppenspieltheorie" geben; die Publikationsliste des Vereins listet allerdings nichts zum Thema auf, und eine aktuelle Suche im Verzeichnis der lieferbaren deutschen Bücher führt zu Titeln wie "Theorie des therapeutischen Puppenspiels" oder "Figurentheater in der Grundschule: Handbuch für Theorie und Praxis", aber zu keinem eigentlichen, profunden deutschsprachigen Werk.

Immerhin: die Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" Berlin hatte zum Wintersemester 2006/07 eine "Professur für Puppenspielkunst" ausgeschrieben, mit "18 Stunden Lehre im Hauptfach und in Puppenspieltheorie"[ 8 ], wobei insbesondere Erfahrungen auf dem Gebiet der "Theoretisch-analytischen Arbeit" erwartet wurden. Dem Vernehmen nach ist diese Stelle aktuell mit Prof. Markus Joss besetzt. Eine Publikationsliste sucht man allerdings vergebens, auch im Buchhandel wird man unter seinem Namen nicht fündig. Gut, eine rege Publikationstätigkeit mag kein Markenzeichen einer künstlerischen Professur sein; aber schade um die Puppenspieltheorie ist es allemal.

By Design

Wenn wir einmal beim Künstlerischen sind, schauen wir noch kurz auf die "Designtheorie". Hier gibt es immerhin Literatur bei anerkannten wissenschaftlichen Verlagen, etwa "Designtheorie und Designforschung" von Brandes, Erlhoff, Schemmann bei UTB. Allerdings schreibt Prof. Dr. Michael Erlhoff von der "Köln International School of Design":

Zitat
Behaupten wir aus guten Gründen einfach, dass es eine in sich geschlossene Design-Geschichte und ebenso eine in sich ruhende Design-Theorie nicht gibt: Dann folgt daraus, dass es in diesem Arbeitsbereich allemal darum geht, unter der komplexen Perspektive von Design die Geschichte von Gestaltung mitsamt der von Wirtschaft, Kulturen, Wissenschaften, Techniken, Darstellungen, Architektur, Poesie, Kunst etc. als ein widersprüchliches Ineinander zu erörtern und zu erläutern – und die Design-Theorie eben im Kontext des Gesamt theoretischer Reflexionen.
[...]
Also könnte man hier [im Lehrgebiet Designtheorie] argumentative Kritik, klugen Diskurs, aufregende Wahrnehmung, Auseinandersetzung mit Theorie, historische Kontexte oder auch intelligentes Schreiben und ohnehin assoziatives Denken studieren.[10]

... and back again

Wir wollen unseren Streifzug hier beenden, andere Theorien wie Musiktheorie oder Angeltheorie ein andermal bestaunen und stattdessen sortieren, was wir unterwegs gefunden haben und für "Rollenspieltheorie" anwenden können. Jetzt wirds ernst!

Mit Professor Sadegh-Zadeh können wir sagen, dass es auch Rollenspieltheorie nicht als wissenschaftliche Disziplin gibt. Folgerichtig versteht jeder, der das Wort verwendet, darunter, was er (oder sie) will, etwa:

Zitat
Rollenspieltheorie ist ein Überbegriff für jede reflektierte und geordnete Auseinandersetzung mit Rollenspielen.[11]

Die meisten haben sich allerdings noch nicht mal die Mühe gemacht, überhaupt irgendeine Definition abzugeben. Sondern etwas viel Schlimmeres. Dazu etwas Hintergrund: Etwa zwischen 1999 und 2004 gab es in den USA eine rege Szene von Rollenspielern, die sich Gedanken theoretischer Natur machten. Sie trafen sich online auf "the forge", einer Website, die auch namensgebend für die dort ausgebrüteten Theorien wurde.

Die Autoren der "Forge" produzierten eine Menge Text und noch mehr Ad-hoc-Fachbegriffe. Bei den im Usenet und im World Wide Web aktiven Rollenspielern schlugen diese Texte ziemlich ein und führten vor allem im deutschsprachigen Raum zu einem Denkfehler, der bis heute wie ein Krebsgeschwür im Geiste theoretisch interessierter Rollenspieler wuchert: Rollenspieltheorie ist gleich "Forge". Dieses traurige Phänomen kann man mehr oder weniger ausgeprägt quer durch den Gemüsegarten beobachten, so im GroFaFo (2005), bei Dom (2006), in Vinsalts DSA-Foren (2006), auf rpg-info.de (2007), bei PiHalbe (2010) und so weiter bis in unsere Tage hinein. Es wurde (und wird) nicht reflektiert, nicht mehr selber gedacht, nicht mehr definiert, nein, der US-Import wurde (und wird) mit einer Schleife verziert allen als "das ist Rollenspieltheorie" präsentiert. [Damit mag ich vielen Unrecht tun, die sich über Jahre an der "Forge" gerieben und abgearbeitet haben, aber bitte, zeigt mir einen deutschen Autor, der in dieser Zeit die "Forge"-Modelle zusammenhängend kritisch hinterfragt und ihnen einen eigenes Modell entgegengesetzt hat.]

Damit muss endlich Schluss sein.

Behaupten wir analog zu Professor Erlhoff, dass es eine in sich ruhende Rollenspieltheorie einfach nicht gibt. Auch wir haben gute Gründe dafür - jede Menge davon. Damit erschließt sich dann auch hier ein Thema, anhand dessen sich, Erlhoff folgend, "argumentative Kritik, kluger Diskurs, aufregende Wahrnehmung, Auseinandersetzung mit Theorie, historische Kontexte oder auch intelligentes Schreiben und ohnehin assoziatives Denken"[13] studieren lassen.

Tabula Rasa

Und das ist jetzt Rollenspieltheorie? Nein, natürlich nicht. Das Produkt dieses Prozesses vielleicht. Wenn jeder jedes Thema und jeden Diskurs nach Lust und Laune mit "Rollenspieltheorie" beschriftet - und das, siehe oben, durchaus mit einem gewissen Recht, womit freilich noch nichts zum Sinn gesagt ist - dann wird es allerhöchste Zeit für Rollenspielforschung. Nennt doch "Theorie", was ihr wollt! Der Begriff ist schwammig; aber ein Schwamm ist schön weich und bei verschiedenen Gelegenheiten durchaus auch nützlich. Mit "Theorie" kann jeder kommen, im besten Sinne ist sie eine Allmende, auf der die Gedanken weiden und sich miteinander kabbeln können. Doch wenn wir beginnen Forschung zu betreiben, wenn wir eine Wissenschaft des Rollenspiels erarbeiten, ist Schluss mit Beliebigkeit. Es ist Schluss mit auf Treibsand gebauten Konstruktionen, es ist Schluss mit der Ignoranz anderer Disziplinen, der Literatur, der Methodik, Schluss mit hohlen Ad-hoc-Begrifflichkeiten nach Tagesform, mit dem Primat der unmittelbaren Praktikabilität, mit dem Rückzug in Webforen und hinter Pseudonyme. Ade also, Rollenspieltheorie! Wir werden uns wiedersehen. Ganz im Sinne von Kassiopeia, die Ende in "Momo" sagen lässt:

Ich geh' dich suchen.

Florian
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Elbert Hubbard

Offline Ghostrider

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #1 am: 15.09.2011 | 15:29 »
Und was war jetzt die Aussage deiner Ellipse?

Humpty Dumpty

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #2 am: 15.09.2011 | 19:30 »
Hm, das beredte Schweigen deute ich als stille Zustimmung. Mir ist auch unklar, wie man das groß anders sehen könnte. Schöner Text. Wenn Du noch einen Vorschlag zur Problemlösung integriert hättest, wärs perfekt ;) Ich lese aktuell: die jetzige Situation ist desaströs und es unklar, wie es besser laufen könnte. Bisschen unbefriedigend - wie der Status Quo halt auch.

Mein persönlicher Ansatz: Theoretische Themen im Rollenspielbereich nur noch privat bei nem Bierchen mit entsprechend reduziertem Anspruch führen und darauf hoffen, dass sich Helden wie Du die Mühe geben, ein wenig systematischer und strukturierter an die Sache heranzugehen. Ich danke Dir!

Offline Fredi der Elch

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #3 am: 15.09.2011 | 22:10 »
Damit muss endlich Schluss sein.
Warum eigentlich? Und die Frage ist wirklich ernst gemeint.

Mir persönlich geht es so, dass ich die Fragen, die mich zum Thema "Rollenspiel" so umgetrieben haben, mit Hilfe des mir aktuell zur Verfügung stehenden Wissens über Rollenspiele (nenn' es "Rollenspieltheorie" oder sonstwie) zu meiner vollen Zufriedenheit beantworten kann. Ich kam aus der Praxis und hatte da Probleme, die ich mir micht wirklich erklären konnte. Und diese Fragen habe ich jetzt geklärt. Damit hat sich bei mir das Bedürfnis nach der Beschäftigung mit wie auch immer gearteten komplexen Denkmodellen zu Rollenspiel bei mir so ziemlich gegeben. Und das geht wohl auch anderen so (sonst würde mehr gedacht und gepostet). Die meisten früheren "Theoretiker" hatten wohl ähnliche Werdegänge wie ich - und das gilt z.B. auch für die ganze Forge, deren Zweck sich im Großen und Ganzen erfüllt hat.

Also, nichts gegen Rollenspielforschung welcher Art auch immer, aber aktuell fehlt der Input aus der Praxis. Ohne empirische Phänomene, die es zu erklären gilt, kann keine Theoriebildung stattfinden. Und die wirklich erklärungswürdigen / -bedürftigen Phänomene scheinen aktuell zu fehlen.
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Humpty Dumpty

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #4 am: 15.09.2011 | 23:35 »
Nein. Das ist sicherlich eine Frage des Anspruchs. Wenn jemand aus Spieltischperspektive seine Fragen geklärt haben möchte, dann reicht eine gewisse Durchdringungstiefe sicherlich aus. Wenn man aber daran interessiert ist, Phänomene etwas systematischer beschreiben, erklären und vorhersagen zu können, dann muss schlicht mehr Mühe investiert werden. Und das wurde bislang nicht oder nur unzureichend geleistet. Ob es überhaupt möglich ist, Rollenspiele auf einem einigermaßen sattelfesten theoretischen Niveau zu diskutieren? Gute Frage, ich vermute: nein, nicht sonderlich gut. Wenn sich aber jemand wie Florian des Problems anzunehmen gedenkt, begleiten ihn meine besten Wünsche. Empirische Phänomene gibt es jedenfalls mit absoluter Sicherheit zuhauf.

Offline Fredi der Elch

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #5 am: 15.09.2011 | 23:43 »
Empirische Phänomene gibt es jedenfalls mit absoluter Sicherheit zuhauf.
Cool! :D Dann wäre das doch jetzt die Gelegenheit, eine Sammlung solcher Phänomene anzufertigen, die a) unklar genug und b) spannend genug sind. Ich denke nämlich, das wäre das sinnvollste Vorgehen, wenn man eine Art "Rollenspielforschung" etablieren will (sprich: man sollte sich an einer solchen Liste "entlang hangeln").

Magst du mal eine Reihe von Phänomenen zusammenstellen? Gerne auch in einem neuen Thread.
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Zitat von: 1of3
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Offline Joerg.D

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #6 am: 15.09.2011 | 23:58 »
Das Problem bei der Theorie ist, dass man im Fußball ein klares Regelwerk hat an dem man sich festhalten kann und die Bedingungen abgesehen von der Fitness und der Qualität der Spieler eher duplizierbar sind. Neuigkeiten wie die 4er Kette und das daraus resultierende Spiel mit nur einer Spitze (um die Schwächen der Viererkette optimal auszunutzen) sind in der Theorie entworfen worden und haben sich in der Praxis durchgesetzt. Aber es bedeutet Arbeit von allen Spielern und den Willen sich auf das neue Spiel einzulassen.  Aber auch im Fußball ist es oft so, das sich bloßer Einsatzwille, mentale Stärke und simple Laufbereitschaft oft über eine Taktik aus der Theorie durchsetzen.

Nur geht es beim RSP nicht unbedingt nur um das Gewinnen. (Also nicht allen Spielern)

Beim RSP gibt zu viele unterschiedliche Varianten des Spieles ansich, was durch unterschiedlichen Spielweisen und Vorlieben noch verstärkt wird. Schon die Entstehung von Gefühlsregungen und ihr Verständnis kann sich nachhaltig auf das Spiel einer Gruppe auswirken, genau wie das Verständnis der Stances oder der Auseinandersetzung, was jetzt eigentlich Narr ist.

Die Theorie ist für mich inzwischen ein hervorragendes Werkzeug um ein Spiel zu bauen, dass halbwegs das Spiel ermöglicht, was ich will und damit ist sie echt wunderbar. Der erfolgversprechendste Ansatz zur praktischen Anwendung kam imho vom Elch mit seinem Jahr der Techniken.

Dort konnte man Techniken und die Theorie hinter ihnen in der Praxis umgesetzt betrachten und so eine direkte Verbindung zum aktuellen Spiel herstellen. Das aber in der Praxis die Heilmittel redet miteinander und seid keine Arschlöcher viel mehr Erfolg bringt als das Sinnieren über die Theorie wird ihr immer etwas das Wasser abgraben.

Trotzdem hoffe ich irgendwann mal einen Aha Moment habe, der mir klar macht wie ich praktische Probleme mit einem Konstrukt aus der Theorie begegnen kann.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Humpty Dumpty

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #7 am: 16.09.2011 | 00:29 »
Magst du mal eine Reihe von Phänomenen zusammenstellen? Gerne auch in einem neuen Thread.
Nö. Siehe oben.

Offline Beral

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #8 am: 16.09.2011 | 08:32 »
Für mich gibt es genug offene Fragen. Uns fehlt aber eine Basis, auf der wir uns damit beschäftigen könnten. Damit meine ich nicht einmal eine systematische Rollenspieltheorie. Uns fehlt es schon an Zeit, gutem Willen und trollfreier Umgebung, um interessante Fragen überhaupt mal in Ruhe zu diskutieren. Wir verfallen dann häufig in die Metadiskussion, ob wir überhaupt darüber diskutieren sollten - hier haben wir mal wieder einen eigenen Thread dazu. ::)
Es kann sein, dass wir eine Tiefe des Rollenspielwissens erreicht haben, die wir mit den Mitteln der üblichen Forumsdiskussionen nicht mehr unterbieten können. Das sagt aber wenig über die tatsächliche Tiefe des Wissens aus.

Wenn Du noch einen Vorschlag zur Problemlösung integriert hättest, wärs perfekt ;)
Drittmittel für Forschung eintreiben.  :d
Die von mir initiierte Studie über Spielleiter werde ich noch durchziehen. Forschung als unbezahltes Hobby ist mühsam.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline korknadel

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #9 am: 16.09.2011 | 08:47 »
Als ziemlicher Nicht-Blicker wage ich mal eine Sache zu behaupten: Was landläufig als Rollenspieltheorie bezeichnet wird, sind weniger wissenschaftliche Theorien als Werkzeuge. Begrifflichkeiten, mit denen man sowohl in der Praxis als auch in der Diskussion mehr oder weniger gut hantieren kann. Und dafür wurden sie auch gemacht. Denn in den "theoretischen Diskursen" wird so gut wie ausschließlich von Rollenspielern diskutiert.

Ich hoffe, ich darf hier mal einen Blick in andere Genres werfen, um zu verdeutlichen, um was es mir geht. Als Student habe ich mich sehr ausgiebig in Musikerkreisen (Klassik) bewegt, und vor allem Instrumentalisten rennen da mit einem stattlichen KnowHow durch die Gegend und können ziemlich viel über Musik sagen. Vor allem haben sie ein ausgeprägtes Vokabular, um sich darüber zu unterhalten, klar, sie haben ja auch studiert. Theorie eben, sollte man meinen. Aber von den 120 Musikern eines Orchesters haben vielleicht 5 oder höchstens 10 das, was ein Musikwissenschaftler als Ahnung von Musiktheorie (im wissenschaftlichen Sinne) bezeichnen würde. Bei Sängern ist das noch ausgeprägter, da haben viele noch nicht einmal mehr als eine Grundidee, was Musikgeschichte angeht ...

Will sagen: Es gibt die wissenschaftliche Theorie, und es gibt Experten (aus der Praxis) mit immens viel Ahnung, die zwar ein (theoretisches) Vokabular entwickeln, aber eben nie und nimmer wissenschaftlich, sondern für ihre Arbeit.

Dasselbe ließe sich über viele andere Gruppen sagen. Wie viele Schriftsteller haben keine oder wenig Ahnung (im wissenschaftlichen Sinne) von Linguistik, Semantik, Kommunikationsmodellen, Literaturtheorie etc. Dennoch haben und entwickeln Autoren Theoriebegriffe, die sich aber nicht zwangsweise (und eher selten) mit denen der Literaturwissenschaft decken. Denn es sind auf die Praxis bezogene Begriffe.

Damit möchte ich sagen, dass es sicher an einer wissenschaftlich korrekten Beschäftigung mit Rollenspieltheorie fehlt, aber dass das uns Rollenspielern hier im Forum ziemlich egal sein kann. Denn wir brauchen Theorie nur, um Begrifflichkeiten zum Handeln zu haben. Ein theoretischer Begriff wie "Gruppenvertrag" braucht wissenschaftlich nicht abgesichert zu sein für uns, solange wir damit gut hantieren und uns unterhalten können. Das ist ja auch, was Elch meinte: Es ist vollkommen egal, ob die Theoriewelle nun wissenschaftlich tragbar ist oder nicht, wichtig ist, dass sie es Rollenspielern ermöglicht hat, Klarheit zu schaffen, Werkzeuge und Systeme zu erhalten, mit denen man in der Praxis und im Gespräch besser zurecht kommt. Im Prinzip sind wir halt Orchestermusiker, für uns ist es nur wichtig, dass wir Noten lesen können und blicken, wer bei der Fuge gerade das Hauptthema spielt. Die vollständig wissenschaftliche musiktheoretische Durchdringung kann uns egal sein, und: sie würde uns wahrscheinlich häufig überfordern (wie viele Leute, die laut über das Thema Musik mitdiskutieren, können kaum Noten lesen, geschweige denn, eine Sonatenhauptsatzform erkennen?). So sehr ich eine wissenschaftliche Rollenspieltheorie unterstütze, glaube ich doch, dass sie uns hier wenig voranbringen würde. Wir brauchen die Theorie nämlich zum Arbeiten und nicht, damit der Geisteswissenschaft gedient ist.
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Offline nebelland

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #10 am: 16.09.2011 | 08:48 »
Und was war jetzt die Aussage deiner Ellipse?

"To be continued". :)

Um mit Faust zu sprechen, war das das "Vorspiel auf dem Theater". Es folgt der "Prolog im Himmel". ;)

Wenn Du noch einen Vorschlag zur Problemlösung integriert hättest, wärs perfekt ;)

Eines nach dem anderen!

Mir persönlich geht es so, dass ich die Fragen, die mich zum Thema "Rollenspiel" so umgetrieben haben, mit Hilfe des mir aktuell zur Verfügung stehenden Wissens über Rollenspiele (nenn' es "Rollenspieltheorie" oder sonstwie) zu meiner vollen Zufriedenheit beantworten kann.

Das ist doch klasse. Mir geht es halt nicht so.

Die meisten früheren "Theoretiker" hatten wohl ähnliche Werdegänge wie ich

Ja, die Leute sind träge geworden, und zufrieden. Um bildlich zu sprechen, ein Teil der Küste ist kolonisiert, man hat auch mal ne Fahne auf einen Berg gepflanzt, aber anstatt das riesige Hinterland zu erkunden, hat man sich einen gemütlichen Alterssitz gebaut. Schade!

Ohne empirische Phänomene, die es zu erklären gilt, kann keine Theoriebildung stattfinden. Und die wirklich erklärungswürdigen / -bedürftigen Phänomene scheinen aktuell zu fehlen.

Das ist eine Frage der Perspektive. Siehe unten.

Ob es überhaupt möglich ist, Rollenspiele auf einem einigermaßen sattelfesten theoretischen Niveau zu diskutieren? Gute Frage, ich vermute: nein, nicht sonderlich gut.

Heute geht das nicht. Es fehlen die Grundlagen. Aber ich bin guter Hoffnung, dass wir da in den nächsten 20, 30 Jahren sehr viel weiter kommen.

Cool! :D Dann wäre das doch jetzt die Gelegenheit, eine Sammlung solcher Phänomene anzufertigen, die a) unklar genug und b) spannend genug sind.

Das habe ich indirekt bereits in einem anderen Thread getan. "Spannend" ist eine subjektive Frage. Unklar genug ist dagegen eigentlich alles. Wo beginnen?

  • Was ist (menschliches) Spiel? Wie es funktioniert es? Welche Funktionen erfüllt es? Welche Prozesse finden dabei statt? etc.
  • Darauf aufbauend: Warum ist Rollenspiel eigentlich ein "Spiel"?
  • Bezogen auf einen grundsätzlichen Spielbegriff: Was ist Rollenspiel eigentlich? Wie funktioniert es? Welche dem "Spiel" zugehörigen Prozesse sind beim Rollenspiel wie ausgeprägt?
  • Welche Funktionen haben Rollenspiele für das Individuum, die Gruppe, die Gesellschaft?
  • Wie lässt sich Rollenspiel als sprachlicher Kommunikationsprozess beschreiben?
  • Welche semiotischen Prozesse laufen beim Rollenspiel ab?
  • Welche kulturellen Voraussetzungen sind für das Phänomen "Rollenspiel" notwendig, und wie ist es kulturell eingebettet?
  • Welche soziologischen Phänomene treten bei Spielern und Spielgruppen auf? (Mikrosoziologie, Rituale, ...)
  • Was sind die psychologischen Aspekte von Rollenspielen (think Psychodrama)?
  • Wie ist "Rollenspiel" in eine kulturhistorische Betrachtung menschlichen Spiels einzuordnen?
  • ...

Das nur als Wiederholung und Anriss des Themas ohne annähernden Anspruch auf Vollständigkeit. Die Zahl der Phänomene, die "unklar genug" ist, ist Legion. Ich werde diese Liste oder andere Punkte aber hier nicht weiter diskutieren, das ist nicht der Zweck dieses Threads.

Aber man braucht eigentlich keine Liste. Es reicht, wenn man sich fragt, was Rollenspiel eigentlich ist, allein das öffnet die Büchse der Pandora.

Florian
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Offline nebelland

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #11 am: 16.09.2011 | 08:50 »
Damit möchte ich sagen, dass es sicher an einer wissenschaftlich korrekten Beschäftigung mit Rollenspieltheorie fehlt, aber dass das uns Rollenspielern hier im Forum ziemlich egal sein kann. Denn wir brauchen Theorie nur, um Begrifflichkeiten zum Handeln zu haben. Ein theoretischer Begriff wie "Gruppenvertrag" braucht wissenschaftlich nicht abgesichert zu sein für uns, solange wir damit gut hantieren und uns unterhalten können.

Das unterschreibe ich so. In Schönschrift.

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ErikErikson

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #12 am: 16.09.2011 | 08:51 »
Immerhin hat das T gerade das Mon Plaisir-Spiel definiert, was ja durchaus als wissenschaftlicher Akt verstanden werden kann.

Offline nebelland

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #13 am: 16.09.2011 | 09:11 »
Na gut, einen muss ich doch noch nachschieben.

Damit möchte ich sagen, dass es sicher an einer wissenschaftlich korrekten Beschäftigung mit Rollenspieltheorie fehlt, aber dass das uns Rollenspielern hier im Forum ziemlich egal sein kann. Denn wir brauchen Theorie nur, um Begrifflichkeiten zum Handeln zu haben.

Es muss dabei nur jedem klar sein, was er (oder sie) macht und wovon er redet. Das ist es oft, aber nicht immer.

Zum Vergleich: Homöopathie hilft auch vielen, und die können sich auch über "Fluxionspotenzierung", "schwache Quantentheorie" und "Dynamisierung" unterhalten, so viel sie wollen. Sie sollten nur nicht den Fehler machen, das mit Wissenschaft zu verwechseln (und das heißt hier nicht mit einem "abgehobenen Elfenbeiturm", sondern mein schlicht die Qualität dieser Begrifflichkeiten).

Das als Ergänzung.
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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #14 am: 16.09.2011 | 09:23 »
Die Rollenspieltheorie ist Tod und das ist gut so.

Der Eingangspost, den ich mir jetzt doch durchgelesen habe, verdeutlicht für mich das Grundproblem der Rollenspieltheorethiker: Sie können nicht publizieren. Die Forge war schon schlimm, schlimmer aber ist, dass niemand daraus gelernt hat. Wenn ich eine Theorie darstellen will, muss ich einen Artikel schreiben, keinen Forenbeitrag. Forenbeiträge liest keiner. Die Tatsache, dass sich die wenigsten Rollenspieltheoretiker die Mühe gemacht haben, Artikel aus ihren Theoriediskussionen zusammenzuschreiben und irgendwo an einem gemeinsamen Ort zusammenzutragen beweist mir, dass die großen Theoretiker Ihre eigene Arbeit offenbar für wertlos halten (und wehe Ihr kommt mir mit dem Forge-Artikel-Repository und seien mickrigen 19 Einträgen, das ist unterm Strich nicht gerade viel). Wenn Ihr Euch schon selber nicht ernst nehmt, wieso sollten es wir dann tun? Wie gesagt die Theorie ist tot oder liegt zumindest krepierend am Straßenrand. Lasst sie da verenden, oder gebt ihr den Gnadenschuss, aber päppelt sie in Gottes Namen bitte nicht mehr wieder auf (und wehe Ihr belebt sie wider, dann hetz' ich Euch verfluchten Nekromanten die Inquisition auf den Hals). Wen Ihr weiter an dem Zeug festhaltet, wie Ihr es jetzt betreibt, bleibt Theorie für die meisten von uns unbrauchbar. Wen Ihr sie aber endlich loslassen und begraben könntet,  dann hättet Ihr die Chance die Idee neu anzugehen, aber diesmal richtig.

So genug gerantet, meine lieben Theoretiker, jetzt dürft Ihr im Gegenzug Steine nach mir werfen ;)
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Offline korknadel

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #15 am: 16.09.2011 | 09:26 »
  • Wie lässt sich Rollenspiel als sprachlicher Kommunikationsprozess beschreiben?
  • Welche semiotischen Prozesse laufen beim Rollenspiel ab?
  • Welche kulturellen Voraussetzungen sind für das Phänomen "Rollenspiel" notwendig, und wie ist es kulturell eingebettet?

Diese drei Punkte, vor allem das mit der sprachlichen Kommunikation, interessieren mich von der Liste am meisten. Irgendwo in den Tiefen irgendwelcher Threads gab es hier auch schon mal interessante Mutmaßungen über die Besonderheit des Rollenspiels als "Sprechakt" ( :D). Ah, jetzt fällt mir's ein, das war in einem Thread, wo es darum ging, ob man eine Rollenspiel-Session als (mündliche) Literaturform bezeichnen kann, und da wurden ein paar spezifische Merkmale dieser besonderen "Gattung" aufgezählt, was ich sehr spannend fand.
« Letzte Änderung: 16.09.2011 | 09:59 von korknadel »
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Humpty Dumpty

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #16 am: 16.09.2011 | 09:31 »
Die Rollenspieltheorie ist Tod und das ist gut so.
Du machst doch genau den Fehler, den Florian anprangert: verkürzte Sicht der Rollenspieltheorie auf das, was die Forge unter einer systematischen Herangehensweise versteht. Parallel ignorierst Du - vermutlich aus Unwissen - die ambitionierteren Ansätze. Generell zeigt Dein Post aber ein grundlegendes Problem: viel zu viele Leute in Foren billigen ihren Meinungen ein unrealistisches Gewicht zu, wähnen sich fälschlicher Weise wohlinformiert, urteilen ebenso harsch wie vorschnell und verfügen zu guter Letzt nicht über den für eine systematische Diskussion erforderlichen Ausbildungshintergrund. Das alles macht Forendiskussionen vollkommen hoffnungslos.

Offline Joerg.D

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #17 am: 16.09.2011 | 09:32 »
Zitat
Ja, die Leute sind träge geworden, und zufrieden. Um bildlich zu sprechen, ein Teil der Küste ist kolonisiert, man hat auch mal ne Fahne auf einen Berg gepflanzt, aber anstatt das riesige Hinterland zu erkunden, hat man sich einen gemütlichen Alterssitz gebaut. Schade!

Nein eher 98% des Landes sind erkundet und die Leute wissen wo sie wohnen und arbeiten wollen. Sie sehen für die letzten 2% nicht genügend Gegenwert um die Mühe in Forschung zu investieren.
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Offline Sashael

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #18 am: 16.09.2011 | 09:41 »
Nein eher 98% des Landes sind erkundet und die Leute wissen wo sie wohnen und arbeiten wollen. Sie sehen für die letzten 2% nicht genügend Gegenwert um die Mühe in Forschung zu investieren.
Ich glaube, etwas Ähnliches sagte man auch schon über die Geographie, bevor irgend so ein Heini was von Kontinentaldrift schwafelte.  ;)
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Offline Kriegsklinge

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #19 am: 16.09.2011 | 09:41 »
Ja, Rollenspieltheorie ist echt ziemlich 2007. Da hilft jetzt auch kein Ruf nach Verwissenschaftlichung mehr. Gut, wenn man im realen Leben noch irgendwo eine 50%-Stelle damit abgrabben kann, okay, dann drücke ich so flammenden Pamphleten echt sämtliche Daumen, ich meine, wenn's um Stipendien oder Drittmittel geht, sind ja alle Wortblasen erlaubt. Aber im echten Leben braucht das keine Sau mehr.

Ich meine das halb so fies, wie es klingt, sondern ganz ernsthaft: Solche Projekte haben ihre Zeit, und vor 2-3 Jahren gab es die Leute, das Interesse, die Gesprächskultur und die nötige Freizeit und die neuen Spiele, da kam alles zusammen. Das ist vorbei, und das ist auch nicht weiter schlimm. Die Ergebnisse lassen sich für Interessierte nachlesen, das ist ja nicht weg. Diesen Rant gegen die Forge kapier ich auch nicht: Warum das alles schlecht sein soll, nur, weil es auf einer in den USA beheimateten Website beredet wurde (beileibe nicht nur von US-Amerikanern, sondern sehr wohl auch im Austausch mit Deitschen, man denke an Settembrini vs. Edwards, Lord Verminaard, dazu die Skandinavier, Leute aus Polen, Südamerika ... das war schon recht intenational). Man kann vieles gegen die Forge sagen, aber diese Einlassung klingt dann doch auch eher nach "Bitte lenken Sie die Drittmittel in meine Richtung, denn ich besetzte eine neue Nische, danke".

Da im Rollenspielbereich aber jede Mode wiederkommt, gibt es sicher in 4, 5 Jahren eine Theorie-Renaissance. Da kommen dann alte Recken mal wieder zur verdienten Anerkennung  ;).

Also, ich halts mit dem Elch und Anderen: Theorie? Welche Theorie?

Übrigens, wo wir schon mal dabei sind, brauchen wir diesen Forumsbereich eigentlich noch? Aus anderen als historischen Gründen? Ist doch alles gesagt.

Offline גליטצער

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #20 am: 16.09.2011 | 09:49 »
@Tafkakb
Ja ich kenne diese ambitionierte Ansätze nicht, aber woher denn? Die ambitionierten Ansätze sind doch auch nichts wert, wenn ich sie mir erst erschließen muss, indem ich mich durch tausende Postings wühle. Momentan ist das ganze Feld nebulös und einer "Elite" an Irren vorbehalten, die sich das antun, bzw. derer, die da von Anfang an dabei waren. Zugänglichkeit wäre aber der Schlüssel zur Akzeptanz einer Disziplin. Und als besonders zugänglich empfinde ich die RPG-Theorie nun wirklich nicht.
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Offline MSch

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #21 am: 16.09.2011 | 09:49 »
Kleiner Hinweis:

Die "Rollenspieltheorie" ist erst im Usenet aufgekommen, wurde dann von Ron Edwards okupiert und in der Forge weitergeführt und als sie da dann wieder herausschwappte war das (Rollenspiel)Usenet quasi schon tot.

Offline Beral

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #22 am: 16.09.2011 | 09:52 »
(wie viele Leute, die laut über das Thema Musik mitdiskutieren, können kaum Noten lesen, geschweige denn, eine Sonatenhauptsatzform erkennen?).
Hans Zimmer, immerhin einer der wichtigsten Filmkomponisten und Oscar-Preisträger, kann keine Noten lesen.
 
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Offline גליטצער

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #23 am: 16.09.2011 | 09:58 »
Hans Zimmer, immerhin einer der wichtigsten Filmkomponisten und Oscar-Preisträger, kann keine Noten lesen.
 
OT: Ahh, das erklärt, wieso sich bei ihm und seinen Schülern immer alles gleich anhört :D
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Offline Beral

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Re: Ade, Rollenspieltheorie! Ein Streifzug
« Antwort #24 am: 16.09.2011 | 10:14 »
Ja ich kenne diese ambitionierte Ansätze nicht, aber woher denn? Die ambitionierten Ansätze sind doch auch nichts wert, wenn ich sie mir erst erschließen muss, indem ich mich durch tausende Postings wühle. Momentan ist das ganze Feld nebulös und einer "Elite" an Irren vorbehalten, die sich das antun, bzw. derer, die da von Anfang an dabei waren. Zugänglichkeit wäre aber der Schlüssel zur Akzeptanz einer Disziplin. Und als besonders zugänglich empfinde ich die RPG-Theorie nun wirklich nicht.
Die Entwicklung der Rollenspieltheorie ist ein sich selbst organisierender Prozess. So etwas wirkt am Anfang immer chaotisch. Es gibt niemanden, der diesen Prozess lenkt. Außerdem sind soziale Entwicklungen geduldig. Jahre sind nur Augenblicke, erst im Rückblick auf Jahrzehnte werden wir die tatsächlichen Fortschritte angemessen würdigen können.

Zugänglichkeit zur Theorie fehlt auch uns Theoretikern. Was ich an Theorie im Forum verreitet habe, kriege ich nicht mal selbst wieder zusammen. Und jemand anderes schon gar nicht. Diese chaotische Theoriemasse, die von den Teilnehmern in die Runde gestreut wird, muss einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, an dem es ökonomischer ist, sie geordnet zu bündeln, statt weiter Krümel zu verteilen. Persönliche Einschätzung: in etwa dieser Phase befinden wir uns. Die Entwicklung der Rollenspieltheorie geht in eine neue Organisationsphase über. Mit Blick auf alte Organisationsprozesse (= wilde Forumdiskussionen) sieht das nach einem Tod aus. Das ist aber ein Tod von Organisationsstrukturen und nicht der Tod der Theorie selbst.

OT: Ahh, das erklärt, wieso sich bei ihm und seinen Schülern immer alles gleich anhört :D
Er ist Autodidakt. Seine "musikalische Ausbildung" bestand darin, dass er als Kind ein paar Opern besucht hat. Die Eindrücke, die sich dabei in sein Unbewusstes eingebrannt haben, prägen ihn. Die verwurstet er immer wieder neu. Unwissende Musiker schimpfen über ihn, er sei ein Dieb und klaue einfach Teile aus klassischen Melodien. :D
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