Wann wäre denn diese Überlegenheit diverser Waffen gegenüber anderen ein Gerechtigkeitsproblem? Doch nur, wenn die Charaktere untereinander die Waffen nicht tauschen bzw. neue, bessere (und damit auch die besten) erwerben und benutzen könnten.
Dafür gibts Ausgleichsmechanismen, zu betrachten z.B. bei D&D 4 oder TORG.
Besagte Ausgleichmechanismen hatte ich im Blick, als ich die Hauptspielinhalte erwähnte. Beispielsweise mögen einige Waffen- und Rüstungsoptionenoptionen schlechter im Kampf sein als andere. Die besseren Waffen können aber nur von bestimmten Klassen (bspw. Kriegern) verwendet werden, was ausgleicht, dass diese Klassen nicht über Zauberkraft verfügen, was bei anderen Charakteren, die nur "zweitklassige" Waffen verwenden dürfen, der Fall ist. Damit ist die Ungleichheit der Waffenstärke vom Blickpunkt des Spielinhalts "Kampffertigkeit" gesehen eben
nicht ungerecht.
TORG ist ein eigenes Problem - da sind die Kosmen ja durch die Axiome ausbalanciert. Nippon Tech scheint mir etwas schwach zu sein, verglichen mit Aysle, Nile und Cyberpapacy. Trotzdem funktioniert es bei TORG zumindest der Theorie nach über Ausgleichsmechanismen. Godlight Laser haben einen Schadenswert, der weit über Aysle-Schwarzpulverwaffen liegt, dafür kann ein Charakter aus Aysle leichter Zauber anwenden, die ein höheres Magielevel voraussetzen.
Es gibt sicher ungerechte, generische Systeme (ich spiele z.B. gerade CoC). Das ist aber doch kein Beleg dafür, dass keine generischen und gerechten existieren.
Naja, generische + gerechte Systeme bedürfen einer äußerst hohen Abstraktionsstufe und eine Detailarmut, damit sich die Gerechtigkeitsfrage nach meiner Ansicht überhaupt erst stellt. Ansonsten kann das generische System im Vergleich bessere, stärkere Optionen anbieten, so viel es will, weil für das Setting ja sowieso nur die passenden ausgewählt werden. In einem Piratensetting gibt es einfach keine Laserpistolen, dann ist der Unterschied im generischen GRW völlig egal.
Eine MP ist besser als eine Schwarzpulverpistole. Ja. Und? Das hat nur Einfluss aufs Balancing, wenn beide Waffen im selben Setting auftauchen und in Konkurenz zueinander gestellt werden.
Generisch heißt aber nicht, dass alle Optionen im selben Setting vorkommen, sondern, dass jedes Setting bespielt werden kann.
Genau! Darauf wollte ich die ganze Zeit hinaus.
Je nach System kann sogar die Schwarzpulverpistole besser sein. Unrealistisch? Ist mir scheißegal
Dazu zitiere ich mich mal selbst:
Es gibt darin einmal eine MP für den Stil "pseudorealistisches grim&gritty Future", und einmal eine Schwarzpulverpistole für "Pulp-Piraten". Das Regelwerk deckt alle möglichen spielbaren Genres ab, und da muss eine "pseudorealistische grim&gritty" Waffe "der Zukunft" einer Pulp-Waffe in den Auswirkungen überlegen sein. Umgekehrt muss auch ein "pseudorealistisches grim & gritty" Dark-Fantasy-Entermesser regelmechanisch einem pulp-Laserschwert überlegen sein, und das angenommene Beispielsystem regelt das sehr konkret & detailliert.
Hervorhebung von mir. Die Annahme ist, dass das generische System sowohl Werte/Waffen für
grim&gritty (pseudorealistisch) anbietet, als auch für pulp ("heroisch"). Dann dürften die grim&gritty Waffen mehr Schlagkraft haben als die Pulp-Waffen. Aber auch hier werden in einer Kampagne nur die Optionen aus dem Angebotspool genutzt, die für den Flair relevant sind.
Mein Punkt ist wenn du das Argumentationsmuster so hochziehst wie du es mit der MP, und dem Vorderlader getan hast, wirds schnell seeeeehr eng was "gerechte" Systeme angeht.
Ja und Nein. Es trifft zu, dass viele Systeme sich vor der Frage drücken, oder sie entweder ausdrücklich oder implizit ausschließen (unten dazu mehr). Aber es gibt auch Systeme, die sich zumindest Mühe geben. Ich kenne nicht viele, das stimmt, aber ich würde z.B. D&D(4) und Warhammer(3) trotz völlig unterschiedlicher Spielziele dazu zählen.
Jedes Spiel das nur ansatzweiße die Realität abbilden will ist dann ungerecht. Und viele die es nicht tun auch.
Das erste stimmt, glaube ich. Aber ich halte ohnehin den Anspruch, in Rollenspielen die
Realität abzubilden, für übertrieben. Dazu gabs aber irgendwo schonmal einen Thread. Kurz gesagt ist mein Anspruch eher, nach den Regeln zu spielen und in ungeregelten Bereichen minimale Glaubwürdigkeit zu bewahren, je nach Stimmung zum Vor- oder Nachteil der SCs. Realitätsabbildende RollenSPIELsysteme nehme ich kaum ernst, da würde ich auch keine Gerechtigkeitsfragen an sie richten.
Für die Systeme, die für sich nicht den Anspruch erheben, die Realität abzubilden, gibt es mehrer Möglichkeiten zur Positionierung. Entweder die Unausgeglichenheit gehört
ausdrücklich zum Programm (z.B. bei Buffy), dann ist es Unsinn, nach Fairness zu fragen.
Oder sie wird zumindest
implizit vorausgesetzt , weil es genrepassend ist (teilweise z.B. Warhammer 1 + 2, wo Elfen einfach besser sind). Wenn man die mit dem Anspruch "spielt", eine genrepassende Welt zu simulieren, dann ist die Gerechtigkeitsfrage nicht von Belang. Wenn tolkiensche Elfen eben in allen Angelegenheiten besser sind als Menschen, zwerge oder Halblinge, dann muss das im Spiel so wiedergegeben werden, und das ist Unausgeglichen. (Über die zweifelhaften Versuche von WHFRPG, die wertmechanisch besseren Elfen durch eine Einschränkung bei der Gesinnungsauswahl auszugleichen, breite ich lieber den Mantel des Schweigens aus.)
Wenn das Spiel aber mit dem Anspruch formuliert ist, den SCs für die
Hauptspielinhalte (wichtig!) mehrere spielbare Optionen zur Auswahl zu stellen,
dann muss jede Ungleichheit der Optionen daraufhin untersucht werden, ob sie anderswo einigermaßen ausgeglichen wird. Treffsichere 100% mag es da nicht geben, aber ein weitreichender Konsens reicht völlig.
Vor allem bei Ausrüstung. In Spielen wo Ausrüstung wichtig ist, ist das ergattern von "besserer" (ungerechter) Ausrüstung ja häufig Teil des Spaßes. Warum wohl? Weil der Chara dadurch besser wird in dem was er tut.
Das Argument verstehe ich nicht. Auch wenn ein System fair & ausgewogen ist, sollen sich die Charaktere doch verbessern dürfen, z.B. durch Aufstieg oder Ausrüstung. In einigen Spielen gehört das Erbeuten von Ausrüstung klar zum Spielinhalt, z.B. bei D&D in jeder der Inkarnationen. Wenn man da auf Tabellen würfelt, auf denen für jede Klasse was geeignetes draufsteht, dann ist das eine Verteilung durch Lose, die nicht an sich ungerecht ist und sich auf lange Sicht hin ausmittelt. Genauso bei Gleichverteilung durch Wunschgegenstände (D&D4) usw. Unfair kann es nur werden, wenn das Erbeuten von Gegenständen nicht geregelt ist, sondern dem Spielleiter nach Gutdünken überlassen ist, und der SL dann nach Sympathie verteilt (oder an den Spieler, der am lautesten jammert). (Das gefällt mir übrigens an Earthdawn nicht so: es gibt keine Regeln für das Verteilen von Geld und Beute/Fadengegenstände.)
Dann könnte man schlicht und ergreifend den Titel des Threads in "Gamistische/Simulationistische Systeme und Gerecht schließen sich aus" ändern.
Das Argument verstehe ich auch nicht ganz, aber das würde zu einer längeren Diskussion über Gameismus führen. D&D(4) halte ich z.B. für ein Spiel mit ausgeprägten "gamistischen" Zügen, und ich finde es ziemlich fair.
Was ausdrücklich simulatorische Rollenspiele angeht, da würde ich dir Recht geben, aber welches Spiel (außer ein paar Indies) beschränkt sich so stark auf eine Spielrichtung?
Edit: Noch ein paar Anmerkungen zu anderen Posts eingefügt