Nachdem hier ausführlich über "Player Empowerment" versus "Immersion" (bzw. deren Möglichkeit/Unmöglichkeit) geschrieben wurde, möchte ich mal meine Meinung zum Thema ausführen.
Für mich ist Rollenspiel immer eine soziale Angelegenheit, ein Zusammentreffen mit Freunden zum Zweck des Spiels. Wie bei jeder sozialen Handlung ist auch soziales Handeln im Rollenspiel mit Verantwortung und Vertrauen verbunden. Verantwortung dafür, dass ich mit dem Gegenüber nach der Äußerung noch vernünftig interagieren kann, und Vertrauen darauf, dass ich die Parameter des sozialen Miteinanders gut genug verstehe, um diese Entscheidung treffen zu können.
Nun besteht Rollenspiel aber aus zwei Ebenen: dem "normalen" sozialen Miteinander am Spieltisch und der Gemeinsamen Vorstellung der Spielwelt. Jede soziale Handlung (egal ob zwischen Spielern oder Charakteren) wirkt sich unweigerlich auf beide Ebenen des Spiels aus: eine im Verantwortung/Vertrauen (im Bezug auf die anderen Charaktere) getätigte Handlung kann V/V zwischen den Mitspielern belasten und umgekehrt.
Beispiel: In unserer Runde haben wir einen Spieler, der seine Charaktere gerne als "Gruppenclown" spielt. Das ist prinzipiell OK, denn es lockert das Spiel auf. Bei Beginn einer neuen Runde machte er sich einen Charakter, der (auf den ersten Blick) deutlich ernster angelegt wirkte. Daher entschloss ich mich, selber mal einen "Clown" zu versuchen. Leider erwies sich der Charakter des Mitspielers dann doch als ziemlich clownesque, und zwei "Chaos-Charaktere", die ständig irgendwelche sinnlosen Aktionen brachten, sorgten dafür dass die Gruppe bald nichts Sinnvolles mehr auf die Reihe brachte. Das nervte eine Großteil der Spieler (inklusive mich, weshalb ich mich entschied meinen Charakter etwas produktiver zu spielen).
Das Problem an Method Actorn ist nun, dass sie den Anspruch haben, die Spieltisch-Ebene vollkommen auszublenden und ganz in ihrer Rolle aufzugehen. Das mag vielleicht gehen, wenn nur Method Actors am Tisch sitzen (obwohl ich es selbst dann als schwierig betrachte), sobald aber Spieler mit anderen Prioritäten ins Spiel kommen, verdirbt der MA (wenn er an seinem Anspruch festhält) mit traumwandlerischer Sicherheit irgendjemand anderem das Spiel.
Method Actors sind Spieler, die keine Verantwortung für das übernehmen (wollen), was die Handlungen ihrer Charaktere für das Spiel bedeuten, sondern ausschließlich mit den Gedanken herangehen "Welche Konsequenzen hat das (innerweltlich) für meinen Charakter?". Wenn eine Handlung nur vorteilhaft für ihren Charakter ist, dann ergreift der MA diese, unabhängig davon, ob dies respektvoll gegenüber seinen Mitspielern ist.
MAs sind, was das Zusammen-Spielen angeht, einfach unselbstständig und ständig auf die abstrakten "empirischen Reize" der Spielwelt angewiesen. Das ruiniert auf lange Sicht das Vertrauen zwischen den Mitspielern (die nicht wissen, wie der MA-Spieler sich jetzt die Reaktion seines Charakters auf die Handlung des eigenen Charakters vorstellt), was sich auch im Umgang der Charaktere miteinander niederschlägt (Charaktergruppenspaltungen sind, meiner Erfahrung nach, um so wahrscheinlicher, je mehr MAs in der Runde sind). Mit einem MA in der Runde zu spielen ist, als würde man mit einem Computerprogramm interagieren - auf lange Sicht geht das nicht gut.