Was Vermi und Nocturama sagen, kann ich voll und ganz unterschreiben. Ich hatte am Wochenende noch eine Diskussion in der es um ähnliche Dinge ging. Meine Position war dabei, viel allgemeiner, dass es eigentlich die Pflicht der SLs (und auch der Mitspieler) ist, an der Stelle das Spiel zu unterbrechen, wo verbal oder non-verbal kommuniziert wird "Hey, das was im Spiel grade passiert gefährdet voll meinen Spielspaß oder meine Wohlfühlzone am Tisch." Eigentlich ging es um Sachen wie Mary-Sues und Deus-Ex-Machinas oder Setzungen des SLs wie "Dein Charakter ist jetzt beeindruckt!" Sobald ich rollende Augen und lange Gesichter bei allen meinen Mitspielern sehe, ob als SL oder als Spieler, ist Klärungsbedarf da. Da hilft die Vorgehensweise meines Diskussionspartners, die in etwa lautete "Ein guter SL führt die Situation und Szene im Spiel trotzdem weiter und unterbricht nicht, da dies die Stimmung am Tisch gefährdet!", reichlich wenig. Sobald es Unklarheiten gibt oder Missverständnisse oder klarer Verlust von Spielspaß, ist es eine gute Idee drüber zu sprechen. Am Besten, wie C sagt, "so früh wie möglich" und, wie ich noch hinzufüge, "so klar und unverblümt wie nötig".
Es wurde schon genannt, dass bestimmte Spiele einen bestimmten Härtegrad ("Do" ist Feelgood-Rollenspiel, "Malmsturm" ist grim&gritty) ausschließen – oder besser: "auszuschließen scheinen", denn verlassen kann ich mich am Spieltisch auch darauf nicht, weswegen auch bei bekannten Spielern ein paar Worte á la "Den und den Härtegrad bespiele ich." nicht verkehrt sind, wie ich finde. Also allein von einer Settingbeschreibung her, kann man nämlich im Zweifelsfall auch nicht ableiten, wie hart das tatsächlich am Tisch gespielt wird (besonders, weil wir in der Regel selektive Leser sind und uns die Informationen, die wir als interessant empfinden, eher im Gedächnis bleiben als andere Informationen, die unseren Geschmack weniger treffen). Du hast ja schon erwähnt, bibabutzelmann, dass du DSA spielst, auf Aventurien, nehme ich an. Und hättest du mir einfach nur gesagt "Wir spielen DSA auf Aventurien." – ich hätte an dem hügelzwergischen Marionettenbauer, den ich mir dann erstellt hätte, mit Sicherheit keinen Spaß gehabt. Nicht weil ich den Härtegrad in der Spielrunde grundsätzlich ablehne, sondern weil mir der Charakter nicht das Material bietet, das ich für so eine Runde brauche. Und dann sitze ich da und bin irritiert, weil ich mich auf was ganz anderes eingestellt habe, weil ich Aventurien als "märchenhaft-heroisch" wahrnehme und nicht als "blutig-heftig". Auf der anderen Seite warte ich noch auf eine grim-darque Star-Wars-Imperium-Runde, in der ich dann auch den Kontext habe, meinen brutalen Wookie-Sith zu spielen. Neben eventuell überschrittenen Grenzen kann vorherige Nichtabsprache auch noch zu ganz anderen Problemen führen, die erst einmal viel mundaner sind.
Und zur Ausgangsfrage: Ich spiele am liebsten Runden, die mir emotional voll an die Substanz gehen. Da dürfen auch sadistische Morde werden und sexuelle Übergriffe vorkommen – ja, wenn ich sowas wie "Drama" oder "Horror" spiele, dann soll sowas auch vorkommen dürfen, denn sonst wäre die Fallhöhe einfach zu niedrig. Was ich aber nicht mag ist, das Gefühl zu haben, dass diese Dinge sozusagen "weggelacht" werden. Ich habe zum Beispiel schon Runden bei "Fiasco" erlebt, bei denen ursprünglich ernste Themen zu sehr ins Gonzo abgedriftet sind. Ein paar Worte (muss nicht viel sein) am Anfang vermeidet genau diesen Frust – oder senkt zumindest die Chance, dass solcher Frust aufkommt. Meiner Erfahrung nach.