Autor Thema: Wie harte/sexuelle/exotische/eventuell problematische Settings/Themen bespielen?  (Gelesen 5413 mal)

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Offline Bad Horse

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Ich würde bei solchen Settings eher zu One-Shots neigen- da kann man mit dem Charakter um einiges härter umspringen und ihn wesentlich rücksichtsloser behandeln. Man muss ihn ja eben nicht wieder spielen und kann sich aussuchen, welchen Zeitraum, welche Ereignisse und welche Ausschnitte man interessant findet. Man kann eher in die Vollen greifen, wenn man keine Rücksicht auf langfristige Spielbarkeit nehmen muss.

Ich rate auf jeden Fall dazu, ein solches Setting I Thema erstmal mit einem One-Shot auszuprobieren, bevor man entsprechende Elemente in eine laufende Kampagne einbringt.

Ansonsten finde ich, dass Auribiel recht hat-wenn ein Spieler mit der Charakterentwicklung Probleme hat, sollte da eine Lösung gefunden werden, im Notfall auch ein Retcon. Das sollte man aber im Vorfeld klären, weil so ein Retcon den anderen Spielern vermutlich nicht immer gefallen dürfte.
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Retconning funktioniert bei mir (!) nicht. Grund: Das eine habe ich (mein SC) erlebt, dann wird mir gesagt, dem sei nicht so, es war alles ganz anders. Welcher Eindruck ist stärker?

Das funktioniert vielleicht (ich weiß es nicht) bei Spielen, die sehr stark auf Spielerebene steuern und konstruieren, vielleicht gar mit Ressourcen, Erzählrechten etc., also mit Systemen, die mehrere Abstraktionsschichten zwischen Spieler und SC / Handlung ziehen. Bei rohem, tiefem Einstieg (Flow, Immersion, Fnord, whatever ;)) also bei enger Verbindung zwischen Charakter und Spieler, wird da ein "Cheat-Gefühl" zurückbleiben.

(Eine mögliche Lösung, spontan: Ein Replay, besser noch mehrere, mit weitgehend identischen Abläufen und als Änderung immer einen Grundparameter umwerfen. Which is the darkest timeline? Klingt extrem verkopft und konstruiert, aber machbar.)

In einer längeren Kampagne, in der ein Charakter für einen Spieler unspielbar wird (aus welchen Gründen auch immer), sollte er herausgenommen werden. Das ist manchmal ärgerlich, aber ich habs als den besten von möglichen schlechten Wegen erfahren.

EDIT/ Subjektive Erfahrung. Wie retconned ihr? Vielleicht gibt es ja eine gute Möglichkeit dazu.
« Letzte Änderung: 26.04.2013 | 01:57 von Hróðvitnir (Carcharoths Ausbilder) »
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

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Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Funktionalist

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Zitat von: Hróðvitnir (Carcharoths Ausbilder)

EDIT/ Subjektive Erfahrung. Wie retconned ihr? Vielleicht gibt es ja eine gute Möglichkeit dazu.
Neue Frage, neuer Faden. ;)
« Letzte Änderung: 28.04.2013 | 10:51 von Destruktive Kritik »

Offline blut_und_glas

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die Diskussion darüber, ob oder warum man harte/sexuelle/exotische/eventuell problematische Settings/Themen bespielen will/ nicht will/ soll/ nicht soll

Genau diese Diskussion im Vorfeld (sowie in der Pause oder danach) ist in meinen Augen übrigens auch eine effektive Strategie für das "wie":

Nicht nur gemeinsam darüber sprechen, was ihr in der Runde machen wollt und was nicht, sondern auch über das warum.

Weiter oben kam schon das Beispiel (ich kürze ein wenig) "ich würde gerne den Schrecken des Krieges thematisieren, deshalb sollen Verstümmelungen und Vergewaltigungen im Spiel vorkommen" - vergleiche diese Aussage mit "ich hätte gerne Verstümmelungen und Vergewaltigungen im Spiel".

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Offline Mr. Qual

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Gerade wenn es in Kriegsgebiete gehen soll, sollte man vorher ansprechen was man drunter versteht. Jede Welt kann im Idealfall einen eher sauberen Krieg beinhalten. Gewalt kommt vor, harte Entscheidungen und so weiter, aber man kann es trotzdem, wenn jemand es so in der Gruppe will, es deutlich "hübscher" darstellen.

Hat bei mir übrigens in Vorfeld einer gewissen DSA Kampagne wahre Wunder gewirkt, obwohl ich nur Spieler bin. Man hat es angesprochen, ob man derartig harte Themen ansprechen kann, ein Spieler wollte es nicht, er wurde drum gebeten es als quasi Gruppenvertrag stichpunktartig zu fixieren (so kann es keiner vergessen) und das Thema war durch.

Gleiches gilt auch, sollte jemals eine Grenze für irgendwen überschritten werden, in Nachhinein festgestellt, dann muss er es sagen und dann steht diese Grenze, man spielt ja um Spaß zu haben. Obwohl Horror-Filme haben auch ihren Reiz, aber eben nicht für alle.
« Letzte Änderung: 26.04.2013 | 11:18 von Mr. Qual »
Ich bin kein zynischer Mensch, aber irgendwie auch kaum etwas anderes...

Just_Flo

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Vielen Dank, für die vielen Tipps, Überlegungen und Gedankenanstöße.
Einen besonderen Dank dafür, dass das sehr interessante Thema Retconning angeschnitten und dann zur näheren Beleuchtung ausgelagert wurde. So haben beide Themen die Chance, in der ihnen angemessenen Tiefe behandelt zu werden.

Ich werde die Tage (=ca. Montag) mich hinsetzen und dass was ich als die Quintissenz der Tipps rauslese zusammenfassen. Sicher kommen dann von mir oder anderen neue Fragen dazu auf. Natürlich dürft/sollt ihr auch vor dem Montag weiter hier posten, das lese ich auch und baue es dann ein.

(=Keine Sorge ich bleibe am Thread dran, poste aber erst wieder am Montag)

Offline Heinzelgaenger

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Kennt irgendjmd eine Runde mit Stoppwort?
Ist das nur ein produktiv gemeinter Vorschlag oder gibt es wirklich Spielrunden, in denen eine Art "Mayday" (kenne ich nur im Zusammenhang mit Sado Maso Praktiken) abgesprochen und angewendet wurde?

Halt, halt! Eiersalat! Eiersalat! Stopp! Eiersalat!
Ich finde, das Gemetzel an den Goblins gerät total ausser Kontrolle! Ein Paar Marodeure töten, ok, aber gleich das ganze Dorf?!
Ich muss erst mal auf den Balkon und eine Sportzigarette durchziehen...



Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Ja. Und ich wäre froh, hätte ich das früher eingeführt.
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline Heinzelgaenger

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Bitte, bitte:
Kannst du ein paar Worte mehr darüber verlieren.

Wie sieht das konkret aus, ändert der Meister dann schonmal den Plot?
(Oder wars immer nur zwischen Spielern?)
Ist die Gruppe dann nicht einfach auseinandergeflogen?
Wie gut kannte man sich?
etc

edit: ich find' den Gedanken faszinierend. Da RPGs ja praktisch aus "make-belief" bestehen und das Signalwort somit einen starken Eingriff bedeutet, rattert gerade meine Hirn an den Möglichkeiten herum.
« Letzte Änderung: 3.05.2013 | 16:48 von Einzelgaenger »