Autor Thema: Was bedeutet "ARS" spielen  (Gelesen 52615 mal)

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Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #25 am: 3.01.2009 | 13:41 »
@Kinshasa
Mein SL-Stil bewegt sich da auf einer ganz anderen Ebene als das hier in der Polarisation Dramaturgie vs. Plausibilität bzw. Spieler vs. SL gemacht wird. Ich halte solche Polarisation nämlich für Quatsch.

Das kann ja durchaus sein. Der Thread heißt aber nicht: "Über den SL-Stil von Ein" oder "Kinshasas SL-Leitfaden", sondern "Was bedeutet 'ARS' spielen". Und diesem Thema ordnen sich die bisherigen (auch meine) Beiträge unter. An Deinen Empfehlungen an SL hätte ich durchaus Interesse: aber besser in einem neuen Thread.

Online 1of3

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #26 am: 3.01.2009 | 13:43 »
Wing Commander war so ein Spiel mit Raumjägern oder? Das Spiel lag mir nur insofern besser als GTA, dass man nicht gegen Wände fahren konnte. Und die Katzen-Aliens waren knuffig. Was zur Hölle ist Elite?

Samael

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #27 am: 3.01.2009 | 13:44 »
Elite

EDIT: Die englische Version hat Screenshots.
« Letzte Änderung: 3.01.2009 | 13:48 von Samael »

Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #28 am: 3.01.2009 | 13:45 »
Vielleicht im Sinne des Threads ein wenig aufschlussreicher: Elite vs. Wing Commander

EDIT: Links repariert.
« Letzte Änderung: 3.01.2009 | 13:47 von Kinshasa Beatboy »

Samael

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #29 am: 3.01.2009 | 13:47 »
Aufschlussreich? Inwiefern? Beide verlinkte Artikel sind leer.

EDIT: Meiner auch!
Seit wann geht denn kein Direktlink mehr? Also: Selber suchen.


Ok, ich fix es. ;)

Ein

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #30 am: 3.01.2009 | 13:50 »
@Kinshasa
Nun ja, zurück zum ARS.

Dazu muss ich sagen, nein, ARS ist nichts revolutionäres. Das was im ARS beschrieben wird, der ja nur eine besondere Ausprägung des Gamismus ist, wird so schon seit 30 Jahren gemacht. Eigentlich war das Thema auch gegessen (ich kann mich zumindest nicht erinnern, dass Game-Drama-Diskussionen um 2001 noch großartig im drsrm gepflegt wurden wären), bis dann Ron Edwards um die Ecke kam und dem Hobby neue Impulse gab.

Das sehe ich bei Set nicht gegeben. Als er aus seiner Versenkung kam, waren die Schlachten um Forge und Gamismus, die auch im Vorgängerforum erbittert stattfanden (Fredi der Elch vs. Ein), schon lange wieder geschlagen.

Sets "Erfolg" zeigt mir nur eins: Bohlens Erfolg in Deutschland kein Zufall ist.

Online 1of3

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #31 am: 3.01.2009 | 13:58 »
Settembrin'sches ARS ist eher SIM als GAM. (Vielleicht SIM mit einem Spritzer GAM, aber das geht ja laut Big_Modell nicht). Höchste Gütekriterien sind die Abenteuerlichkeit der Welt und die Plausibilität der Reaktionen auf die Aktionen der Spieler.

Ein

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #32 am: 3.01.2009 | 14:03 »
Ach, ich schmeiße da jetzt enifach SIM und GAM in einen Pott, dass kann eh kein Schwein genau auseinander definieren.

Offline Morningstar

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #33 am: 3.01.2009 | 14:38 »
Erst mal vielen Dank für die rege Beteiligung

Ich habe mich etwas durch diverse Foren und Blogs geklickt und kann bei bestem Willen die Polemik nicht verstehen, mit der diese Diskussion geführt wird.

Ich für mein Teil kann nur sagen, dass ich es in meinen D&D Runden eigentlich sowieso schon sehr "ARSig" halte (mich aber durch diverse Dinge die ich auf den diversen verlinkten Seite gelesen habe in dem Punkt sicherer fühle und auch eine handvoll neuer Anregungen mitgenommen habe). Für mich als DM soll die Sache ja auch Spaß bringen, und das tut sie bei "ARS" deutlich mehr -- aber: ich habe dennoch Spaß daran bei einem (imo sehr guten) Meister DSA zu spielen, der offen sagt "ihr sterbt genau dann, wenn ich das will".

Ich finde nicht, dass es sich gegenseitig ausschließt, ich mag durchaus beide Varianten und bin der Meinung, dass man sowohl ARS als auch Kiesow-Style sowohl sehr gut als auch sehr schlecht aufziehen kann, was in erster Linie von den Spielern bzw. dem Meister abhängt

Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #34 am: 3.01.2009 | 16:32 »
Ja, das ist wohl die beste Herangehensweise und sehr weise dazu.

Ein Tip bietet sich vielleicht noch für SL generell an, auch wenn Du einen eher ARSigen Stil magst: Bass Playing.

Hier gibt es dazu einen Thread im Forum, aber das Buch von Dom geht noch wesentlich weiter ins Detail und ist sehr empfehlenswert. Hier kannst Du es mutmaßlich am billigsten und einfachsten bestellen.

Viel Spaß auch weiterhin beim Spielen!

Offline Skyrock

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #35 am: 3.01.2009 | 19:01 »
Wie versprochen mein Abriss zur Geschichte des ARS...


Den Anfang genommen hat ARS im Onlinediskurs mit Settembrinis Streifzügen im Cthulhu-Forum Ende 2005 (damals noch als "Hofrat Behrens"). Es blieb erst mal noch auf kleine Winkel des Netzes beschränkt (Cthulhu-Forum, Ghoultunnel, Prussian Gamer etc.).

Erst ab Mitte 2006 kam der ARS-Diskurs über[1] Vermis geheimes Forgetheorieforum ins Tanelorn (damals noch Grofafo) getragen wurde, nämlich in diesen Thread: Mein Problem mit "Abenteuerspielen" (welcher erst spät gegen Ende produktiv wird, einer der ganz seltenen Fälle, wo ein Thread, der einen schlechten Start hat, nach über 60 Beiträgen doch noch zu sinnvoller Diskussion führt).
Mein erstes ARS-Manifest war dann einfach nur Ausfluss und Zusammenfassung dieses Diskussionsstandes, und fand hier im Tanelorn erst mal wenig Beachtung.

Erst später, als ich auf Wunsch Settembrinis ein Duplikat des Manifests im O.R.K. eingestellt habe, kam der Stein ins Rollen - wahrscheinlich, weil einfach viele Leute, die einerseits dem hiesigen Theoriebereich immer fern waren, andererseits aber aus Settembrinis Kommentaren kein Gesamtbild konstruieren konnten, endlich erstmals eine klarere Vorstellung davon hatten, was dieses ARS sein soll.


Man muss dazu auch wissen, dass die Onlineforen in D damals noch etwas anders aussahen als heute.

WW-Spielchen galten noch als hip, en vogue und modern (was auch daran lag dass hierzulande die erste d20-Welle weitestgehend verschlafen wurde), und die Foren waren voll mit selbsternannten Powergamerjägern und Erzählmeistern, die systematisch abweichendes Gedankengut ausrotteten und unbedarften Fragestellern den Tricky (dot)ty Screwdriver[2] anzudrehen versucht haben. (Siehe etwa Marcus Johanus' SL-Tipps und sein Spiel Liquid als wichtige Zeitdokumente, die zwar nicht so hegemoniesüchtig und geiferspuckend wie die PGJs waren, aber doch sich selbst selbstverständlich und allgemeingültig als "eigentliches" Rollenspiel betrachtet haben).
Hier sind wir bei dem, was abwechselnd als SchErz, als EZ, als Stimmungsspiel bezeichnet wird.

Zu der gleichen Zeit war gerade The Forge mit seinen Theorien und Spielchen diskursdominierend im Tanelorn, zumindest in der tonangebenden und nachdenklicheren Diskussionsführungselite. Ähnlich wie in den Staaten bekam The Forge in erster Linie seinen Fuß in die Tür, indem kräftig auf dem noch dominanten Storytelling rumgehackt wurde. Auf der einen Seite nahm man lahmes und bedeutungsloses Hartwurst-Geschichtenerzählen als schlechtes Beispiel, was dann in etwa so aussah, wie Rasumichin es mal herrlich auf den Punkt gebracht hat:
Ein Alleinunterhalter, der mit schlecht verstellter Stimme in holprigem, gestelztem Marktsprech einstündige Verhandlungen über den Preis einer einzelnen Flasche Lampenöl führen möchte, weil er das mit "anspruchsvoller und authentischer Charakterdarstellung" verwechselt, ist unerträglich.
Dem entgegen gestellt wurden mitreißende, bewegende und richtige Geschichten erzeugende Erfahrungen mit hippen neuen Forgespiele, alles durch ihre knackig zielführenden Flags und Belohnungsmechanismen, den schnell zum Zielkonflikt hinführenden Spielstrukturen, dem fehlenden Method-Acting, Immersion, Schauspielerei etc., als ein Gegenentwurf, der das erreicht, was vielen unglücklichen Storytellingrunden verwehrt bleibt.
Damit sind wir bei dem, was Settembrini als TRS bezeichnet.

Was da fehlte war ein Gegenentwurf zu allem beiden, wie er in Amerika zu dieser Zeit mit d20 und der Oldschoolwelle vorlag.
Es gab genug deutsche Spieler die von Ausflügen ins Storytelling desillusioniert waren und sich sicher waren, dass da nichts von dem, was sie von einer guten Runde erhofften, zu holen war. Gleichzeitig konnten sie aber auch im TRS nichts finden was nachhaltig begeistern konnte, oder gingen gleich instinktiv auf Abstand zu den damaligen Stake Soil Snake Oil Salesmen ("Theorie braucht kein Mensch", "ohne SL ist es doch kein Rollenspiel", "mit Bläja Engbauerment machen die Spieler doch nur Quatsch aus der guten Geschichte" etc.).
ARS war da wahrscheinlich für viele so etwas der lange gesuchte Rosettastein, den man auf seine eigenen Spielerfahrungen anlegen konnte, um zu erkennen was damals im argen lag, als man als Neuling seinem natürlichen Trieb zum Powergaming folgte und dafür vom System bestraft wurde. Für viele wurde damit erstmals der Weg frei zu einer klar definierten Spaßquelle, die man auch erreichen konnte ohne durch jahrelange Selbstfindung in skandinavischen Wäldern eine Freiformerei-Zen-Stufe zu erreichen, oder ohne sich durch das Dreiecksmodell eines Chicagoer Biologen durchzubeißen.
Ich muss das wissen weil ich selbst diesen Weg gegangen bin (ursprüngliches Rollenspiel => EZ => TRS => zurück zu den Ursprüngen mit den ARS-Erkenntnissen), und mir erst durch die vielen spannenden Diskussionen mit gleichgesinnten Hobbyisten wie dem Ghoul, Myrmidon oder auch Settembrini über vieles klar geworden bin, was meinen Spaß am Hobby getrübt hat, wie etwa Hartholzharnische oder handlungsarmer Tavernentratsch.


Heute muss ich sagen, haben wir zumindest im Onlinediskurs dank ARS ein vielfältigeres und damit auch gesünderes und ehrlicher diskutiertes Hobby.
Niemand kann sich mehr unwidersprochen auf eine Obstkiste stellen und würfelloses Rollentheater mit vielen langen Verhandlungen um Lampenöl als einzig richtiges Rollenspiel verkaufen, und fragende Neulings-SLs, denen empfohlen wird, doch den Spielern alles wegzunehmen um ihnen das Powergaming auszutreiben, erhalten Beistand von Leuten, die es heute besser wissen.
Man kann sich heute wieder in Ruhe ARSigen Anliegen wie taktischen Subsystemen als Hausregel oder Dungeondesign widmen, ohne ständig unter Störfeuer zu leiden.
Inwiefern Erzählspiel und TRS davon profitiert haben müssen andere sagen, das sind nicht (mehr) meine Hobbies.

(Anekdote am Rande: Auf dem Brain&Dice im Oktober wurde ich beim Aushängen meiner Runde angesichts meines in Klammer hinzugefügten Handles beim SL-Namen von einem Wildfremden auf das ARS-Manifest angesprochen und gefragt, ob die Runde denn ARS-Stil sei. Das war das allererste Mal, dass ich mit jemandem über das Thema gesprochen habe, ohne meinen Diskussionspartner schon von Netzdiskussionen her zu kennen, und wo die Initiative obendrein noch von außen ausging.
Ich war da erst mal ganz baff, den bislang ging ich davon aus, dass ARS als Konzept nur für ein paar Internetrollos eine Rolle spielt, und eventuell noch für ein paar Verlagsleute, die auf Settembrinis Aussagen reagieren.
Mal sehen wie es in 3,5 weiteren Jahren aussieht, vielleicht sehe ich dann auf dem gleichen Con die ersten Beschreibungen auf den Aushängen, wo statt den üblichen Adjektiven wie "erzählerisch" von "ARSig" gesprochen wird...)


Was die Unterschiede zwischen meinem ARS-Begriff, Settembrini-ARS und dem ARS-Verständnis im allgemeinen angeht haben sich ja schon andere geäußert, wenn es keine konkreten Fragen mehr gibt sage ich nichts dazu. Ich bitte besonders darum Vermis Beiträge zu beachten, er hat in der Frühzeit des ARS ausdauernd mit mir und Settembrini u.a. über diese Thematik diskutiert und so viel Einblick.


[1] Link bleibt erst mal weg, bis ich von Vermi weiß ob ich hinverlinken darf. [edit]Ich darf jetzt.[/edit]

[2] Ein Teil belgisches Kirschbier Marke "Vitae", zwei Teile lila Kool-Aid, und ein Spritzer von dem Formaldehyd, mit dem wir im Hinterzimmer Uli Kiesows Hirn konservieren - wenn ich mal die Dead Kennedys falsch zitieren darf.
« Letzte Änderung: 4.01.2009 | 13:40 von Skyrock »
Aus der Höhle des Schwarzwaldschrates - Mein Rollenspielblog

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Samael

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #36 am: 3.01.2009 | 19:11 »
Danke für die Mühe und den erhellenden Beitrag, Skyrock.

Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #37 am: 3.01.2009 | 19:47 »
@ Skyrock: Hat mir auch sehr gut gefallen: aufrichtig, authentisch, kenntnisreich, informativ, eloquent und sogar lustig. In der Vergangenheit empfand ich Deinen Stil oftmals als überironisierend und deshalb der Diskussion abträglich. Das hier ist anders. Vielen Dank, Skyrock. Gerne mehr davon!

Offline Dirk

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #38 am: 3.01.2009 | 19:54 »
Was der Beatboy gesagt hat!!!

MfG
Dirk
Erdmännchen finde ich schon echt putzig!

Aber Koks ist einfach nicht meine Droge.

Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #39 am: 3.01.2009 | 21:21 »
So, habe nun eine weitere halbe Stunde investiert und mich durch den von Skyrock verlinkten Thread gewühlt. Dort steht zwar aus heutiger Sicht nichts wirklich Neues, aber den "historisch" Interessierten mag das Geschriebene dennoch erhellen und mir hats gefallen. Kleiner Tip:  Skyrock hatte die 60 vermutlich eher willkürlich gewählt. Der Thread wird meiner Meinung nach jedenfalls nicht nach 60 Beiträgen interessant, sondern gewinnt erst mit Fredis zweitem Post an echter Substanz. Ich empfehle also, bei Interesse nach dem Eingangspost genau hier wieder einzusteigen.

Ansonsten bleibt mir noch zu bedauern, dass die für mich spannenden Internetdiskussionen über Rollenspiele quasi komplett an mir vorbeigelaufen sind. Von 2003 bis 2004 habe ich damals bei den Blutschwertern mitgelesen, aber nichts beigetragen und bin wegen der damals dort akuten Trostlosigkeit von dannen gezogen. Es folgte eine Pause bis 2007 und gerade in dieser Zeit scheinen sich alle spannenden Diskussionen vollzogen zu haben. Sehr schade, das.

Offline Arkam

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #40 am: 3.01.2009 | 22:21 »
Hallo zusammen,

man sollte noch darauf hinweisen das ARS für alle Seiten eine Menge Arbeit Aufwand bedeutet.

Der Spielleiter muß nicht nur ein Szenario aufstellen sondern auch auf Abweichungen der Spieler vom Szenario und vollständig andere Lösungsideen eingehen. Hinzu kommt das er tatsächlich die Regeln beherrschen muß und auf der Basis der regeln Herausforderungen für Spieler schaffen muß die ihre Charaktere ebenfalls nach den Regeln möglichst optimal aufgestellt haben. Bei den heutigen Regelungetümen von 200-800+ Seiten nichts was ich Mal so eben angehe.
Die Spieler müssen selbstständig auf Lösungsmöglichkeiten kommen und ihren Kopf auch anstrengen. Denn es wird eben nicht eine vorgesehene Lösung angeboten sondern es werden Lösungsmöglichkeiten von den Spielern erwartet. Das ist für einige Spieler die ich kennengelernt habe nicht das Spiel das sie nach einer harten Arbeitswoche spielen wollen.

Aber auch für die Autoren von Rollenspielregeln und fertigen Materials, etwa von Abenteuern kommen neue Herausforderungen zu.
Denn wenn ich den Spielern im Rahmen der Regeln Handlungsfreiheit geben möchte und sie nicht durch einen unvollständigen Regelsatz künstlich einschränken will muß ich mich um Regeln zu Themen kümmern die ich bisher in Feinauflösung bisher noch in keinem System gefunden habe. Dazu gehören Aktionen von NPCs, Massenschlachten, Expeditionen und Fahrzeuge.
Zudem sind diese Regeln dann auch bindend für mich als Autor. Bedeutet aber auch als Rollenspielautor habe ich mich der Herausforderung eines 200-800+ Seiten Regelwerks zu stellen. Zudem wird man an mein Werk besonders hohe Ansprüche stellen.

Von da aus habe ich persönlich nur Elemente eines reinen ARS übernommen aber mit Elementen für müde Spieler angereichert.
Es gibt eine klar definierte Aufgabe und der Auftraggeber hat auch eine mögliche Lösungsmöglichkeit. Zudem mache ich mir als Spielleiter Gedanken darüber wie eine mögliche Geschichte aussehen könnte und bereite diese besonders intensiv vor.
Die Spieler haben weiterhin vollkommene Handlungsfreiheit. Wenn sie also eine andere Lösungsmöglichkeit sehen oder eine andere Geschichte anstoßen gehe ich darauf ein. Generell wird miteinander geredet damit die Spieler vor Herausforderungen stehen mit denen sie sich auseinandersetzen wollen und der Spielleiter Herausforderungen aufstellen kann die ihm auch Spaß machen.
Die Regeln gelten für Alle. Es spricht allerdings nichts dagegen Regeln in gegenseitiger Absprache zu ändern. Das kann auch dazu führen das Spielleiter und Spieler sich auf Boni verständigen die so nicht im Regelwerk stehen. Im Gegensatz zum Erzählspiel gilt dann aber auch ein verpatzter Wurf.

Unklar ist mir was TRS jetzt vom Erzählspiel und ARS abtrennt. Ich stelle mir derzeit unter TRS einen Regelmechanismus vor der auf den schauspielerischen Anteil eines Erzählspiels verzichtet und mit einem Entscheidungsmechanismus den Ausgang einer Geschichte, wie fein auch immer definiert und dann das ergebniss erzählerisch abhandelt.

Gruß Jochen
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oliof

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #41 am: 3.01.2009 | 22:30 »
Es wird eine nächste Welle kommen, so ca. ab mitte/Ende des Jahres, die neue Leute führen werden. Die ganze Diskussion ist nämlich 99-2001 auch schonmal in drsrm[1] geführt worden.

Das ist der Zeitraum, den ich verpaßt habe… damals hießen die Dinge noch anders, und die noch aktiven Regulars, die man heute meistens auf #drsrm[2] trifft, haben sich, als sie ihre Antworten gefunden haben, aus dem Diskurs ausgeklinkt, weil … naja, weil für sie eben kein Bedarf mehr vorhanden war. Eine Konsequenz aus der damaligen Diskussion, die bisher hier gar nicht aufgetaucht ist, ist die Tendenz zum Freeforming, z.B. nach DRASTIC[3] – letztlich der umgekehrte Schluß der Forge-Tradition: Wenn die Regeln nicht geeignet sind, gemeinsam mit Spaß was zu machen, wo hinterher eine Geschichte bei rauskommt, dann lass ich die Regeln halt weg, und verlasse mich auf die tradierten Mittel zur Erzeugung eines Spannungsbogens.

Jetzt braucht man nicht zu glauben, dass diese Leute stehengeblieben sind – einige spielen einfach jedes Spiel, was ihnen über den Weg läuft „at face value“ und nehmen so die vielfältigen Facetten[4] mit, die das Hobby eben anbietet; andere haben sich auf freeformiges MUSH[5], kreativ-interpretatorisches Arkana spezialisiert, und natürlich gibts auch Leute, die entweder nicht mehr spielen oder einfach immer noch (gerne und mit Spaß) ihre Oldschool-Runden genießen.

[1] Die Newsgroup de.rec.spiele.rpg.misc, weiter oben von einem ehemaligen Regular schon erwähnt – findet sich auf Google Groups
[2] Der IRC-Channel, der ursprünglich zur Ausgliederung "topicfremder Inhalte" gegründet wurde, und heute gefühlt aktiver ist als die Newsgroup und so manches Online-Forum (wenn man Organisatorisches, Forenspielchen und den üblichen Klüngel abzieht)
[3] Das hab ich so oft verlinkt, das mach ich jetzt nicht nochmal.
[4] ARS ist genauso eine Facette. Nicht weniger, aber auch nicht mehr.[6]
[5] Multi-User Shared Hallucinations; eine Abart des MUD (Multi User Dungeon) – am ehesten zu vergleichen mit RP-Shards bei MMORPGS, nur ohne Grafik und rein auf Textbasis.
[6] Aufgrund dieser Anmerkung ist dieser Beitrag übrigens On-Topic.

Joe Dizzy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #42 am: 3.01.2009 | 22:42 »
oliofs alter Avatar-tag trifft das ganze am Besten wie ich finde: "You guys think too much."

Offline Skyrock

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #43 am: 3.01.2009 | 22:51 »
So, habe nun eine weitere halbe Stunde investiert und mich durch den von Skyrock verlinkten Thread gewühlt. Dort steht zwar aus heutiger Sicht nichts wirklich Neues, aber den "historisch" Interessierten mag das Geschriebene dennoch erhellen und mir hats gefallen. Kleiner Tip:  Skyrock hatte die 60 vermutlich eher willkürlich gewählt. Der Thread wird meiner Meinung nach jedenfalls nicht nach 60 Beiträgen interessant, sondern gewinnt erst mit Fredis zweitem Post an echter Substanz.
Ja, es ist in erster Linie aus historischen Gründen ein interessanter Thread - die Erkenntnisse daraus selbst gibt es in konzentrierterer und geschliffenerer Form schon an anderer Stelle. Man sollte es ähnlich betrachten wie den Originalartikel zum Four Way Split, oder wie die originalen GNS-Artikel, als ein Zeitdokument für Entwicklungen im Diskurs.

Und ja, die 60 war eine willkürlich gewählte Zahl, statt der ich auch 87 oder 103 hätte schreiben können. (Ich ging auch gar nicht davon aus dass Leute den Thread wirklich lesen, sondern nur kurz drüberblättern und den Tab dann wieder schließen, einfach weil er nur noch historischen statt informativen Wert hat. Offenbar habe ich mich da getäuscht.)
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Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #44 am: 3.01.2009 | 23:30 »
Offenbar habe ich mich da getäuscht.

Ja, aber das macht nichts. Habe die Lektüre sehr genossen, weil ich parallel ein beeindruckend langweiliges Tonband hören musste und insofern für die partielle und nicht wahnsinnig heftige Ablenkung sehr dankbar war ;)

Ansonsten trau ich mich kaum zu fragen, da Oliof das alles so nebenbei hingeschrieben hat. Trotzdem:

- Diese Newsgroup kenne ich und bin über die Jahre immer mal wieder darauf gestoßen. Fand die Inhalte nie so weltbewegend, dass ich unbedingt mehr hätte lesen wollen, aber die Highlights im Tanelorn sind ja auch spärlich und weit gestreut. Wird da nicht anders sein. Was in aller Welt ist aber ein IRC-Channel? Mag das jemand erklären? [EDIT: Zur halbherzigen Ehrenrettung ergänze ich schnell, dass mir Google zwar generell weiterhilft, in diesem speziellen Fall jedoch so ein komisches neues Fenster mit einer Art Outlook aufgeht und eine Fehlermeldung erscheint. Bevor also irgendwelche Google-Tips kommen, bitte erst selbst ausprobieren ;) .]

- Magst Du DRASTIC verlinken, obwohl Du es schon so oft getan hast? Zumindest ich habe davon noch nie gehört. Wir haben in der Vergangenheit in unserer Berliner Runde mit großer Freue Freeforming betrieben, ohne den Namen zu kennen oder zu wissen, dass es da offensichtlich strukturierte Anleitungen zu gibt. Wäre an sowas aber interessiert!

- Auch MUSH ist mir gänzlich unbekannt, reizt mich aber nicht. Insgesamt habe ich aber den Eindruck, dass die von Dir, Oliof, genannten Plattformen eher von Techies allgemein und speziell von Informatikern genutzt werden. Oder irre ich? Vielleicht lebe ich auch mittlerweile einfach hinter dem Mond, aber meine Freunde und Bekannten nutzen meines Wissens keine IRC-Channels, Drastic oder Mush.
« Letzte Änderung: 3.01.2009 | 23:35 von Kinshasa Beatboy »

Offline reinecke

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #45 am: 3.01.2009 | 23:39 »
Hej schöne Kategorien, die hier aufgemacht werden. ARS, EZ (oder SS) und TRS. Damit kann man Spiele und Spieler sortieren.
Wenn man sich in der Creative Agenda auf eine dieser Typen festlegt, ist ja schon mehr als die halbe Miete gegessen.

Schön finde ich auch, dass es diese Biografie: "RS->EZ->TRS->ARS" gibt, findet die sich häufig wieder? (extra thread)

Kinshasa Beatboy

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #46 am: 3.01.2009 | 23:41 »
Hej schöne Kategorien, die hier aufgemacht werden. ARS, EZ (oder SS) und TRS. Damit kann man Spiele und Spieler sortieren.
Wenn man sich in der Creative Agenda auf eine dieser Typen festlegt, ist ja schon mehr als die halbe Miete gegessen.

Schön finde ich auch, dass es diese Biografie: "RS->EZ->TRS->ARS" gibt, findet die sich häufig wieder? (extra thread)

Keine Ahnung. Mir gefallen aber von den Abkürzungen SchErz (für Schummelerzählspiele) sowie SARS (für Settembrini-ARS) am besten  ;D

Offline Merlin Emrys

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #47 am: 4.01.2009 | 08:46 »
Schön finde ich auch, dass es diese Biografie: "RS->EZ->TRS->ARS" gibt, findet die sich häufig wieder?
Hm? Klingt in dieser Form, da RS bekanntlich "Rollenspiel" abkürzt, so, also ob alle anderen Formen kein Rollenspiel wären...
« Letzte Änderung: 4.01.2009 | 08:56 von Merlin Emrys »

oliof

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #48 am: 4.01.2009 | 08:49 »
hi beatboy,
die von mir erwaehnten Medien sind insofern techie-lastiger, als dass sie aus einer Zeit stammen, in der Internet noch kein Allerweltsmedium war.

Drastic findest du unter http://www.azundris.com/output/rp/drastic

Offline Celdorad

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Re: Was bedeutet "ARS" spielen
« Antwort #49 am: 4.01.2009 | 11:45 »
Ich glaube Vermi's oben verlinkter Beitrag sagt das an sich schon, aber könnte mir mal jemand sagen, ob ARS auch ohne eine gewisse Langfristigkeit funktioniert?

Ich habe früher D&D1 gespielt und ich würde sage es war ARS pur. Ich fand es großartig, hatte da aber auch seeeehr viel Zeit (und habe nicht geleitet). Heute kann ich mir z. B. D&D Bücher nicht mehr anschauen ohne zu denken: "Mann, was haben die Leute für lange Kampanien..."

Könnte man also, mit einer beschleunigten "Step Up"-Mechanik z. B. ein ARS-One-Shot spielen? Ich weiß nicht so richtig wie...
Bestes Filmzitat:
"Ja, das ist vielleicht deine Meinung, Mann." (Der Dude, The Big Lebowski)

Bestes Literaturzitat:
"Wohin verschwindet dieser ganze fertige Haufen tagsüber?" (Zeit der Geister von Esther Kaufmann)

Bestes RPG-Zitat:
"Meine Kinder kamen nie in das Alter, in dem sie das Vertrauen darin verloren, dass ich genauso für gutes Wetter wie für einen gefüllten Magen zuständig bin..." (Jao in Welcome to the Jungle (PtA))