Was verstehe ich unter „Abenteuerspielen“?
„Abenteuerspiele“ sind eine Möglichkeit Rollenspiele zu spielen. Sie sind also eine Untergruppe des Rollenspiels. Fast jedes Rollenspielsystem kann zum abenteuerspielen eingesetzt werden. Die Bezeichnung „Abenteuerspiel“ kennzeichnet also nicht Systeme, sondern ganz reale Spielsitzungen.
Ein Abenteuerspiel ist für mich ein Spiel mit relativ klarem Ziel. Es gibt einen Auftrag, eine Aufgabe, ein Ziel. Woher dieses Ziel kommt (finsterer Auftraggeber, sich bietende Gelegenheit, Spieleridee, usw.) ist erst einmal egal. Wichtig ist es, dass es eine Art „Gewinnbedingung“ gibt, die den Spielern klar ist, und die zu erreichen im Spiel als wünschenswert gesehen wird.
Auf dem Weg zu diesem Ziel stehen Hindernisse, die die Spieler (durch ihre Charaktere) überwinden müssen. Es gibt also tatsächliche Herausforderungen für die Spieler, die diese durch Einsatz der richtigen Taktiken und Gehirnschmalz überwinden müssen, um das Ziel zu erreichen. Dieses Überwinden kann z.B. das Sammeln von relevanten Informationen sein, die Planung und Durchführung eines Einbruchs, taktische Kämpfe, geschickte Verhandlungen usw.
Insgesamt ist „Abenteuerspiel“ zusammengesetzt aus „relative klares Ziel“ und „Herausforderungen auf dem Weg zu diesem Ziel“. Das klassische Dungeon oder der Run wären typische Vertreter diese Abenteuerkategorie.
Wo ist jetzt mein Problem damit?
Prinzipiell habe ich erst einmal kein Problem damit. So zu spielen macht mir Spaß. Aber ich würde natürlich keinen Thread aufmachen, um zu schreiben, dass alles toll ist. Nein, ich habe ein Problem mit Abenteuerspielen: Das Medium Rollenspiel.
Wenn ich mich mit Leuten zum Rollenspielen zusammensetze um Abenteuer zu bestehen, dann schaffe ich (als Beispiel mal D&D) an einem Abend mit 4 Stunden vielleicht 3-4 Kämpfe und steige alle 2-3 Abende eine Stufe auf. Es gibt also über die Zeit verteilt einige Herauforderungen, einige Ziele werden erreicht und ich werde dafür belohnt. So weit, so gut.
Das Dumme ist jetzt: ich habe einen Computer. Auf dem läuft Neverwinter Nights (und noch viele andere Computerrollenspiele und Action Adventures). Und dort habe ich in den 4 Stunden 10 Mal so viele Kämpfe und steige pro Abend um 2-3 Stufen auf. Die Dichte der Herausforderungen und Belohnungen ist durch das Medium „Computer“ (weil ich nicht würfeln muss usw.) einfach viel, viel höher als beim normalen Tabletop-Rollenspiel. Und das macht mir persönlich mehr Spaß. Denn wenn ich schon wegen der Herausforderung spiele, dann will ich auch möglichst viel davon.
Ich weiß, dass dabei der gesellige Aspekt wegfällt. Und auch die Storys oft nicht ganz so gut sind (manchmal aber schon). Aber für mich persönlich wiegt die Dichte der Herausforderungen einfach viel schwerer.
Alles das wäre kein Problem, wenn ich nur unendlich viel Freizeit hätte. Habe ich aber nicht. Ich muss mir schon überlegen, was ich mit 4 Stunden am Abend anfangen mag. Und so stehe ich dann schon vor der Entscheidung entweder Rollenspiel oder Computer, so dass ich, wenn ich Lust auf Dungeon oder Abenteuer habe, lieber an den Computer als an die Battlemat gehe. Das mögen andere Leute sicher anders sehen, aber bei mir ist es so. Für mich ist der Computer in Bezug auf Abenteuerspiel dem Medium „Rollenspiel“ bei weitem überlegen.
Das Medium Rollenspiel kann Dinge, die der Computer nicht kann und auf diese Dinge beschränke ich mich beim Rollenspiel dann auch. Ich nutze die Stärken des Mediums. Und Abenteuerspiel ist für mich keine Stärke des Mediums Rollenspiel, sondern ganz deutlich eine Stärke des Mediums Computer.
Und das ist mein Problem mit „Abenteuerspielen“ (im Rollenspiel).