Autor Thema: [Rollenspiel in World of Warcraft] Bericht über ein laufendes RP  (Gelesen 11420 mal)

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Offline Timberwere

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Wie in diesem Thread versprochen, hier ein Bericht über das eine RP, das wir in WoW auf dem Server „Todeskrallen“ derzeit am Laufen haben. Es ist nur ein Auszug aus dem größeren Ganzen, das die anderen darin verwickelten Charaktere auch mit erleben, aber es passt, denke ich, recht gut, um zu zeigen, wie Rollenspiel in WoW aussehen kann.

Einige Vorbemerkungen. Der Charakter, von dem ich hier berichten werde, Shynassar Talamirrién, entstand ursprünglich nur als NSC, um den Hintergrund meines Hauptcharakters auf diesem Server, Svarric (der natürlich auch seine ganz eigenen RP-Erlebnisse hat, aber die sind eine Geschichte für einen anderen Tag), ein wenig „greifbarer“ zu gestalten. Svarric (mit vollem Namen Sevandai'iyarric Feylamdar Talamirrién, was er aber zutiefst hasst) war als Junge aus seinem unerträglichen adeligen Patrizier-Heim in Silvermoon geflohen und in Mulgore bei den Tauren gelandet, wo ihn der Windhoof-Clan aufnahm, ihm ein neues Heim gab, ihn zum Glauben an die Erdmutter brachte und schließlich adoptierte. Daher fühlt Svarric sich mehr als Tauren denn als Blutelfen; Silvermoon und der elfische Pomp sind ihm zutiefst zuwider, und wenn es ihn denn doch einmal in seine alte Heimat treibt (was leider ob gewisser Geschehnisse, die hier zu weit führen würden, viel zu häufig für seinen Geschmack passiert), dann hält er es kaum in geschlossenen Räumen aus, sondern flüchtet zumindest für die Nacht in den Wald unter freien Himmel.
Derselbe Grund, der Svarric aus Silvermoon vertrieb, nämlich der Tod seiner Mutter und die damit verbundene extreme Veränderung zum Negativen seines Vaters, kombiniert mit der schon immer vorhandenen, aber nun noch stärker hervortretenden Intrigierfreude und schlichter Bosheit seines Bruders Sandovar, brachte den dritten Bruder, Shynassar (eben ihn, von dem ich hier erzählen will), ebenfalls zu einer Art Flucht. Shynassar allerdings verließ die Stadt nicht körperlich, wie Svarric, sondern verkroch sich immer mehr in seine geliebten Bücher, widmete sich bald ganz und gar der magischen Theorie und seinen Studien an der Magischen Akademie Silvermoons und wurde zum sprichwörtlichen zerstreuten Bücherwurm, vom weltfremden Naivling ganz zu schweigen.

Anfangs spielte ich, wie gesagt, nur Svarric, und seine Familienverhältnisse ebenso wie seine beiden Brüder existierten lediglich als Svarrics theoretischer Charakterhintergrund. Dann aber brachte ich einen guten Bekannten zum WoW-Spielen, und als ich ihm von dem Rollenspiel auf den Krallen erzählte und ein bisschen auf Svarrics Geschichte einging, hatte er die Idee, doch Sandovar zu erstellen und tatsächlich auftreten zu lassen. Das tat er, und er spielt Sandovar seit dem ersten Tag mit einer derartig unglaublichen Fiesheit, dass mir jedesmal vor Ehrfurcht schier der Atem stockt, wenn er sich wieder eine seiner Gemeinheiten einfallen lässt. :)

Dazu muss man wissen, dass Shynassar der älteste der drei Talamirrién-Brüder ist, Sandovar der zweitälteste und Svarric der jüngste. Lord Talamirrién, ihr Vater, hat einen Sitz im Hohen Rat von Silvermoon inne, den Shynassar erben wird, wenn der Vater einmal stirbt oder seinen Sitz freiwillig aufgibt.
Das kann Sandovar natürlich nicht auf sich sitzen lassen; er will diesen Sitz im Rat, will diese Macht, und dass er nur der Zweitälteste ist, das ist ihm herzlich egal.
Also heckte er den Plan aus, Shynassar (den ich inzwischen als Charakter erstellt und zu NSC-Zwecken nach Silvermoon gebracht hatte) zwar nicht umzubringen, sondern derart einzuschüchtern, dass dieser von sich aus auf sein Erbe verzichten würde. Dazu heuerte Sandovar die Kar'a Kal an, eine ziemlich üble Assassinengilde und Mafia-Verschnitt, und die wiederum gaben den eigentlichen Auftrag an ihr Mitglied Schimár Arima, gespielt von einer weiteren Freundin.

Schimár spionierte also Shynassars Lebensgewohnheiten aus und wollte ihm ein paar Tage später auflauern, als er gerade auf dem Royal Exchange von Silvermoon gemütlich auf einer Bank saß und – natürlich – die Nase in einem Buch über Magietheorie stecken hatte. Sie kam schon angeschlichen und hatte bereits den Dolch so gut wie erhoben, da wurde Shynassar von einer jungen Sin'dorja angesprochen, die den Buchtitel sah und ihn daraus leise zitieren hörte. Ehe Shynassar es sich versah, waren er und die Sin'dorja – ebenfalls eine Magierin – in ein angeregtes Gespräch über Magie vertieft – und Schimár, die logischerweise keine Zeugen dabei haben wollte, konnte erst einmal nichts weiter tun, als frustriert in ihrem Versteck zu bleiben und zuzuhören.
[Das war übrigens ein klassischer Fall von Spontan-RP: ich kannte die Magierin vorher überhaupt nicht, oder besser, ich hatte keine Ahnung, dass ein anderer Charakter von mir einen anderen Charakter jenes Spielers flüchtig kannte].

Der gelehrte Diskurs dauerte gut und gern eine Stunde, während der die Magierin - Lilié hieß sie, einfach nur Lilié, sie habe keinen Nachnamen, an den sie sich erinnere - unter anderem erzählte, dass sie teilweise zu spontan sei, dass sie nicht immer die volle Kontrolle über ihre Magie habe und so nur mittelmäßige Ergebnisse erziele. Shynassar hingegen gestand, bei ihm treffe genau das Gegenteil zu; er sei übermäßig von der Theorie beeinflusst, werde oft zu stark von der rigiden Kontrolle gehemmt, die er immer und jederzeit aufrecht erhalte. Das wiederum brachte den Sin'dor auf die Idee, sich doch wieder zu treffen und gemeinsam zu lernen, weil beide doch vielleicht von den Stärken des jeweils anderen profitieren könnten. Lilié stimmte zu, und die beiden Elfen vereinbarten ein Treffen. Doch dann verabschiedete die Magierin sich bald, weil sie für ihre Magistrix noch einen Auftrag zu erledigen habe und diese sehr streng sei.

Kaum war Lilié verschwunden, schlug Schimár zu. Sie stellte sich sehr geschickt dabei an, bedrohte Shynassar von hinten mit dem Dolch, verstellte ihre Stimme und achtete sehr darauf, dass der junge Talamirrién von ihr überhaupt nichts zu sehen bekam. Zugegebenermaßen wehrte Shynassar sich auch kaum bis gar nicht; zu überrumpelt war er von dem Überfall und zu naiv/hilflos war er da noch.
Die Schurkin brachte ihn an einen abgelegenen Ort in Silvermoon und begann dort, ihn systematisch zu bearbeiten: Drohungen auszusprechen, seinen Kopf mehrfach heftig gegen die Wand zu schlagen (so heftig, dass Shynassar von der Wunde über der Augenbraue eine Narbe zurückbehalten hat) und generell Sandovars Auftrag auszuführen; natürlich ohne dessen Namen zu nennen. Als sie von ihm verlangte, er solle seine Erstgeborenenrechte aufgeben, sprach Schimár immer nur in der Mehrzahl und "gewissen Parteien", denen er ein Dorn im Auge sei.

Diese Einschüchterungstour ging eine ganze Weile so weiter, dann wurden Shynassars Fragen, seine  Beteuerungen, dass er doch niemandem etwas wolle, und seine Schmerzenslaute draußen auf der Straße gehört: ausgerechnet von Tai Wirbelklinge, einem der beiden besten Freunde seines Bruders Svarric. Tai, seines Zeichens ebenfalls Schurke, kam nachsehen, was da los war, erfasste die Situation und überwältigte nun seinerseits Schimár [der Tai als Charakter bis dahin noch nicht begegnet war]. Dann erst merkte Tai, dass es sich bei ihrem Gefangen ja um einen Bekannten handelte, und so sandte er schleunigst Nachricht an Svarric [ich weiß gar nicht mehr, wie genau; es kann auch sein, dass Svarric "zufällig" wieder einmal in Silvermoon war und just in dem Moment an dem Haus ankam, das Tai und Ryo Shirogane und er gemeinsam bewohnten (wenn man bei Svarrics Vorliebe für das Übernachten im Wald vor der Stadt und der Tatsache, dass er viel eher Mulgore als Heimat ansieht, in seinem Fall überhaupt von 'bewohnen' sprechen kann), als auch Tai samt seiner Gefangenen und dem befreiten Shynassar dort auftauchte].

Svarric, der seit seinem Weggang kaum mit Shynassar zu tun gehabt hatte, aber für den dieser immerhin der einzige aus dem Talamirrién-Clan war, aus dem der Jäger sich überhaupt noch etwas machte, war entsprechend geschockt über den Überfall, hatte aber ebensowenig wie sein Bruder eine Ahnung, wer hinter dem Anschlag stecken könnte. Denn ja, auch klein Svarrikki ist grundsätzlich erst einmal viel zu gutherzig, um Sandovar eine solche Tat zuzutrauen - auch wenn vielleicht unterbewusst und unbemerkt doch so etwas wie ein leiser Verdacht in ihm aufkeimte. Denn immerhin hatte Sandovar bei einer anderen Gelegenheit schon einmal versucht, Svarric zu vergiften; oder besser, hatte ihn sogar vergiftet: sorgfältig abgemessen exakt so viel, dass Svarric gerade so nicht daran starb, aber dass es ihm noch etliche Tage so richtig schlecht gegangen wäre, wenn nicht ein zufällig vorbeikommender Paladin eingegriffen und seine Heilkräfte eingesetzt hätte.
Wie dem auch sei, während Svarric sich um seinen Bruder kümmerte, begann Tai Schimár zu verhören, bekam aber aus ihr nichts heraus, und Tai war zu sehr der Gentleman, um zu brutalen Methoden zu greifen. Aber die beiden Freunde griffen zu einer List, um mehr zu erfahren: Svarric tat so, als ginge es Shynassar schlechter, als dies tatsächlich der Fall war, und verließ unter diesem Vorwand das Haus, während Tai über seiner Wache „einschlief“ und die Schurkin „entkommen“ ließ. Dann folgte er ihr – abgehärtet und gefühllos mochte sie sein, aber doch noch immer sehr jung und in in solchen Dingen unerfahren, und so kam ihr an der Sache nichts verdächtig vor – und entdeckte auf diese Weise den Unterschlupf der Kar'a Kal in Silvermoon.
Das wiederum führte zu einer ganzen Reihe weiterer Plotverwicklungen (Tai, der seinen Bruder Sinestros, ebenfalls Schurke, um Hilfe bei der Informationsbeschaffung bat; wobei dieser aber derart brutal vorging, dass die beiden Brüder sich entzweiten; Schimár, die in den Kar'a Kal massiven Ärger (i.e. weitere brutale Bestrafungsmethoden; als ob es nicht gereicht hätte, dass Sinestros ihr das Handgelenk gebrochen hatte) bekam, weil sie a) bei der Sache mit Shynassar versagt und b) die Kar'a Kal exponiert hatte; was zusammen mit weiteren Ereignissen letzten Endes dazu führte, dass die von kleinsten Kindesbeinen an auf Gefühllosigkeit trainierte Schurkin langsam doch Gefühle entwickelte und ihren eigenen Tod vortäuschte, um der Assassinenbande zu entkommen, was wiederum Auswirkungen auf Svarric und seine Freunde hatte), die zu erzählen hier aber zu weit führen würde. Vielleicht, wenn Interesse besteht, mal gesondert.
Auf Schimár werde ich noch zurückkommen, aber vorläufig soll es genügen zu wissen, dass ihr Anschlag auf Shynassar zunächst einmal fehlgeschlagen war.

Fehlgeschlagen in zweierlei Hinsicht. Sandovar hatte sich mit diesem Attentat einen wahren Bärendienst erwiesen. Denn nicht nur war es Schimár nicht gelungen, den ältesten Talamirrién einzuschüchtern; das genaue Gegenteil war passiert. Zuvor hatte Shynassar nur in seinen Büchern, nur für seine Forschungen gelebt und überhaupt kein Interesse an seines Vaters Sitz im Rat von Silvermoon gehabt, hatte eigentlich für Sandovar überhaupt keine Bedrohung dargestellt. Nun jedoch begann er sich zu fragen, wem er da wohl ein solcher Dorn im Auge war und warum. Schimárs Überfall war ein Weckruf, ein erster Schritt weg von dem naiven Träumerling, der er war, hin zu dem Sin'dor, der er im Verlauf der nächsten Wochen und Monate werden würde. Und ohne diesen ersten Anstoß hätte er vielleicht, vermutlich sogar, auf die bald folgenden Ereignisse anders, deutlich passiver, reagiert.

Ein oder zwei Tage später fand das geplante Treffen mit Lilié statt. Shynassar sah ensprechend gebeutelt aus - zwar trug er keinen Verband mehr um den Kopf, doch die Spuren davon, wie ihn Schimár traktiert hatte, waren noch deutlich zu sehen. Natürlich wollte Lilié erst einmal wissen, was ihm widerfahren war, und Shynassar erzählte ausführlich (wobei er ja selbst gar nicht so viel wusste), und sie spekulierten eine Weile über die möglichen Hintergründe. Dann debattierten die beiden Magier unterschiedliche Ansätze des Arkanen, und Lilié erwähnte erneut, wie sehr sie darunter leide, dass ihr bisweilen alles entgleite, dass sie nicht die volle Kontrolle über ihre Zauber habe. Und so endete das Treffen damit, dass Shynassar ihr seine Methode beibrachte: Nicht nur die Worte mussten gesprochen werden, sondern Worte und Bewegungen und arkane Energien eine Einheit bilden. Nach einer Stunde intensiven Übens hatte Lilié zumindest bei dem einfachen Feuerzauber, mit dem sie sich beschäftigt hatten, die gewünschte Kontrolle, und beide waren mit dem erzielten Erfolg sehr zufrieden. Doch schon bald musste sich Lilié mit Verweis auf ihre strenge Magistrix wieder verabschieden, so dass sie ein weiteres Treffen für die nächste Woche zur selben Zeit ausmachten.

Shynassar freute sich sehr auf diese weitere Gelegenheit zum gelehrten Austausch [man beachte bitte, dass er keinerlei amouröse Hintergedanken hegte :)] und war umso enttäuschter, als sein Vater ihn auf eine angeblich nicht aufschiebbare Reise schickte und er nicht wusste, ob er es zum vereinbarten Termin zurückschaffen würde. Also schrieb er Lilié eine kurze Nachricht, dass er alles versuchen werde, es aber nicht garantieren könne. Lilié antwortete, sie verstehe schon, sie werde warten und jeden Tag zur geplanten Stunde am Treffpunkt sein.
Es kostete ein gehöriges Maß an Anstrengung und die kühle Missbilligung seines Vaters, weil Shynassar die Reise in den Augen des Lord Selaitherian Talamirrién unhöflich früh beendet hatte, doch der junge Magier schaffte es zum vereinbarten Treffen.
Doch wer nicht auftauchte, war Lilié. Shynassar wartete an diesem Abend eine ganze Zeit lang am Treffpunkt, und auch an den Folgetagen getreulich zur selben Stunde, doch seine Studienpartnerin erschien nicht, auch wenn sie das in ihrer Nachricht versprochen hatte. Auch sonst hörte er weiter gar nichts von ihr; ein fragender Brief ging ins Leere.

Etliche Tage später, es wurde gerade das All Hallows-Fest gefeiert, wartete Shynassar wieder einmal vergebens auf Lilié, da tauchte plötzlich eine als Ninja verkleidete Menschenfrau am Treffpunkt auf. Der Elf wollte erst erschrecken, doch dann bemerkte er, dass die Verkleidung zwar gut, aber nicht perfekt war, und dass sich hinter der Illusion eines Menschen jemand anderes verbergen musste. Die vorgebliche Ninja nannte ihn beim Namen und bat ihn, ihr zu folgen. Shynassar, von seinem kürzlichen Erlebnis mit Schimár jetzt deutlich misstrauischer, als er das zuvor gewesen wäre, ging mit sichtlichem Unbehagen mit [dass er überhaupt mitging, unbewaffnet, wie er war, zeigt, dass er seine Naivität damals noch längst nicht komplett abgelegt hatte :)].
Die verkleidete Menschenfrau führte ihn zum Farstrider Retreat und dort in eine leere Ecke, ehe sie die Maske fallen ließ.
Es war Lilié, die ihre Vorsichtsmaßnahme damit erklärte, dass ihre Magistrix überhaupt nicht amüsiert darüber gewesen sei, dass Lilié mit jemand Fremdem magische Studien betrieben habe. Die Magistrix hätte ihr jeden weiteren Kontakt mit Shynassar streng untersagt und werde sie an eine andere Akademie, weg von Silvermoon, schicken, wo sie ihre Ausbildung von schädlichen Einflüssen geschützt fortsetzen solle. Lilié habe Shynassar aber wenigstens informieren wollen, daher die Verkleidung, und daher auch nur die wenigen Minuten, die sie Zeit hätten.

Shynassar war entsetzt: Er hatte ihre erste gemeinsame Lernstunde wirklich genossen und sich auf weiteren intellektuellen Diskurs [und nein, er hatte tatsächlich keine sonstigen Hintergedanken ;)] gefreut. Außerdem wollte ihm nicht so recht in den Kopf, was die Magistrix dagegen haben könnte, wenn die beiden Magier ein wenig eigene Studien betrieben.
Aber die Entscheidung war gefallen; Lilié konnte und wollte sich den Anordnungen ihrer Lehrerin nicht wiedersetzen, und so blieb ihm allein die Frage, wie lange sie denn wohl fort sein würde und wie er sie denn erreichen könne. Wie lange, wisse sie nicht. Bis ihre Ausbildung abgeschlossen sei, habe die Magistrix gesagt. Und was das Erreichen angehe: "Versucht zu schreiben, vielleicht kommt der Brief an."
Mit diesen Worten war sie fort, und Shynassar konnte ihr nur enttäuscht hinterhersehen.

Aber er schrieb ihr tatsächlich. Es war ein freundschaftlicher Brief, der sich nach Liliés Ergehen, der neuen Umgebung und ihren Fortschritten erkundigte und ihr davon erzählte, wie es ihm inzwischen ergangen war. Erst kam einige Zeit lang gar keine Antwort, dann ein kurzer, mit zitternder Hand geschriebener Brief, wie schrecklich alles sei.
Dieser Brief klang so seltsam, so verzweifelt, dass Shynassar umgehend antwortete. Da es aussah, als sei ihre Nachricht zensiert worden, codierte er sein Schreiben: In einem gewöhnlichen, ja banalen Bericht über das Wetter in Silvermoon und das letzte Buch zur magischen Theorie, das er gelesen hatte, versteckte er die Frage: "Wo seid Ihr? Ich komme Euch holen!"

Die Antwort kam erstaunlich schnell, doch als Shynassar den Umschlag öffnete, drohte ihm einen Moment lang das Herz stehenzubleiben: Der Brief war gar nicht von Lilié, sondern trug die Unterschrift "Magistrix Sionná Sonnenlauf". Schon fürchtete er, die Lehrerin habe den Code geknackt, aber als er den Brief dann las, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass wenigstens das nicht der Fall zu sein schien. Die Magistrix schrieb eine arrogant-zornige Epistel darüber, dass sie sich dieses Spiel lange genug angesehen habe, dass er sich für seine als "magische Studien" getarnten Schäferstündchen jemand anderen suchen solle und dass die talentlose, dumme Lilié seiner schlicht und ergreifend nicht wert sei.

Shynassar war empört und feuerte umgehend eine entsprechende Antwort zurück: dass seine Absichten immer nur ehrenhaft gewesen seien, dass Lilié keinesfalls talentlos und dumm sei, sondern er sie als intelligente, faszinierende Gesprächspartnerin kennengelernt habe, usw. usw. Er war so wütend, dass das Pergament leichte Kokelflecken bekam, wo seine Fingerspitzen es berührten. Und wenn die Magistrix arrogant sein wollte, nun, das konnte er auch. Deswegen, und um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, unterschrieb er mit vollem Namen: "Shynassar Me'aiyon Talamirrién, Ältester Sohn des Hauses Talamirrién und Adept der Magischen Künste an der Akademie Silvermoons".

Es dauerte eine Weile, dann kam wieder eine Antwort von der Magistrix. Diese war, wenn möglich, noch arroganter als ihr erstes Schreiben: Sie habe sich erst gewundert, wie ein Adept der Magischen Künste sich mit einem talentlosen Nichts wie Lilié abgeben könne, doch dann habe sie sich Shynassars Akte an der Akademie angesehen, und nun wundere sie nichts mehr. Es bräuchte einen Talentlosen, um einen anderen nicht als solchen zu erkennen (oder so ähnlich). Glücklicherweise sei Lilié seinem schädlichen Einfluss aber ein für alle Mal entrissen, sie befinde sich an einer speziellen Ausbildungsstätte der Verlassenen, und wenn die Forsaken mit ihr fertig wären, dann würde Shynassar sie nicht mehr erkennen und sie ihn auch nicht, denn dann sei sie nicht mehr die stümperhafte, bescheuerte Lilié. Und überhaupt werde sie sich von jetzt ab nicht mehr dazu herablassen, weitere Korrespondenz des Herrn Talamirrién zu beantworten. Unterschrieben war der Brief mit "Sionná Sonnenlauf, Magistrix der Akademie Silvermoons seit 180 Jahren".

Auf dieses Schreiben hin jagte Shynassar noch einmal eine Antwort los, doch die Magistrix stand zu ihrem Wort und reagierte nicht mehr.
Die Worte aus ihrem Brief jedoch hatten den jungen Magier zutiefst beunruhigt. Wenn die Forsaken mit ihr fertig wären, würde Shynassar sie nicht mehr erkennen, wäre sie eine ganz andere Lilié… Das klang nicht gut. Das klang gar nicht gut.
Und wo er zuvor nur besorgt gewesen war, war er nun richtig beunruhigt - und fing an, ernsthaft nach Lilié zu suchen.
« Letzte Änderung: 17.01.2010 | 00:37 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Lord Verminaard

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Cool, vielen Dank schon mal! :D Bin im Moment sehr eingespannt, werde es mir aber bei nächster Gelegenheit zu Gemüte führen und dann anfangen, dich mit Fragen zu löchern. ;)
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Offline Timberwere

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Shynassar hatte zwei Anhaltspunkte: „Ausbildungsstätte“ war der eine, „die Forsaken“ der andere, also war es logisch, dass er seine Nachforschungen in Undercity begann. Die Magier der Untotenstadt wussten aber nichts über eine Außenstelle ihrer Akademie – oder wollten nichts wissen. Zunächst höflich, dann immer deutlicher machten sie dem Sin'dor klar, dass die magische Ausbildung der Forsaken in Undercity stattfinde und zu allererst und vor allem Sache der Forsaken sei, für die ein Blutelf sich nicht zu interessieren habe.

Nachdem er im Verlauf etlicher Tage so ziemlich das ganze Magierviertel ausgefragt und keine Antwort bekommen hatte, wählte der junge Patrizier schließlich eine andere Strategie. Über mehrere Stationen (die zwielichtigen Elemente der Stadt waren misstrauisch) nahm er Kontakt mit der Unterwelt des ehemaligen Lordaeron auf und erkundigte sich dort nach dieser ominösen Ausbildungsstätte. Aber auch die Schurken konnten oder wollten ihm nichts darüber sagen, wurden gegen Ende sogar fast feindselig – bis ihm einer von ihnen, als Shynassar schon fast am Verzweifeln war, weil er nicht wusste, wo und wie er sonst noch suchen sollte, außer jeden einzelnen Bewohner Undercitys zu befragen und, wenn das nichts helfen würde, systematisch jeden Meter der untoten Lande abzugrasen, widerwillig zuraunte: „Versucht es bei Salazar Bloch, dem Buchhändler.“

[Diese Suche in Undercity war übrigens reine NSC-Interaktion: Shynassar lief in UC herum, sprach die NSCs an und ging auf ihre imaginären bzw. von mir selbst geposteten Antworten wiederum ein.]

Salazar Bloch. Endlich eine Spur. Natürlich, ein Buchhändler – auf die Idee hätte er auch selbst kommen können. Wo auch immer diese zweite Akademie sein mochte, sie würde Unterrichtsmaterialien brauchen, und wer besser, sie damit zu beliefern, als der Händler für magische Literatur?

Doch auch der Buchhändler reagierte auf Shynassars erste Anfrage deutlich reserviert. „Ich weiß nicht, was Ihr meint“, war seine Antwort, „die magische Akademie der Forsaken befindet sich direkt hier in Undercity. Sprecht mit Bethor Iceshard, deren Direktor, oder einem der Dozenten.“
Das jedoch war eine Auskunft, die der Sin'dor nicht zu akzeptieren bereit war. Hartnäckig blieb er dabei, dass der Händler doch etwas wissen müsse, dass diese Außenstelle der Akademie Kontakte zu einer blutelfischen Magistrix namens Sionná Sonnenlauf haben müsse; zumindest habe diese der Ausbildungsstätte wenigstens eine neue Studentin gesandt. Shynassar hatte das Gefühl, als fliege bei der Erwähnung des Namens „Sonnenlauf“ ein unbestimmbarer Ausdruck über Blochs Gesicht, als käme die Verneinung seitens des Forsaken etwas zu schnell, etwas zu vehement, doch wenn, dann war der Gesichtsausdruck zu schnell wieder verschwunden, als dass er hätte sicher sein können.
Der Magier hatte eben mit einer heftigen, nachhakenden Erwiderung begonnen, da tauchte zu seiner Linken eiligen Schritts eine Gestalt auf, die vor dem Buchhändler zum Stehen kam und ihn barsch anblaffte: „Das Buch, das ich letzte Woche bestellt habe, ist es gekommen?“
Beim Klang dieser Stimme fuhr Shynassars Kopf herum: „Lilié?“
Doch die weißblonde Sin'dorja trug eine Maske, und wirklich erkannt hatte er ihre Stimme nicht, so rauh hatte diese geklungen. Sie warf ihm einen kurzen, irritierten Blick zu und bedachte dann Salazar Bloch, der inzwischen höflich-unterwürfig verneint hatte, mit einer derartig giftigen, bösartigen und von heftigsten Schimpfwörtern gespickten Tirade, dass Shynassar buchstäblich mit den Ohren schlackerte.
Solch üble Sprache, das konnte nicht Lilié sein.
„Verzeiht... ich muss mich geirrt haben“, sagte er daher – im selben Moment, wie die Sin'dorja zu ihm herumfuhr und ihn aus glühenden Augen anstarrte. „Woher kennt Ihr mich?“

Entsprechend verwirrt versuchte der junge Blutelf ihr zu erklären, wer er war und woher sie einander kannten; er zitierte sogar den Zauberspruch, den sie bei ihrer Lernstunde geübt hatten, in der Hoffnung, damit bei ihr eine Erinnerung auszulösen. Und irgendwann schien es tatsächlich, als habe er Erfolg. „Shynassar. Ihr heißt Shynassar“, sagte sie, und er wollte schon erleichtert nicken, als sie fortfuhr: „aber woher ich weiß, dass Ihr Shynassar heißt, habe ich keine Ahnung!“ Es folgte eine weitere Tirade von wilden Flüchen, dann ein Schmerzensschrei - und dann brach die Magie völlig unkontrolliert aus ihr heraus, brach sich Bahn in einer Reihe zunehmend heftiger Zauber. [Sprich all solcher Zauber, die sich in WoW wirken lassen, auch ohne dass ein feindliches Ziel anvisiert ist: Flamestrike, Arcane Nova, all diese Dinge. Dazu das eine oder andere Blinzeln, und heraus kam tatsächlich ein wunderbar passender chaotischer Effekt.]

Völlig verausgabt, brach Lilié schließlich neben dem Kanal zusammen, noch immer vor Schmerzen wimmernd und kaum mehr bei Bewusstsein. Die Maske war ihr vom Gesicht gerutscht, und man konnte sehen, dass sich eine lange, hässliche, gezackte Narbe ihre Wange herunterzog. Shynassar hatte nur einen einzigen Gedanken: weg hier, nur weg, heim nach Silvermoon und Hilfe finden. Den Forsaken traute er nicht – nicht nach ihrem seltsamen Verhalten bei seiner Suche. Andererseits jedoch sah Lilié übel aus, und Shynassar wagte es nicht, die Zeit zu verschwenden und die Magierin den ganzen Weg zu tragen. In seiner verzweifelten Not gelang ihm etwas, von dem er bisher nur gelesen hatte, nämlich die Öffnung eines Portals nach Silvermoon. [Das Portal wurde natürlich von Lilié geöffnet, da Shynassar auf Level 2 von dergleichen nur träumen konnte, aber in-time kam es von ihm, Lilié war ja außer Gefecht.]
Glücklicherweise waren es von der Magierenklave, wo das Portal die beiden Elfen ausspuckte, bis hinüber zum Priesterorden nur einige wenige Schritte. Krank vor Sorge, gab Shynassar seine Studienpartnerin in die Hände von Priesterin Belestra, mit den passenden bangen Fragen à la „Ihr könnt ihr doch helfen, oder? Sagt, dass Ihr ihr helfen könnt...“ und dergleichen.
Die Priesterin [übernommen von Liliés Spieler, der in seinen Emotes und Aussagen kenntlich machte, dass sie von Belestra kamen, nicht von Lilié selbst] untersuchte die bewusstlose Magierin (die Spuren körperlicher Misshandlung wie Striemen und blaue Flecken trug) und kam schließlich zu einem beunruhigenden Ergebnis: Man hatte Lilié einen arkanen Splitter eingepflanzt, ein verzaubertes und mit Runen versehenes Stück Metall, ein ganz perfides Stück arkaner Technologie.
Es lud sich von Liliés magischen Energien auf und sollte ihr helfen, sich zu fokussieren und die Kontrolle zu behalten. Das war aber auch der einzige Vorteil daran. Außerdem diente es dazu, sie zu überwachen, sie zu züchtigen, ihr Schmerzen zuzufügen - und auf Befehl zu explodieren... oder bei dem Versuch, ihn zu entfernen.
Die Priesterin erklärte, dass es eine hochriskante Operation sei, es trotzdem zu versuchen – aber dass es wenn überhaupt, jetzt geschehen müsse, wo Lilié all ihre magische Energie so vollständig verausgabt habe und auch der Splitter bei ihrem Ausbruch komplett entladen worden sei. Er habe schon wieder begonnen, sich aufzuladen, aber noch nicht wieder genug Energie gesammelt, um explodieren zu können. Dennoch sei das Artefakt auf magischem Wege derart eng mit Liliés Körper verbunden worden, dass Belestra nicht für das Überleben der Magierin garantieren könne.

Shynassar hörte sich das an und wog ab, doch es gab keine Wahl. Der Splitter musste entfernt werden, und jetzt war die einzige Chance dazu, wo die Magistrix vermutlich noch nicht wusste, dass Lilié von ihrem Buchkauf nicht zurückkehren würde. Sobald das Artefakt wieder aufgeladen war, konnte die Magistrix es jederzeit zur Detonation bringen. Also musste es jetzt heraus.
Die Priesterin bat Shynassar, Lilié während der Operation festzuhalten, was dieser natürlich tat.
Je länger der Eingriff dauerte und je deutlicher wurde, wie schwierig er für Heilerin und Patientin war, desto größer wurde Shynassars Angst um Lilié. Denn erst jetzt, in dieser für Lilié lebensbedrohlichen Situation, erkannte er, dass die Magierin ihm doch sehr, sehr viel mehr bedeutete als nur eine reine Studienpartnerin.
Schließlich artikulierte sich seine Sorge in einem „Bleib bei mir. Ich kann dich nicht verlieren. Ich liebe dich...“ [es geht doch nichts über einen wohldosierten Sprinkler Klischee im richtigen Moment :P], auch wenn – oder gerade weil – Lilié bewusstlos war und seine Liebesbeteuerung nicht hören konnte. Dass sie vielleicht sterben würde, ohne dass er die Gelegenheit haben würde, sie besser kennenzulernen, ohne dass sie je um die Gefühle wissen würde, die wohl schon seit einer Weile in ihm schlummerten, die er aber eben erst entdeckt hatte, und ohne dass er je wissen würde, ob sie diese erwiderte; dass sie vielleicht sterben würde, ohne dass er diese Gefühle je würde weiter ausloten können, das zerriss ihn beinahe. Überhaupt die Tatsache, dass sie vielleicht sterben würde, war ihm unerträglich.

Doch die Operation gelang. Belestra hatte sich ziemlich verausgaben müssen bei der Heilung, aber Lilié war gerettet, wenn auch noch immer ohne Bewusstsein und sehr schwach.
Die Priesterin hatte Shynassars Worte natürlich gehört und warnte ihn nun: Man könne nicht wissen, was die körperlichen (und vermutlich auch seelischen) Misshandlungen sowie die Gegenwart des Splitters mit Liliés Gemüt angerichtet hätten; vermutlich würde sie sehr labil sein, wenn sie aufwache, und vielleicht nicht in der Lage, mit übermäßiger Zuneigung seitens des Magiers fertigzuwerden. Daher riet sie ihm dringend, ihr von seinen Gefühlen nichts zu sagen, sondern abzuwarten und sehr vorsichtig zu sein.

Irgendwann kam die Magierin zu sich, und Shynassar ließ sie, weil sie noch zu schwach war, um bewegt zu werden und außerdem nicht wusste, wo sie hingehen solle, zunächst in der Obhut des Priesterordens zurück, nachdem er Belestra ein wenig von Liliés Problemen mit ihrer Magistrix berichtet hatte (denn natürlich hatte die Heilerin wissen wollen, welches Monster zu einer solchen Untat wie der mit dem  Splitter fähig sei) und ihm versprochen worden war, Lilié sei hier völlig sicher.
Außerdem empfahl ihm die Priesterin, sich mit einer gewissen Kyuri Silberblatt in Verbindung zu setzen: Die Todesritterin war nach der kürzlich erfolgten Befreiung von Highlord Mograine nach Silvermoon geschickt worden, um dort als Verbindungsperson für die Schwarze Klinge tätig zu sein und an der Verbesserung der Beziehungen zwischen Silvermoon und Acherus zu arbeiten. Sie sei derzeit vor allem im Auftrag des Priesterordens unterwegs, und wenn Shynassar der Klingenritterin Belestras Namen nenne, werde sie ihn bestimmt unterstützen. [Diese Todesritterin war auch ein Charakter von Liliés Spieler; er hatte gerade vor kurzem mit ihr das Anfangsgebiet absolviert und suchte nun einen Aufhänger dafür, sie in das RP zu bringen]

Gesagt, getan: Shynassar fand die Todesritterin am bezeichneten Ort vor und versicherte sich ihrer Unterstützung bei der Suche nach der Magistrix. Nach einem kühlen und sachlichen Gespräch waren sie sich einig: Die Lady Silberblatt wollte sich zunächst in Undercity umhören, während Shynassar unauffällig in Silvermoon selbst, vor allem in der Akademie, nachzuforschen gedachte.

Bis der Magier und die Ritterin der Schwarzen Klinge sich wieder trafen, besuchte Shynassar Lilié mehrmals im Priesterorden. Zu seiner Freude ging es ihr zunehmend besser, und inzwischen erkannte sie ihn auch wieder, nachdem sie anfangs noch vor allen Elfen außer ihrer Bezugsperson Belestra panisch zurückgeschreckt war. Zu des Magiers nicht geringer Verlegenheit waren seine Worte während der Operation doch so halb an ihr Bewusstsein gedrungen; sie fragte ihn, ob sie das nur geträumt habe, oder ob seine Beteuerung Wirklichkeit gewesen sei.
Shynassar bekannte sich zu seinen Gefühlen, merkte aber auch, dass Lilié diese zumindest im Moment noch alles andere als recht waren, und erklärte ihr, dass sie sich davon in keinster Weise gebunden oder bedrängt fühlen solle. Er vergrub seine Zuneigung in sich und behandelte die Magierin weiter mit freundschaftlicher Zurückhaltung.

Lilié hatte von ihrer Tortur bei der Magistrix eine tiefe, lange Narbe im Gesicht zurückbehalten, was sie zutiefst verunsicherte und auch der Grund war, warum sie immer eine Maske trug. Shynassar war der Ansicht, es müsse doch einen Weg geben, diese Narbe zu entfernen, wenn nicht mit normalen Heilmethoden, dann auf magischem Wege, und versprach seiner Studienpartnerin, auch danach zu forschen, wenn es die Suche nach der Magistrix zuließe. Von der Idee schien Lilié neuen Mut zu fassen und erklärte, ebenfalls die Bücher studieren zu wollen.

Da die Magierin keinen Ort mehr hatte, wo sie hingehen konnte – die Akademie war logischerweise zu gefährlich, bei den Priestern konnte sie nicht ewig bleiben, und eine eigene Bleibe in Silvermoon besaß Lilié nicht - bot Shynassar ihr an, doch für eine Weile in das Anwesen seiner Familie zu ziehen. Auf die Idee, dass man dies vielleicht für unschicklich halten könne, kam der junge Patrizier gar nicht: Haus Talamirrién war groß und besaß etliche ungenutzte Zimmer, und überdies wohnte zu der Zeit auch Rína Shindarél dort, die unglückliche Verlobte seines Bruders Sandovar. [Ein weiterer Teil des großen Über-Plots, der hier jeglichen Rahmen sprengen würde. :)] Lilié nahm das Angebot dankend an; aber dann war auch schon der Zeitpunkt gekommen, an dem Shynassar sich wieder mit Kyuri Silberblatt treffen wollte, um die Ergebnisse ihrer Nachforschungen und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Der Sin'dor hatte bei seinen vorsichtigen Erkundungen an der Akademie herausgefunden, dass Sionná Sonnenlauf tatsächlich bereits seit 180 Jahren dort lehrte und einen ausgezeichneten Ruf genoss. Von Seiten der Fakultät, der sie nach ihrer eigenen Ausbildung zunächst als Assistentin, dann als vollwertige Dozentin und inzwischen sogar in einer leitenden Position auf ihrem eigenen Fachgebiet angehörte, war nichts Negatives über die Magistrix bekannt – und dass im Laufe der  Zeit immer wieder Schüler von ihr verschwunden waren, war auch nicht groß aufgefallen. Zu wenige waren es über die Jahre, zu unterschiedliche Gründe wurden für deren Verbleib genannt; aber Shynassar, der mit misstrauischen Augen suchte, befürchtete einen Zusammenhang.
Wie dem auch sei, des Sin'dors Hoffnung, an der Akademie weitere Hilfe zu finden, war damit zunächst einmal hinfällig. Die Magistrix war dort zu angesehen – um den Lehrstab von ihren unerträglichen Methoden zu überzeugen, würde es mehr bedürfen als die Aussage einer unbedeutenden, von ihrer Lehrerin als „talentlos und dumm“ eingestuften Studentin zweifelhafter Herkunft. Dazu musste Shynassar zunächst handfeste Beweise finden.

Leider hatte Kyuri Silberblatt in Undercity auch nicht sonderlich mehr herausgefunden als Shynassar bei seinen eigenen Vorstößen in der Stadt der Untoten. So blieb den beiden Sin'dorei nicht viel mehr, als dort anzusetzen, wo der letzte Versuch geendet hatte: bei Salazar Bloch, dem Buchhändler.
Die Lady Silberblatt war nicht zimperlich. Während Shynassar danebenstand, die eine oder andere Frage einwarf und sich bemühte, möglichst bedrohlich zu wirken (also nicht sehr: in seiner feinen Magierrobe, mit langen, wohlfrisierten Haaren, seinen guten Manieren und einem Schwert an der Seite, das sich dort extrem ungewohnt anfühlte und das er noch nie benutzt hatte) und Kyuri  zu unterstützen versuchte, indem er ein grimmiges Gesicht machte und bedeutungsschwer einen Feuerball in der offenen Handfläche tanzen ließ, ließ die Todesritterin keinen Zweifel daran, dass der Forsaken entweder kooperieren könne oder einen sehr unangenehmen endgültigen Tod sterben.
Schließlich rückte der Verkäufer mit der Sprache heraus. Das Buch, das Lilié hatte erstehen wollen, war inzwischen angekommen; es lag in einem Stapel weiterer zur Abholung bereiter Bücher auf dem Tisch. Einen direkten Kontakt zur Magistrix Sonnenlauf bestritt der Verkäufer, nannte aber schließlich einen weiteren Namen, von dem er glaube, dass dieser mehr über die Elfin und deren Ausbildungsstätte, von der Bloch gehört hatte, aber auch unter Androhung von Gewalt nichts Näheres zu sagen vermochte, wissen könne: Alessandro Luca, seines Zeichens Händler für dies und das, für alles und nichts, aber vor allem für Informationen und Neuigkeiten. Zu finden sei er im Apothekerviertel.

Shynassar nickte und wollte sich schon abwenden, um diesen Luca aufzusuchen, da wandte sich Kyuri halb zu ihm. „Er wird uns verraten, das wisst Ihr“, sagte sie trocken, und ehe der Sin'dor darauf reagieren konnte, hatte sie den Buchhändler schon erschlagen. Der junge Adlige war zutiefst geschockt, doch Kyuri blieb völlig ungerührt. „Er hätte uns verraten“, wiederholte sie nur, „das können wir uns nicht leisten“, und Shynassar, so entsetzt er war, musste mit einem winzigen Teil seines Bewusstseins zugeben, dass sie vermutlich recht hatte.

Noch war der Buchladen leer und unbesucht, keine lebende oder untote Seele zu sehen, und so hatten sie Zeit, sich das Buch anzuschauen, das Lilié hatte abholen wollen. Shynassar sagte es zunächst nichts, doch Lady Silberblatt warf einen Blick darauf und erstarrte. Einsatz der Nekromantie zur Aufbesserung vernunftbegabter Wesen durch arkane Mittel hieß es und war verfasst von einem gewissen Instruktor Razuvious, den die Sin'dorja aus ihrer Zeit vor der Befreiung kannte. Er habe Arthas' neue Todesritter ausgebildet, mit Methoden, an die sie lieber nicht zurückdenken wolle. Wenn Sionná Sonnenlauf jetzt ähnliche Methoden an lebenden Schülern anwandte... an Lilié angewandt hatte... Shynassar wollte es sich gar nicht ausmalen.
Jedenfalls war die Tatsache, dass die Magistrix ein solches „Lehrbuch“ an ihrer Privatakademie verwendete, überhaupt kein gutes Zeichen.

Shynassar nahm das Buch als Beweisstück an sich, dann verließen die beiden Sin'dorei eilig den Ort des Geschehens und machten sich auf ins Apothekerviertel.
Kyuri ging bei Alessandro Luca ähnlich rigoros vor wie bei dem Buchhändler Bloch. Doch dieser lachte nur über ihre Drohungen, und auch Shynassars Spielchen mit dem Feuerball in der Handfläche ignorierte er völlig. Frustriert ließ der Magier die arkane Manifestation irgendwann verschwinden, zog statt dessen sein Schwert und hielt es dem Forsaken an die Kehle. Nicht, dass das sonderlich mehr nutzte als die Überredungsversuche der Todesritterin. Diese ging immer rücksichtsloser vor, bis hin zu Foltermethoden, denen Shynassar schockiert zusah, sie aber in dem Bewusstsein duldete, dass ihre einzige Spur versiegen würde, wenn sie Luca nicht zum Sprechen brachten.
Schließlich redete der Informationshändler tatsächlich, unter großem Widerstreben. Die Magistrix Sonnenlauf habe ein Lager bei Agamands Mühlen, wo sie Studien betreibe und Schüler ausbilde.

Und dann, als die beiden Elfen einander für einen kurzen Moment anschauten – Shynassar wohl wissend, dass die Lady Silberblatt auch diesen Forsaken jetzt zum Schweigen bringen würde, wofür er sich gleichzeitig hasste, weil er dies zuließ, andererseits aber bitter entschlossen war, alles, wirklich alles zu tun, was nötig wäre – nutzte Alessandro Luca die winzige Ablenkung und schrie aus Leibeskräften Zeter und Mordio.

Shynassar fuhr bei Lucas Schreien erschrocken zusammen und machte eine unwillkürliche Bewegung – mit der Hand, die noch immer sein Schwert an des Untoten Hals hielt. Ohne, dass er es wollte oder kontrollieren konnte, zuckte die Klinge vor und schnitt dem Informationshändler die Kehle auf. Mit einem Röcheln sackte dieser zusammen und lag still, während der Magier fassungslos danebenstand. Nun war er selbst ein Mörder...
Schon hörte man laute Rufe und die Schritte der Wachen, die sich schnell näherten, doch Kyuri musste Shynassar mehrmals auffordern, ja sogar laut anschreien und wegzerren, ehe sich die Erstarrung des jungen Patriziers löste.
« Letzte Änderung: 16.07.2009 | 14:54 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
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Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

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Wie ein Automat folgte Shynassar der Ritterin. Mörder, Mörder, MÖRDER! war alles, was er denken konnte.
Durch die ganze Stadt zur Teleportationskugel nach Silvermoon zu gelangen, war unmöglich. Überall wimmelte es vor Wachen; es blieb nur die Flucht durch die Kanalisation.
Gehetzt, außer Atem und über und über mit grünem Schleim besudelt, landeten die beiden Blutelfen vor der Stadt.
Ihnen war klar, dass sie, wenn sie einmal diese Gegend verlassen würden, so schnell keine Chance hätten, hierher zurückzukommen, daher gingen sie das Risiko ein und folgten der Spur, die Luca ihnen gegeben hatte, jetzt gleich.

Der Weg zu Agamands Mühlen war recht schnell gefunden; allerdings war das Anwesen von der Geißel überlaufen, und so mussten sich der Magier und die Ritterin zunächst einmal einen unauffälligen Weg in das Haupthaus hinein suchen, wo sie die „Akademie“ vermuteten. Oder besser, Kyuri Silberblatt suchte; Shynassar selbst war noch zu benommen. Alles war unwirklich, es kam ihm vor, als stünde er neben sich, und so folgte er der Klingenritterin nur stumm. Erst langsam konnte er sich zusammenreißen und konzentrieren: Es gelang ihm, weil es eine wichtige Aufgabe zu erledigen gab und weil es Lilié war, für die er dies alles tat.

Unglücklicherweise kamen sie zu spät. Sionná Sonnenlauf musste irgendwann in den letzten Tagen ihre Schlüsse aus Liliés Verschwinden gezogen und den Rückzug angetreten haben. In dem Haus fanden die beiden Sin'dorei zwar Hinweise darauf, dass sich die Magistrix und ihre Schüler tatsächlich hier befunden hatten (so zum Beispiel eine Aufstellung von Lebensmitteln und sonstigen Gütern des täglichen Bedarfs), doch der gesuchte Vogel war ausgeflogen. Es waren lediglich noch Spuren zu sehen, Hinweise auf eine Bewohnung sowie auf das Abhalten magischer Rituale – auch und vor allem schwarzmagischer Rituale, wie die beiden Suchenden beunruhigt feststellten. Hiervon zeugten gewisse magietaugliche Kräuter sowie sonstige arkane Reagenzien, deren Überreste sie in dem Haus fanden. Das, und ein in einer Art Geheimschrift verfasstes Dokument, dessen Code Shynassar vage bekannt vorkam, den er aber so auf Anhieb nicht direkt einordnen konnte.
Mehr ließ sich aus dem verlassenen Anwesen nicht herausfinden, weder, ob Lilié wirklich hier gewesen war, noch, wieviele Schüler die Magistrix genau gehalten hatte (auch wenn sich aus den in der Güterliste für einen Monat genannten Mengen eine ungefähre Zahl ablesen ließ) oder was aus diesen nach dem Aufbruch ihrer Meisterin geworden war.

Mit dem codierten Papier als einziger Spur verließen der Magier und die Klingenritterin die Mühlen und kehrten vorsichtig in die Nähe von Undercity zurück, wo sie, gut in einem dichten Gebüsch versteckt, die Lage sondierten. Der Aufruhr hatte sich inzwischen beruhigt, doch es patrouillierten deutlich mehr Wachen als üblich vor den Stadttoren sowie zwischen der Stadt und den Zeppelin-Türmen bzw. Brill hin und her.
Daher entschied die Lady Silberblatt, dass es besser wäre, wenn sie sich trennten – die Forsaken waren auf der Suche nach zwei Elfen, nicht nach einem Sin'dor und einer Sin'dorja, die jeweils alleine unterwegs waren.
Kyuri selbst würde durch die Pestländer in die Acherus, die Festung der Schwarzen Klinge, zurückkehren. Shynassar würde mit dem Zeppelin nach Kalimdor in die Orc-Lande reisen.
Doch zunächst – dies war sogar des jungen Adeligen eigene Idee, auf die er ohne die Hilfe der erfahreneren Kämpferin kam – musste er sein Aussehen entschieden ändern. Denn die Forsaken kannten ihn nur als in Roben gewandeten langhaarigen Magier; also durfte Shynassar nicht mehr als solcher zu erkennen sein.
Mit ihrem Dolch hackte Kyuri Shynassars lange Mähne rigoros im Nacken ab; der Schnitt sah rauh und improvisiert aus, aber das konnte er jetzt nicht ändern. Außerdem entledigte der Magier sich seiner Robe und färbte die strahlend weiße und damit viel zu auffällige Hose, die er darunter trug, mit den dunkelblauen Beeren des praktischerweise an ihrem Versteck wachsenden Holunderstrauchs ein; ebenso seine bis dahin braunen Stiefel. Vervollständigt wurde die Kombination durch ein graues, für die Ritterin viel zu großes und für Shynassar ein wenig eng sitzendes, aber gerade noch passendes Hemd, das Lady Silberblatt ihm gab.
Während sie darauf warteten, dass der Beerensaft trocknete, besprachen sie noch schnell das weitere Vorgehen: Shynassar würde in Orgrimmar untertauchen und versuchen, den Text auf dem Pergament zu entziffern, Kyuri sich in der Sicherheit der Acherus aufhalten, bis der Magier sie dort kontaktierte.

Dann trennten sie sich: Die Todesritterin machte sich auf den Weg in die Pestländer, und der junge Talamirrién buchte im Zeppelin-Turm eine Passage in die Orc-Lande. Den Goblins, denen er das Geld für die Überfahrt zahlte, schien nichts Ungewöhnliches aufzufallen; dennoch war die Wartezeit, bis der Zeppelin eintraf, für den Magier geradezu unerträglich. Jeden Moment rechnete er damit, laute Rufe zu hören, ertappt und von den Deathguards verhaftet zu werden. Doch nichts geschah, und mit unendlicher Erleichterung bestieg er das Luftschiff... nur, um gleich darauf erneut beinahe zu erstarren.
Denn nicht nur bestand die Besatzung der Thundercaller neben diversen Goblins auch aus zwei untoten Todeswachen, die Shynassar auf keinen Fall mit dem vor kurzem aus Undercity flüchtigen Blutelfen in Verbindung bringen durften; kurz vor dem Ablegen sprang auch noch eine junge Forsaken an Bord. Der Sin'dor tat sein Bestes, um unauffällig zu wirken und der Untoten während der Reise so weit wie möglich auszuweichen; aber seltsamerweise schien es, als habe die Forsaken selbst etwas zu verbergen. Sie war ähnlich nervös wie der Magier selbst, und auch sie ging ihm aktiv aus dem Weg. Kaum hatte das fliegende Schiff am Turm in Durotar angelegt, verschwand die Frau in der Wüste und folgte ihm nicht in die Orc-Stadt, zu Shynassars massiver Erleichterung.

[Das war eine sehr lustige Begegnung. Die Untote muss auch ein RPer gewesen sein, weil sie während der Überfahrt eben tatsächlich ähnlich misstrauische Emotes losließ wie Shynassar. Ich habe keinerlei Ahnung, was ihr Plot war, ich habe sie seither nie wieder gesehen, ich weiß nicht einmal mehr, wie sie hieß, aber es passte einfach perfekt in die Situation. Und diese Zufallsbegegnung brachte irgendwie noch einmal ein wenig mehr das gewisse Etwas in den Plot.]

In Orgrimmar angekommen, tauchte der Magier zuerst einmal in der bunten Menge unter und versuchte, seine Spur als frisch aus dem östlichen Kontinent angekommener Reisender zu verwischen. Einer der ersten und wichtigsten Schritte dabei war ein Besuch beim Friseur, wo Shynassar seine zottige und bei näherem Hinsehen unangenehm auffällige Nicht-Frisur durch einen richtigen Schnitt ersetzen ließ, außerdem kaufte der junge Patrizier sich in mehreren Läden einzelne neue Kleidungsstücke zusammen und ließ das beerensaftverschmierte Ensemble aus Hemd und Hosen verschwinden. Sein Schwert behielt er.
Obwohl er alles getan hatte, was er tun konnte, um sich zu tarnen und von dem berobten Mörder aus Undercity zu distanzieren, fühlte Shynassar sich schon nach einem Tag in Orgrimmar unwohl und viel zu exponiert. Er hatte einfach noch nicht genug Abstand zwischen sich und seine möglichen Verfolger gebracht, fand er – von Undercity zum Zeppelin und von dort nach Orgrimmar war es einfach nicht weit genug für des Magiers paranoiden Gemütszustand.
In den kommenden Tagen erkundete er die Umgebung und entdeckte schließlich eine verlassene Orc-Hütte ein Stück vor der Stadt am Fluss, ideal für seine Zwecke: abgelegen, aber dennoch in Reichweite der Stadt und mit Fluchtmöglichkeiten, sollten sie ihn doch aufspüren.

Aus Orgrimmar sandte der Blutelf zwei sorgfältig verklausulierte Briefe an Lilié und an Kyuri Silberblatt, um beide wissen zu lassen, dass ihm die Flucht geglückt sei und wo er sich aufhalte. Dann zog er sich in seine Zuflucht am Fluss zurück und machte sich daran, das Dokument zu entschlüsseln.
Die Arbeit kam zunächst nur sehr langsam voran: Fast drei Wochen lang puzzelte der Magier vergebens an dem Text herum. Doch als ihm dann eines schönen Nachmittags plötzlich der Zusammenhang zwischen dem hier verwendeten Code und einem obskuren, in den Büchern zur arkanen Theorie nur selten erwähnten und recht komplizierten Konstrukt aus Zahlen, Buchstaben und magischen Symbolen, das beim Verständnis gewisser arkaner Zusammenhänge helfen sollte und von dem Shynassar irgendwann einmal gelesen, sich aber nicht näher damit beschäftigt hatte, auffiel, ging es leichter, und schließlich lag die ganze Botschaft im Klartext vor ihm.
Es handelte sich um einen Brief, unterzeichnet von einem gewissen Apotheker Jorell, der offensichtlich auf ein Schreiben der Magistrix antwortete. Auf die von Sionná Sonnenlauf augenscheinlich in ihrer Nachricht erwähnte Befürchtung, wohl bald den Standort an Agamands Mühlen aufgeben zu müssen, weil die Situation „unhaltbar“ zu werden drohe, antwortete der Apotheker, dass auf der Gor'Shek-Farm bereits alles für einen Umzug der Zuchtstätte vorbereitet sei und es ohnehin viel bequemer wäre, die Lebensmittel für deren Unterhalt nicht den ganzen Weg aus Arathi bis nach Tirisfal transportieren zu müssen. Und was „diesen herumschnüffelnden Elfen“ angehe, so gebe es Mittel und Wege, um sich seiner zu entledigen.

Eine Farm in Arathi also. Davon gab es sicherlich einige, aber es sollte sich hoffentlich herausfinden lassen, welche davon einen Apotheker namens Jorell beherbergte und bis vor kurzem einen Großteil ihrer Agrarerzeugnisse nach Tirisfal geliefert hatte.
Shynassar hatte vor, sich am nächsten Tag nach Orgrimmar zu begeben und den beiden Sin'dorjei zu schreiben, doch ehe er sich auf den Weg machen konnte, traf Besuch bei ihm ein, sehr angenehmer Besuch, auch wenn dieser alles andere als angenehme Nachrichten mitbrachte. Lilié war es, die dem Magier keinerlei Zeit für Fragen oder Gespräche ließ, sondern unverzüglich zum Aufbruch drängte. Unterwegs werde sie alles erklären, jetzt sei keine Zeit.

Nach Orgrimmar könnten sie nicht zurück, erläuterte die Sin'dorja, während sie den Weg nach Süden am Fluss entlang einschlug. In Undercity habe die Empörung über den Tod von Salazar Bloch und Alessandro Luca noch keinesfalls nachgelassen, man suche weiter nach den Tätern. Und vor allem sei jetzt, nachdem die gewöhnlichen Deathguards keinen Fahndungserfolg erzielt hätten, eine ganz besondere Truppe von Forsaken eingeschaltet worden: die Schattenjäger. Diese Spezialeinheit sei für ihre Rücksichtslosigkeit und Unnachgiebigkeit bekannt und vor allem dafür, dass Schattenjäger niemals aufgäben, wenn sie einmal eine Spur aufgenommen hätten. Ihr Talent liege darin, dass sie Leben erspüren könnten, und Shynassar habe in der einsamen Hütte, die sie eben verlasssen hatten, als einzige humanoide Lebensform weit und breit ein viel zu deutliches Zeichen seiner Anwesenheit hinterlassen, von dem die Schattenjäger geradezu angelockt werden müssten. In Orgrimmar seien sie bereits, daher die Eile.
Der Magier musste irgendwo unter Leute, irgendwohin, wo es viel Leben gab, von wo aus er aber auch mehrere Fluchtmöglichkeiten hätte, falls es soweit käme.

Gemeinsam einigten sie sich auf das Piratenstädtchen Booty Bay, das keiner von beiden bisher kannte, das nach allem, was sie gelesen hatten, diese Bedürfnisse jedoch geradezu perfekt abzudecken schien. Es sollte dort von Angehörigen der unterschiedlichsten Völker wimmeln, als ein Zufluchtsort von Schmugglern wussten die Einwohner hoffentlich die Privatsphäre ihrer Mitbewohner zu achten, und es schien, als gebe es mehrere Wege aus dem Ort hinaus: auf dem Landweg, per Schiff oder zur Not sogar schwimmend über das Wasser.

Unter Vermeidung aller Straßen und jeglichen Kontaktes mit anderen intelligenten Lebewesen marschierten die beiden Magier nach Ratchet, wo sie Glück hatten und noch für denselben Tag die Abfahrt eines Schiffes nach Booty Bay angekündigt war. So mussten sie sich nicht länger als nötig in dem Ort aufhalten und erregten keine ungebührliche Aufmerksamkeit, ganz abgesehen davon, dass die Schattenjäger ihnen ja – je nachdem, welchen Weg die Forsaken von Orgrimmar aus eingeschlagen hatten – unter Umständen unangenehm eng im Nacken saßen.

Während der Überfahrt erzählte Lilié dem jungen Adligen noch weitere Neuigkeiten: Sein Bruder Sandovar hatte sich höchst angelegentlich bei Lilié nach Shynassars Verbleib erkundigt. Diese war den neugierigen Fragen ausgewichen und hatte lediglich vage von "einem Missverständnis in Undercity" gesprochen, das sich sicherlich bald aufklären werde. Sandovar hatte sich allerdings mit dieser Auskunft nicht zufriedengegeben, sondern verkündet, er werde seinen Vertrauten (oder besser: Handlanger) Tsarion losschicken, um Nachforschungen anzustellen. Damit wandte der zweitgeborene Talamirrién sich gegen Liliés ausdrücklichen Wunsch, die wieder und wieder erklärte, Shynassar wünsche das nicht. Die Magierin konnte ja nicht wissen, dass Sandovars Neugier keinesfalls brüderlicher Zuneigung entsprang, sondern der Hoffnung, die neue Situation für seine eigenen perfiden Pläne nutzen zu können.

In dieser Zeit, als Lilié in Haus Talamirrién wohnte und Shynassar sich in Orgrimmar aufhielt, war die Sin'dorja übrigens auch Svarric begegnet. Wohl wissend, wie unangenehm diesem eine solche Begegnung sein würde, hatte Sandovar seinen Bruder zum Tee mit sich und seiner Verlobten Rína eingeladen, und auch Lilié war als Gast des Hauses dabei gewesen. Die Teestunde verlief genau, wie Sandovar sich das erhofft und Svarric das befürchtet hatte: schmerzhaft für den Jüngeren, der nur halb erfolgreich versuchte, seine Emotionen unter Kontrolle zu halten, weil er Sandovar eigentlich die Genugtuung nicht verschaffen wollte, und zufriedenstellend für seinen älteren Bruder, weil dieser zahlreiche Spitzen anbringen konnte, von denen er genau wusste, wie sehr diese Svarric verletzten.
Als sich nach einer endlos erscheinenden Zeitspanne Sandovar zu seinen Geschäftsbüchern und Rína auf ihr Zimmer zurückzog, hatten Svarric und Lilié die Gelegenheit zu einem Gespräch, während dessen die Magierin dem jungen Jäger geschickt einen großen Teil seiner Sorgen entlockte und auch ein klein wenig ihrer langsam wachsenden Gefühle für Shynassar preisgab.

Von der Begegnung mit Svarric erzählte Lilié dessen Bruder allerdings nicht viel, ebensowenig wie von der Tatsache, dass es in Haus Talamirrién einige Tage später zu einem Zusammentreffen mit einer jungen Sin'dorja gekommen war. Bei diesem Treffen hatten die beiden Frauen einander gegenseitig belauert, jede auf ihre Weise versucht, eine Position der Stärke zu demonstrieren: Lilié mit großen Worten über Magie, die andere Elfin mit Anspielungen auf ihre Überlegenheit durch Tarnung. Es kam zum Streit zwischen den Sin'dorjei - eigentlich waren sie sich in ihren Ansichten und Meinungen sehr ähnlich, aber dennoch (oder vielleicht gerade deswegen?) rieben sie sich aneinander.
Lilié konnte zu diesem Zeitpunkt ja auch noch nicht wissen, dass es sich bei der Fremden um Schimár Arima handelte, die Sandovar wegen seines Auftrags an die Kar'a Kal aufsuchen wollte, und so war es zunächst bei dem angespannten Wortwechsel zwischen den beiden geblieben (und daher sah Lilié auch keinen Grund, die Begegnung Shynassar gegenüber zu erwähnen).

Es war Abend, als die Maiden's Fancy in Booty Bay anlegte, sehr zur Erleichterung der beiden Reisenden, denn so konnte Shynassar sich in das Gasthaus zurückziehen, ohne großes Aufsehen zu erregen. Er hatte beschlossen, dass er wieder einmal eine neue Identität annehmen musste, denn in Booty Bay würde er am wenigsten auffallen, wenn er als Pirat unter Piraten durchging. Jetzt im Schutze der Dunkelheit das Gasthaus und das von Lilié gebuchte Zimmer zu betreten, bedeutete, dass sich hoffentlich später niemand daran erinnern würde, wenn derselbe Blutelf, der eben noch in völlig anderer Kleidung angekommen war, plötzlich als Korsar herumlief.

[Während die Kleidung in-time unauffällig von Lilié gekauft und dem Magier auf das Gastzimmer gebracht wurde, folgte out-of-character hier eine kleine Hochlevel-Session, weil Shynassars Piraten-Outfit ohne den Apothekergürtel einfach nicht komplett gewesen wäre. Aber glücklicherweise lassen sich Lvl 12 und der geehrte Ruf in Tranquilien ja schnell erreichen. :D]

Und so war es nicht Shynassar Talamirrién, der einige Zeit später im Gastzimmer saß, sondern der höchst ehrenwerte Gentleman-Pirat Valrendiell Goldfuchs.
Lilié hatte sich, um die Rolle der "Gespielin des Goldfuchses" anzunehmen, ebenfalls umgekleidet, und zwar in ein Gewand, bei dessen Anblick Shynassar schier die Luft wegblieb.
Sie unterhielten sich eine Weile, und es kam Shynassar so vor, als sei die Magierin jetzt weicher gestimmt, eher bereit, seine Gefühle zu erwidern. Doch ehe das Gespräch eine Chance hatte, sich weiter in diese Richtung zu entwickeln, kam es zu einer Unterbrechung: durch eine Elfin in einem offensichtlich ziemlich üblen Zustand des Blutdistelentzugs, die völlig entkräftet in die Gaststube gestolpert kam. Shynassar und Lilié bekamen das mit und gingen nachsehen, was da los war; und vor allem Lilié erkannte die Symptome des Blutdistelentzugs bei der jungen Sin'dorja sofort, weil sie selbst einmal an der Sucht gelitten hatte.

Die beiden Magier boten der fremden Elfin ihre Hilfe an, doch diese lehnte vehement ab – und dann, als ihre Kapuze vom Kopf rutschte und er ihre Stimme hörte, erkannte Shynassar sie: Es war Schimár, die (wie früher schon einmal kurz erwähnt) inzwischen in Silvermoon ihren Tod vorgetäuscht hatte, um den Kar'a Kal zu entkommen, auch wenn dies bedeutete, dass sie nun die volle Wucht des Entzugs zu spüren bekam. Denn ihr Vater und Meister der Kar'a Kal, Kendren Arima, hatte, um sie besser unter Kontrolle zu haben und ihre Kooperation zu garantieren, Schimár erstens süchtig gemacht und ihr zweitens immer wieder ein Gift verabreicht, dem sie mit regelmäßig verabreichten Gaben eines Gegengifts entgegenwirken musste, wenn sie nicht sterben wollte. Und natürlich teilte der ältere Arima ihr nur in knapp bemessenen Rationen das Mittel zu, dessen Zusammensetzung allein er und die Giftmischerin der Kar'a Kal kannten.
Oder zumindest dachten sie das. Schimár war es gelungen, dank einer Probe und Analyse ihres Blutes von einer halb-befreundeten Paladina, die der Alchimie kundig war, genug von dem Gegenmittel zu erhalten, um die Schurkin ein für alle Mal von dem Gift zu befreien.

Doch das half Schimár nicht beim Blutdistelentzug, und dass die beiden Magier sie in diesem Zustand sahen, dass passte ihr gar nicht – vor allem nicht, als sie dann auch Shynassar erkannte und merkte, dass dieser sie ebenfalls erkannt hatte.
Lilié verstand erst die verschleierten Spitzen und Drohungen nicht, die der Magier und die Schurkin einander entgegenwarfen, weil beide einander theoretisch auffliegen lassen konnten: sie, weil sie von seinen Schwierigkeiten in Undercity wusste; er, weil er von ihrem "Tod" gehört hatte und die Tatsache, dass sie noch lebte, an die Kar'a Kal weitergeben könnte. Doch der junge Talamirrién war Schimár fast... nun, nicht dankbar, aber durch den Zwischenfall in Silvermoon war er "aufgewacht", wie er es nannte, und so hatte er Schimár mehr oder weniger verziehen.

So endete das Treffen relativ neutral, und erst, als Schimár verschwunden war, kam der Magier dazu, Lilié zu erklären, wer sie war und was es mit ihr auf sich hatte.
Und an jenem Abend gestand die Sin'dorja Shynassar dann doch noch ihre Gefühle, zu seiner großen Freude.

[Musste den Post ändern, Ende war falsch :)]
« Letzte Änderung: 19.07.2009 | 00:44 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Timberwere

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Übrigens, falls jemand den Links folgt: Die aus mehreren Kleidungsstücken bestehenden Outfits kann man sich ansehen, indem man im verlinkten Vergleichsfenster auf den kleinen Pfeil über der Spalte mit den Gegenständen klickt und dann die Option "View in 3D" auswählt (siehe Screenshot). Bei dem nun erscheinenden Fenster die Option "Blood Elf – Male" auswählen, und man bekommt einen ungefähren Eindruch davon, wie Shynassar darin aussieht, obwohl Gesicht, Frisur und Haarfarbe nicht stimmen. :)

Bei den Links zu einzelnen Kleidungsstücken ist die Schaltfläche "View in 3D" oben rechts im Fenster deutlich leichter zu finden.

[gelöscht durch Administrator]
« Letzte Änderung: 16.07.2009 | 14:02 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
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Zitat von: Shield Warden
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Lilié blieb noch einen Tag in Booty Bay, doch dann musste sie wieder nach Silvermoon aufbrechen, weil sie befürchtete, dass ihre Abwesenheit ungebührliche Aufmerksamkeit mit sich bringen könnte, vor allem von Seiten Sandovars.
Nach Liliés Abreise schrieb Shynassar der Runenritterin Silberblatt einen Brief und teilte ihr darin seinen neuen Aufenthaltsort mit. Sobald das erledigt war, widmete der Magier sich der Ausgestaltung seiner Rolle als Valrendiell Goldfuchs. Dazu zog er aus dem Gasthaus aus und fand eine feste Bleibe, erkundete die Gegend um Booty Bay herum und machte sich mit den einzelnen Piratengruppen der Umgebung vertraut. Er knüpfte Kontakte in der Freibeuterstadt und versuchte, der Figur des Goldfuchses Wurzeln zu verschaffen: es aussehen zu lassen, als habe dieser sich schon länger in der Gegend aufgehalten, wenn auch nicht gerade in Booty Bay selbst.

Auf diese Weise verging einige Zeit, während derer der Goldfuchs zu einer festen Größe in dem Korsarenstädtchen wurde und auf Nachricht von Kyuri wartete. Dann tauchte die Todesritterin eines Tages in Booty Bay auf, und nachdem Shynassar sie unauffällig abgefangen und in sein kleines Haus auf der oberen Ebene gelotst hatte, berichtete er, was er in bezug auf den Verbleib der Magistrix Sonnenlauf herausgefunden hatte.
Ins Hochland von Arathi mussten sie also, doch den beiden Verbündeten war von Anfang an klar, dass der einfachste Weg dorthin, nämlich mit dem Zeppelin nach Undercity und von dort aus durch den Silberwald und Hillsbrad zu reisen, ihnen versperrt war. Selbst wenn sie die Stadt der Untoten nicht beträten: Vom Zeppelinturm vor den Stadttoren bis Thoradins Mauer wären sie ununterbrochen auf Forsaken-Gebiet und damit ständig der Gefahr der Entdeckung ausgesetzt. Ein zu großes Risiko stellte der kurze Weg dar, da waren sich die Runenritterin und der Magier einig. Also musste es die lange Strecke sein, einmal fast den ganzen Kontinent hinauf – obwohl auf diesem Weg kaum weniger Gefahren drohen würden, nur Gefahren anderer Art.

Shynassar verließ Booty Bay noch immer in der Persona des Goldfuchses; erst nördlich von Grom'Gol, als sie das Einflussgebiet der Piraten hinter sich gebracht hatten, kleidete der Magier sich wieder in eine nicht-piratenartige Kombination aus Hose und Tunika. Die beiden Reisenden wichen den Trollstätten im Norden des Schlingendorntals sorgfältig aus, ebenso dem Rebellenlager der Menschen an dessen nördlicher Grenze. Einmal in Duskwood, schlugen sie auch einen weiten Bogen um das Menschendorf Darkshire und hielten sich eng am Fluss zwischen Duskwood und Elwynn, ehe sie den Boden von Redridge betraten.

Bis zu diesem Zeitpunkt war ihre Reise ereignislos verlaufen, doch ein Stück ins Rotkammgebirge hinein begannen die Schwierigkeiten: Wie sie von einem kleinen Hügel aus sehen konnten, führte die Straße nach einer Brücke über den Lake Everstill direkt am Ort Lakeshire vorbei und war entsprechend scharf bewacht. Die Lady Silberblatt bereitete sich bereits auf einen schweren Kampf vor und wies Shynassar an, weiterzulaufen, egal was geschehen möge, die Klingenritterin im Zweifel lieber zurückzulassen, als selbst im Scharmützel gegen die Menschen umzukommen.
Doch der Magier hatte eine andere Idee. Wenn es ihnen nichts ausmachte, nass zu werden, konnten sie ein Stück von Lakeshire entfernt den See schwimmend durchqueren und den menschlichen Wachen somit aus dem Weg gehen.

Nachdem ihnen die Auseinandersetzung mit den Allianzkräften auf diese Weise erspart blieb, war der Rest von Redridge ein Kinderspiel. Doch schon hinter dem Pass im Nordosten des Gebirges wartete der gefährlichste Teil ihrer Reise: die Durchquerung der Brennenden Steppe und der Sengenden Schlucht.
In diesen unwirtlichen Landen voll wilder Bestien und Drachkin wagte Shynassar in den Nächten, während Kyuri routinemäßig die Wachen übernahm, kaum die Augen zu schließen. Dem Magier kam es vor, als verginge keine Minute ohne Kampf, als müsse die Todesritterin sich, weil seine eigenen Fähigkeiten, sei es mit offensiver Magie oder mit dem blanken Schwert, jämmerlich unzureichend waren, ununterbrochen mit gezückter Klinge für sie beide ihrer Haut erwehren.

[Was natürlich überhaupt nicht funktionierte. Mit einem Charakter, der mit Lvl 12 in Booty Bay aufgebrochen war, lässt es sich in einem 50er- bis 60er-Gebiet selbst in Begleitung einer 59-stufigen Todesritterin einfach nicht überleben, und so war out-of-character Durchsterben angesagt. Aber das war es wert. :)]

Der junge Adlige konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten, als sie endlich die Searing Gorge hinter sich gelassen hatten und in dem orkischen Posten Kargath im Ödland ankamen. Doch die gefahrvolle Reise und seine Erfahrungen seit den Ereignissen in Undercity hatten Shynassar misstrauisch genug gemacht, dass er trotz seiner völligen Erschöpfung als erstes nach einem weiteren Fluchtweg aus dem Obergeschoss des Außenpostens suchte, wo sich ihr Lager befand, falls die Verfolger unten durch die Tür eindringen sollten. Kyuri beruhigte ihn insofern, als sie erklärte, sie sei jederzeit in der Lage, mit ihrem Schwert eine Bresche in die Holzwand zu schlagen, durch die sie entkommen könnten, wenn es sein müsste.
Die Klingenritterin bestand auch darauf, die erste Wache zu übernehmen, worauf sich der Magier, müde oder nicht, erst einließ, als die Sin'dorja ihm versprach, ihn zur zweiten Wache aufzuwecken. Alles weitere hörte Shynassar kaum mehr; es war reiner Reflex, dass er auf das ehrerbietige „mein Herr“ der Todesritterin schon halb im Schlaf „ich bin nicht Euer Herr“ antwortete, wie er das in den Tagen und Wochen der Reise ständig getan hatte, weil er sich nicht als über der Lady Silberblatt stehend empfand und die Runenritterin schon lange nicht mehr als reine Leibwächterin, sondern als Freundin betrachtete. Dass sie ihm leise ein „doch, das seid Ihr. Jetzt... und für immer“ entgegnete, das kam schon nicht mehr bei ihm an.

Kyuri weckte ihn nicht zur zweiten Wache. Shynassar schreckte irgendwann am späten Morgen hoch und blickte sich fast panisch um, nur um die Elfin ernst und in derselben Haltung wie am Abend zuvor auf dem Treppenabsatz sitzen zu sehen. Auf seine halb vorwurfsvolle, halb besorgte Bemerkung hin, sie hätte sich selbst doch auch etwas Ruhe gönnen und ihn wie besprochen wachrütteln sollen, erklärte die Ritterin der Schwarzen Klinge, das Schlafbedürfnis sei bei ihr nicht so ausgeprägt wie bei den Lebenden, und der Sin'dor habe eine ungestörte Nachtruhe dringender gebraucht als sie, die sie ohnehin nie schlafen müsse.

Die Lady Silberblatt sagen zu hören, sie sei keine Lebende, und dann sofort von ihr den Beweis geliefert zu bekommen, indem sie ihn ihren nicht vorhandenen Herzschlag fühlen ließ, stellte einen ziemlichen Schock für den Magier dar. Natürlich hatte Shynassar von den Ereignissen bei der Befreiung der Schwarzen Ritter aus den Krallen des Lichkönigs gehört, war sich auch vage der Tatsache gewahr, dass die überwiegende Mehrheit der Todesritter eben genau das war: von Arthas aus dem Tod zurückgerufen und aufgrund seiner nekromantischen Fähigkeiten seinem Willen unterworfen... doch irgendwie hatte der junge Patrizier dies bislang nie mit seiner Begleiterin und Kampfgefährtin Kyuri in Verbindung gebracht; zumindest nicht bewusst.
Nun machte die Sin'dorja ihm geradezu heftig ihren Standpunkt klar: dass sie nur noch existierte, um dem Highlord Mograine zu dienen. Dass sie hoffte, irgendwann ihre Schuld abgetragen zu haben und dann endgültig sterben zu dürfen. Dass die Person, die Kyuri Silberblatt vor ihrem Tod und der Erweckung in Arthas' Reihen einmal gewesen war, schon lange verschwunden war. Dass die jetzige Kyuri Silberblatt keinerlei Gefühle mehr hegte – nicht mehr hegen konnte – und nur noch ein Gefäß für die Kampfmaschine darstellte, die sie geworden war.

Shynassar tat der Ausbruch der Sin'dorja weh: Er mochte nicht glauben, dass dies wirklich alles sein sollte, war fest davon überzeugt, dass die Elfin, die sie gewesen war, doch noch in ihr steckte. Und für ihn machte die Tatsache, dass sie untot sein mochte, keinen Unterschied: Er sah Kyuri weiterhin als gute Freundin und Gefährtin. Dass die harten Worte der Runenritterin vielleicht auch gegen sie selbst gerichtet waren, um die Regungen, die in ihr aufzukeimen drohten, bereits im Ansatz zu ersticken, da sie sich diese weder erlauben konnte noch wollte, das konnte der Magier nicht wissen, hatte er doch ihr halbes Geständnis am Abend zuvor nicht mehr gehört.

Es war eine recht gedrückte Stimmung, in der die beiden Sin'dorei sich wieder auf den Weg machten. Doch schon bald hatte die Routine des Reisens sie wieder eingeholt, und die Atmosphäre normalisierte sich.
Kargath war für lange Zeit das letzte feste Dach im Kreise von Verbündeten gewesen, das Lager im Orc-Stützpunkt, hart und spartanisch oder nicht, für viele Tage das letzte Bett und der – zumindest für Shynassar – ununterbrochene Schlaf jener Nacht schon bald in Vergessenheit geraten. Denn von den Badlands aus führte ihr Weg in Feindesland: Loch Modan, tief im Zwergengebiet. Das Dorf Thelsamar konnten die beiden Elfen weitläufig umgehen, doch die Tunnel durch die Berge wurden ständig von zwergischen Gebirgsjägern bewacht, und einen anderen Weg aus dem höher gelegenen Loch Modan hinunter in die daran angrenzenden Wetlands gab es nicht.
Ein Kampf ließ sich nicht vermeiden, weder mit den Zwergen noch mit den Orcs vom Dragonmaw-Clan, die abseits der Paßstraße hausten.
Dagegen verlief die Reise durch die Wetlands vergleichsweise problemlos: Der Magier und die Runenritterin mussten sich zwar zahlreicher Wildtiere und einiger marodierender Gnolltrupps erwehren, doch wenigstens wurden ihre Nächte nicht ständig von Gefechten unterbrochen.

Shynassar durchlief in diesen Tagen eine weitere Veränderung. Die Strapazen in der Burning Steppe und der Searing Gorge hatten ihn bereits körperlich abgehärtet, zäher gemacht, doch auf dem Weg von Kargath durch das Sumpfland lernte er kämpfen. Natürlich reichte er nicht an die kühle, professionelle Kompetenz einer Kyuri Silberblatt heran, doch die Angriffszauber kamen dem Sin'dor nun fast ebenso mühelos über die Lippen wie die rein theoretische Magie früherer Zeiten. Und auch sein Degen fühlte sich zunehmend wie ein Teil seiner selbst an, und er musste immer weniger darüber nachdenken, was er tat, wenn er die Klinge führte.

Von den Dunkeleisenzwergen, die an der Nordgrenze des Sumpflandes leben sollten, war glücklicherweise nichts zu sehen, als die beiden Reisenden den Engpass vor dem Thandol Span passierten, und dann war es fast geschafft. Sie hatten das Hochland von Arathi erreicht, und nach zwei weiteren Tagesreisen, in der sie Ogern, Trollen und Menschen aus dem Weg gingen, sich aber mit zahllosen Riesenspinnen und Raptoren anlegen mussten, trafen sie endlich in der Festung Hammerfall ein.

Am letzten Nachtlager vor der Ankunft einigten sie sich auf ihre Vorgehensweise. Die Lady Silberblatt war der Ansicht, sie würden am wenigsten auffallen, wenn sie ihre Rollen tauschten: Statt dass ein Adeliger mit einer bewaffneten Leibwächterin in dem orkischen Fort anreiste, würde Kyuri eine Soldatin darstellen, die nach Hammerfall gekommen war, um sich im Arathibecken der Sache der Horde gegen die Allianz anzuschließen, und Shynassar ihren ergebenen, aber völlig unwichtigen Diener mimen.
Es dauerte einen Moment, bis der junge Patrizier sich mit dem Gedanken angefreundet hatte, doch es war ein guter Plan, und so setzten die beiden Reisegefährten ihn in die Tat um.

Ihre Rollen erlaubten es ihnen, in Hammerfall unauffällige Nachforschungen anzustellen.
Unter dem Vorwand, Genaueres über die taktische Situation in der Gegend erfahren zu wollen, unterhielt Lady Silberblatt sich mit den Kämpfern, die das Arathibecken verteidigten, während der junge Talamirrién sich in typischem belanglosem Diener-Geplauder bei den Angestellten des Stützpunktes erkundigte.
So fanden sie heraus, dass es in einigen Wegstunden Entfernung tatsächlich eine Gor'Shek-Farm gab, die von Orcs bewirtschaftet wurde, wo aber auch ein Apotheker der Verlassenen leben sollte.

Die beiden Verbündeten verbrachten eine Nacht in Hammerfall – und diesmal war es Shynassar, der getreu seiner angeblichen Funktion Wache hielt (und mit der Lektüre eines Buches über den Aufstieg der Blutelfen, das er in der Gaststube fand, verhinderte, dass er einschlief), während Kyuri ruhte, wenn schon nicht schlief –, ehe sie sich am nächsten Tag zu dem Hof aufmachten.
Dort angekommen, blieb die Runenritterin ganz ihrem Part als harte, fokussierte Kriegerin treu. Sie ließ den dort arbeitenden Orcs gar keine Zeit zum Nachdenken, als sie zunächst mit Shynassar im Schlepptau gezielt über das Bauerngut marschierte und die Scheune und das Hauptgebäude nach Spuren der Magistrix und ihrer Schüler durchsuchte. Weder Sionná Sonnenlauf noch irgendwelche Studenten waren zu finden, doch die Scheune enthielt einige Säcke mit Lebensmitteln, die aussahen, als könnten sie für die Zuchtstätte gedacht sein. Wieder im Freien, packte Kyuri einen der Bauern am Kragen und fragte ihn nach dem Apotheker Jorell – oder besser, sagte ihm in kaltem Ton, der keinen Widerspruch duldete, auf den Kopf zu, dass der Forsaken sich hier aufhalte, und sie nur verifizieren musste, wo genau.

Sie machten den Untoten in einem kleinen Nebengebäude am Rande des Hofes ausfindig, wo dieser ein Laboratorium betrieb. Shynassar biss die Zähne zusammen und ballte unwillkürlich die Fäuste; ihm war klar, wie das Verhör verlaufen würde, und alles in ihm sträubte sich dagegen, doch andererseits wusste er auch, dass es vermutlich keine andere Möglichkeit gäbe.
Und der Apotheker rückte tatsächlich nur äußerst widerwillig mit der Sprache hinaus, doch schließlich gestand er, dass die Magistrix tatsächlich ihre „Akademie“ hier wieder aufzubauen gedenke und dass er, Jorell, sie mit seinen Studien in Sachen Umwandlung von Lebenden in Forsaken hier besser unterstützen könne, dass die Sin'dorja jedoch zunächst nach Kalimdor gereist sei, um mit weiteren Verbündeten, den Tauren vom Stamme der Grimtotems, ein Abkommen zu schließen.

Kalimdor. Grimtotems. Untersuchungen zur Verwandlung von Lebenden in Untote. Während der Magier diese Aussagen noch in sich aufnahm und die unbändige Wut zu unterdrücken versuchte, die gerade angesichts dieser letzten Information in ihm hochkochte, schob ihn Kyuri grob aus der Tür und wies ihn an, draußen zu warten. Als der junge Adlige einen Moment lang zögerte, wiederholte die Klingenritterin die Order im harten Kommandoton. Shynassar schluckte, nickte stumm und verließ das kleine Haus in Richtung der kleinen Anhöhe hinter der Scheune. Er hatte kaum deren Ecke erreicht, da ließ ihn ein lauter Knall hinter sich zusammenzucken. Eine Stichflamme schoss aus dem Fenster des Laboratoriums, dann ging das Feuer auf das ganze Gebäude über. In schnellem Schritt, aber mit ungerührtem Gesichtsausdruck holte die Lady Silberblatt einen Moment später zu ihm auf, die panisch herumlaufenden Landarbeiter bewusst ignorierend. „Gehen wir.“

Obwohl es gefährlich sein konnte, nach Hammerfall zurückzukehren, taten die beiden Sin'dorei zunächst genau das. Sie hielten sich jedoch nicht lange genug dort auf, als dass Nachricht von dem Vorfall auf der Gor'Shek-Farm die Orc-Festung erreichen konnte, sondern begaben sich umgehend zu Urda, der Windreitermeisterin des Stützpunktes, um die Flugtiere in Anspruch zu nehmen, die Kyuri am Morgen bereits für sie reserviert hatte. Glücklicherweise schien der Orkin nichts Ungewöhnliches an ihren Kunden aufzufallen, denn sie sattelte die beiden Wyvern widerspruchslos und schickte diese, nachdem die Blutelfen aufgestiegen waren, mit einem liebevollen Klaps auf die Kruppe in den Himmel hinauf.

Obwohl sie auf einer Rast unterwegs wieder die Kleidung gewechselt hatten, um nicht auf Anhieb identifizierbar zu sein, flogen die beiden Kampfgefährten als weitere Vorsichtsmaßnahme nicht bis Booty Bay. Stattdessen beendeten sie ihren Flug in Grom'gol, wo sie die geflügelten Löwen in die Obhut von Windreitermeisterin Thystra gaben und dann so taten, als verließen sie den Posten in Richtung Norden, nur um dann den Bogen Richtung Booty Bay zu schlagen. Kurz vor der Ankunft dort kleidete Shynassar sich auch wieder in seine Goldfuchs-Gewandung, und die beiden Sin'dorei achteten darauf, nicht gemeinsam in dem Piratenstädtchen einzutreffen.
« Letzte Änderung: 10.08.2009 | 03:59 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Timberwere

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Gleich am nächsten Tag brachen der Magier und die Runenritterin wieder auf und buchten eine Schiffspassage nach Ratchet. Dort angekommen, machten sie sich nach einer unauffälligen Umkleideaktion weg vom Goldfuchs hin zu einem verschrobenen Kräutersucher und Alchimisten in einer kunterbunten, leicht angesengten Robe, mit einer Kombination aus Wanderstab und Kräutergrabstock in der Hand und mit wirr in alle Richtung abstehenden Haaren auf den Weg in das Steinkrallengebirge.

Ein Stück hinter der Grenze von den Barrens stießen sie in der verfallenen Ruine eines Tempels oder ähnlichen Gebäudes auf ein kleines improvisiertes Lager, das von einer Orkin und einem Tauren bewohnt wurde. Die Orkin stellte sich als Seherin Stonebreak vor, eine Schamanin, die sich um die zunehmende Rodung der Wälder durch die Venture Company sorgte und für deren Wiederherstellung arbeitete, während der Taure, ein gewisser Makaba Flathoof, ganz andere Sorgen hatte. Von ihnen erfuhren sie, dass es ganz in der Nähe zwei Tauren-Dörfer gegeben hatte, die von einem Räubertrupp aus dem Clan der Grimtotems überfallen und geplündert worden waren, die Bewohner zum allergrößten Teil ermordet. Das Dorf der feindlichen Tauren befinde sich irgendwo in einem Seitental nach Nordosten hin.

Das war der Hinweis, den die beiden Reisenden gebraucht hatten. Sie begaben sich unverzüglich auf die Suche und entdeckten in einem der in Frage kommenden Seitentäler tatsächlich Spuren von Bewohnung. Mit der Lady Silberblatt eigenen Rigorosität kämpften und verhörten sie sich tiefer auf das Gebiet der Feinde vor, doch wirklich Informatives bekamen sie von den Grimtotems, die das Unglück hatten, ihnen zu begegnen, nicht heraus. „Grundig Darkcloud“ war ein Name, der fast ständig fiel, offensichtlich einer der Anführer oder gar der Häuptling des Clans. Grundig Darkcloud sei wohl von einer Elfin besucht worden, ja, aber Genaues war nicht zu erfahren. Immerhin, der Name des Tauren war ein weiterer Hinweis, und wo etwa im Tal sich sein Tipi befand, ebenfalls.

Den Rest des Weges dorthin legten Shynassar und Kyuri zurück, ohne gar so viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Stattdessen bewegten sie sich von Fels zu Fels und von Gebüsch zu Gebüsch, um den Anführer der Grimtotems nicht früher zu alarmieren als unbedingt notwendig. Den Posten, der in der Nähe seines Zeltes Wache stand, schalteten sie aus, doch ansonsten kamen sie unbehelligt bis zu Darkclouds Behausung.
Der junge Adlige wollte noch kurz die Lage sondieren, doch Lady Silberblatt hatte die Situation wieder einmal deutlich schneller analysiert als er und mit gezogener Klinge das Zelt bereits betreten. Shynassar folgte ihr eilig und sah gerade, wie der Dunkeltaure aufbrüllte, sein schweres Kriegsbeil zückte und sich Kyuri entgegenstürzte.
Es kam zu einem erbitterten Gefecht, bei dem Grundig Darkcloud letztendlich den Kürzeren zog. Unglücklicherweise dachte er aber gar nicht daran, sich zu ergeben, sondern kämpfte bis zum Ende.

Von Sionná Sonnenlauf oder ihren Schülern war bei erstem Umsehen keinerlei Spur zu entdecken. Die beiden Sin'dorei sahen ihre Suche mit dem Tod des Tauren schon im Sand verlaufen, oder zumindest deutlich schwieriger werden, doch dann erhielten sie Hilfe von unerwarteter Seite.
In dem Tipi des Anführers fanden sie nämlich eine junge Taurin, die sie erst aus großen, verängstigten Augen anstarrte, doch dann überglücklich war, die beiden Sin'dorei zu sehen. Wie sich herausstellte, hatte Grundig Darkcloud bei dem Überfall auf ihr Dorf Kaya Flathoof, wie sich die Befreite vorstellte, verschont und sie stattdessen als Trophäe verschleppt. Keine Frage, dass der Magier ihr Geleit anbot und die beiden Sin'dorei die Taurin mitnahmen, als sie diesen Ort verließen.

Unterwegs hatte Kaya viel zu erzählen, von sich und ihrer Familie, vom Leben in Camp Aparaje vor dem Überfall, vom Angriff der Grimtotems, von ihrer Entführung durch Grundig Darkcloud und davon, wie der Anführer der feindlichen Tauren sie seither bedrängt hatte, wie es ihr aber bislang glücklicherweise gelungen war, sich seiner zu erwehren, sie sich aber gar nicht vorstellen mochte, was geschehen wäre, wenn Shynassar und Kyuri nicht im richtigen Moment zu ihrer Rettung aufgetaucht wären und Darkcloud getötet hätten.

In ihren Redeschwall und ihre Dankesbezeugungen hinein gelang es Shynassar, eine Frage nach der Magistrix einzuwerfen. Und tatsächlich: Die junge Taurin konnte berichten, dass sich wirklich einige Zeit lang eine blonde Elfin im Lager aufgehalten hatte, das rauhe Leben in Zelten ihr dann aber wohl zu unzivilisiert geworden war. Und außerdem habe sie anscheinend ihre Verhandlungen anscheinend ohnehin mit höherrangigen Vertretern des Grimtotem-Clans weiterführen wollen, und so habe sie vor einigen Tagen das Lager in der Schlucht verlassen. Kaya hatte gehört, wie im Gespräch zwischen der Elfin und dem Räuberhauptmann der Name „Darkcloud Pinnacle“ gefallen war.

Nachdem die beiden Blutelfen ihren jungen Schützling bei den anderen Überlebenden aus Camp Aparaje, vor allem bei ihrem überglücklichen Vater, abgeliefert hatten, beratschlagten sie, wie weiter vorzugehen sei. Makaba Flathoof hatte ihnen gesagt, im Norden, weiter die Schlucht entlang, liege ein weiteres Taurendorf. Dort gebe es ein Gasthaus, wo die beiden Reisenden sicherlich für die Nacht eine Unterkunft finden könnten, da inzwischen der Tag doch schon weit fortgeschritten war. In dem Dorf sollte auch eine Verwandte der Flathoofs leben, die sich bestimmt über Nachricht vom Wohlergehen ihrer Nichte freuen würde.
  
Gesagt, getan. Nach einigen Stunden langten die beiden Wanderer in dem Dorf Sun Rock Retreat an, lieferten die frohe Botschaft von Kayas Überleben bei Tammra Windfield ab und nahmen dann die Dienste des örtlichen Gasthauses in Anspruch. Shynassar, von der langen Wanderung längst nicht so erschöpft, wie er das noch vor der Reise nach Arathi gewesen wäre, aber dennoch recht müde, legte sich gleich zur Ruhe, während die Todesritterin verkündete, sich zuerst lieber noch einmal draußen umsehen und die Lage sichern zu wollen.

Es kam dem Magier so vor, als hätte er gerade erst die Augen geschlossen, da wurde er von drängender Hand wachgerüttelt. Kyuri stand mit Eile im Blick neben seinem Bett. „Ich habe einen Fehler gemacht. Wir müssen fort. Jetzt gleich.“
Shynassar zögerte nicht lange, sondern folgte seiner Beschützerin umgehend. Erst als sie Sonnenfels ein gutes Stück hinter sich gelassen hatten, erklärte sich die Runenritterin bereit, das Tempo ein wenig zu reduzieren und ihm zu sagen, was geschehen war.
In dem Taurendorf hatte sich auch eine Sin'dorja aufgehalten, und Kyuri hatte nicht aufgepasst und sich von der fremden Elfin sehen lassen. Angesichts ihres Verhaltens befürchtete Lady Silberblatt, dass es sich bei der Sin'dorja um einen Spitzel der Magistrix Sonnenlauf gehandelt habe und dass sie somit aufgeflogen seien. Der einzige Vorteil: Die Fremde hatte nur Kyuri gesehen, nicht ihren Begleiter, und so war des Magiers Tarnidentität als verschrobener Kräuterkundler fürs erste gesichert.
Dennoch beschlossen sie, sich besser für eine Weile zu trennen. Die Lady Silberblatt wollte einen Bogen zurück schlagen und sehen, ob sie tatsächlich verfolgt wurden, und sie schlug vor, dass Shynassar sich solange in eine der buntesten und somit sichersten Mengen mischte, die sie sich im Moment vorstellen konnte. Es wurde nämlich derzeit gerade das Mondfest gefeiert, und während Zeichen der Feierlichkeiten in vielen Dörfern und allen Städten zu sehen waren, spielte sich der größte Teil des Festes in Moonglade ab. Und genau dorthin schickte Kyuri den Sin'dor, durch eines der in den Dörfern allgegenwärtigen Portale aus Mondlicht, während sie selbst am Wegekreuz zurückblieb und auf eventuelle Verfolger wartete.

[Ja, die Mondfest-Portale nach Moonglade stehen natürlich nur in den Hauptstädten. Aber IC passte es einfach besser, dass Shynassar direkt vom Wegekreuz aus aufbrach.]

In Moonglade traf Shynassar auf Lilié, die dem Fest ebenfalls einen Besuch abstattete und gar nicht damit gerechnet hatte, dem Magier hier zu begegnen. Zu seiner großen Überraschung und Freude trug die Sin'dorja keine Maske mehr, und auch die Narbe in ihrem Gesicht, die sie so lange gequält hatte, war verschwunden.
[Da fällt mir auf, dass mein zweiter Post in diesem Thread nicht korrekt war. Lilié bekam die Narbe nicht erst während ihrer „Ausbildung“ bei der Magistrix, sondern sie hatte diese – und trug deswegen die Maske – auch schon während ihrer allerersten Begegnung mit Shynassar. Bei dem Gespräch im Farstrider Retreat hatte er seine Studienpartnerin gefragt, ob er irgendwann einmal ihr Gesicht sehen dürfe (dass sich unter der Maske eine Narbe versteckte, wusste er zu diesem Zeitpunkt natürlich nicht), und Lilié hatte ihn auf „irgendwann einmal“ vertröstet.]
Während die beiden Magier Hand in Hand über das Fest schlenderten, sich an den zahllosen Farben und sonstigen Eindrücken freuten und einfach die Atmosphäre genossen, erzählte Lilié, die auch wesentlich froher und gelöster wirkte als zuvor, wie eines der Bücher aus der Bibliothek der Talamirriéns sie endlich auf die richtige Spur geführt hatte und es ihr gelungen war, einen der Zauber, die sie schon einmal versucht hatte, derart zu modifizieren, dass er den gewünschten Effekt gezeigt hatte.
Der junge Patrizier war überglücklich – und verlieh dieser Freude in einem übermütigen Tanz mit Lilié auf einem der in hellem Mondlicht erleuchteten Punkte mitten auf dem Festplatz Ausdruck, ehe die beiden Sin'dorei sich schließlich nach Nighthaven in eines der dortigen Gasthäuser zurückzogen und nach einigen gewisperten Zärtlichkeiten müde, aber glücklich, eng aneinander gekuschelt einschliefen.

Shynassar erwachte von einem Rütteln an der Schulter, das ihn unsanft aus dem Bett rollte, und einer Hand auf dem Mund, die ihn daran hinderte, ein Geräusch zu machen. Er riss die Augen auf und erkannte Lady Silberblatt, die mit der freien Hand drängende Gesten machte und dann den Finger an die Lippen legte. Als die Runenritterin sicher sein konnte, dass der Sin'dor wach war und sich nicht durch Schreien verraten würde, nahm sie die Hand von seinem Mund und zog ihn mit einem gezischten „Kommt, schnell!“ mit sich. Sich immer wieder wachsam umsehend, Haken schlagend und jede Deckung ausnutzend, führte die Todesritterin Shynassar eilig von dem Dorf weg und am See entlang, bis sie schließlich in einer abgelegenen, von außen nicht einsehbaren Nische zwischen zwei Bäumen Halt machte. Ihr Gesicht war noch ernster als sonst, ihre Stimme noch grimmiger, als sie erklärte, dass, sie wisse nicht wie in diesem ganzen Trubel, die Schattenjäger sie entdeckt hätten und zielstrebig auf dem Weg nach Nighthaven seien. Kyuri selbst habe ihnen gerade so ausweichen und ihnen zuvorkommen können.

Einen Moment lang kochte beißendes Misstrauen in dem Magier hoch. Er hatte diese Schattenjäger nicht gesehen – woher sollte er wissen, ob die Runenritterin tatsächlich die Wahrheit sagte oder ob sie nicht vielleicht eine eigene Agenda verfolgte, wegen der sie ihn von Lilié weglocken wollte, nur um ihn dann verraten zu können?
Doch der junge Adlige rief sich selbst zur Vernunft. Er hatte keinerlei Grund, der Lady Silberblatt zu misstrauen; im Gegenteil, die untote Sin'dorja hatte ihm während ihrer langen Reise stets ihre Loyalität unter Beweis gestellt, ihm mehr als einmal das Leben gerettet, und wenn sie ihn wirklich hätte verraten wollen, so hätte sie schon etliche, deutlich besser geeignete Gelegenheiten dafür gehabt.

Etwas von diesen Gedanken mochte in seinem Gesicht zu lesen sein, doch der Patriziersohn sprach nichts davon aus, nickte lediglich und überlegte laut, welche Fluchtwege es gebe. Die Mondportale und die Flugmeister würden bestimmt überwacht, meinte Kyuri, doch es gebe einen weiteren Weg, den ihre Verfolger höchstwahrscheinlich nicht auf der Rechnung hätten. Moonglade war nämlich unter anderem durch einen Tunnel zu erreichen, der von feindlichen Furbolgs bewohnt war. Dies machte ihn als Fluchtmöglichkeit eigentlich derart ungeeignet, dass die Schattenjäger ihn hoffentlich nicht als Option in Betracht zögen.
Aber genau diesen Weg schlugen die beiden Sin'dorei jetzt ein, ganz gleich, wie wahnsinnig das sein mochte.

Sie liefen in enger Formation, die Todesritterin voran, Shynassar mit ebenfalls gezogenem Schwert und einem Feuerball in der Handfläche dicht hinter ihr, und so kämpften sie sich durch die feindseligen Bewohner des Tunnels.
[ic war für Shynassar, selbst wenn er inzwischen durch das ganze Herumreisen Level 17 oder so erreicht hatte, wieder mal Durchsterben angesagt, zumal Kyuri bei den Furbolgs eigentlich schon mindestens freundlichen Status erreicht hatte und zunächst gar nicht in der Lage war, Shynassar zu helfen, weil sie die Timbermaws nicht angreifen konnte, ehe ihrem Spieler einfiel, den Status von Hand auf „im Kriegzustand“ umzustellen.]
An einer Kreuzung aus Gängen und Treppen verschanzten sie sich kurz, um Atem zu schöpfen, dann schlugen sie nach einem kurzen Ausfall in den linken Gang den Weg nach rechts ein. Vielleicht ließen sich eventuelle Verfolger davon ja in die Irre leiten.
Der Gang führte stetig aufwärts, und noch ehe sie dessen Ende zu sehen bekamen, spürten sie, wie die Luft kühler wurde. Dann ließen sie den Tunnel hinter sich, noch immer etliche Furbolgs auf den Fersen, und es dauerte eine ganze Weile, bis sie alleine in der klirrenden Kälte der verschneiten nächtlichen Landschaft standen.

Und plötzlich, als alle direkten Gefahren vorläufig beseitigt waren und er zum ersten Mal seit ihrer Flucht dazu kam, durchzuschnaufen und einen klaren Gedanken zu fassen, hielt der Magier plötzlich inne.
„Lilié! Sie wird sich Sorgen machen, wenn sie aufwacht und ich bin nicht da...“
Kyuris ernster, fast mitleidiger Blick ließ ihm fast das Herz stillstehen. Und dann brachte die Klingenritterin mit kühlen, emotionslosen Worten seine Welt zum Einstürzen.
Die Schattenjäger hatten seine, Shynassars, Spur gezielt nach Moonglade verfolgt. Sie waren mit völliger Sicherheit bis ins Gasthaus gekommen, wo sie ihn nur knapp verfehlt hatten. Aber sie waren über die Situation informiert, wussten selbstverständlich über des Sin'dors Freunde und Mitstreiter bescheid. Natürlich hatten sie Lilié festgesetzt, als sie sie dort im Gasthaus vorfanden. Die Magierin war in diesem Moment entweder auf dem Weg zu oder befand sich schon wieder in den Fängen der Magistrix Sonnenlauf.

Shynassar stand wie vom Donner gerührt, als eine Flut von Emotionen, allen voran bittere Schuldgefühle, über ihn hineinbrach. Es hätte doch einen Weg geben müssen, Lilié vor diesem Schicksal zu bewahren; er hätte wissen müssen, dass genau dies passieren könnte; er hätte Lilié nicht schutzlos, friedlich schlafend und völlig ahnungslos im Gasthaus zurücklassen dürfen!

Die Lady Silberblatt riss ihn mit harschen Worten in die Realität zurück. Es sei alles zu knapp gewesen, habe sich wortwörtlich um Sekunden gehandelt, und sie habe sich schlicht und ergreifend nicht die Zeit nehmen können, um Lilié ebenfalls zu wecken und mitzunehmen. Es tue ihr leid – das glaubte Shynassar ihr sogar, so gepresst klang ihre Stimme – doch geschehen sei geschehen und des Magiers Wohlergehen ihre erste, ihre einzige Priorität. Seine Sicherheit sei ihr Auftrag, er sei es, der ihr anbefohlen sei, niemand sonst. Das einzige, was sie nun tun könnten, sei zu überlegen, wie die Situation – wie Lilié – zu retten sei.

Bei diesen Worten biss der junge Blutelf die Zähne zusammen und nickte grimmig. Geschehen war tatsächlich geschehen; er durfte sich jetzt nicht von seinem Schuldbewusstsein lähmen lassen. Das Wichtigste war nach wie vor die Magistrix zu finden, nur war diese Aufgabe jetzt noch drängender als zuvor, damit Lilié nicht noch mehr Zeit als sich gar nicht vermeiden ließ in ihren Klauen verbringen musste.

Doch zunächst nahm der Patriziersohn seiner Leibwächterin ein Versprechen ab: Sie musste ihm zusichern, Liliés Wohlergehen von nun an eine ebenso hohe Priorität einzuräumen wie seinem eigenen.
Dann eilten die beiden Kampfgefährten weiter und gelangten schließlich an eine beschilderte Wegkreuzung. „Sternenfall“ klang irgendwie nachtelfisch, ein weiteres Schild trug einen Namen, der auf undefinierbare Weise abgelegen wirkte, aber „Everlook“ machte einen vielversprechenden Eindruck, zumal hinter einem Hügel in der entsprechenden Richtung in nicht allzu großer Entfernung Rauch aufstieg.

Das „Everlook“ des Wegweisers stellte sich in der Wirklichkeit als eine von lebhaftem Treiben erfüllte Goblin-Siedlung heraus, was die Reisenden dazu nutzten, sich mit neuem Proviant auszustatten und dann unverzüglich den örtlichen Windreitervermieter aufzusuchen.
Weil die Zeit so sehr drängte, verzichteten die beiden Sin'dorei auf ihre üblichen Vorsichtsmaßnahmen, sondern buchten ohne Umschweife je einen Wyvern bis zum Freewind Post, derjenigen Hordeansiedlung, die dem Stützpunkt der Dunkeltauren am nächsten lag. Denn ohne weitere Anhaltspunkte mussten sie davon ausgehen, dass die Magistrix sich noch immer dort aufhielt und dass Lilié von den Schattenjägern zu ihr dorthin gebracht worden war.

Blieb nur zu hoffen, dass der Vorsprung der Forsaken nicht zu große Ausmaße angenommen hatte und dass Liliés Retter trotz der langwierigen Durchquerung des Furbolg-Tunnels und des Umwegs über Everlook schnell genug waren, um die abtrünnige Sin'dorja bei den Grimtotems aufzuhalten, ehe sie sich mit ihrer Gefangenen auf den Weg nach wer weiß wohin machte und ehe sie sich der Untersützung ihrer übrigen Schüler versichern konnte...
« Letzte Änderung: 27.09.2009 | 14:08 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
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Zitat von: ErikErikson
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Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Lord Verminaard

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Hallo Timber,

nun habe ich endlich mal etwas Zeit gefunden, mir alles durchzulesen! Vielen Dank erst einmal für deine Mühe, also wenn das nur ein kleiner Ausschnitt ist, möchte ich nicht wissen, wie umfangreich der Hauptplot war… :o ;) Ist der Lilié-Plot eigentlich inzwischen beendet, oder seid ihr noch am Spielen?

Solche fortgesetzten Plots habe ich in WoW bisher keine erlebt, daher interessiert mich besonders, wie so etwas überhaupt zustande kommt. Deine Kommentare in eckigen Klammern fand ich da schon sehr hilfreich. Ein paar Fragen habe ich natürlich trotzdem. :)

Also, ich verstehe das richtig, dass die ganze Geschichte aus einer spontanen Begegnung entstanden ist? Dazu würde mich interessieren, wie viele und was für Absprachen es gab. Habt ihr einfach drauflos gespielt? Gab es nebenbei Whispers? Das Wiedersehen in UC z.B., wie viel davon habt ihr vorher geplant/abgesprochen? Hat Liliés Spieler(in) dir zugeguckt, wie du erratische /s-Dialoge mit schweigenden NSCs in UC geführt hast? Von wem ging was aus, gab es feste Zuordnungen (à la: alles, was mit der Akademie zu tun hat, kommt von Lilié?) Wer hat Magistrix Sonnenlauf gespielt, sich ausgedacht, was sie im Schilde führt? Sozusagen: Wie habt ihr die „Spielleiter-Aufgaben“ aufgeteilt?

Wie lange hat es gedauert, all das zu erspielen? Wie oft habt ihr euch ungefähr verabredet, und wie lange habt ihr so am Stück gespielt? Ich sehe es doch richtig, dass ihr diesen Plot im Wesentlichen nur zu zweit gespielt habt? Habt ihr euch auch mal privat unterhalten, oder zusammen Instanzen gespielt, oder war das eine reine „RP-Bekanntschaft“?

Und: Boah ey, auf Lvl 17 durch die Holzschlundfeste sterben?? Wie oft bitte musstest du da wiederbeleben? :o Ihr seid doch wahnsinnig. ;D

So, das soll fürs erste an Fragen reichen. ;) Noch mal vielen Dank!

Gruß Vermi
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Offline Timberwere

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Huhu Vermi,

erstmal vielen Dank für Deine Fragen!
Dann schauen wir mal, ob wir die alle beantwortet kriegen...

... also wenn das nur ein kleiner Ausschnitt ist, möchte ich nicht wissen, wie umfangreich der Hauptplot war… :o ;)
Der Hauptplot liegt momentan leider ziemlich auf Eis. Oder nein. Sagen wir es anders.
Der Shynassar-Lilié-Plot ist kein Nebenplot mehr, sondern hat sich inzwischen ziemlich zum Hauptplot ausgewachsen. Die ganzen Stränge, in die vor allem Svarric noch vor ca. 2 Jahren verwickelt war, sind ein wenig eingeschlafen, weil diverse Spieler weniger bis gar nicht mehr da sind. Aber ich hoffe, dass zumindest der Plot „Sandovars Intrigen“ bald wieder an Fahrt gewinnen wird.

Zitat
Ist der Lilié-Plot eigentlich inzwischen beendet, oder seid ihr noch am Spielen?
Ja und nein. Der Magistrix-Plot ist erst mal soweit abgeschlossen, aber wenn es ein Film wäre, gäbe es durchaus Raum für eine Fortsetzung irgendwann. Das ist nicht zwingend, aber durchaus möglich. Je nachdem, wie wir Lust haben.
Denn das ist ja das: es gibt keinen Plot als solchen, keinen Spielleiter, der die Spielercharaktere lenkt. Sondern wir selbst improvisieren ziemlich, führen neue Elemente ein, die uns vorher vielleicht gar nicht eingefallen wären, die aber gut passen, oder die sich aus dem Spiel ergeben, und die jetzt einen eigenen Faden entwickeln. Shynassar hat zum Beispiel jetzt als Goldfuchs in Booty Bay auch schon mit völlig Fremden dort als Pirat interagiert, er ist jetzt eben ein dort ansässiger Korsar. Oder war es bis vor kurzem. Wir sind nämlich durchaus noch eifrig am Spielen.

Zitat
Solche fortgesetzten Plots habe ich in WoW bisher keine erlebt, daher interessiert mich besonders, wie so etwas überhaupt zustande kommt. Deine Kommentare in eckigen Klammern fand ich da schon sehr hilfreich. Ein paar Fragen habe ich natürlich trotzdem. :)

Also, ich verstehe das richtig, dass die ganze Geschichte aus einer spontanen Begegnung entstanden ist? Dazu würde mich interessieren, wie viele und was für Absprachen es gab. Habt ihr einfach drauflos gespielt? Gab es nebenbei Whispers? Das Wiedersehen in UC z.B., wie viel davon habt ihr vorher geplant/abgesprochen?
   
Ja, es war eine völlig spontane Begegnung. Eigentlich wollten Schimar und ich Shynassars Einschüchterung spielen (die war sehr genau geplant und abgesprochen), und als Schimar gerade zuschlagen wollte, kam eben, absolut zufällig, Lilié dazwischen. Ich hatte eigentlich nur ein wenig Flair einbringen wollen: Shynassar einfach auf die Bank zu setzen, damit Schimar ihn sofort entführen konnte, schien mir langweilig, daher habe ich ihn in diesem imaginären Buch über Magietheorie lesen und halblaut daraus zitieren lassen, und das hat Lilié gehört und ist darauf angesprungen. Und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. ;)

Abgesprochen haben wir eigntlich nur Kleinkram. Alles andere ergab sich so, dass der eine etwas angespielt und der andere in-game darauf reagiert hat. Die einzige echte Absprache per Whisper passierte für die Interaktion mit den Tauren in Thunder Bluff / Bloodhoof, zu der ich in einem späteren Posting noch kommen werde.
Das Wiedersehen in UC war eigentlich gar nicht abgesprochen. Shynassar und Lilié konnten einander halt finden, weil wir in einer Gruppe waren und weil wir um der dramatischen Straffung willen nicht zu lange umeinander herumgerannt sind. Also Liliés Spieler sah Shynassar beim Buchhändler stehen und kam dann dorthin.
Aber sonst haben wir vor allem einfach auf einander angesprochen, sind auf das angesprungen, was der jeweils andere ins Spiel warf und haben darauf reagiert.

Zitat
Hat Liliés Spieler(in) dir zugeguckt, wie du erratische /s-Dialoge mit schweigenden NSCs in UC geführt hast?
Nein, bei dieser ganzen NSC-Befragung war sie nicht dabei. Da war Shynassar ganz alleine in UC unterwegs. Nur halt am Ende beim Buchhändler trafen sie sich dann.

Zitat
Von wem ging was aus, gab es feste Zuordnungen (à la: alles, was mit der Akademie zu tun hat, kommt von Lilié?) Wer hat Magistrix Sonnenlauf gespielt, sich ausgedacht, was sie im Schilde führt? Sozusagen: Wie habt ihr die „Spielleiter-Aufgaben“ aufgeteilt?

Die Grundidee zum Magistrix-Plot kam von Liliés Spieler, er hat sich die Pläne der Magistrix ausgedacht, die Briefe an Shynassar geschrieben etc. Das Ganze war auch eigentlich aus der "Not" geboren: Er wusste, das er etliche Wochen lang RL keine Zeit haben würde und suchte einen ic-Grund, wo Lilié solange hin-verschwinden könnte. Aber gespielt habe am Ende ich sie, einfach weil ich 2 Accounts besitze und so mit der Magistrix und Shynassar gleichzeitig online sein konnte. D.h. die genaue „Ausgestaltung“ bzw. das Ausspielen der Pläne und ihre effektive Persönlichkeit kam dann doch von mir.
Ursprünglich hatte eine andere Freundin die Magistrix spielen sollen, die bisher gar nicht in diesen Teil des Plots involviert war (die Spielerin von Riná Shindarél), aber das klappte leider nicht, weil sie verhindert war.
So kam es überhaupt, dass sich die Jagd so lange hinzog – eigentlich hatte Liliés Spieler geplant, Sonnenlauf schon in Agamands Mühlen zu stellen. Aber weil Riná keine Zeit hatte, und durch das darauffolgende Improvisieren, wurde der Plot nur spannender.


Zitat
Wie lange hat es gedauert, all das zu erspielen?  
Angefangen hat das Ganze so ca. im August oder September 2008, denn beim dritten Treffen war ja gerade Hallows End. Und es lief, zumindest, hmmm, da könnte man zwei Daten nennen. Der „Showdown“ in 1000 Needles, von dem ich in meinem nächsten Posting berichten werde, muss so im April/Mai gewesen sein, glaube ich. Und dann haben wir jetzt zum Ende September nochmal eine größere „Ploteinheit“ fertiggespielt.

Zitat
Wie oft habt ihr euch ungefähr verabredet, und wie lange habt ihr so am Stück gespielt?  
Nach dem allerersten Treffen genau eine Woche später, dann 3-4 Wochen Pause, dann kam die Aktion an Halloween, dann wieder 4-6 Wochen Pause, in der Liliés Spieler RL keine Zeit hatte (was sich in-time mit der Zeit an der Akademie deckte, und während derer Shynassar so langsam anfing, besorgt zu sein, bis er schließlich seine Suche begann.)
Nach der Wiederbegegnung in Undercity spielten wir dann ziemlich oft, so alle paar Tage, wobei Shynassars Untertauchen vor Orgrimmar auch RL ein paar Wochen dauerte, während welcher es nicht weiterging.
Am Stück gespielt haben wir immer … äh... lange. 3-4 Stunden mindestens. Meist eher 6-7.

Zitat
Ich sehe es doch richtig, dass ihr diesen Plot im Wesentlichen nur zu zweit gespielt habt?  
Im Wesentlichen ja. Allerdings, das kommt dann in den nächsten Postings noch besser raus, wird auch die Spielerin von Schimar Arima noch deutlich häufiger vorkommen, und auch ihr Bruder wird noch mit einem Charakter eingreifen.


Zitat
Habt ihr euch auch mal privat unterhalten, oder zusammen Instanzen gespielt, oder war das eine reine „RP-Bekanntschaft“?
Anfangs lief alles nur über in-game Whispers ab, und wir kannten voneinander nicht einmal die RL-Namen. Aber dann wurde eine Skype-Bekanntschaft daraus, und inzwischen sind wir richtig gut befreundet, und Liliés Spieler ist auf der Silbernen Hand fester Bestandteil unseres Horderaids sowie unserer Alli-5er-Truppe.
Auf den Krallen ist das mit dem zusammen Leveln und in Instanzen-Gehen nicht so gut möglich wegen des Levelunterschieds. Lilié 70, Shynassar zwar inzwischen 25, aber doch eben nur 25, Liliés Main ist 80, und meine beiden Mains auf den Krallen, Svarric und November, sind nur 66. Vielleicht, wenn Lilie und Svarric jemals beide 80 sein sollten... Oder 85 dann... oder 90... ;)



Zitat
Und: Boah ey, auf Lvl 17 durch die Holzschlundfeste sterben?? Wie oft bitte musstest du da wiederbeleben? :o Ihr seid doch wahnsinnig. ;D
Öhhh... keine Ahnung, aber eigentlich gar nicht soooo oft, nachdem Kyuri sich auf „im Kriegszustand“ gestellt hatte.  Und so wahnsinnig kamen wir uns nicht vor *gg*. Ging eigentlich erstaunlich gut.
Die Brennende Steppe war deutlich schlimmer.


Zitat
So, das soll fürs erste an Fragen reichen. ;) Noch mal vielen Dank!

Wie gesagt, gerne doch! Es ist doch schön, wenn jemand Interesse an unseren Erlebnissen hat!
Ich hoffe, wir haben all Deine Fragen beantworten können (Lilié und ich haben uns zu dem Zweck zusammengetan), und wenn noch was offen sein sollte, bitte jederzeit!
« Letzte Änderung: 28.10.2009 | 18:27 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Lord Verminaard

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Vielen Dank für die Antworten! Ich warte dann erstmal den nächsten Post ab, ehe ich dich weiter löchere. :)

Zitat
Nach der Wiederbegegnung in Undercity spielten wir dann ziemlich oft, so alle paar Tage, wobei Shynassars Untertauchen vor Orgrimmar auch RL ein paar Wochen dauerte.
Am Stück gespielt haben wir immer … äh... lange. 3-4 Stunden mindestens. Meist eher 6-7.

 :o :o :o
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Offline Timberwere

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Der Flug in die Felswüste von Thousand Needles dauerte viel zu lange für den tief besorgten Shynassar. In Freewind Post angekommen, erfuhren die beiden Sin'dorei, dass es tatsächlich ein „Darkcloud Pinnacle“ gab. Dabei handelte es sich um die größte Ansiedlung des Grimtotem-Clans, die ein Stück nordwestlich vom Stützpunkt zu finden war und sich, durch Seilbrücken miteinander verbunden, auf drei der namensgebenden Felsnadeln befand, ganz ähnlich wie Thunder Bluff und der Freewind Post selbst.

Man lebte miteinander in Feindschaft, ließ sich aber die meiste Zeit über in Ruhe: So lange die Dunkeltauren nicht gerade wieder einmal einen ihrer zahlreichen Raubzüge durchführten und in ihre Schranken gewiesen werden mussten, stellten die Zentaurenclans der Gegend die größere und aktivere Bedrohung dar.
Nun, vermutete Shynassar grimmig, das konnte sich nur zu bald ändern. Aber wenn sich die Tauren vom Freewind Post aufgrund dessen, was vielleicht bald geschehen würde, mit gesteigerten feindlichen Aktivitäten seitens der Grimtotems konfrontiert sehen würden, dann konnte er das nicht ändern. Das war ein Preis, den er für Liliés Rettung zu zahlen bereit war, und die Lady Silberblatt, auch wenn sie so wenig Emotionen zeigte wie eh und je, offensichtlich ebenso.

Es war kein sonderlich weiter Marsch; nur etwa eine Wegstunde durch die zerklüfteten Canyons von Thousand Needles, dann standen der Magier und die Ritterin der Schwarzen Klinge in der Deckung eines Felsens am Fuß des Darkcloud Pinnacle und sondierten die Lage.
Die feindlichen Tauren hatten sich nicht die Mühe gemacht, einen Aufzug zu ihrer Stadt zu bauen, oder vielleicht hatten sie das als zu großes Sicherheitsrisiko erachtet. Stattdessen wand sich nur ein schmaler, steiler Trampelpfad die Felsnadel hinauf, der von patrouillierenden Wachen gesichert wurde.
Kyuri Silberblatt räumte diese einzelnen Wachtposten mit der ihr eigenen kühlen Effizienz beiseite,  geradezu beiläufig und schnell genug, dass keiner von ihnen eine Chance hatte, Alarm zu geben.

Auf dem ersten Felsplateau angekommen, sahen die beiden Elfen sich hastig um, nachdem die Todesritterin die drei dort um ein Feuer postierten Wachen ebenfalls ausgeschaltet hatte.
Das Dorf der Grimtotems erstreckte sich über drei Felsnadeln, wobei einer der Gipfel von weitem eindeutig nach einer rituellen Kultstätte aussah. Blieben zwei Hochplateaus übrig, und eines davon war bebauter als das andere, wirkte „zivilisierter“, also nahmen die beiden Suchenden sich diesen Teil des Darkcloud Pinnacle als erstes vor.

In dieser beengten Umgebung, wo eine Seilbrücke den einzigen Zugang zu der Felsnadel darstellte, wurde es schwieriger, unbemerkt an den Dunkeltauren vorbeizukommen, doch auch das gelang.
Einige Grimtotems mussten sie natürlich auch hier beiseiteschaffen, doch wenigstens wurde kein allgemeiner Alarm in der Ansiedlung ausgelöst. Von den überrumpelten Tauren konnten sie noch zwei oder drei befragen, und alle sagten übereinstimmend aus, dass die Magistrix Sonnenlauf tatsächlich noch immer hier sei.
Die Hütte der Magistrix befand sich am hinteren Rand der Nadel und war erstaunlicherweise unbewacht – oder vielleicht auch nicht so erstaunlicherweise, weil die Dunkeltauren der Sin'dorja wohl ihre Privatsphäre gönnen wollten und sie außerdem an einem der sichersten Orte des Darkcloud Pinnacle untergebracht war.

[Die während unserer RP-Session ständig respawnenden Tauren-Mobs wurden von uns in-time kurzerhand ignoriert und ooc einfach immer wieder schnell weggebombt.]

Shynassar, der von drinnen einen leisen Schmerzenslaut hörte, vergaß jede Vorsicht und rief mit lauter Stimme den Namen der Magistrix. Dies veranlasste Kyuri, ihm einen scharfen Seitenblick zuzuwerfen und sich mit gezogenem Schwert noch wachsamer in Position zu stellen als ohnehin schon.
Aus der Hütte ertönte eine kalte, arrogante Stimme. „Ah, der edle Retter. Ich habe schon erwartet, dass Ihr kommt.“ Ein höhnisches Auflachen, dann erschien Sonnenlauf in der Tür, und der Patriziersohn sah sich zum ersten Mal der abtrünnigen Sin'dorja gegenüber. Ihr makelloses Gesicht war so kalt wie ihre Stimme, die blonden Haare zu einem strengen Knoten hochgebunden, die Augen hart und gefühllos. Doch hinter der Kälte, hinter der Überheblichkeit irrlichterte in ihren Augen eine Besessenheit, die an Wahnsinn grenzte oder diese Grenze inzwischen bereits überschritten hatte.
Lady Silberblatt hob ihr Schwert und stürmte auf die Magistrix zu – doch schnell wie die Runenritterin reagierte, die Magierin war schneller. Sionná Sonnenlauf hob die Hände, machte eine von einigen düsteren Worten, die Shynassar nicht auf Anhieb erkennen konnte, begleitete Geste des Fortstoßens, und Kyuri wurde mehrere Meter nach hinten geschleudert. Die Ritterin stolperte, suchte mit rudernden Händen nach einem Halt, doch vergeblich – und dann taumelte sie über die Kante der Felsnadel nach hinten weg und fiel lautlos in die Tiefe.

[Das war vorher abgesprochen. Einmal um des Dramas willen und um zu zeigen, wie mächtig die Magistrix war, aber natürlich auch und vor allem, damit Kyuris Spieler auf Lilié umloggen konnte.]

Als die Klingenritterin aus dem Weg geschafft war, wollte Magistrix Sonnenlauf sich Shynassar zuwenden. Aber ehe sie dazu kam, erschien aus der Hütte eine weitere Störung – Schimár Arima. Die Schurkin – in den letzten Stunden desillusioniert und konsterniert über die Methoden der Magierin und jetzt der Meinung, dass diese mit ihrer rücksichtslosen Eliminierung Kyuris zu weit gegangen war – schlich sich an die Magistrix heran, um von hinten zuzuschlagen, war jedoch auch nicht erfolgreich damit, weil die abtrünnige Elfin auch ihre Annäherung bemerkte und sie beinahe beiläufig mit demselben Zauber zurück ins Zelt schleuderte.

[Warum Schimár überhaupt anwesend war, lag ooc daran, dass ihre Spielerin mitbekam, dass wir on waren und dass wir jetzt nicht etwa questen, sondern am Plot weiterspielen würden, und sie sich gerne am RP beteiligen wollte. Also überlegten wir uns, welchen Grund es für die Anwesenheit des Charakters am Ort des Geschehens geben könnte, und während Shynassar und Kyuri sich noch auf dem Weg zum Darkcloud Pinnacle befanden, kam Schimár bereits dort an und konnte noch ein wenig mit der Magistrix interagieren, ehe die „Action“ begann.

Sionná in Vorbereitung des RPs dorthin zu bringen, war übrigens auch schon ein ziemlicher Aufwand. Als reiner NSC hatte die gute Magistrix gerade mal Stufe 2 oder allerhöchstens Stufe 3 erreicht. Aber im Durchsterben um des RP-Zwecks willen bin ich ja inzwischen geschult. ;) Immerhin war gerade Valentinsfest, und ein kurz zuvor gefundenes „reizendes schwarzes Kleid“ stellte das perfekte Outfit für die selbstverliebte Magierin dar)]

Die junge Schurkin hatte ja, wie bereits weiter oben erwähnt, ihren Tod vorgetäuscht, um den Kar'a Kal zu entkommen. Nach Überwindung ihrer Blutdistelsucht (was sie unter anderem auch in die Taurenlande führte, wo sie zuerst dem vermissten und gedächtnislos herumirrenden Ryo Shirogane und später auch Svarric begegnete, allerdings natürlich ohne zu wissen, dass es sich bei ersterem um den besten Freund des Jägers handelte – aber das ist wieder mal eine ganz andere Geschichte :)) fand sie sich in einer gewissen Geldnot wieder und nahm daher die unterschiedlichsten Aufträge an. Und einer davon war eben gewesen, sich bei einer der Schurkin bis dahin unbekannten Magierin als Leibwächterin zu verdingen. Anfangs war es ein Job wie jeder andere gewesen, die Magistrix Sonnenlauf nach Thousand Needles zu begleiten, selbst dann noch, als einige finster aussehende Forsaken eine Gefangene bei der strenggesichtigen Sin'dorja ablieferten. Denn das war ja etwas, das Schimár schon von klein auf kannte und somit weder verwunderte noch schockte. Was jedoch sogar für die ehemalige Auftragsmörderin zu viel war, das war die Art und Weise, wie Sonnenlauf Lilié behandelte. Denn die Magistrix – tatsächlich längst jenseits der Schwelle zum Wahnsinn – begann ihre vormalige Studentin systematisch und aufs Grausamste zu foltern, um die „Lektionen ein für alle Mal unwiderruflich in ihr zu verankern“, wie sie sagte, und um die anstehende Transformation vorzubereiten. Schimár betrachtete all dies mit immer größerem Misstrauen, und der Punkt, an dem sie genug hatte, fiel eben aus dramaturgischen Gründen mit Shynassars und Kyuris Ankunft zusammen.
[Ausgespielt haben wir das Gefoltere übrigens nicht, wie man sich vorstellen kann. Dass Schimár die Magistrix nach 1000N begleitet hatte und auch dabei war, als Lilié abgeliefert wurde, hatten wir ja ohnehin erst im Nachhinein noch hinzugefügt, und die eigentliche Interaktion im Spiel begann ja erst, als die Folter schon mehr oder weniger abgeschlossen war und Lilié schon die Besinnung verloren hatte.]

Es folgte ein ungleicher Kampf, den anfangs völlig die Magistrix in der Hand hatte. Sie konnte knapp zweihundert Jahre Erfahrung in den arkanen Künsten aufbieten; Shynassar hingegen war zwar graduierter Student der magischen Akademie, aber eben noch immer Student, und an Kraft wie an Kenntnissen kam er ihr nicht gleich.
Arkanes Geschoss um arkanes Geschoss flog in rasender Geschwindigkeit und knisternd vor Macht auf Shynassar zu, und der junge Adlige hatte alle Mühe, die einzelnen Bolzen greifbar gewordener Energie mit seinen eigenen Zaubern abzulenken oder ihnen auszuweichen. Daran, selbst einen Angriff auf Sonnenlauf zu lenken, war kaum zu denken, und wenn es ihm dann doch einmal gelang, einen vergleichsweise schwachen Feuerball abzuschießen, schnippte die Magistrix diesen mit geradezu beleidigender Leichtigkeit aus dem Weg.
Schimár versuchte es noch einmal mit einem mundanen Dolchangriff von hinten, doch auch diesem wich die abtrünnige Sin'dorja mühelos aus und schleuderte die junge Schurkin mit einem beiläufigen „Euch widme ich mich später“ wieder zur Seite.
Weil weltliche Waffen also nicht zu wirken schienen, widmete sich Schimár lieber der inzwischen langsam und unter großen Schmerzen zu sich kommenden Lilié.

Der einseitige Kampf dauerte eine ganze Weile. Shynassar merkte, wie seine Kräfte langsam nachzulassen begannen, wie seine Verteidigungssprüche immer schleppender zündeten, wie er einmal kaum noch beiseite springen konnte, als die Magistrix zum wiederholten Male denselben Rückstoßzauber anwandte, der auch Kyuri in den Tod hatte stürzen lassen. Lange würde er das nicht mehr durchhalten, aber langsam bildete sich der Schatten einer Idee, und so begann er, in seine Abwehrzauber und den gelegentlichen Angriff eine weitere Komponente hineinzuweben, vorsichtig, fast unmerklich, um Sonnenlauf nicht vorzuwarnen.

Und dann war es so weit, des jungen Magiers Vorbereitungen abgeschlossen, das Netz bis auf den letzten Faden gesponnen. Noch immer wehrte er fast ausschließlich die Angriffe der verrückt gewordenen Blutelfin ab; seine Feuerbälle Nadelstiche, die er ihr nur deswegen versetzte, damit sie ihre Kraft nicht weiter bündeln konnte und wesentlich von ihrem bisherigen Angriffsschema abwich. Und schließlich geschah das, worauf Shynassar gewartet und gehofft hatte, auch wenn er alles andere als sicher war, dass sein verzweifelter Plan funktionieren würde.
Sionná Sonnenlauf wirkte wieder einen Rückstoß auf ihn, was der Patriziersohn inzwischen an ihren Handbewegungen und Worten erkennen konnte, und im selben Moment schloss er in einer winzigen Geistesanstrengung das vorbereitete arkane Gewebe und legte all seine verbliebene Kraft in einen einzigen Zauber. Einen Schildzauber. Oder genauer einen Spiegelzauber, der nicht nur ihren Angriff abfing, sondern ihn in vollem Umfang auf sie zurückwarf.

Was er erwartet hatte, dass genau passieren würde, konnte Shynassar hinterher gar nicht mehr sagen. Dass sie einen Augenblick lang außer Gefecht sein würde, so dass Schimár eine Chance hätte, sie mit der Klinge in Schach zu halten, vielleicht. Oder dass er im Moment ihrer Benommenheit trotz seiner Verausgabung doch noch einen Spruch auf sie würde loslassen können.
Doch es kam anders. Sein Spiegelzauber traf die Magistrix voll und überraschend und völlig ohne Gegenwehr. Die Sin'dorja wurde nach hinten geschleudert, zurück in die Taurenhütte – und prallte mit voller Wucht gegen eine der Holzsäulen, die deren Decke trugen.
Ein erstickter Aufschrei, ein Zucken nach dem Aufschlag am Boden, dann lag die abtrünnige Magierin still.

Shynassar vergewisserte sich nur kurz, dass Sonnenlauf für den Moment keine Gefahr mehr darstellte, ehe er zu Lilié eilte. Es war Schimár, die die Magistrix genauer untersuchte und feststellte, dass diese tot war, dass sie sich bei dem Zusammenstoß mit dem Zeltpfosten den Hals gebrochen hatte. Der Sin'dor nahm die Information erstaunlich beteiligungslos zur Kenntnis – er hätte Triumph verspüren müssen, oder wenigstens Zufriedenheit, aber in dieser Sekunde war ihm Liliés Zustand wichtiger als alles andere.
Und dieser Zustand war alles andere als gut: Die Magierin, die während des Kampfes langsam wieder zu Bewusstsein gekommen war, hatte Verletzungen am ganzen Körper, außerdem schien es, als sei mindestens eine Rippe gebrochen, und vor allem trug ihr Gesicht wieder eine Narbe, an derselben Stelle, aber frisch und rot hervorstehend und wenn möglich noch gezackter und breiter als zuvor.

Aber sie lebte. Sie lebte, und sie mussten alle schleunigst von hier fort, weil der Kampf viel zu lange gedauert hatte und durch den Lärm des magischen Duells natürlich doch noch Grimtotems aus dem Rest des feindlichen Taurendorfes angelockt hatte.
Die Seilbrücke zur Hauptnadel war versperrt, und die ersten Tauren kamen auch schon mit erhobenen Waffen und drohenden Gebärden auf sie zu.
Shynassar sah sich hektisch um, dann fiel sein Blick auf den Rand, über den Kyuri gestürzt war.
„Vertraut Ihr mir?“, fragte er die Schurkin hastig, was ihrerseits ein geknurrtes „Niemals!“ zur Folge hatte. Der Magier schnaubte, schoss ein „Ihr werdet wohl trotzdem müssen!“ zurück und wirkte auf sie alle den Zauber des langsamen Falls. Mit der noch immer halb besinnungslosen Lilié in den Armen trat er über den Rand und ins Leere, und ob die ehemalige Kar'a Kal ihnen folgte oder lieber ihr Glück gegen die anstürmende Taurenmeute versuchen wollte, war ihm in diesem Moment herzlich gleichgültig. Er hatte ihr die Möglichkeit zur Rettung geboten; wenn ihr Misstrauen derart tief saß, dass sie sich lieber einer vielfachen Übermacht entgegenstellte, dann konnte er ihr nicht helfen.
Doch Schimár schien nach einem schnellen Blick in die Runde doch der Meinung zu sein, dass sie alleine gegen die Grimtotems keine Chance haben würde, und sprang nach kurzem Zögern ebenfalls in die Tiefe.

Der Zauber des langsamen Falls hatte den gewünschten Effekt: Unbeschadet kamen alle drei unten an. Shynassar sah sich sofort nach Lady Silberblatts Leichnam um, weil er die sterblichen Überreste seiner Beschützerin nicht einfach in der Wüste liegenlassen, sondern einem anständigen Begräbnis zuführen wollte. Aber es war keine Leiche zu finden – weder dort, wo sie eigentlich hätte aufgeprallt sein müssen, noch in der näheren Umgebung dieses Ortes. Normalerweise hätte der Magier noch wesentlich ausführlicher weitergesucht, doch schon war zu hören, wie sich von dem Bergpfad, der sich die Felsnadel hinaufwand, ihre Verfolger näherten, und so musste er auf Drängen der beiden Sin'dorjei, vor allem Schimárs, die Suche abbrechen.

Und dann, oben auf dem Freewind Post, geschah etwas, das Shynassar auch Wochen, nein Monate, später beim besten Willen nicht verstehen konnte, wenn er daran zurückdachte. Er sprach die Schurkin direkt auf ihre offen zur Schau gestellte Abneigung an – denn eigentlich hatten sie ja eben noch zusammen gekämpft, mehr oder weniger jedenfalls, und warum Schimár ihm nun sofort wieder so feindselig gegenübertrat, das wollte ihm nicht in den Kopf.
Denn es schlug ihm fast so etwas wie Hass von ihr entgegen, und er wollte wissen, warum.
Von Schimár kam keine klare Antwort, zumindest keine, mit der der junge Adlige etwas hätte anfangen können. Sie schien ihm vorzuwerfen, dass er Svarric im Stich gelassen habe während der Kindheit in ihrem Elternhaus, so sehr, dass sie ihm plötzlich sogar das Messer an den Hals setzte. Doch Shynassar hatte während seiner Jugend nach bestem Wissen und Gewissen alles getan, was er konnte, um seinem jüngsten Bruder zu helfen – und geradeheraus aussprechen wollte die braunhaarige Sin'dorja nicht, was sie ihm nun genau vorwarf, oder warum sie überhaupt ein Interesse an ihm und seiner Kindheit hatte.
Shynassar nahm das achselzuckend und vergleichsweise gelassen hin, weil er Schimár ohnehin nicht verstand.
Lilié hingegen verlor völlig die Beherrschung, als sie die Identität der Schurkin erfuhr, und beinahe wäre es zum Kampf zwischen den beiden Frauen gekommen, um ein Haar hätten sie einander tatsächlich Gewalt angetan, ehe Schimár grollend verschwand.
Liliés Vehemenz erschreckte den jungen Adeligen, und er wollte sich zwischen die beiden Sin'dorjei stellen und vermitteln. Das allerdings brachte ihm den Zorn beider Frauen ein, und als Schimár schließlich knurrend verschwand, hatte Shynassar seine liebe Mühe, die maskierte Magierin wieder einigermaßen zu versöhnen.

Lilié war es mehr als unangenehm an diesem Ort. Nur zu bewusst war sie sich der Tatsache, dass die naturverbundenen Tauren in ihr den Makel der dämonenverseuchten Magie spüren konnten, die sie unter dem Zwang der Magistrix hatte anwenden müssen, und dass auch die Spuren ihrer früheren Blutdistelsucht nur allzu deutlich noch immer in ihren Augen zu sehen waren. Die spürbare Verachtung des Gastwirts Abeqwa hätte Lilié beinahe dazu veranlasst, trotz ihres Zustandes weiterzureisen, aber Shynassar bestand darauf, dass sie blieben.
Ihre schier unerträgliche Pein war fast genauso schlimm für den Magier, der es kaum ertragen konnte, sie so zu sehen. Er versuchte einen kürzlich erlernten Zauber anzuwenden, der ihr einen Teil der Schmerzen abnehmen und auf ihn übertragen sollte, doch da hatte er die Rechnung ohne seine Liebste gemacht. Die Magierin wäre ihm, schwach wie sie war, beinahe an die Gurgel gegangen. Sie müsse dies alleine durchstehen, es gebe rein gar nichts, was er tun könne. Oder besser, dies ebenfalls durchzuhalten, tatenlos dabeizustehen und sie leiden zu sehen, das sei eben seine Prüfung.
Und so wurde es für beide eine endlos lange Nacht, in der keiner von beiden Sin'dorei ein Auge zutat.
« Letzte Änderung: 25.08.2010 | 13:44 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
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Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline Timberwere

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Am nächsten Tag ging es Lilié ein wenig besser, gut genug, dass Shynassar für beide ein Portal nach Silvermoon öffnen konnte. Die heimische Umgebung, weit weg von dem Ort des Geschehens und den misstrauischen Tauren, würde der Magierin einen deutlichen Schub zur Besserung geben, hoffte der Patriziersohn. Am besten die friedliche grüne Idylle der Eversong Woods, und so brachte er Lilié nach einem Abstecher in sein Elternhaus am nächsten Tag langsam, ohne jede Anstrengung, an den See vor der Stadt.
Sie verbrachten den Tag im milden Sonnenlicht dort, redeten und schwiegen, wie es gerade passte, und zunächst schien es Shynassar, als zeige sich bei seiner Liebsten tatsächlich ein Erfolg. Doch nur zu bald merkte er, dass es eben nicht half. Dass die Magierin sich ihrer alten-neuen Narbe schämte, sich in Silvermoon eingeengt und unglücklich fühlte. Und so sprach er einen spontanen Gedanken aus, fast ehe er sich dessen bewusst war, dass er es überhaupt tat: „Ich wünschte, ich könnte dich von hier fortbringen. Irgendwohin. Irgendwohin weit weg von hier, wo nur du und ich sind und wo du dich erholen kannst. Irgendwo, wo Meer ist, und Sonne.“
Lilié zögerte erst, sah Shynassar groß an, doch nun, da es ausgesprochen war, merkte er, dass er es völlig ernst gemeint hatte, und auch die Sin'dorja erwärmte sich für die Idee. Daher zögerten sie nicht lange, packten einige wenige Sachen für die Reise zusammen – der Magier nahm neben ein paar notwendigen Kleidungsstücken vor allem Bücher mit, weil er in den arkanen Nachschlagewerken nach einem Heilmittel für Liliés Narbe forschen wollte – und brachen früh am nächsten Tag auf.

Die beiden Sin'dorei reisten mit dem Zeppelin nach Grom'gol, weiter nach Booty Bay und von dort mit dem Schiff nach Kalimdor. Sie wussten eigentlich noch gar nicht so genau, wo sie überhaupt hinwollten: Shynassar hatte, als er seinen Vorschlag machte, zwar vage Gedanken an die Küste von Tanaris gehabt, doch das Wüstenklima erwies sich als zu heiß, zu ungastlich, und das Land als zu sehr von Banditen heimgesucht. Steamwheedle Port hätte eine Möglichkeit sein können, aber dort fehlte die Einsamkeit, die sie suchten. Aber in dem Küstenstädtchen hörten die Magier von einem Ort weiter im Süden am Meer: einem verlassenen Tauren-Hof, der schon seit Jahren leer stand und der bisweilen, aber nur sehr selten, von den Goblins für ihre Geschäfte verwendet wurde, so dass die beiden Elfen hoffen konnten, dort ungestört zu bleiben. Und so kauften sie in Steamwheedle Port ein kleines Segelboot und machten sich auf den Weg.

[Hier gehen ic und ooc ein wenig auseinander. Dieses leere Anwesen liegt eigentlich ganz im Süden von Silithus, und wir kamen hin, indem wir von Feralas aus richtig lange schwammen, so ca. 25 Minuten durchaus. (Shynassar hatte ja Lvl 35 noch nicht erreicht, und konnte daher die Elixiere des Wasserwandelns noch nicht verwenden. So ein Elixier und die Fähigkeit, auf dem Wasser zu reiten, hätten den Weg extrem verkürzt, aber das war ja leider nicht zu machen. :)). Aber für ic erschien uns die Lösung mit dem Boot von Steamwheedle Port irgendwie logischer.]

Der unbewohnte Tauren-Hof hielt tatsächlich alles, was Shynassar sich davon erhofft hatte. Das Anwesen bestand aus einem großen, behaglichen Wohnhaus im Tipi-Stil, einem Korral für die Kodos, die die vorigen Bewohner wohl gehalten haben mussten, einer Vorratshütte, einer windbetriebenen Getreidemühle und einem Brunnen. Dazu ein uralter Baum am Zaun des Korrals, der an heißen Sonnentagen fast dem ganzen Gelände Schatten spenden würde, üppiges Grün auf den Wiesen umher, und das weite, endlose Meer. Ja, dieser Ort war perfekt, fand der Patriziersohn.
Hier würde Lilié heilen können, hoffte er.

An diesem ersten Abend nach der Ankunft taten sie nicht viel außer sich häuslich einzurichten und einen kurzen Erkundungsspaziergang über das Gelände zu unternehmen. Dann legten sie sich nach der langen, ermüdenden Seereise recht früh zur Ruhe.
Den nächsten Tag begannen die beiden Magier mit weiterer Erkundung des Hofes und langen Gesprächen am Meer. Im Laufe der Unterhaltung ergab sich, dass Lilié nie das Schwimmen erlernt hatte, und so verbrachte Shynassar den Rest des Nachmittages damit, es ihr beizubringen. Als die Sin'dorja sich im Wasser sicher fühlte, schwammen sie eine längere Strecke nach Osten am Ufer entlang, bis sie vom Meer aus in einer Felswand einen dunklen Fleck entdeckten. Eine Öffnung? Neugierig gingen die beiden Elfen an Land und fanden tatsächlich eine Höhle, die sie natürlich erkunden gingen.
Anfangs war alles gut, der Ausflug in die Höhle interessant und spannend. [auch ooc übrigens: Es war schon irgendwie toll, so einen leeren, ausgedehnten Höhlenkomplex (nach demselben Grundschnitt wie die Yeti-Höhle in Hillsbrad z.B.) zu erforschen, wohin mit ziemlicher Sicherheit nur sehr selten andere Spieler außer uns vorgedrungen waren.] Aber dann – Shynassar merkte es erst gar nicht, aber je tiefer sie in die Höhle vordrangen, um so stiller wurde Lilié. Und in einer der hintersten Ecken der Höhle erstarrte sie plötzlich, begann dann unkontrolliert zu zittern und zu stammeln. Als Shynassar sie besorgt ansprach, schrie sie den Magier an, stieß ihn weg und verlor völlig die Beherrschung. Der Elf hatte alle Mühe, Lilié aus der Höhle herauszubringen, aber schließlich gelang es ihm, auch wenn er sie förmlich tragen musste. Draußen stützte er die Magierin bis ans Ufer, wo er sie vorsichtig zu Boden gleiten ließ.
Nach einer Weile hatte die Sin'dorja sich wieder soweit beruhigt, dass sie Shynassar erklären konnte, was dort drinnen geschehen war. Die Höhle hatte sie ohnehin schon, und um so stärker, je weiter sie in deren Tiefen vorgedrungen waren, auf fatale Weise an den Ort erinnert, wo Sionná Sonnenlauf ihre Schüler „ausgebildet“ hatte. Dann hatte sie in dem letzten Raum am Ende des Ganges den großen Haufen von Knochen gesehen, der in einer Ecke aufgehäuft lag, was die grausigen Experimente der Magistrix noch viel deutlicher wieder in ihr Gedächtnis zurückrief. Und das war in Liliés derzeitiger Verfassung einfach zu viel für die Magierin gewesen.

Dieser unselige Zwischenfall machte dem jungen Patrizier klar, wie labil Liliés Zustand noch immer war und dass es noch eine ganze Weile dauern würde, bis sie sich völlig erholt hätte, wenn das überhaupt jemals wieder möglich wäre. Dennoch verdrängte er diesen Gedanken, so weit er nur konnte, und konzentrierte sich völlig darauf, seiner Liebsten eine möglichst ruhige Umgebung zu verschaffen. Und tatsächlich vergingen die nächsten Tage friedlich und ereignislos. Tagsüber streiften die beiden Sin'dorei durch die Gegend – betraten allerdings die Höhle nicht mehr –, unternahmen kurze Segeltouren in ihrem Boot oder schwammen im Meer.
Abends führten sie lange Gespräche am Feuer oder studierten die Bücher, die Shynassar mitgebracht hatte. Denn immer mehr festigte sich in dem Magier die Überzeugung, dass die Heilung ihrer neuen Narbe entscheidend zur Stabilisierung von Liliés seelischem Gleichgewicht beitragen würde. Leider jedoch ergab der Lesestoff des Magiers zwar eine faszinierende Lektüre, die ihn zu einem anderen Zeitpunkt bestimmt stundenlang gefesselt hätte und sogar jetzt ab und zu ablenkte, aber leider nichts, was ihnen dabei weiterhalf, eine Lösung für Liliés Narbenproblem zu finden.
Einer der Bände jedoch enthielt einen Hinweis auf die Werke eines bestimmten Magiers der Kirin Tor, der dem jungen Adligen vielversprechend erschien. Die Kirin Tor in Dalaran waren dafür bekannt, dass sie nur sehr restriktiv neue Schüler annahmen, und Blutelfen schon gleich gar nicht – wenn Shynassar überhaupt in Betracht gezogen hätte, mit Lilié in ihrer unbeständigen Gemütsverfassung schon jetzt in das von Abenteurern aller Völker überlaufene Dalaran zu reisen. Aber ehe der Magierorden in die Sicherheit der arkanen Kuppel in Hillsbrad getrieben worden war, unter der die Stadt sich befand, bis sie nach Northrend versetzt wurde, hatten die Kirin Tor auch einige Außenposten außerhalb Dalarans besessen, darunter eine befestigte Burg. Und in dieser Burg, sagte die Fußnote in Shynassars Buch, seien die Werke des besagten Magiers unter anderem zu finden. Das Gemäuer stand nun natürlich verlassen und leer, aber der Patriziersohn hoffte, dass die Kirin Tor bei ihrem Abzug aus der Burg nicht alle Bücher hatten mitnehmen können und vielleicht noch etwas Nützliches dort zu finden war. Den Versuch war es allemal wert, zumal es eine nette Abwechslung sein könnte, dachte Shynassar. Lilié war ebenfalls sehr angetan von der Idee, und so begaben sie sich wieder auf die Reise.

Es dauerte wieder einige Tage, bis sie im Grenzgebiet von Hillsbrad und Silverpine angekommen waren und die verlassene Festung der Kirin Tor aufsuchen konnten. Das Tor stand offen; die Mauern waren nur noch von Ratten und anderen wilden Tieren bewohnt, Wölfen, die den Weg in die Burg gefunden hatten.
Die beiden Sin'dorei durchsuchten das Gemäuer vom Keller aufwärts. Sie mussten sich etlicher wilder Bestien erwehren, doch in einer Kammer fanden sie die ehemalige Bibliothek. Und es waren mehr Bücher dort, als Shynassar zu hoffen gewagt hatte; offensichtlich waren viele der als weniger wichtig erachteten oder weniger gut erhaltenen Werke zurückgelassen worden. Nicht nur von dem Autoren, wegen dem sie hergekommen waren, fanden sich Bücher hier, sondern auch aus anderen Quellen.
Die beiden Magier hielten sich lange in der Bücherei auf, vor allem Shynassar begeistert von der Vielfalt des neuen Stoffes, den er hier vorfand. Etliche der Bücher waren ihm bereits bekannt, aber anderes war ihm völlig neu, und er konnte sich kaum losreißen. Auch Lilié fand mehrere Werke, die sie faszinierten: Die beiden wiesen einander immer wieder auf interessante Textstellen hin und mussten sich dann gegenseitig dazu ermahnen, nur soviele Bücher mitzunehmen, wie sie auch problemlos tragen konnten.

[Diese Burg war, wie man sich denken kann, Shadowfang Keep, und Arugal war zwar früher bei den Kirin Tor gewesen, aber wir wollten für unseren Plot trotzdem lieber erstmal einen „neutralen“ Ort. Also wurde Schattenfang von uns kurzerhand für ic als eine andere Burg definiert.]

Zurück in ihrem Zufluchtsort an der Küste stellte Shynassar die Suche nach einem Zauber für Liliés Narbe zunächst ein wenig hintenan, so schwer ihm das auch fallen mochte. Es gab in den Büchern genug anderes interessantes Material zu erkunden, und er wollte zuerst wieder in die ruhige Routine ihres Lebens hier zurückkehren, sehen, ob und inwieweit Liliés Heilungsprozess Fortschritte machte. Und das tat er. Es ging der Magierin mit jedem Tag ein wenig besser, auch wenn der Patriziersohn spüren konnte, dass sie eine Menge unverarbeitete Probleme noch immer tief in sich vergraben hatte.
Lilié erwähnte einmal, dass sie ihm so viel zu verdanken habe, was Shynassar überhaupt nicht so empfand. Um ihr zu zeigen, dass die Beziehung keineswegs so einseitig war, wie Lilié zu glauben schien, aber auch und vor allem, weil es ihn wirklich interessierte, sprach der Magier eines Tages in einem ihrer zahlreichen Gespräche über die Magie an, dass er zwar gut in der Theorie sei, ebenso wie in den nicht kampfbetonten Aspekten der Magie, er es in Sachen Kampfzauber aber keinesfalls mit Lilié aufnehmen könne. Vor allem nicht, was solche Sprüche anging, die nicht nur ein einzelnes Ziel, sondern gleich eine ganze Fläche betrafen. (Angriffszauber gegen einzelne Gegner hatte er ja auf seiner gefahrvollen Wanderung mit Kyuri Silberblatt anzuwenden gelernt.)

Daraufhin verbrachten sie einige Stunden damit, dass Lilié Shynassar einen ihrer Flächenzauber beibrachte [Das müsste Arcane Nova gewesen sein, meine ich, da Shynassar auf seiner niedrigen Stufe noch keinen anderen AE-Spruch beherrschte]. Im Gegenzug zeigte der Magier seiner Liebsten anschließend die Magie, die ihm noch immer am leichtesten fiel, oder besser gesagt, die seinem Naturell vielleicht am ehesten entsprach: Sie hatten ihre Übungen im Korral abgehalten und sich, als sie fertig waren, am Zaun niedergelassen. In der Umfriedung wuchs nicht mehr viel Gras, und Shynassar schloss die Augen und versenkte sein Bewusstsein hinunter in die Erde. Dort fand er die  Wurzeln und Samen der Pflanzen, die einst im Korral gewachsen waren. Sie schliefen, und der Blutelf berührte sie sachte mit seinem Geist, bewegte die Hände in dem komplizierten Muster des Zaubers und murmelte leise die Worte, die die Blumen aufwachen und ihren Weg an die Oberfläche suchen ließen. [a.k.a. Kräutersuchers Lifebloom. Das passte in dem Moment gerade perfekt. :)]
Eine der Blüten pflückte Shynassar und überreichte sie Lilié, die das Geschenk mit einem Lächeln entgegennahm.

Ab diesem Abend beschäftigten sie sich beim Studium der Bücher der Kirin Tor gezielt mit den Werken des Spezialisten in magischer Heilung, und schließlich fanden sie tatsächlich einen Weg: eine Weiterentwicklung des Zaubers, den Lilié schon beim ersten Mal verwendet hatte, mit einigen Zusätzen und Abwandlungen. Die beiden Magier waren voll vorsichtiger Hoffnung, doch als sie den Zauber wirkten, zeigte sich an dem Gesicht der Sin'dorja keine Änderung.
Lilié versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen, aber Shynassar konnte spüren, wie sehr der Misserfolg sie mitnahm. Und ihr offensichtlicher Kummer ließ ihn erneut einen Vorschlag anbringen, den er schon zuvor gemacht, den seine Liebste bisher aber abgelehnt hatte. Der Patriziersohn wusste zwar, dass Lilié sich bei Tauren extem unwohl fühlte, aber arkane Magie hatte nicht geholfen. Vielleicht jedoch gab es in der Naturmagie der Tauren eine Lösung.
Die Magierin sträubte sich noch immer ein wenig, doch es schien Shynassar, als sei dies mehr pro forma, denn sie erklärte sich dann doch recht schnell bereit, es zu versuchen. Sie wandte lediglich ein, dass die Tauren sie vielleicht gar nicht erst anhören würden, mit dem Makel arkaner Magie verseucht, wie sie beide waren, von den Spuren dämonischer Magie an Lilié ganz zu schweigen. Aber dieses Problem hoffte der junge Adlige aus dem Weg räumen zu können, wenn sie an ihrem Ziel angekommen waren.

Die Reise nach Thunder Bluff dauerte deutlich weniger lang als hinüber in die östlichen Königreiche, und von der Stadt auf den Felsnadeln war es nur noch ein kurzer Weg nach Bloodhoof Village. In dem Taurendorf wurden sie tatsächlich anfangs mit großem Misstrauen empfangen, aber Shynassar spielte die eine Karte aus, die ihn daran glauben ließ, dass man ihnen vielleicht doch ein Gespräch mit einem ihrer Heiler gewähren würde: Er gab sich als Bruder von Svarric, oder Lokyan-hil-Daldinya, wie man ihn hier kannte, zu erkennen. Und da sein kleiner Bruder seit über zwanzig Jahren hier lebte und ein hochgeachtetes Mitglied des Windhoof-Clans war, verschaffte ihnen das wirklich das gewünschte Treffen, auch wenn Svarric selbst im Moment nicht anwesend war.

Die Taurin, von der die beiden Magier empfangen wurden, war eine Schamanin namens Vira Younghoof, die sich die Beschreibung von Liliés Problem ernst und höflich anhörte. [Vira Younghoof ist eigentlich die Erste-Hilfe-Lehrerin in dem Dorf. Aber sie war das, was von allen NSCs dort einem Heiler am nächsten kommt, also wurde sie von uns einfach ic zur Schamanin deklariert. Und wer sagt eigentlich, dass nicht auch Schamanen erste Hilfe unterrichten dürfen? :)]
Dann legte die Taurin ihre Hände an das Gesicht der Sin'dorja, schloss die Augen und verfiel leise in einen schamanistisch-rituellen Singsang.
Nach einer Weile, die den beiden Blutelfen deutlich länger erschien, als sie eigentlich dauerte, beendete Vira Younghoof ihren Gesang, öffnete die Augen wieder und sah Lilié sehr ernst, aber auch mit einem undefinierbaren Ausdruck des Mitleids im Gesicht an.
Es gebe nichts, das zu heilen sei, erklärte sie. Nichts Körperliches jedenfalls. In der Geisterwelt sei Liliés Wange völlig unversehrt, vollständig gesund. Mit den Augen könne sie die Narbe sehen, mit den Händen berühren, doch für die Sinne, die für Vira wirklich zählten, sei keine Wunde vorhanden.
Der Patriziersohn verstand erst einen Moment lang nicht, was die Taurin damit sagen wollte, doch dann schossen seine Augenbrauen in die Höhe. Wenn das stimmte, dann würde das bedeuten, dass...

Er kam nicht dazu, den Gedanken zuende zu denken. Lilié, die sich die Erklärung der Schamanin in zunehmender Erstarrung angehört hatte, gab einen leisen Schrei von sich und stürzte aus dem Blockhaus. Der Magier warf der Taurin einen schnellen, entschuldigenden Blick zu und folgte seiner Liebsten. Diese stand draußen mit dem Rücken zu ihm gekehrt am Ufer des Stonebull Lake, und an ihren bebenden Schultern konnte Shynassar erkennen, dass sie lautlos weinte. Er ging zu ihr hin und legte die Arme um sie, doch Lilié machte sich los. Sie blieb weiterhin von ihm abgekehrt und starrte auf den See hinaus. Der junge Adlige drehte sie sanft zu sich um und versuchte ihr zu erklären, dass ihre Narbe ihn nicht störe, dass er sie nicht deswegen und nicht trotzdem liebe, sondern dass er sie einfach liebe, ganz egal, was komme. Dass das nichts ändere. „Doch“, erwiderte Lilié heftig, „das ändert alles!“ Sie riss sich wieder von ihm los. „Das ändert alles, und ich muss fort. Jemand wird dafür bezahlen!! Such nicht nach mir!“
Ehe der Sin'dor reagieren konnte, hatte die Magierin einen Riss in den Nether geöffnet und verschwand im Nichts – und ließ einen völlig konsternierten Shynassar zurück, der ihr nur sprachlos hinterher starren konnte.
« Letzte Änderung: 25.08.2010 | 13:34 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
Meine Rede.
Zitat von: Shield Warden
Wenn das deine Rede war, entschuldige dich gefälligst, dass Timberwere sie nicht vorher bekommen hat und dadurch so ein Stress entstanden ist!

Offline sindar

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Und was heisst das dann? Diese Narbe, meine ich?

Das fragt der Nicht-WoW'ler Sindar.
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Offline Timberwere

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Hallo, Sindar, freut mich sehr, dass Du hier mitliest! :D

Was das mit der Narbe angeht, so ist das eigentlich gar nicht so spezifisch WoW-mäßig und irgendwie dort über das Setting geregelt, sondern "nur" unserer Fantasie entsprungen. Der Gedanke dahinter war folgender: Durch arkane Magie kann die Narbe nicht geheilt werden, weil weder Shynassar noch Lilié in der Lage waren, einen Zauber zu wirken, der stark genug gewesen wäre. Und durch die Anrufung der Geister war die Heilung auch nicht möglich, weil diese Art der Heilung durch Erneuerung wirkt und die beiden keinen Schamanen finden konnten, der fähig war, den von der Magistrix auf die Narbe gelegten Schleier zu durchschauen, der diese wie natürlich und unverwundet aussehen lässt.

(Wobei Shynassar als Charakter diese Hintergründe zunächst natürlich nicht so klar waren. Bei den Worten der Schamanin dachte der Charakter erstmal nur ganz allgemein, dass wenn die Narbe nichts Körperliches wäre, es vielleicht überhaupt gar keine Möglichkeit geben würde, diese jemals zu heilen.)

Das war übrigens auch das, was ich letztens hiermit meinte:
Die einzige echte Absprache per Whisper passierte für die Interaktion mit den Tauren in Thunder Bluff / Bloodhoof, zu der ich in einem späteren Posting noch kommen werde.

Liliés Spieler sagte irgendwann im Verlauf des Abends (entweder auf dem Weg ins Dorf oder nachdem das Gespräch mit Vira schon begonnen hatte, irgendwann so um den Dreh rum), dass er diese Narbe für Lilié als Charaktermerkmal doch sehr interessant fände und eigentlich gar nicht wolle, dass sie schon so bald (oder vielleicht auch überhaupt jemals) geheilt werde. Daher bat er mich per Wisper bzw. im Gruppenchat, die Tauren eben keine Lösung finden zu lassen. (Da hätte er sich aber keine Sorgen machen müssen: Lilié ist immerhin sein Charakter, da hätte ich ihm auch ohne diese Bitte nicht so ohne weiteres reingepfuscht. :))

Und am Ende hat glaube ich ohnehin sogar er den NSC gespielt und die Erklärung geliefert, wenn ich mich recht erinnere.


Tante Edith hat die Erklärung noch etwas genauer ausformuliert.
« Letzte Änderung: 26.08.2010 | 09:40 von Timberwere »
Zitat von: Dark_Tigger
Simultan Dolmetschen ist echt kein Job auf den ich Bock hätte. Ich glaube ich würde in der Kabine nen Herzkasper vom Stress bekommen.
Zitat von: ErikErikson
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Zitat von: Shield Warden
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Offline Lord Verminaard

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Huhu Timber, sorry dass ich so lange nicht geantwortet habe. :-[

Also du hast gleichzeitig Shynassar und die Magistrix gespielt? Teilweise sogar in unterschiedlichen Szenen? Tja, Frauen und Multitasking, da muss wohl doch was dran sein… ich kann nicht mal gleichzeitig craften und dem Gildenchat folgen. ;D

Ich find’s schon cool, dass es in WoW doch so viel Zeug gibt, mit dem man durch reines Leveln und Raiden nie in Berührung kommt. Die ganzen „weißen“ bzw. „grauen“ Klamotten (Drops, Rezepte, Questbelohnungen), die man für RP-Outfits nutzen kann. Irgendwelche leeren Häuser und Höhlen usw. Bis hin zu so Sachen wie die Ashbringer-Szene in HDZ1. Die Devs haben da schon wirklich eine ganze Menge für Rollenspieler eingebaut.

Andererseits kann ich anhand deiner ausführlichen Schilderung nicht umhin zu bemerken, dass die WoW-Engine an vielen Stellen RP-technisch eben doch eine Krücke ist. Ihr habt ja immer wieder ganz erhebliche Mühsal auf euch genommen, um das, was ihr gerne spielen wolltet, in der Engine so gut wie möglich umzusetzen. Würdest du sagen, dass das für euch Teil des Spaßes war? So nach dem Motto: „Ha! Wir haben’s hingekriegt!“

Ich lese das hier ja auch so ein bisschen mit dem Gedanken im Hinterkopf, ob das auch was für mich wäre. Ich bleibe aber zwiegespalten. Ich glaube, 25 Minuten schwimmen oder sich auf Lvl 3 einmal quer durch 1000N sterben wäre mir einfach zu viel Nervkram. Allein schon das Valentins-Kleid zu kriegen mit Lvl 3, dafür muss man doch auch ganz schön durch die Gegend eiern, mindestens einmal nach Hilsbrad da hinten in den Bergen, oder nicht?

Andererseits, ich hab ja genug 80er und bald können die auch in der alten Welt fliegen, das erleichtert dann ja schon einiges. Allerdings fürchte ich, dass euer einsames Gehöft im Süden von Silithus die bevorstehende Umwälzung nicht überleben wird…
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Offline Timberwere

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Huhu Timber, sorry dass ich so lange nicht geantwortet habe. :-

Ach, macht doch nix, Vermi; ich bin ja selbst nicht dazu gekommen, hier mal weiterzuschreiben. (Gibt da so ein kleines Regelwerk um so wilde Kerls, an dem ich gerade sitze und das einen gewissen Teil meiner Zeit in Anspruch nimmt, weißt du? :D)

Zitat
Also du hast gleichzeitig Shynassar und die Magistrix gespielt? Teilweise sogar in unterschiedlichen Szenen? Tja, Frauen und Multitasking, da muss wohl doch was dran sein… ich kann nicht mal gleichzeitig craften und dem Gildenchat folgen. ;D
Ach, Charaktere und NSCs spiele ich öfters mal gleichzeitig. Auf dem Mac geht glücklicherweise der Fensterwechsel deutlich schneller als auf Windows-Rechnern, d.h. ich bin instant auf dem anderen Charakter und muss nicht erst die obligatorischen 10 Sekunden Umschaltpause abwarten.
Und was die unterschiedlichen Szenen angeht: Auf der Reise saß Shynassar ja auf dem Geier und hatte somit nichts zu tun, was mir Zeit gab, die Magistrix ein bisschen mit Schimár reden zu lassen. Bzw. als sie dann zu Fuß unterwegs zum Darkcloud Pinnacle waren, hing Shynassar per Follow an Kyuri dran, das ging also auch.

Zitat
Ich find’s schon cool, dass es in WoW doch so viel Zeug gibt, mit dem man durch reines Leveln und Raiden nie in Berührung kommt. Die ganzen „weißen“ bzw. „grauen“ Klamotten (Drops, Rezepte, Questbelohnungen), die man für RP-Outfits nutzen kann. Irgendwelche leeren Häuser und Höhlen usw. Bis hin zu so Sachen wie die Ashbringer-Szene in HDZ1. Die Devs haben da schon wirklich eine ganze Menge für Rollenspieler eingebaut.
Ja, absolut. Das beeindruckt mich auch jedesmal wieder. Leider gibt es nur zu wenig leere Häuser in den Hauptstädten für meinen Geschmack. Wenn man seinen Charakter mal in einer Hauptstadt wohnen oder eine in-game-Organisation ihr Hauptquartier haben lassen will, gibt es zu wenig Möglichkeiten. Gerade auf den RP-intensiven Servern kommt man sich da manchmal ins Gehege, weil mehrere Gruppen ein leeres Haus zur selben Zeit bespielen wollen.

Zitat
Andererseits kann ich anhand deiner ausführlichen Schilderung nicht umhin zu bemerken, dass die WoW-Engine an vielen Stellen RP-technisch eben doch eine Krücke ist. Ihr habt ja immer wieder ganz erhebliche Mühsal auf euch genommen, um das, was ihr gerne spielen wolltet, in der Engine so gut wie möglich umzusetzen. Würdest du sagen, dass das für euch Teil des Spaßes war? So nach dem Motto: „Ha! Wir haben’s hingekriegt!“
Oh ja. Das "wir haben's hingekriegt" ist sicher auch mit ein Faktor. Oder das "HA! Ich habe den perfekten Ort für Plot xyz entdeckt!"
Es macht einfach einen riesigen Spaß, das, was die Engine einem bietet, auch an Sprüchen, Skill-Effekten, in-game-Items etc., mit ins Spiel einzubeziehen.

Zitat
Ich lese das hier ja auch so ein bisschen mit dem Gedanken im Hinterkopf, ob das auch was für mich wäre. Ich bleibe aber zwiegespalten. Ich glaube, 25 Minuten schwimmen oder sich auf Lvl 3 einmal quer durch 1000N sterben wäre mir einfach zu viel Nervkram. Allein schon das Valentins-Kleid zu kriegen mit Lvl 3, dafür muss man doch auch ganz schön durch die Gegend eiern, mindestens einmal nach Hilsbrad da hinten in den Bergen, oder nicht?
Das meiste geht eigentlich. Wobei der Durchsterbefaktor auf niedrigen Stufen sicher einer der nervigsten Punkte ist. Mit Lvl 3 nach 1000N geht sicherlich noch, wenn man da auf den Straßen bleibt, kommt man eigentlich erstaunlich weit pro Mal, ehe es einen wieder legt. Aber z.B. in die Pestis würde ich einen Frisch-NSC nicht bringen wollen. :)
(Klasse ist, dass es keine Levelbegrenzung mehr für die Zeppeline nach Northrend gibt. So konnte ich für einen völlig anderen Plot auf der Silbernen Hand eine NSC-Priesterin, die ich als Heilerin für einen verwundeten Charakter brauchte, problemlos und ohne einmal gestorben zu sein, nach Vengeance Landing bringen.
Frische Orcs/Trolle (und auch Untote und B-Elfen, wenn auch mit einem etwas längeren Laufweg) kommen auch mit genau einmal sterben nach Booty Bay: vom Startgebiet aus ins Meer hüpfen, von einem Makrura gekillt werden, in Ratchet am Friedhof rezzen, aufs Schiff, fertig. Man lernt. :)
Das Kleid war ja nicht das von der Questreihe - die einem Lvl 3er glaub auch gar nicht offengestanden hätte - sondern das schwarze, das man damals ja nur in den Eiern fand und damals schon frei weitergegeben werden konnte. Davon hatte Svarric oder November oder sogar Shynassar selbst eines gefunden und musste es also nur noch an Sionná weiterschicken/geben. Das blaue, rote und lilafarbene waren damals noch bop, so dass man die nicht hätte austauschen können; heute geht das ja auch.
Überhaupt hat sich so einiges vereinfacht: Das Elixier des Wasserlaufens, Reiten auf Lvl 20... etc. etc.

Zitat
Andererseits, ich hab ja genug 80er und bald können die auch in der alten Welt fliegen, das erleichtert dann ja schon einiges.
Eben. :)

Apropos: Wenn du mal ein bisschen RPen magst, einfach mal ausprobieren, ob es was für dich taugt, gerne jederzeit. Dafür sind wir ja auf demselben Server. :)
Ich könnte mir z.B. vorstellen, dass sich gerade das Worgen-Anfangsgebiet sehr genial RP-leveln lässt.

Zitat
Allerdings fürchte ich, dass euer einsames Gehöft im Süden von Silithus die bevorstehende Umwälzung nicht überleben wird…

Ja, das fürchte ich auch fast. Mal sehen... und hoffen.
Es gibt ja noch andere geniale leere Häuser: Der Zwergenhof an der Küste hinter Revantusk im Hinterland bzw. schon Arathi (analog zu dem Taurengehöft in Silithus); das Orc-Rundhaus am Fluss vor Orgrimmar; die Hütte in den Bergen von Feralas; das leere Elfenhaus in Ashenvale, in dem mein Main Stian mal mit seiner Rina Schutz vor dem Regen gesucht hat... Kann sein, dass die alle verschwinden. Bleibt nur zu hoffen, dass sich dann Neues finden lässt.
Zitat von: Dark_Tigger
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Offline Lord Verminaard

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Tja, wenn mein Leben sich irgendwann mal wieder normalisiert, komme ich vielleicht mal auf dein Angebot zurück. Probieren geht über studieren! ;)

Ich habe ja selbst mal recht intensiv Forenrollenspiele gespielt. Da ist man ja völlig ohne Einschränkung, man kann überall hingehen und alles passieren lassen. Ich bin halt ein Freund von rasanter Handlung, eher nicht so der Ambiente-Spieler. Weiß insofern nicht, ob ich beim RP in WoW nicht ungeduldig werden würde. Manchmal hab ich’s z.B. angefangen, in Hauptstädten mein RP-Equip anzuziehen und mich gehend fortzubewegen, aber nach kurzer Zeit hatte ich dann keinen Nerv mehr und bin wieder auf mein Mount gestiegen. ;)

In WoW finde ich ein bisschen Ambiente-Smalltalk zur Auflockerung in 5er-Instanzen oder im Gildenchat schon nett und auf jeden Fall dem Spielspaß förderlich. Am Instanzen-Anfang erst zu gehen, dann in Laufschritt zu verfallen und per Makro „FÜR DIE HORDE“ zu schreien gibt auf jeden Fall Style-Bonus. :) Aber wenn ich eine epische, dramatische, actiongeladene Geschichte im Warcraft-Universum spielen möchte, empfinde ich die Engine halt doch als sehr einschränkend.

Aber ich will nicht zu sehr über etwas unken, das ich noch nie ausprobiert habe. :) Unser RP im Gilden-Forum hat auch nicht lange gehalten. Dabei hatte ich mir so was cooles ausgedacht. *schnüff*

Edit: Hier hatte ich mal ein paar Ideen gesammelt, was man alles im Warcraft-Universum spielen könnte.
« Letzte Änderung: 4.11.2010 | 17:33 von Lord Verminaard »
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