Kürzlich bin ich ja in einem anderen Thread auf Umwegen auf das Thema Wrestling bzw. Lucha Libre gekommen und konnte nicht umhin, mich ganz nostalgisch der Zeit vor etwa 13 Jahren zu entsinnen.
Vor 13 Jahren las ich nämlich gerade mehrere GURPS-Bände, darunter GURPS Martial Arts, weil ich damals fest vorhatte, eine kampf-intensive Martial-Arts-Action-Kampagne zu starten und verschiedene Martial-Arts-Stile in meine bereits laufenden Science-Fiction-, Space-Opera- oder Fantasy-Spielrunden zu integrieren. All das versprach ja beispielsweise GURPS Martial Arts (2nd Edition), immer noch ein wundervolles Buch, das ich immer noch sehr schätze und von der Recherche und dem Aufbau her zu meinen Favoriten zähle. Obendrein gibt es in dem Buch sogar "Professional Wrestling" als eigenen Stil, den man so wie die anderen Stile erlernen und ausbauen kann.
(Kleine Anmerkung: Einer der wenigen Fehler in diesem Buch ist, dass unter Professional Wrestling der "Piledriver" als Spezialattacke genannt wird, aber das dort unter dem Namen "Piledriver" beschriebene Manöver ist in Wirklichkeit der "Flying Elbowdrop" ...
)
Da mein kleiner Neffe seit einer Weile Wrestling im Fernsehen guckt und mich auf diesem Wege wieder an ein altes Hobby-Thema erinnerte, flackern nun bei mir alte Fan-Gefühle wieder auf... *krach, krach, boing*
flying clothesline, back body drop, huracanrana, scorpion deathlock, powerbomb, belly-to-back suplex, sleeperhold ... Ich könnte mir nun mittlerweile auch vorstellen, ein ganzes Wrestling-Indie-Spiel zu designen (oder ein Indie-Wrestling-Spiel!), oder alternativ dazu Wrestling-Themen und Wrestling-Charaktere mit einem anderen, adaptierten Regelsystem zu erforschen. In diesem Zusammenhang kam ich heute zu der Überlegung, dass ich einmal fragen sollte, was andere Rollenspieler (also diejenigen Rollenspieler, die überhaupt etwas für Wrestling übrig haben) wohl eher interessant finden könnten:
shoot oder
work?
Was ist eurer Meinung nach die bessere, interessantere Spielwiese--Wrestling als "shoot" darzustellen, also mit der Prämisse, dass es sich dabei in der Spielwelt um einen realen Wettkampfsport handelt, eben mit ein bisschen mehr Drama drumherum--oder als "work", d.h. Wrestling ist eine Form der Schauspielkunst, eine Unterhaltungsshow, aber mit ihren eigenen Regeln und Besonderheiten?
Im Bereich Rollenspiele und Wrestling sind ja bislang schon mehrere Variationen aufgetaucht:
- Ausspielen der Promoter-Aktivitäten, Hinter-den-Kulissen-Streitigkeiten, Intrigen, Eifersucht und geschäftlichen Entscheidungen in Form eines Spiels wie Kayfabe. Hier denke ich aber eher, ein leicht indie-angehauchtes Strategiespiel vor mir zu haben, bei dem man keinen einzelnen festen Spielercharakter mehr durch das Spiel führt.
- Spielen der Wrestler als echte Wettkämpfer, mit Rivalitäten im Ring und außerhalb des Rings, privaten Problemen und Herausforderungen ... vielleicht "Sportlerdramen" im Stil von Rocky, nur eben mit Wrestling statt Boxen, oder als absurde Komödie wie Nacho Libre
- Spielen der Wrestler als real-life superheroes in der Tradition der mexikanischen Lucha-Libre-Filme, jüngst mit einem eigenen Quellenbuch abgedeckt durch Hero Games in Lucha Libre Hero - Fast schon als eigenes Genre zu bezeichnen: Hier kann als Gegner der maskierten Superwrestler auch ruhig mal ein Werwolf, ein Vampir, ein Voodoo-Priester oder ein verrückter Wissenschaftler auftauchen, egal wie an den Haaren herbeigezogen das zunächst wirkt! (geht auch in die Richtung von "Das Monster aus der Spätvorstellung" u.a.)
- Spielen der Wrestler als
eine Form von Vigilante-Helden: Die Spieler verkörpern Charaktere, die vielleicht früher mal Luchadores oder US-Wrestler waren, noch ihre Masken und Kostüme besitzen, aber nun (in Zorro-Manier) ein Leben als maskierte Verbrecherjäger führen ... weniger Betonung von SciFi- und Horrorfilm-Elementen, stattdessen gibt es Drogendealer, Kleinganoven, korrupte Politiker und Geschäftsleute. Diese Variation erinnert mich grundsätzlich stark an das A-Team (Fernsehserie) oder die harten, nicht übernatürlichen Superhelden. Der Beispielcharakter aus GURPS Martial Arts, Reina Queen, gehört in diese Kategorie.
Ich denke, die Optionenen #3 und #4 von dieser Liste könnte ich im Prinzip mit (fast) jedem bereits existierenden Superhelden-System hinbekommen. Die "maskierte" Wrestler-Identität würde dann einfach die Heldenidentität und die Person ohne Maske eben die dazugehörige "Zivilidentität". Vermutlich würden aber in den beiden zuletzt genannten Variationen kaum "richtige" Wrestling-Kämpfe vorkommen und die Charaktere würden sich mit ihren Ringkenntnissen nur auf der Straße, auf Hinterhöfen, Häuserdächern oder sonstigen Film-Locations austoben.
Ich wollte bloß mal herumfragen, welches Thema/welche Option euch interessieren würde.