Thema: Ich lese [World of Synnibarr]

[Pyromancer]

Mein Plan: Ich lese World of Synnibar, von vorne bis hinten, entweder, bis ich durch bin, oder bis Stefan sein Buch zurück will.

Und damit ihr etwas davon habt, werde ich nebenbei ein bisschen kommentieren.

Postingfrequenz: Wahrscheinlich ziemlich niedrig, mal schauen.

[Pyromancer]

Los geht es mit dem Cover:
World of Synnibar
The ultimate Transgenre Gaming
Erdacht von einem gewissen Raven c.s. McCracken; ich frage mich, ob das ein Pseudonym ist oder sein echter Name.
Auf dem Cover sieht man auf jeden Fall einen Drachenkopf, der Feuer speit auf ein Flugmotorrad, auf dem ein "Typ" (in Ermangelung eines besseren Wortes) sitzt, dahinter eine vercyberte Dame in Gelb mit Schwimmhäuten, die wohl eine Art Schutzschirm gegen das Drachenfeuer aufbaut. Na ja, sonderlich toll finde ich das Cover nicht.

Also umdrehen und zum Klappentext auf der Rückseite. Der ist ziemlich lang, und hier finden wir zum ersten Mal das, was World of Synnibar angeblich auf jeder Seite enthält: Inspirierender Scheiß. Wir lernen unter anderem:

• Die Welt von Synnibar ist ein Raumschiff. Erschaffen vom Marsianischen Gott Aridius.
• Das System hat 20 "traditionelle Charakterklassen", wie z.B. den mage tiger, einen Super-Kampfkünstler, der niemals schläft. (steht da! Das ist eine "traditionelle Charakterklasse!")
• Gnome können Ninjutsu
• Man kann magiebegabte Archäologen spielen, die zwei Tonnen lupfen und Leadgitarre in einer Rockband spielen können.
• Mutierter Vampire sind als SC-Rasse vorgesehen

Im Ernst: Ich hab sofort Lust, das zu spielen!

Der Rest des Klappentextes macht leider nicht ganz so viel Lust auf das Spiel. Hunderte Fertigkeiten und Monster, tausende Zaubersprüche, fünf Indizes und zwei Inhaltsverzeichnisse werden versprochen. Außerdem soll das Kampfsystem ganz einfach, schnell und sekundengenau sein. Urgh. Aber wenn der mage tiger nur halb so cool ist, wie ich ihn mir vorstelle, bin ich ernsthaft in Versuchung, das Dingens mal zu spielen!

[Teylen]

Abo Ich bin ja mal gespannt:)

[Blechpirat]

Ich poste hier nur, damit ich über die Fortsetzung informiert werde... mach mal weiter so. Aber pass auf, dass dir das Gehirn nicht aus den Ohren läuft...

[Pyromancer]

Inkrementeller Fortschritt:
Das Inhaltsverzeichnis ist jetzt nicht so besonders, aber das Vorwort protzt mit 12 Jahren Playtest, mit tausenden von Spielern und hunderten von Spielleitern. Wenn das nicht gelogen ist, dann kann das Spiel gar nicht so schlecht sein. Und der Kumpel des Autors schreibt noch, wie toll Synnibarr ist, und wie das Spiel sein (Rollenspiel-)Leben umgekrempelt hat. Na ja.

Die Einleitung gibt einen Einblick in die Hintergründe der Welt und ist ein zusammenhangloser Mischmasch aus Ereignissen, Namen und Daten, wie man sie aus jedem schlechteren Heartbreaker kennt. Nichts explizit zitierenswertes hier.

[K3rb3r0s]

• mage tiger, einen Super-Kampfkünstler, der niemals schläft. (steht da! Das ist eine "traditionelle Charakterklasse!")
• Gnome können Ninjutsu

Im Ernst: Ich hab sofort Lust, das zu spielen!

 Aber wenn der mage tiger nur halb so cool ist, wie ich ihn mir vorstelle, bin ich ernsthaft in Versuchung, das Dingens mal zu spielen!

+1

Da wäre mir auch die Marsianische Gottheit und das Raumschiff egal.  

[Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)]

Erdacht von einem gewissen Raven c.s. McCracken; ich frage mich, ob das ein Pseudonym ist oder sein echter Name.

Nunja, zumindest hat er eine Seite unter diesem Namen, ein Autorenbild und schreibt über sich:

Raven c.s. McCracken is perhaps best known for his creation: The World of Synnibarr.  For which he has sincerely apologized, except for the Flying Grizzlies.

Was ich persönlich nicht als ausreichend empfinde. Seppuku ohne kaishakunin war so mein Wunsch vor zwanzig Jahren nach Lektüre von ca. 200 Seiten.

[K3rb3r0s]

Was ich persönlich nicht als ausreichend empfinde. Seppuku ohne kaishakunin war so mein Wunsch vor zwanzig Jahren nach Lektüre von ca. 200 Seiten.

lol

so schlimm? 

[Bombshell]

Hallo,

Nunja, zumindest hat er eine Seite unter diesem Namen, ein Autorenbild …

Das Autorenbild hinten im Buch ist viel schöner, vor allem im Zusammenhang mit der Biografie.

MfG

Stefan

[Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)]

so schlimm?  

Schlimmer. Es ist nämlich, bei allem Irrsinn zwischen zwei Deckeln, dazu noch vollkommen schrecklich und langweilig geschrieben. Ich wette, manche empfinden es als "kultig" oder ähnliches, aber es ist einfach nur schlecht.

Aber es ist nicht schrecklich abstoßend. Zumindest besteht das Spielziel nicht darin, "Pakis" und Juden zu verdreschen oder abzustechen, und es hat bei aller Detailverliebtheit folgende Werte nicht auf dem Bogen: Kopfumfang, Rosettenumfang, Schuhgröße. Bei dieser Reihung finde ich die Assoziationskette immer ziemlich bizarr.

[K3rb3r0s]

Schlimmer. Es ist nämlich, bei allem Irrsinn zwischen zwei Deckeln,

Hat hier nicht letztens noch jemand nach skurilen Settings gesucht?
Ok, aber abgedreht und dabei noch langweilig ist schon eine Kunst für sich. 

[Pyromancer]

Weiter gehts:
Die Zeitleiste schmeisst mit sinn- und zusammenhanglosen Daten um sich, z.B. beginnen die Riesen im Jahre 12 damit, andere Kontinente zu entdecken- und werden die übrigen 49988 Jahre nicht mehr erwähnt.

Die Einleitung schließt mit einigem Blabla über Rollenspiele (z.B. heißt der SL hier referee oder "Fate"), es gibt Zeichnungen dieser seltsamen Würfel und die Warnung, dass einige Spielkonzepte nur im jetzt folgenden Glossar erklärt werden. So weit, so fair.

Und dann gibt es noch ein Zitat aus der Abenteurer-Anleitung des Gottes Aridius persönlich:
"Some worlds are a pain in the neck. Others an ache in the heart. But a special few are the apple of Fate's eye. Such a world is Synnibarr. Your duty is to defend the Worldship; let not temptation draw you down the path of greed and desire. Be the bastion of strength and power that you are. It is your duty to meet all challenges with heart, hope, courage, honesty, and honor."

[Pyromancer]

Auf zum Glossar! Das geht über vier Seiten und deutet einige "interessante" Konzepte an. Der Schaden kann zwischen 1 und eine Milliarde Punkte betragen, und Panzerung wird in "Zehnteln" gemessen. Jedes Zehntel Panzerung erlaubt, den Schaden zu zehnteln, d.h. zwei Zehntel Panzerung bedeuten, dass von 100 Punkten Schaden noch einer durchkommt.

[K3rb3r0s]

Das heißt ab sechs Zehnteln kann ich mich entspannt zurück lehnen. 

[Funktionalist]

Kann man die Schadenssache nicht einfach logarithmieren?

btw Abo!
Ich bin gespannt.

[Pyromancer]

Das heißt ab sechs Zehnteln kann ich mich entspannt zurück lehnen. 

Ein Charakter kann maximal 4 "Zehntel" haben, plus 4 "Zehntel" durch Rüstung, also 8 Zehntel.
Von den 1.000.000.000 Schaden, die es maximal geben kann kämen da immer noch 10 Punkte durch. Das Leben bleibt also auf für ausgemaxte Charaktere gefährlich!

[K3rb3r0s]

Kommt darauf an wie gefährlich 10 Punkte sind.

edit: hab ich doch vorhin glatt Mio gelesen anstatt Milliarde. 

[Funktionalist]

Auch wenn der Helm ein zehntel gibt, ist das echt lustig, weil wenn 10 Punkte wirklich etwas ausmachen, dann ändert sich die Verwundbarkeit extrem mit der RÜstung... außer es werden Proben gewürfelt, die wiederum (logarithmisch) von den erlittenen Schadenspunkten abhängen.

Kann man so machen, um zu zeigen, dass neben einer 1000 Verletzung die ganzen zehnerverletzungen nicht mehr ins Gewicht fallen. Was kümmern dich ein verstauchter Knöchel und zwei Schürfwunden, wenn man nen offenen Bruch hat?

High hopes?

[Skyrock]

Das mit der Schadenszehntelung klingt so, als wäre WoS genau das gesuchte System für das

• Die Möglichkeit riesige Schadenswerte einzubauen (9999 Schaden!), die aber eigentlich niemanden kratzen

[Pyromancer]

Na ja, Rifts hat mit der Megadamage-Regelung ja ein ähnliches Konzept.

[Pyromancer]

Beispiel-Abenteuer:
Die Abenteuer kaufen ein, erfahren in einer Bar von einem Tempel auf einer Insel und segeln hin, und "Fate" würfelt auf der Begegnungstabelle eine Begegnung:
"But first, roll your surprise class B ambush". Später kommen auch noch class A und class C ambushes vor.

Das Kampfbeispiel im Beispielabenteuer kapier ich zwar nicht, aber normaler Schaden scheint sich so im Bereich von Tausendern zu bewegen.

[Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)]

Hey, nicht das Beste am Beispiel-AB verschweigen: Die Wahrscheinlichkeiten von Dingen werden erst per Zufallsgenerator (Prozentwürfel) vom SL festgelegt, dann wird wird per Zufallsgenerator bestimmt, ob die Wahrscheinlichkeit eintritt. Das ist eben so sinnfrei (als Mechanik) wie unlogisch (als Simulation) und umständlich (als Regel).

[tartex]

Auch wenn der Helm ein zehntel gibt, ist das echt lustig, weil wenn 10 Punkte wirklich etwas ausmachen, dann ändert sich die Verwundbarkeit extrem mit der RÜstung... außer es werden Proben gewürfelt, die wiederum (logarithmisch) von den erlittenen Schadenspunkten abhängen.

Kann man so machen, um zu zeigen, dass neben einer 1000 Verletzung die ganzen zehnerverletzungen nicht mehr ins Gewicht fallen. Was kümmern dich ein verstauchter Knöchel und zwei Schürfwunden, wenn man nen offenen Bruch hat?

Also ich bin orthodoxer Synnibarrist und es ärgert mich doch, wenn Leute sich über das System lustig machen, ohne sich die Mühe zu machen, es auch nur ansatzweise zu verstehen. Leute, die es lesen, und sich dabei darüber lustig machen, finde ich im Gegensatz dazu super. Pyromancer, toller Thread!!

Zur Rüstung: die Zehntel sind je nach Stufe gecapt - zumindest teilweise. D.h. auf unterschiedlichen Powerlevels sind die Schadensunterschiede nicht so extrem. Im Grunde ist Synnibarr halt ein Superhelden-Rollenspiel in einer recht speziellen Sciencefantasy-Hintergrundwelt. Man sollte Synnibarr demzufolge eher mit einem Marvel-Rollenspiel ohne Erdbezug vergleichen, als mit DSA oder sowas.

Hier gibt es übrigens die Facebook-Fanpage, wo Raven Mitglied ist.

Und noch eine Kleinigkeit: nicht ein marsianischer Gott hat das Weltenschiff Synnibarr erschaffen, sondern ein Gott hat den Mars in ein Weltenschiff transformiert.

[tartex]

Hey, nicht das Beste am Beispiel-AB verschweigen: Die Wahrscheinlichkeiten von Dingen werden erst per Zufallsgenerator (Prozentwürfel) vom SL festgelegt, dann wird wird per Zufallsgenerator bestimmt, ob die Wahrscheinlichkeit eintritt. Das ist eben so sinnfrei (als Mechanik) wie unlogisch (als Simulation) und umständlich (als Regel).

Das verkürzt auch ein wenig.
Die Erfolgschance liegt im Endeffekt immer bei 50%. Was ist der Unterschied zu einem simplen Münzwürf?

Es wird ein (sehr kurzer) Spannungsbogen aufgebaut. Zwischen erstem und zweitem Wurf besteht eine bestimmte Erwartungshaltung in der Gruppe, die mit einer 1-Wurf-Mechanik fehlen würde. Die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens einer Situation wird so hinausgezögert, gestaffelt und für die Spieler reflektierbar.

Man muss halt bei Spielen auch emotionale Faktoren mitberücksichtigen. Spannung ist für mich ein wichtiger Faktor bei Spielen.

Ist die Mechanik deshalb gut? Nein! Aber die Aussage von Hróðvitnir ist trotzdem falsch. Die Mechanik hat einen Mehrwert.

[K3rb3r0s]

Wo hat den hier irgendeiner einen Erdbezug hergestellt? 

Und was hat DSa mit Erdbezug zu tun. 
Ich würde nicht versuchen ob ich eine Verletzung durch einen Dolchstich innerhalb einer Nacht von alleine regenerieren kann.