Autor Thema: Task Resolution und Conflict Resolution?  (Gelesen 1911 mal)

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Offline Der Fuchs

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Task Resolution und Conflict Resolution?
« am: 3.03.2012 | 02:52 »
Ich verstehe den Unterschied zwschen Task Resolution und Conflict Resolution nicht.
Das ist ein guter Indikator dafür, dass ich die beiden Dinge an sich nicht verstehe.

Deshalb bitte ich Euch, liebe Foren-Theoretiker, um Antworten:

Was ist Task Resolution?
Was ist Conflict Resolution?
Und was ist der Unterschied?
Ah, humans, always thinking there must be some sort of 'reason' they were 'put' on this planet.
How mind-numbingly selfish of them. It's as if they think they own the place!


Fate ist gar kein System!
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Offline Tantalos

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #1 am: 3.03.2012 | 07:04 »
Hast Du diesen Thread hier gelesen: http://tanelorn.net/index.php/topic,17916.msg342172.html#msg342172
Der hatte mich damals weitergebracht.

Wenn dir das danach noch unklar ist, melde Dich nochmal.
Rebellion? Läuft gut!

Offline 1of3

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #2 am: 3.03.2012 | 07:46 »
Das ist gar nicht so einfach. Die offiziellen Definitionen stammen von der Forge und besagen (Quelle):

Zitat
Conflict resolution

    A Technique in which the mechanisms of play focus on conflicts of interest, rather than on the component tasks within that conflict. When using this Technique, inanimate objects are conceived to have "interests" at odds with the character, if necessary. Contrast with Task resolution.


Task resolution


    A Technique in which the Resolution mechanisms of play focus on within-game cause, in linear in-game time, in terms of whether the acting character is competent to perform a task. Contrast with Conflict resolution.


Ich bin mit diesen Definitionen alles andere als glücklich. Siehe z.B. hier und folgende

Offline Nørdmännchen

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #3 am: 3.03.2012 | 12:43 »
Es wurde vor einer Ewigkeit schonmal von Haukrinn verlinkt. Aber es ist ein gelungener Kommentar zur Problematik:
Clarity of intent von Fred Hicks

Ich glaube wir müssen unterscheiden, ob es nur darum geht, die Intention einer Handlung klar zu kommunizieren (siehe das verlinkte PDF). Dann ist Task und Conflict Resolution tatsächlich nicht trennscharf.

Mechanisch ist mMn eine Trennung möglich, wenn wir bei der Task Resolution davon ausgehen, dass der Spieler erklärt: "Ich versuche X zu erreichen, indem ich Y tue." Das Y ist dann verantwortlich für die Wahl der zu verwendenden Mechanik (z.B. traditionelle Fertigkeiten).
Bei Conflict Resolution wäre dann die Erklärung: "Ich versuche X zu erreichen." Das Y ist für die Mechanik nicht relevant und kann bei Bedarf frei erzählend ausgeschmückt werden (z.B. freie Gummipunkte).
Mit ein wenig Zynismus könnte man dann noch eine Mechanik ergänzen, der das X egal ist und die nur das Y bestimmt. Also: die Intention wird automatisch erreicht, die Regeln bestimmen nur noch wie. (Nennen wir es Action Resolution.)
So gießen wir gleich auch noch zusätzliches Öl ins Diskussions-Feuer  >;D

Wieweit das mit irgendeiner offiziellen oder gar allgemeingültigen Definition übereinstimmt, sei dahin gestellt. (Ist angesichts der Debatten vielleicht kaum möglich.) Aber so weiß ich persönlich wenigstens, wo ich eine Trennlinie ziehen kann. Darüber hinaus kann ich mit den beiden Kategorien nicht all zu viel anfangen. Mir hilft da eher das "clarity-of-intent" Modell.

Grüße, Henning

EDIT: Für die obige Unterscheidung wurden von Beral mal die Begriffe prozessorientiert gegenüber zielorientiert vorgeschlagen.
« Letzte Änderung: 3.03.2012 | 12:50 von Nørdmännchen »
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aber jede Geschichte hätte auch in eine Million andere Richtungen gehen können.«

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Offline YY

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #4 am: 3.03.2012 | 12:49 »
Task Resolution (TR) befasst sich mit einer einzelnen Aufgabe - z.B. ein Schloss knacken, ein bestimmtes Hindernis überklettern etc.

Die allermeisten klassischen Rollenspiele verwenden hauptsächlich TR.


Conflict Resolution (CR) befasst sich mit "Interessenskonflikten"; deswegen in Anführungszeichen, weil ein unbelebter Gegenstand definitionsgemäß das entgegengerichtete Interesse hat.
Also z.B. ein (kompletter) Nahkampf oder der (gesamte) Versuch, irgendwo einzubrechen.

In der Anwendung ist es meistens so, das CR abstrakter ist und mehr zusammenfasst.
Das muss allerdings nicht so sein - man kann CR auch so weit runterbrechen, dass sie von TR fast nicht mehr zu unterscheiden ist, wobei man sich dann mMn fragen lassen muss, warum man sie verwendet  ;)


Beral hat in einem der verlinkten Threads die alternativen Begriffe prozessorientiert und zielorientiert vorgeschlagen; ich verwende meistens verlaufsorientiert und ergebnisorientiert.


Den großen praxisrelevanten Unterschied sehe ich darin, dass CR bei größeren/stärker zusammengefassten Aktionen eben nur das Gesamtergebnis ausspuckt, aber zunächst keine Aussage z.B. darüber macht (bzw. machen kann), an welcher Stelle das Ganze warum gescheitert ist.
Je nachdem, wo man mit dem Regelwerk hin will, ist das genau das, was man will oder eben genau das, was man nicht will  ;D
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer

Offline Nørdmännchen

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #5 am: 3.03.2012 | 13:01 »
Task Resolution (TR) befasst sich mit einer einzelnen Aufgabe - z.B. ein Schloss knacken, ein bestimmtes Hindernis überklettern etc.
Conflict Resolution (CR) befasst sich mit "Interessenskonflikten"; deswegen in Anführungszeichen, weil ein unbelebter Gegenstand definitionsgemäß das entgegengerichtete Interesse hat.
...
Beral hat in einem der verlinkten Threads die alternativen Begriffe prozessorientiert und zielorientiert vorgeschlagen; ich verwende meistens verlaufsorientiert und ergebnisorientiert.

Da wären wir mitten beim Zankapfel. (Ich habe perverser Weise Spaß an diesen Diskussionen...) Sehr gut, dass YY den anderen Ansatz ins Rennen bringt.  ;)
Ich glaube die Debatten um TR - CR entzünden sich daran, dass es mehrere Kategorien gibt, die hier miteinander gemischt werden. YY beschreibt die Auflösung einzelner Handlungen gegenüber der Auflösung einer ganzen "Szene". Ich beschreibe die Auflösung einer Handlung gegenüber der Auflösung eines Ziels. Dies sind zwei orthogonale Dimensionen, mittels derer sich mindestens vier Methoden beschreiben lassen.

Zur umfassenden Beschreibung genügen dabei zwei Begriffe nicht. Ergo: Diskussionbedarf

Grüße, Henning
« Letzte Änderung: 3.03.2012 | 13:04 von Nørdmännchen »
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– Keith Johnstone, Theaterspiele

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #6 am: 3.03.2012 | 13:02 »
Edit:
Man seid ihr schnell. ;D
Da bin ich schon redundant.

Das mit den beiden Orthogonalen Achsen ist ein nettes Bild. Freeform, reine Taskresolution/Interessenabgleiche, reine Handlungsauflösung/Mechanische Spielwelt und das Spiel mit Anteilen von beidem, über das wir immer reden. ;D

Post:
CR oder TR werden als Beschreibungen für Systeme verwendet und weniger für Spielweisen.
Selbst wenn ich bei SR4 sage, dass ich auf den Typen schieße, um ihn dort festzupinnen, würfel ich, ob ich treffe abhängig, ob ich mit links oder rechts schieße, ob mich das Licht blendet und ob der Gegner in viertel halb oder dreivierteldeckung steht.

Die Mechanik greift nicht auf die Absichten zurück und die Gruppe muss das Ergebnis der "Einzelhandlung" dann noch in Geschichte umsetzen, indem die Spielwelt darauf reagiert.

Der Typ könnte sich also angeschossen entschließen, erstmal in Deckung zu bleiben....aber das ist ein "Play"-Anteil des Spiels und kein "Game".

Conflict Resolution setzt hier keine EInzelhandlungen (Auf den TIsch KLettern (erste Probe), Schlägerei beenden (zweite Probe), Lied trällern (dritte Probe) und alle zum Trinken animieren (vierte Probe)) an, sondern will das als "Game" regeln, was im obigen Beispiel entweder im Playanteil untergebracht wird oder nur als endlos lange Kette von Proben dargestellt werden kann(eine muss schief gehen).

Der Unterschied liegt in meiner Wahrnehmung darin, dass die beiden auf unterschiedlichen Größenskalen arbeiten und dass CR versucht Anteile, die traditionell im "guten Rollenspiel" verortet sind auf der REgelseite anzusprechen/zustützen/abzuhandeln.
Dass nun die EInflussvariablen nicht mehr nur aus der "materiellen" Spielwelt stammen, ist eine pragmatische Folge davon.

Dass die beiden Definitionen nicht trennscharf sind und moderne Rollenspiele gerne einen Mechanismus für "den Rest" anbieten, ist halt so.
Das ist wie die Frage, was Metal ist oder nicht.
Frag nen Haousehörer und er wird sagen "unheilig" sind Metal... ;D
« Letzte Änderung: 3.03.2012 | 13:07 von DestruktiveKritik »

Offline Nørdmännchen

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #7 am: 3.03.2012 | 14:45 »
So, weil ich grad Bock drauf hatte, habe ich mal eine Übersicht erstellt (Link zum PDF).
»Gute Geschichten sind so gut aufgebaut, daß Lehrer natürlich denken, sie seien vorher geplant,
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Offline Beral

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #8 am: 3.03.2012 | 20:16 »
In der von 1of3 zitierten Definition sehe ich lediglich die Unterscheidung zwischen einfachen Proben (TR) und vergleichenden Proben (CR).

Prozessorientiert und verlaufsorientiert verstehe ich synonym. Ebenso zielorientiert und ergebnisorientiert.

YY beschreibt die Auflösung einzelner Handlungen gegenüber der Auflösung einer ganzen "Szene". Ich beschreibe die Auflösung einer Handlung gegenüber der Auflösung eines Ziels.
Das sind in der Tat unterschiedliche Kategorien. Ob sich damit ein sinnvolles Vier-Feld-Schema aufbauen lässt, weiss ich nicht. Der erste Versuch hat mich gar nicht überzeugt. Unterscheiden sollte man die Kategorien aber auf jeden Fall.

Nochmal nachdenken. Die eine Kategorie unterscheidet den Verlauf vom Ergebnis. Die andere Kategorie ist eine Zoom-Funktion, die angibt, wie klein oder groß die Einheiten sind, die man betrachtet. Ok, prinzipiell kann man sowohl Prozesse als auch Ergebnisse zoomen. Ein Vier-Feld-Schema sehe ich darin aber immer noch nicht.

Ach ja, und mit der Originaldefinition hat weder das eine noch das andere zu tun. :P
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline 1of3

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Re: Task Resolution und Conflict Resolution?
« Antwort #9 am: 3.03.2012 | 21:13 »
Ich würde mich grundsätzlich eher am Handeln der Beteiligten als an inhaltlichen Kriterien orientieren. Die Fiktion lässt sich leider unheimlich schwer in intersubjektive Päckchen teilen. Ist dies oder jenes nun ein Prozess, eine Aufgabe, ein Konflikt, ein Ziel, ein Rhinoceros... Das ist erstens schwierig festzustellen und ohne viel Nabelschau noch schwerer nachzuvollziehen.

Erfordert die Einleitung des Prozesses Abstimmung oder Kooperation?
Wer kann den Prozess einleiten?
Wird irgendwas gewürfelt? Einmal oder mehrfach?
Werden Spielwerte als Input verwendet?

Was passiert hinterher?
Gehen gewisse fiktive Ergebnisse direkt aus der Verwendung des Prozesses hervor?
Wird die Eingabe eines Teilnehmers als wahr ausgezeichnet?
Wird ein Teilnehmer ermächtigt gewisse weitere Fakten zu setzen?
Werden auch Spielwerte verändert?

Man muss so mehr Dinge prüfen und kann nicht zwei, drei oder vier Kategorien mit hübschen Titel versehen. Die Sache wird so komplizierter. Bonus: Sie wird sinnvoll.