Hallo Reinecke,
Habe mir "Beyond" gerade durchgelesen, hier mein Feedback:
Layout & Optik: Autsch. Da haben wir ja ne echt wilde Typo am Start
Hier treffen zwei Dinge aufeinander, die mir spontan Megnschmerzen bereiten: eine Display-Schrift im Fließtext und Words unnachahmliche Fähigkeit, User zur Schriftvergewaltigung anzuleiten.
Um konstruktiv zu werden: die Schriftart, die du für den Fließtext verwendet hat, ist dafür nicht geeignet. Sie wurde ursprünglich von einem Designer speziell für Überschriften entwickelt, zur Auszeichnung und Hervorhebung (deswegen die Bezeichnung Display-Schrift). Sie kann ihre Wirkung nur entfalten, wenn sie groß und mit genug (Zeilen)Abstand gesetzt ist, und vor allem nur in kurzen Zeilen (Überschriften halt).
Als Fließtext ist sie ganz sicher nicht geeignet, das Lesen ermüdet schon nach sehr kurzer Zeit. Der geringe Zeilenabstand führt außerdem dazu, dass das gesamte Schriftbild total zusammengepresst wirkt - kein guter Eindruck von den Weiten des Weltalls, die du mit deinem Spiel thematisieren willst. Der Blocksatz nimmt ihr dann auch noch den Rest der ursprünglichen Eleganz, und was Word durch künstliche Fettung und Kursivierung mit ihr anstellt treibt einem fast die Tränen in die Augen.
Also meine erste Bitte an dich, falls du das Spiel überarbeitest: bitte, bitte, nimm eine andere Schrift für den Fließtext. Die aktuelle kannst du dafür in den Überschriften verwenden, denn der StarWars-Schriftsatz ist dann vielleicht doch zu sehr mit den StarWars Assoziationen belegt.
Die Absatzformatierung Blocksatz führt bei etlichen Zeilen zu einem löchrigen Satz. Das ist in Kombination mit der schlecht lesbaren Fließtext-Schrift ein zusätzliches Ärgernis, das du leicht durch Änderung der Formatierung in "linksbündig" ändern kannst. Die Zeilen sind auch hier zu lang, etwas mehr Abstand zu den Seitenrändern wäre gut gewesen.
Textlich überzeugt "Beyond"; es ist flüssig und verständlich geschrieben, sinnvoll aufgebaut und gut strukturiert. Die Flufftexte sind stimmungsvoll. Besonders gut hat mir der Text zum Missionsstart gefallen, der ganz deutlich den Übergang von Werft zu Reise kennzeichnet. Dieses Element erinnert mich an Polaris, wo das Entzünden der Kerze zu Beginn den Zweck hat, die Spieler zu versammeln und auf das Geschehen zu fokussieren. Sehr schön.
Die Stichwörter sind zentral eingebaut, meinem persönlichen Empfinden nach beide etwa gleich stark. "Schiff" hat hierbei eine etwas stärkere Gewichtung auf das Setting, "Vorsehung" spiegelt sich hingegen deutlich in der Mechanik wieder.
Zum Spielablauf: Was mir auf Anhieb sehr gut gefällt, ist die strikte Unterteilung in einen organisierenden Teil (Werft) des Spielabends und einen erzählerischen (Reise), aus dem der Meta-Teil völlig verbannt sein soll. Das finde ich schön und im Hinblick auf die Atmosphäre, die das Spiel erzeugen soll, auch sehr wichtig.
Die Mechanik besticht durch ihre Einfachheit. Es wirkt alles sehr rund und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das im Spiel gut funktioniert und zu flüssigen Geschichten führt. Besonders erwähnenswert finde ich hier die klaren formalen Regelungen, die das Geschehen am Spieltisch fast ritualisiert steuern. Alle Aktionen außer dem Beschreiben der Szenen werden in völliger Stille durchgeführt, das finde ich ausgezeichnet. Passt nicht nur sehr gut zum Thema Raumfahrt, sondern vermittelt zugleich ein Gefühl von Erhabenheit, Ernst und Würde, das sich mit Sicherheit auf die Geschichte selbst übertragen lässt. Wirklich, wirklich schön.
Mein Fazit: Ein wirklich gelungenes Spiel. Natürlich hat es mir schon allein das SciFi-Setting angetan, aber "Beyond" überzeugt mich auch inhaltlich und in Bezug auf die Spielmechanik. Die Formalisierung des Spielgeschehens halte ich für einen echten Garant für immersives, konzentriertes Spiel, das aber dennoch von aller Freiheit eines Erzählspiels profitiert. Wegen der optischen Prästentaion gibt es von mir zwar leichte Abzüge in der B-Note, aber ansonsten ist "Beyond" ein echtes Schmankerl geworden.
Das würde ich auch jeden Fall gerne ausprobieren und ich bin sehr gespannt, welches Spielgefühl es zu Erzeugen im Stande ist.