Hier verweist Dr. Boomslang im Zuge der Illusionismus-Diskussion auf den Forge-Text 'The Impossible Thing before Breakfast'.
In diesem Text wird zunächst eine bloße Behauptung aufgestellt, die vollkommen unbelegt bleibt, nämlich die Behauptung, in Rollenspielen stünde sinngemäß drin 'der Spielleiter kontrolliert die gesamte Story, der Spieler kontrolliert autonom seinen Charakter'. Aus dem inneren Widerspruch dieser Aussage, dass die Charaktere ja Teil der Story und deshalb entweder der SL sie und damit einen Teil der Story nicht kontrolliert, oder sie sehr wohl kontrolliert und damit die Kontrolle den Spielern entzieht, entwickelt der Autor dann Illusionismus, Partizipismus und so weiter.
Das Problem: gibt es diese Aussage überhaupt in dieser Schärfe? Hat irgend jemand jemals vor dieser Aussage gestanden und sich gefragt, wie man damit umgehen soll? Und wenn es diese Aussage tatsächlich gibt, hat sich der Autor vielleicht nur mal ungenau ausgedrückt? Eins steht doch fest: wenn man diese Aussage auf völlige Logik reduziert, macht sie tatsächlich keinen Sinn und kann auch nicht mit Gewalt dazu gebracht werden, Sinn zu machen - das heißt, es kann sie auch niemand ernsthaft gemeint haben. Was vielmehr eher in den Spielen ausgedrückt wird, ist, dass der SL die gesamte Story *mit Ausnahme der Hauptcharaktere* kontrolliert, deren Kontrolle den Spielern obliegt. Und weg ist der Widerspruch.
Ich habe den Eindruck, die Forge-Leute wollen auf Teufel komm raus alles, was sie nicht selbst verfasst haben, als dysfunktional darstellen. Dazu passt auch, dass ihre Theorien andauernd wertend rüberkommen und der ganze Output, den sie fabrizieren, letztendlich weniger nach Theorie als nach Therapie klingt. Versucht man zu analysieren, warum das eigene Rollenspiel funktioniert, geben einem die Forge-Ergüsse kaum Antwort. Sie erfassen nur das, was nicht funktioniert. Aber dann helfen sie einem nicht, nur dieses Problem zu lösen und den Rest unangetastet zu lassen, nein, sie beglückwünschen einen zu der Erkenntnis, dass alles außer Forge-Spielen scheiße ist und bringen so ihr Produkt an den Mann.
Das soll jetzt nicht heißen, dass die Forge-Spiele inhärent schlecht sind, nicht einmal die Theorien sind unbedingt schlecht, sofern man Therapie braucht; aber dummerweise polarisieren die Theorien aufgrund der Art, wie sie dargebracht werden, bereits dazu, eben nicht wertfrei zu argumentieren, sondern auf Teufel komm raus zu therapieren, auch wo es nicht erwünscht ist. Das geht so weit, dass man sich sofort ungebeten therapiert fühlt, wenn jemand einen Forge-Begriff auch nur erwähnt.
Eigentlich ist das schade; ich habe weiterhin das Gefühl, dass sich in den Forge-Theorien etwas Nutzbares verbirgt, wenn man es nur von der Polemik befreien würde und die Begriffe wertungsfrei definieren würde, so dass man die Theorien auch mal auf Althergebrachtes anwenden kann, das trotz seiner Pre-Forge-Herkunft stur weiter funktioniert.
Robin