Naja, so lange sie innerhalb der Fiktion alle kreativ werden ist es auch ein Rollenspiel und nach meinem Begriff von Rolle übernehmen sie auch Rollen. Wenn z.B. der eine Autor sagt: "Jetzt sollte unser Held doch aber mal auf Widerstand stoßen, damit Dramatik rein kommt" und dann sagt der andere "Ok, dann kommt sein alter Feind Biff vorbei und haut ihm ordentlich was auf die Fresse". Dann kann man da Rollen sehen (Protagonist, Antagonist, Schicksal, Welt, wasauchimmer) und auch keinen wirklichen Unterschied mehr zu Rollenspiel.
Für mich schon.
Damit es Rollenspiel ist, müsste sich der eine zum Beispiel mit Biff oder dem Helden identifizieren. Der Autor müsste sagen:
"OK, dann komme ich vorbei und haue dem Helden ordentlich auf die Fresse." oder auch
"Ok, dann kommt mein alter Feind Biff vorbei und haut mir ordentlich was auf die Fresse".Das wäre Rollenspiel, weil sich der Autor entweder mit dem Helden oder mit Biff identifiziert.
Aber solange der Autor sagt: "Biff schlägt den Helden auf die Fresse" identifiziert er sich weder mit dem Helden noch mit Biff. Das könnte sicherlich ein guter Roman werden. Aber es ist kein Rollenspiel. (Disclaimer: Es könnte natürlich sein, dass der Autor sich mit einem Zeugen identifiziert, der in der Szene zufällig anwesend ist und die Schlägerei miterlebt. Dann wäre es wieder Rollenspiel.)
Aber Vorrrrsicht! Hier geht es wieder um die "Methode Rollenspiel" nicht um das Gesellschaftsspiel Rollenspiel. Autoren spielen kein Spiel (Game), sondern sie wollen eine Fiktion für einen externen Konsumenten schaffen.
Nicht unbedingt. Es ist nur natürlich, dass du nur die Autoren bzw. Bücher kennst, die für Konsumenten geschaffen wurden.
Aber gerade in der Manga-Szene habe ich sehr viele Leute kennengelernt, die sich zu zweit oder zu dritt hinsetzen und nach mehr oder minder expliziten Regeln eine Geschichte schreiben. Sie schreiben diese Geschichte nicht, um sie einem Publikum zugänglich zu machen, sondern es ist für sie ein Spiel, diese Geschichte zu schreiben. (Aber es ist dennoch kein Rollenspiel, sondern ein "Roman-Schreibe-Spiel".)
Jain. Ich meine, dass zunächst einmal jeder natürlich eine eigene Vorstellung hat. Aber wie willst Du davon ausgehen, dass es sich wirklich (!) um EINE Spielwelt handelt?
Was ist für dich der Unterschied zwischen Vorstellung und Spielwelt?
Ich sehe es so: Jeder Spieler hat eine eigene Vorstellung.
Ganz ganz grob kann man jetzt sagen: Der Schnitt über alle Vorstellungen ist der gemeinsame Vorstellungsraum.
Und die Vereinigung über alle Vorstellungen ist die Spielwelt.
Was dagegen eine pure Behauptung ist, sind solche Feststellungen, dass "author stance" eher bei RomanautorInnen Anwendung findet. Kann ja sein, dass die urpsrüngliche Intention darin lag, die oben von Dir beschriebenen Unterschiede herauszuarbeiten. Aber ich schließe nicht aus, dass selbst einE AutorInn sowohl "author stance" als auch "actor stance" betreibt.
Klar kann es sein, dass einige Autoren Actor stance betreiben. Aber imho ist das, was sie dann schreiben viel eher eine "Diary of Session" als ein Roman.
Klar, wenn ich ein fertiges Schriftstück vor mir liegen habe, kann ich nicht unbedingt feststellen, ob das von einem Autor geschrieben wurde, oder ob es das Tagebuch einer Rollenspielsitzung ist. (Häufig kann man es feststellen, aber theoretisch könnten diese beiden Schriftstücke auch identisch sein.)
Und wenn ein Autor ein Roman schreibt, wobei er sich selber in die Perspektive einer Rolle versetzt, dann spielt er, ohne es zu wissen, ein Solo-RPG.
Schließlich gibt es auch unterschiedliche Erzählstile. Und unabhängig davon kannst du da keinem in den Kopf schauen: Vielleicht ist es ja eine Praxis, sich zunächst in eine "Rolle" zu versetzen, um dann später in der "Draufsicht" das zu schreiben, was drumrum geschieht.
Klar, ich kann nicht in den Kopf von z.B. Stephen King gucken.
Vielleicht schreibt er einen Roman. Vielleicht macht er aber auch bloß ein kleines Rollenspiel und schreibt die Erlebnisse dieses Rollenspieles in Schriftform nieder. Das weiß ich nicht. Ich kann bloß das Ergebnis beurteilen und nicht den Erschaffungsprozess. (Aber nicht das Ergebnis, sondern der Erschaffungsprozess entscheidet darüber, ob es jetzt Rollenspiel war oder nicht. - Ergo kann ich nicht beurteilen, ob Stephen King beim Romanschreiben ein Rollenspiel gespielt hat oder nicht.)
Du lässt außer Acht, dass es selbst im Nichtimprovisierten Theater "Bereiche" gibt, die sehr wohl dem Einfluss der SpielerInnen unterliegen: Mimik, Haltung, Sprachfärbung usw. usf.
Ja, dies alles beeinflusst den SIS. Aber hier habenw ir keien Rückkopllung: Der so kreiierte SIS hat keinen Einfluss auf meine Handlungen.
Wiegesagt, für ein Rollenspiel müssen (unter anderem) zwei Sachen gegeben sein:
1) Meine Handlung beeinflusst den SIS.
2) Der so geschaffene SIS beeinflusst meine Handlung.
Die Art und Weise, wie ich die Mimik in einem nichtimprovisierten Theaterstück nutze, beeinflusst aber nicht die weitere Handlung. Wir haben also nur Punkt 1) gegeben.
@ FalconJa, RPG ist eine Methode. So wie jedes Spiel ebenfalls eine Methode ist und das Endprodukt (Habe ich gewonnen oder verloren?) eher irrelevant ist.
Aber trotzdem muss man diese Methode doch näher definieren können. Was unterscheidet die Methode "RPG" von der Methode "Ich schreibe einen Roman" oder von der Methode "TableTop spielen"?
Als Gemeinsamkeit kann man aufführen: Alle drei Methoden erschaffen einen SIS.
Als Unterschiede kann man dann halt aufzählen:
- Bei "Ich schreibe einen Roman" fehlt die Identfikation, während bei "RPG" eine Identifikation vorhanden ist.
- Bei "Ich spiele TableTop" fehlt die Rückrichtung. Das heißt, der SIS hat keinen Einfluss auf das weitere Spiel." während bei "RPG" der SIS einen Einfluss auf das weitere Spiel hat.
Es geht (mir) also gar nicht darum, das Endprodukt zu beschreiben, sondern die Methode von anderen ähnlichen Methoden abzugrenzen.