1. Was ist denn hier eigentlich mit "Spielwelt" gemeint? Das, was im Buch steht? Das, was im Spiel entsteht? Das, was sich der SL vorstellt? (Ich will hier nicht wissen, wie man das Wort Spielwelt im Allgemeinen definiert, sondern wie Beral es hier gebraucht).
Ich will einfach mal "Spielwelt" als "Die Fiktion, die am Spieltisch entsteht" interpretieren. Wenn das falsch ist, korrigiere mich bitte jemand.
2.
Für den einen Spieler ist das Erleben der Spielwelt das oberste Ziel, für den anderen ist die Spielwelt nur eine Plattform, auf der man taktische Wettkämpfe mit den Mitspielern durchführt
Es geht hier im Thread also offenbar um Spielervorlieben. Also: Was erwarten die Spieler vom Spiel? Wie aus dem Zitat hervorgeht, hat Beral im Eingangsposting folgende Zweiteilung gemacht: Einerseits gibt es die Vorliebe "Wettbewerb zwischen den Spielern" (das wird auch "Spielwelt als Methode" genannt) und andererseits "Erleben der Spielwelt" ("Spielwelt als Ziel").
Aus meiner Sicht ist das eine ungünstige Herangehensweise, weil sie die bisherigen Erkenntnisse außer Acht lässt und beginnt, das Rad neu zu erfinden. Zunächst mal fallen mir bei Spielervorlieben als grobe Einteilung die sieben Typen von Laws ein. Die sind vielleicht nicht vollständig (weil es eine willkürliche Einteilung und keine methodische Einteilung ist) und man wird wohl kaum einen Spieler eindeutig einem der sieben Typen zuordnen können, trotzdem geben sie Hinweise auf die Vielfalt der Spieler.
Die sieben Typen ordne ich einfach mal den Aspekten "Spielwelt als Ziel", "Spielwelt als Methode", "Wettbewerb zwischen Spielern", "Erleben der Spielwelt" zu:
- Optimierer: a) Spielwelt als Methode, b) Wettbewerb zwischen Spielern
- Frustbomber: a) Spielwelt als Methode, b) Erleben der Spielwelt
- Taktierer: a) Spielwelt als Methode, b) Wettbewerb zwischen Spielern
- Spezialist: a) Spielwelt als Ziel, b) Erleben der Spielwelt
- Darsteller: a) Spielwelt als Ziel, b) Erleben der Spielwelt
- Erzähler: a) Spielwelt als Methode, b) Erleben der Spielwelt
- Gelegenheitsspieler: a) Spielwelt als Methode, b) weder noch
Wie man sieht, passen die von dir getroffenen Zuordnungen nicht, wenn meine Zuordnungen der Spielertypen stimmen. Wie komme ich jetzt auf die Zuordnung, insbesondere bei solchen Typen, die anders sind als die von Beral getroffene Zuornung?
- Optimierer, Taktierer, Spezialist, Darsteller: passt.
- Frustbomber: Er möchte im Spiel seinen Dampf ablassen, d.h. er benutzt die Spielwelt dazu, Stress abzubauen und anderen so richtig in den Arsch zu treten. Also: Spielwelt als Methode. Allerdings muss er die Spielwelt auch erleben; der Spielinhalt ist also relevant. Es geht keinesfalls um den Wettbewerb zwischen Spielern.
- Erzähler: Auch er benutzt die Spielwelt nur als Methode, um interessante Geschichten zu erzählen. Allerdings sucht auch er keinen Wettbewerb zwischen den Spielern, sondern benutzt die Spielwelt um des Erzählens willen. Es geht keinesfalls um den Wettbewerb zwischen Spielern.
- Gelegenheitsspieler: Er benutzt die Spielwelt als Methode, um mit seinen Freunden zusammen zu sein und etwas zu unternehmen. Ob er jetzt die Spielwelt erlebt oder es im Spiel um Wettbewerb geht, ist nicht so wichtig. Ihm wäre auch ein Kinobesuch oder eine Stammtischrunde recht.
Angenommen, die sieben Typen decken die Spielerschaft vollständig ab. Dann kann man feststellen: "Spielwelt als Ziel" impliziert, dass der Spieler im Wesentlichen vom Spiel erwartet, die Spielwelt zu erleben. Und aus "Wettbewerb zwischen den Spielern" folgt, dass die Spielwelt Mittel zum Zweck ist. Den Umkehrschluss kann man aber nicht machen. Wenn jemand die Spielwelt als Methode benutzt, kann trotzdem das Erleben der Spielwelt dann das Wichtige sein, weil er aus dem
Inhalt des Spiels auf fiktionaler Ebene dann für sich seine Spielbefriedigung ableitet.
Wenn man aber davon ausgeht, dass die sieben Typen die Spielerschaft nicht vollständig abdecken, dann muss man sogar mit den Implikationen aus dem vorigen Abschnitt vorsichtig sein.
Was man noch an der Auflistung sieht: Es gibt verschiedene Typen von "Wettbewerb zwischen den Spielern" und "Erleben der Spielwelt"; sie sind zum Teil sogar ziemlich inkompatibel. Daher ist die Einteilung von Beral im Eingangsposting zu grob, um Schlüsse von der Methode/Ziel auf das Spielerlebnis zu ziehen. Umgekehrt kann man aber auch nichts schlussfolgern, was Beral ja schon im Eingangsposting anhand eines Beispiels gezeigt hat:
Es muss nicht zur Unzufriedenheit kommen, weil die unterschiedliche Herangehensweise nicht miteinander kollidieren muss. Aber es kann dazu kommen. Beispiel. ...
3. Zur Einteilung
- Die Spielwelt und ihr Erleben ist permanent ein Zielelement
- Die Spielwelt ist permanent nur eine Plattform für andere Ziele, die außerhalb der Spielwelt liegen
- Die Spielwelt wechselt dynamisch zwischen diesen beiden Möglichkeiten
Sie scheint mir nur wenig nützlich, was man aus 2. folgern kann.
Was mich aber viel mehr verwundert ist die Tatsache, dass hier offenbar auf einmal der Wechsel von "Vorlieben einer Person" zu "Spiel in der Gruppe" stattgefunden hat. Wie beurteilt man denn eine Gruppe ohne kreative Agenda? Wahrscheinlich als "dynamischer Wechsel", oder?
Ich würde aber gerne einen Unterschied machen wollen zwischen "Die Gruppe spielt gemeinsam und die Betrachtungsweise wechselt dynamisch" und "Jeder Spieler benutzt eine eigene Betrachtungsweise, die dann dynamisch wechselt, je nachdem, welcher Spieler gerade dran ist".
4. Beral, was wolltest du uns mit deinem Beitrag sagen? Die Tatsache, dass man die Spielwelt als Methode und als Ziel verstehen kann? (Was ja ein legitimes Bedürfnis ist, wenn du die Erkenntnis gewonnen hast) Oder wolltest du noch auf irgendetwas anderes hinaus?