Zu Teil 2 meine volle Zustimmung.
Zu Teil 1 ... puuuh. Du machst da meines Erachtens eine Kategorie auf "railroadende Eingriffe", die IMO nur noch auf der Ebene des tatsächlichen Geschehens am Tisch analyiserbar ist und die IMO für die allgemeine Diskussion nur Verwirrung stiftet. Obwohl ich sehe, dass sie logisch und natürlich aus der Diskussion entsteht und auch nach einer Beschäftigung verlangt.
Ich klammere jetzt mal das Spektrum der "spieltischübergreifenden Zustimmung" aus, die es natürlich auch von "echter Zustimmung", "kennt's nicht anders", "schluckt's, fühlt sich aber kurz unwohl" usw. in tausend Variationen gibt. Reden wir nur vom Konsens-Railroading, aka Participationism.
Da ist das Problem, dass auf der Ebene des einzelnen Eingriffs (also der objektiv beschreibbaren Handlung) kein Unterschied zu allgemein steuernden Eingriffen wie etwa Scene-Framing oder Bangs oder auch schlicht die Präsentation irgendeines NSC besteht. In allen Fällen greift der Spielleiter - definitionsgemäß mit Zustimmung - irgendwie steuernd in das Spiel ein. Wir haben ja schon bei Dab gesehen, dass des einen steuernder Eingriff das Railroading des anderen sein kann. Wenn wir jetzt noch allgemeine Zustimmung annehmen ist die Handlung an sich (also der Eingriff) nicht mehr zuzuordnen, zumindest mit Sicherheit nicht, wenn man nicht mit am Tisch sitzt.
Die Unterscheidung, Participationism oder freies Spiel lässt sich nur treffen, wenn man die Summe dieser Eingriffe betrachtet und/oder die Intention des Eingreifenden analysiert/erfragt.
Letzteres ist einfacher, zuverlässiger und genauer aber eben überhaupt nicht objektiv. Leute lügen sich die Taschen voll, wenn es um ihre weniger edlen Motive geht. Ausnahmslos jeder echte Railroader und fast alle Participationisten haben eine lange Liste von Rechtfertigungen parat und praktisch immer stellt sich heraus, dass die Entscheidung so zu spielen nicht nach einer offenen Diskussion und mit Möglichkeit eine gleichgut präsentierte Alternative zu wählen getroffen wurde. Der einzige Weg da durchzubrechen ist AFAIK die moralisierende Attitüde eines Settembrini. Ohne mich.
Bleibt die Alternative, nach dem Gesamtverlauf zu analysieren. Da kann man IMO recht deutlich sagen, ob die Spielerentscheidungen nennenswerten Einfluß auf den Plot hatten. (Bzw. auf ein beliebiges anders Element, das natürlich auch nach gemeinschaftlicher Zustimmung der SL übergeben werden kann.) Aber der Preis ist eben, dass wir auf der Ebene der Einzelhandlung, des einzelnen steuernden Eingriffs kein Urteil mehr fällen können.
Was wir noch machen können, ist die Gesamtzahl der Spielerfreiheitsgrade zu betrachten: NSCs und Welt sind fast überall Domäne der SL, Scene Framing auch, danach werden die Spielweisen unübersichtlich unterschiedlich, aber zumindest grob lässt sich IMO schon quantifizieren, wieviel Einfluß die Spieler auf das Gesamtgeschehen haben. Wobei es natürlich auch hier wieder sein kann, dass fallweise eine quantitiative Betrachtung in die Irre führt, weil es Runden gibt, die - bei voller Kenntnis der Alternativen - gern mehr abgeben, gleichzeitig aber auf bestimmte Kompetenzen unter keinen Umständen verzichten wollen würden.