Ich schreibe, dass Cthulhu für mich Pulp ist, und ein anderer schreibt: Für mich ist Cthulhu kein Pulp, spiel doch lieber John Sinclair oder HEX, wenn du Pulp willst. Und das finde ich schon komisch, ich hab ja nicht mal gemeckert ... und dann erkläre ich mir das halt als Abkanzel-Reaktion, im Sinne von: "Pulp-Spieler wollen wir hier nicht! Nichts für ungut, aber spiel doch lieber was anderes ..."
Die Reaktion des "Empfehlenden" ist verständlich, wenn man sich überlegt, WARUM er so reagiert haben mag.
Pulp ist BILLIG. Minderwertig. Schund. Heftromane. Groschenromane. Dime-Novels. Mieses Papier, noch miesere Geschichten. Oberflächliche Action. NULL Tiefgang. Reines Konsum-Massenprodukt, daß man auf dem Scheißhaus liest und dort liegenläßt, weil man keinen zweiten Gedanken daran verschwenden möchte.
Du sagst: Für Dich ist Cthulhu Pulp.
Du sagst somit: Für Dich ist Cthulhu BILLIG. Minderwertig. Schund.
Natürlich ist NICHT ALLES, was man als Pulp bezeichnen könnte, tatsächlich billiger, minderwertiger Schund. Gerade die Pulp-Autoren wie Robert E. Howard, oder eben auch HPL sieht man HEUTE in einem anderen Licht.
Aber darin liegt auch das Problem. - Derjenige, der Dir diese seltsame "Empfehlung" mit eingebauter "Scher Dich doch weg!"-Aufforderung gegeben hat, der MAG PULP NICHT.
Er mag Cthulhu, vielleicht schätzt er daran auch den "hohen Anspruch", die "intellektuelle Tiefe", das "Eintauchen in eine Welt des Nihilismus", oder wer weiß was noch. - Und nun kommst Du daher und sagst ihm: sein Spiel des "intellektuellen Tiefgangs" befaßt sich Deiner Meinung nach nur mit SCHUND.
Hier hast Du den Konflikt.
Du sagst ihm, alles, was er mag, ist billig und minderwertig. - Und er sagt Dir, geh doch weg und spiele billige und minderwertige Spiele und laß mich mit meinem "Höchst-Anspruchs-Rollenspiel (tm)" in Ruhe.
Ähnliche Reaktionen bekommst Du auch, wenn Du SW als "Pulp-Rollenspiel" bezeichnest. Das ist nämlich einfach falsch. Und eine solche Falschbehauptung bzw. das Beharren auf der Richtigkeit dieser irrigen Aussage, regt halt Leute auf, die es besser wissen. - Bei SW ist es ja nicht einmal so, daß das "Billige" des Pulp hier in Abrede gestellt wird. Man KANN mit SW natürlich AUCH Pulp spielen, aber eben "Auch Pulp" und nicht "Nur-Pulp". SW als Pulp-Rollenspiel zu bezeichnen stellt in Abrede, daß man mit SW auch andere Genres spielen könnte. Man spricht mit dieser Aussage SW ab ein generisches Regelsystem zu sein. - Und DAS ist es, was dann zu Aufregungen unter den Savages führt.
Deutsches Cthulhu zeichnet sich durch sehr viel recherchiertes Material, zeitgenössische Photos, und aufwendige Aufmachung aus. Es tritt mit einem gewissen Anspruch auf. - Wer Cthulhu in die Nähe der anspruchslosen, billigen, minderwertigen Heftromane, in die Pulp-Richtung stellt, der spricht damit Cthulhu diesen Anspruch ab. Damit kritisiert er die Aufrichtigkeit des Auftritts der gesamten Produktlinie zu Cthulhu (bis aus Cthulhu D20, Trail of Cthulhu und Realms of Cthulhu, sowie den Hexer).
Rollenspiele wecken Emotionen und die Freunde bestimmter Rollenspiele sind mit Enthusiasmus und Emotionalität bei ihrem Lieblingsspiel(zeug). - Wer dies "schlechtredet", der führt einen ANGRIFF. Der versucht nämlich diesen Leuten den Spaß zu VERDERBEN.
Und Spaßverderbern wird dann eben gesagt, sie sollen sich woanders austoben.
Das mag - ich war nicht dabei, habe nichts gelesen, vermute also nur - eventuell die Situation bei Dir gewesen sein.
Wenn aber einer schreibt: "Ich würde als Hausregel für DSA 4.1 gezielte Schüsse auch mit zusätzlicher Ansage zulassen" und ein anderer Antwortet: "Spiel doch Rolemaster", wird's halt komisch ...
WAS sagt denn jemand, der so antwortet WIRKLICH?
Rolemaster steht für "Regelschwere", für aufwendige, unhandliche, überkomplizierte Regeln, für Regellastigkeit im Spiel ("Rulemaster").
Wenn Dir also jemand sagt "Spiel doch Rolemaster", dann teilt er Dir mit, daß er Deine Ideen für überkompliziert hält, für zu sehr auf Regeltechnik abgehoben, für feiner detailliert, als es wünschenswert wäre.
Er MEINT NICHT, daß Du wirklich Rolemaster spielen sollst, er empfiehlt Dir auch nicht DSA 4.1 auf Rolemaster-Regelsystem zu konvertieren, sondern er will eigentlich zum Ausdruck bringen, daß Du seiner Meinung nach gerade viel zu sehr an unwesentlichen Details herumregeln möchtest, daß Du Dich in Regelungsdetails verlierst, daß Deine Ideen unspielbar oder zumindest viel zu sehr ausbremsend im Spiel umsetzbar sind.
Klar könnte er das auch ANDERS gesagt haben. - Aber vielleicht war er durch die (mir nicht bekannte) Vorgeschichte schon angenervt und hat seiner Gereiztheit über diese kurze Formulierung Luft machen wollen.
Könnte da was dran sein?