@ Megan: „Ergebnisoffen“ ist „in“, aber über die Definitions- bzw. Deutungshoheit gab es nie eine Einigung.
Man darf hier nicht allein den SL als Dreh- und Angelpunkt begreifen, die Spieler sind in einer Bringschuld und der SL ist nicht der Animateur. Ich halte es für eine der dümmsten und schädlichsten Vorstellungen der Rollenspielwelt, dass bei einem „guten SL“ jede Runde super ist, und im Umkehrschluss also eine schlechte Runde wohl bedeutet, dass der SL schlecht war. Die Spieler sind genauso für das Gelingen der Spielrunde verantwortlich.
Ich persönlich hab weder Bock, den „Spieler-Dompteur“ zu machen, noch kann ich es leiden, wenn jemand anders das mit mir versucht. Wenn ich Spieler bin, gebe ich mein Bestes und versuche, mich einzubringen und gleichzeitig Rücksicht auf die anderen zu nehmen. Wenn das alle am Spieltisch tun, wird ergebnisoffenes Spiel (was immer das genau sein soll) zum Genuss. Dann wird die Last für das Gelingen der Spielsitzung fair verteilt und der SL ist nicht der Kasper.
Wenn das alle in der Runde kapiert haben, kann man sich auch von der Vorstellung befreien, jeder Einfall des SLs müsste perfekt stimmig, super kreativ, überraschend, spontan und auch noch genau auf die Spieler und die SCs zugeschnitten sein. An dieser Stelle tritt das Prinzip der „Zen-Spielleitung“ in Kraft: Sei langweilig. Tue nichts. Etc. Und wenn du was tust, dann hab Spaß dran und lass dich nicht verrückt machen.
„Ich bin der SL, ich bin Dienstleister, ich muss es allen Recht machen und im Alleingang dafür sorgen, dass die Runde toll wird, muss die Spieler motivieren, ihnen jeden Wunsch von den Augen ablesen, darf sie aber auf keinen Fall bevormunden“ – wer so denkt, wird bald den Spaß am Leiten verlieren. Hier ein Alternativvorschlag, quasi als Kur: „Ich bin doch kein Hampelmann.“ Was natürlich nicht der SL-Ignoranz das Wort reden soll. Ein SL sollte reflektieren und kritikfähig sein, aber er sollte nicht wahllos versuchen, allen Wünschen gerecht zu werden.
Ob Railroading einfacher ist als ergebnisoffenes Leiten? Ich weiß nicht. Plumpes, brutales Railroading, vielleicht. Aber elegantes, sanftes Railroading ist meines Erachtens deutlich
schwerer.
Natürlich spielt die Leistung des Spielleiters eine Rolle. In den besten Spielrunden, die ich erleben durfte, haben alle Mitspieler unglaublich Gas gegeben. Das hat aber nichts mit Ergebnisoffenheit oder Railroading zu tun. Das eine sind die Paradigmen, das andere ist die Frage, wie gut die Umsetzung an einem gegebenen Spielabend gelingt. Wer sich hier vornimmt, es jedes Mal
perfekt zu machen, wird scheitern. Auch hier hilft etwas Zen.