Nachdem jenes andere Thema zu ist und ich den Beitrag gerade geschrieben hatte, poste ich ihn nun hier. Wenn das Thema wieder geöffnet wird, könnt ihr ihn da wieder rantackern, oder wenn ihr Beiträge auslagert, könnt ihr ihn ggf. da mit hinzunehmen.
Owlman fragte jedenfalls zuletzt:
Mit dem Begriff "Storygamer" könnte ich mich anfreunden, von ein paar kleinen Unstimmigkeiten abgesehen.
Ich spiele fast alles lieber als V:tM. Und ich spiele gerne D&D4. Ich finde Regeltreue wichtiger als die vorgegebene Story, aber ich halte emergente Stories für möglich und erspielenswert. Konsequentes Charaterspiel würde ich dem Folgen einer vorgegebenen Story vorziehen (solange das Charakterspiel nicht zu PvP/Gruppenauflösung führt), weil sich dadurch eine der angelegten "Storymöglichkeiten" eines Abenteuerschauplatzes/Moduls erst konkret herauskristallisiert.
(...)
Hinsichtlich der Regeln haben die ARSianer recht. Aber was ist die "Methode Rollenspiel"? Und die hübsche Geschichte gibts immer erst hinterher, also zu einem ganz anderen Zeitpunkt, als die Storyteller glauben. Der Begriff ist super, aber irgendwie leuchtet mir nicht ein, was die Storygamer auszeichnet bzw. als Gruppe verbindet. Nur nach Regeln spielen, die auf eine Story abzielen (i.S.v. Inspectres, ptA)?
Oh, das wird jetzt schwierig.
Der Kern des Forgianischen Spiel oder eben des Storygamings würde ich persönlich in dieser gewissen Sicht auf die Regeln sehen, die ich oben schon mal beschrieben habe. "Regeln dienen dazu die Handlung weiterzuspinnen." Diese Beschreibung wird dann mit dem Rollenspielen an sich gleich gesetzt: Man spinnt die Handlung weiter unter Benutzung von Regeln.
Darin kommt kein Charakter, kein Sich-In-Den-Charakter-Versetzen, vor. Charaktere und Dinge in der Fiktion existieren quasi nicht. Es kann vorkommen, dass sie auf einem Blatt gesammelt sind, aber auf dem Blatt ist dann in gewissem Sinne kein Charakter. Es ist eine zufällige Sammlung von Regelteilen, die der besitzende Spieler aufruft, um das Spiel zu spielen. - Das heißt die Handlung weiterzuspinnen.
Bei Leuten die nicht dieser Denkschule anhängen führt das gewissen Aussetzern. Probleme damit kommen z.B. immer wieder bei Fate vor.
Hier im RSP-Blogs-Forum sagte neulich der User Boyscout:
aber nun zu den Aspekten: Ich meine, ich habe "stark" aus einer älteren Fate (1?) Version entnommen, aber sei es drum, dann eben "Stärkster Mann der Welt". Im Grunde gilt das Argument "nicht simulierende Aspekte sind nicht immer an, also sind sie auch nicht Meta, wenn man sie beschränkt" ja gar nicht.
Wenn mein Aspekt meinen Charakter beschreibt (stärkster Mann der Welt), dann ist es natürlich IMMER AN, egal ob simulierend oder nicht.
und mich stört es schon, wenn er dann nicht immer der stärkste Mann der Welt ist, sondern nur dreimal am Abend. Denn ich kann keinen Charakter "spielen" (nicht im Sinne von Theaterspiel), dessen Identität sich nach dreimal Spotlight erschöpft. Denn dann muss ich auch überlegen "mmh, ich kann nur noch zwei mal stärkster Mann der Welt sein, sollte ich jetzt stärkster Mann der Welt sein, oder lieber hinterher?".
Vielleicht kannst du mir erklären, was daran Rollenspielen (im wörtliche Sinne) ist?
Q.e.d. Den Storygamern wird vorgeworfen, sie würden kein Rollenspiel machen, weil das mit den Charakteren irgendwie nicht klappt. Der Storygamer hält so eine Wertesammlung aber eben nicht für eine Repräsentation von Fiktion, sondern bertrachtet sie als Sammlung von Einflussmöglichkeiten. Und sogesehen macht es dann Sinn, dass man als Spieler diesen Einfluss nur dreimal am Tag nutzen kann. Für Nicht-Storygamer ist so ein Vorgehen häufig unzulässig, weil sie eine ganz andere Sicht auf Spielwerte haben.
Gleiches Problem bei D&D4 übrigens.
"Die Methode Rollenspiel" ist ein Begriff von Settembrini und bezeichnet - ich hoffe jetzt ich fasse korrekt zusammen - so normales Rollenspiel bezeichnet. Man spielt eben einen Charakter in der Situation und als Spielleiter spielt man in gleicher Weise die Welt.
Storygamer tun das häufig nicht. Sie tun es schon, aber meistens nicht durchgehend. Anders als andere Rollenspieler finden sie das völlig in Ordnung, oder eher: Es geht gerade darum in bewusster Entscheidung gewisse Knöpfe zu drücken, um Wirkungen auf die Leute am Spieltisch zu erreichen. Das geht mit permanenter Benutzung der "Methode Rollenspiel" nicht zielgerichtet. Man muss ab und zu einen Schritt zurück machen. (Author / Director Stance wäre hier ein Schlagwort.)
Das ist jedenfalls so meine Sicht.