It's not a science, it's magic.
Sobald du dich auf einen bestimmten "Trick" verlegst, um Suspense zu erzeugen, können sich die Spieler darauf einrichten, und er verliert von Mal zu Mal an Wirkung. Einige Ansätze, die bei meinen Lieblings-SLs und mir selbst wunderbar funktioniert haben, sind:
1. Beobachte die Spieler genau. Sobald du bemerkst, daß ein bestimmter Teil deiner Beschreibungen sie nervös macht, bohre weiter in derselben Kerbe. Du beschreibst ein Geräusch, das ihnen Angst macht? Deute es hin und wieder noch mal an und bau die Spannung der übrigen Szene daran auf.
2. Probier's mit Vielfalt: manchmal funktioniert es, die Spieler mit einer so geballten Ladung verschiedener "Angstmacher" zu konfrontieren, daß für jeden Geschmack was dabei ist. (Beispiel: als meine Frau neulich eine Runde geleitet hat, gab es eine Begegnung, die einen meiner Mitspieler verhältnismäßig kalt gelassen hat, mir dagegen den kalten Schweiß ausbrechen ließ. Kurz darauf gab es eine zum selben Plot gehörige Alptraumsequenz, die ich ganz gut wegstecken konnte, aber derselbe Mitspieler hatte sie hinterher noch mal als realen Alptraum.)
3. Spiele mit Erwartungen. Wenn die Spieler eine Höhle betreten, und du holst das Kampffeld heraus, damit sie dir mit ihren Miniaturen genau zeigen können, wo sie entlangsschleichen und wie sie die Höhle untersuchen, kann die Anspannung enorm in die Höhe schnellen. Ich habe selbst erlebt, wie die Spieler hinterher aufgeatmet haben, als ich das Kampffeld unverrichteter Dinge wieder weggepackt habe.
4. Ambiente: der Klassiker, im Schein einer einzelnen Kerze zu spielen, die richtige Musik zur rechten Zeit... all das kann die Spieler gut in der Stimmung halten. WICHTIG: wenn einer von ihnen in Outtime-Witze fällt, nicht gleich abwürgen. Nichts hält den Puls so schön oben wie ein paar nervöse Scherze angesichts der unsichtbaren Gefahr.
5. Pokerface: du als SL darfst auf keinen Fall leicht durchschaubar sein oder deine Planung allzu offensichtlich "durchziehen". Wenn die Spieler vor Betreten eines Raums, für den du eigentlich nichts besonderes geplant hast, diverse Sicherheitsmaßnahmen treffen, sag bloß nicht: "OK, ihr macht die Tür auf, und dahinter ist nichts." Wiege sie in der Unsicherheit, ob sie nicht doch eine Gefahr übersehen haben. "Verschwende" ruhig eine halbe Stunde Spielzeit darauf, sie einen leeren Raum nach Fallen und verborgenen Feinden absuchen zu lassen. Biete ihnen auch danach nie völlige Sicherheit, daß ihnen nichts entgangen ist. (Spieler: "Also in dem Raum ist definitiv nichts?" - SL: "Ihr habt jedenfalls nichts gefunden.")
... nur, um ein paar Beispiele zu nennen. Entscheidend bei allen Ansätzen ist die richtige Dosierung: zu dick aufgetragene Horror-Zutaten können die Stimmung zuverlässig killen. Und dafür gibt's kein Patentrezept. Das mußt du als SL üben und ein Gefühl dafür entwickeln. Ich selbst leite seit 21 Jahren und kriege Suspense immer noch nur an Tagen hin, an denen ich gut in Form bin...