Thema: Hilfe! Ich verstehe Neil Gaiman nicht.

[Humpty Dumpty]

So. Nun habe ich, inspiriert von diesem Thread hier, den Comic zu Niemalsland gelesen. Und wie bei American Gods und den Sandman Comics hat mir das Ding zwar gut gefallen, aber ich hatte durchgehend das Gefühl, bedeutende, tiefer liegende Aussagen nicht zu verstehen. Das wurmt mich. Im Wiki-Artikel zu Gaiman findet sich ebenso wie in anderen Internetquellen wenig Interpretatives. Nun meine Frage: kann mir das jemand erklären? Vielleicht bin ich dafür schlicht zu unaufmerksam oder blöde.

Es ist nicht so, dass ich mir die Geschichten nicht auch ohne tieferes Verständnis reinziehen könnte. Die DVDs zu Neverwhere sind gerade auf dem Weg zu mir und auf meinem Nachttisch warten noch Marvel 1602 und Death. Dennoch: ein wenig mehr, als mir das bislang gegeben war, würde ich schon gerne begreifen wollen. Lohnt es sich zu kratzen und werden mir die Augen geöffnet? Oder will Gaiman vielleicht nur ein paar coole, etwas absurde Geschichten erzählen?

Hilfe!

[Nin]

Hmm, ich hab Neverwhere (Roman und BBC Serie) bislang immer einfach als verdammt coole Geschichte aufgefasst (und als Inspiration für Changeling the Lost)...

... dann ist es natürlich eine klassische Heldenreise und von daher stecken in den Bilder garantiert ganz viele verschlüsselte Botschaften warum und wie der Protagonist sich ändert.

Vielleicht wäre es einfacher, wenn du bestimmte Szenen benennen könntest, um an der Stelle zu spekulieren / interpretieren?

[Ranor]

Oder will Gaiman vielleicht nur ein paar coole, etwas absurde Geschichten erzählen?

Imo will er genau das.

[MadMaex]

Also nach American Gods habe ich auch erstmal gedacht: Hä, coole Geschichte, aber was will mir das sagen?
Inzwischen habe ich einiges mehr von ihm gelesen und die Transformation des Protagonisten scheint mir das entscheidende Hauptthema zu sein (neben der einfach coolen Geschichten )

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In bspw. American Gods, Anansi Boys oder Neverwhere sind die Protagonisten am Anfang ziemliche Waschlappen und am Ende zwar gerade nicht die strahlenden Helden, aber eben wesentlich erwachsener.
In Anansi Boys wandelt sich ja sogar der Antagonist (Spider) auf sehr fundamentale Art und Weise.
Gerade habe ich den Death-Sammelband gelesen und da findet sich das Thema sehr kondensiert vor.

[Humpty Dumpty]

Wunderbar, danke für die Antworten. Ich fühle mich nicht mehr allein in Sachen Neil Gaiman und freue mich nun auf Death und Marvel 1602 ;-)

[Ranor]

Marvel 1602 ;-)

Das ist richtig, richtig gut.

[Nin]

(...) die Transformation des Protagonisten scheint mir das entscheidende Hauptthema zu sein (..)

Heldereise. Sag ich doch.

Eine guten Gelegenheit, um auf den sehr gelungenen Beitrag: Jörg erklärt: Die Heldenreise und ihr Nutzen für die Kampagnenplanung zu verweisen.

[MadMaex]

Heldereise. Sag ich doch.

Natürlich, genau das letztendlich – hab das nur nochmal etwas anders ausgedrückt

[Samael]

Oder will Gaiman vielleicht nur ein paar coole, etwas absurde Geschichten erzählen?

Bestimmt. Ganz oft geht es bei Gaiman aber um Tranfsormationen der Protagonisten - erwachsen werden, eine Bestimmung oder einen Sinn im Leben finden, sowas.

[Orakel]

Neverwhere ist letzten Endes eine ganz normale, klassische Heldengeschichte, die eine radikale demontage des klassischen Bildes des ganzen Betreibt.

Das einzig teifgreifende an der ganzen Geschichte ist halt nur, dass die typischen Fantasy-Elemente in einen anderen Kontext setzt und dadurch mal die pure Lächerlichkeit von ein paar Aspekten des Genres nur zu gut aufzeigt.

[Saffron]

Hi,
ich schätze, dass schlauere Leute als ich da bestimmt an allen Ecken und Enden tiefgründige Symbolik entdecken können.

Aber zumindest meine ich, Gesellschaftskritik herausgelesen zu haben: Richard wird ja vom Normalbürger zu jemandem, der für die normale Gesellschaft nicht mehr existiert und nicht mehr in sein altes Leben zurück kann. Genau wie alle anderen Bewohner des Niemalslands steht er damit für Menschen, die in unserer Gesellschaft keinen Platz finden, an den Rand gedrängt werden, irgendwie durch den Rost fallen. Dass niemand ihn sieht, steht dafür, dass man als Normalbürger solche Probleme gern ausblendet und zum Beispiel Obdachlose geflissentlich übersieht.

Just my 2 cents
Saffron

[alexandro]

Ein Aspekt ist auch immer die Vermischung von Ideen/Konzepten und realen Personen/Objekten (sieht man auch in der jüngsten Doctor Who-Folge sehr gut). Die Ewigen bei Sandman sind z.B. ebenso unpersönliche Naturgewalten, wie sie fühlende und denkende Wesen sind.