Stimmt. Heutzutage würden sie Purzelbäume schlagen, wenn man die Kosten auf $1000/kg drücken könnte. (Skylon soll angeblich $250/kg schaffen.) Das wäre aber für SF immer noch viel zu teuer.
Wie gesagt, mit den heutigen Kosten-pro-Kilogramm-Schemata kann man im Grunde nicht arbeiten. Zum einen beinhalten diese nämlich die Entwicklungskosten, die sich in einem Zukunftsszenario längst amortisiert haben dürften und sind zudem nur zu einem Bruchteil technisch bedingt - entscheidend ist, wer die wissenschaftliche Orbitaltransfers nutzt, also derzeit allein die Wissenschaft und wer dafür zahlt, also derzeit überwiegend der Staat mittels Steuergeldern. Bei einer höheren Diversifikation der Nutzer und einer Umwandlung der unmittelbaren Nutzer in unmittelbar Zahlende sinken die relativen Kosten automatisch. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Auslastung, und die kann man nur als mies bezeichnen, wenn alle Jubeljahre mal eine Mission startet.
Selbst ein heutzutage alltäglicher Interkontinentalflug mit einem Verkehrsflugzeug wäre ohne die Bandbreite zahlender Kunden für die Dienstleistung sündhaft teuer.
Das liest man auch immer wieder, sehe ich aber nicht so. Gut, da ist jetzt die Frage was "massiv" heisst. Aber auf jeden Fall sind Energieträger interessant, insbesondere solche, die auf der Erde knapp werden (Uran) oder überhaupt nicht vorkommen (Helium-3). Das wird ein Hauptimport sein. Ein anderer Hauptimport wären bestimmte Metalle, die auf der Erde selten sind, z.B. Osmium und die ganzen anderen Seltenen Erden.
Hier wird bereits das Pferd von hinten aufgezäumt, wenn man davon ausgeht, dass irgend jemand das Gefühl hat, irgend jemanden versorgen zu müssen, egal ob das rentabel ist oder nicht. So funktioniert freie Wirtschaft bekanntlich nicht. Wenn die Erde gegenüber Planet X nichts mehr hat, was Planet X braucht, wird die Erde von Planet X entweder nichts über bilateralen Handel erhalten oder das Exportdefizit aus anderen Quellen deckeln müssen.
Hauptexport werden im solaren Setting zunächst Lebensmittel und verarbeitete Güter (Elektronik, Maschinen) sein. Da zähle ich jetzt auch mal die Luxusgüter mit dazu.
Maschinen und Geräte müssen nur Planeten importieren, die noch nicht so weit entwickelt sind um diese selbst herzustellen. Diese Abhängigkeit funktioniert eine Weile, aber wie man schon bei Kolonien auf der Erde sieht, ist es deren vitales Bestreben, diese Abhängigkeit schnellstens zu beenden, um auf Augenhöhe handeln zu können. Und im Weltraumzeitalter sind die ersten Siedler keine Bauern mit in der Heimat unerwünschten religiösen Ansichten oder deportierte Sträflinge - zumindest nicht nur. Für die Entwicklung von Welten muss man Spezialisten hinkutschen, und die werden sehr schnell für technisch-wirtschaftliche Autonomie sorgen. Jedes Bemühen, dies zu unterbinden, wird unweigerlich in bewaffnete Konflikte münden, in denen
das Mutterland der Mutterplanet noch stärker gelackmeiert ist als bei Unabhängigkeitskriegen auf der Erde, zumal die Versorgungswege noch länger sind.
Luxus-Importe kann ich mir im interplanetaren Verkehr nur schwer vorstellen; vielleicht Weingläser aus Marssand oder so, aber da dürfte sich der Bedarf in engen Grenzen halten. Das ist was anderes im interstellaren Szenario, wenn man z.B. mit Eingeborenenkunst oder arkturianischem Megawasserbüffelsteak oder anderen Zeugnissen extrasolaren Lebens handeln kann.
Luxusgüter sind alle Güter, die für das Überleben einer Welt nicht zwingend erforderlich, aber für die Bewohner einer entwickelten Welt erstrebenswert sind. Das können natürlich spezielle Nahrungsmittel, Edelhölzer, Drogen oder Kunstgegenstände sein, dazu zählt aber mehr. Wenn beispielsweise erst einmal eine dicht bevölkerte Welt daran gewöhnt ist, sich von synthetischer Nahrung zu ernähren, wird jedes natürliche Nahrungsmittel zum Luxusgut, selbst wenn die synthetische Nahrung an sich durchaus wohlschmeckend und abwechslungsreich sein sollte. Zum Luxus werden auch schnell Waren, die an sich nichts Besonderes darstellen, aber die gerade aufgrund ihrer Beliebtheit mit starken Einfuhr-/Ausfuhrbeschränkungen und/oder hohen Zöllen belegt sind.
Sicher werden die Raumfahrer nur einen Bruchteil der Gesamtbevölkerung ausmachen, aber halt doch nicht mit den 500 Hanseln zu vergleichen, die die Menschheit bisher ins All geschossen hat. So als ganz grobe Größenordnung würde ich mal sagen, dass die Menschheit (aufgespalten in verschiedene Faktionen, aber das ist eine Sache für den Settingthread) einige tausend Raum- bzw. Sternenschiffe im Einsatz hat. Wieviel genau, darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht.
Wie gesagt, zukünftige Raumfahrt mit heutiger Raumfahrt zu vergleichen ist eine Sackgasse. Der Vergleich mit dem heutigen interkontinentalen Flugverkehr trifft es eher - nur mit dem Unterschied, dass sich die Anzahl der Reisenden auf mehr Ziele verteilt. Gemeinsam haben aber alle erst einmal das Zwischenziel, welches darin besteht, dem Schwerkraftbrunnen zu entkommen.
Wie gesagt, um ein SF-Setting als Hintergrund für interessante Geschichten zu erstellen, muss man sich zuerst überlegen, was man drinhaben will, und dann, wie man die Parameter einstellen muss, damit man es bekommt. Ich habe als Corestory Elemente wie private Raumfahrt (Trampfrachter), Exploration und Kolonisation vorgesehen, also muss die Technologie das hergeben. Es hat einfach niemand was davon, wenn man sich ganz streng an eine logische Entwicklung aus der heutigen Situation hält, und dann immer noch bei seltener, teurer, meist unbemannter und streng genommen zweckfreier Raumfahrt rauskommt. Sowas will niemand bespielen.
Daher ja mein Vorschlag, die langweiligen, aber notwendigen Setting-Bestandteile von den spannenden, spielbaren zu trennen und der Deduktion ihren Lauf zu lassen. Die technische Seite ist weitestgehend dadurch gedeckelt, dass Du auf zu viel Handwedelei verzichten möchtest. Also kann man eigentlich nur noch an kulturellen und demographischen Reglern drehen:
1.) Wenn Raumreisen etwas für Abenteurer, VIPs und Flüchtlinge sind, werden wenige Passagiere genug zahlen, um Raumflüge für kleine Frachter rentabel zu machen. Sind Raumreisen alltäglich, werden die gewaltigen Zahlen an Passagieren in riesigen Passagierschiffen weniger Beförderungsunternehmen befördert und für kleine Trampfrachter besteht kein Bedarf.
2.) Der große Rohstoffverkehr ist dröge und wird von Robotfrachtern abgewickelt. Trampfrachter sind klein, können also nur kleine Frachtmengen bewegen. Diese müssen den Verkehr trotzdem rentabel machen, also müssen die kleine Frachten entsprechend wertvoll sein, was seltene Minerale, Luxusgüter und (siehe 1.) auf wenige, aber gutbetuchte oder sehr verzweifelte Passagiere hinausläuft.
3.) Die Verlagerung der interplanetaren Interaktion (Reisen oder Handel) auf kleine Zahlen/Mengen macht das technische Problem, wie man größere Mengen von der Scholle ins All bringt, nachrangig. Da die SCs in der Regel Frachterkapitäne, Schmuggler, Söldner, Piraten, Diplomaten oder sonstige Ausnahmegestalten sind, wird deren Beweglichkeit zwischen den Schauplätzen nicht eingeschränkt - außer natürlich durch Faktoren, aus denen sich aber wiederum spannende Abenteuer zimmern lassen, und sei dies nur der augenblickliche Mangel an Kleingeld, um einen bestimmten Planeten zu verlassen oder Waren an Bord des eigenen Schiffes, die entweder nicht aus- oder nicht eingeführt werden dürfen.