@ ThalamusAlso ich finde auch, dass es ziemlich ... seltsam anmutet, einen neuen Thread mit dem gleichen Namen aufzumachen.
Wenn du das ganze "Moral im Rollenspiel" oder "Was ist moralisch und was ist unmoralisch?" oder auch nur in "Sollte man im Internet seinen Spielstil veröffentlichen?" genannt hättest, wäre das sicherlich besser gewesen. Aber so mutet es schon etwas seltsam an.
Aber OK, gebe ich auch mal meinen Senf zu deinem Eröffnungspost:
Ich halte nichts von Bevormundung. Jeder Mensch sollte selber wissen, was er sich zumutet und was nicht. Klar, bei kleinen Kindern sollten die Eltern mit am Computer sitzen und sich anschauen, welche Seitens ich ihre Kleinen anschauen.
Aber ab einem gewissen Alter sollten die Leser selber entscheiden, ob sie weiterlesen oder nicht. Und wenn man dann auf so einen Post stößt, dann liest man ihn halt einfach nicht weiter. Ich sehe da jetzt nicht das Problem.
Beziehungsweise ich sehe die Schuld eher beim Leser denn beim Schreiber.
@ Crimson KingDu bist der Einstellung, man kann sich ausssuchen, was man toll findet?
Kann man also willentlich sagen: "So, heute finde ich Erdbeereis toll."? (Obwohl man es bisher noch nie mochte.)
Oder gibt es ein Rollenspiel, dass du super langweilig findest? Kannst du dann einfach so sagen: "So, ich finde dieses Rollenspiel ab sofort toll."
Meistens ist es so, dass man sich seine Gefühle eben nicht aussuchen kann. Man kann sich nur aussuchen, wie man mit diesen Emotionen umgeht.
Weil die Fiktion reale Menschen betreffen kann. Sage meinetwegen, dass das fiktive Leid reales Leid erzeugt.
Sagen wir mal, es haben sich drei Leute getroffen, die sich gegenseitig durch Vergewaltigungsphantasien aufgeilen. Und diese drei treffen sich jetzt, um miteinander zu spielen.
Welche reale Person kommt jetzt zu schaden?
Wenn ich das Spiel gezielt benutze, um moralisch verwerfliche Neigungen auszuleben, ist es nicht mehr nur ein Spiel.
Wieso ist es dann kein Spiel mehr?
Mein Verständnis von Moral und Gerechtigkeit ist in hohem Maße intuitiv und emotional, nicht analytisch und rational.
Und das halte ich für extrem gefährlich. Die größten Unrechte wurden begangen, weil die Leute der Meinung waren, im Recht zu sein, ohne ihre Moral zu reflektieren.
Erst, indem man seine eigene Moral reflektiert, verhindert man, dass man selber in diese Richtung abrutschen kann.
Ich weiß, wenn ich mitbekomme, dass eine Person sich an fiktiven Vergewaltigungen aufgeilt, schrillen bei mir die Alarmglocken.
Das Problem dabei ist natürlich: "Was ist, wenn diese Person sich irgendwann nicht mehr unter Kontrolle hat? Was ist, wenn diese Person ihre Phantasien auch mal in die Tat umsetzen will?"
Das ist natürlich eine potentielle Gefahr. Und diese will ich auch gar nicht leugnen. Und Leute, die sehr starke Sexphantasien haben, die sie nicht offen ausleben könne, sind häufig auch freiwillig in psychatrischer Behandlung. (Bei Vergewaltigungsphantasien ist dies gerade nicht der Fall, da die SM Szene doch recht groß ist und man dort auch so zur Genüge freiwillige "Opfer" findet. Im Falle der Vergewaltigung ist es also nicht notwendig, diesen nur in der Phantasie auszuleben)
Aber angenommen, du triffst eine Person, die solche Sexphantasien hat, und die diese nur in der Phantasie ausleben kann. (Und die Person ist auch bereits in psychatrischer Behandlung, aber der Psychater kann ihr nicht wirklich helfen.)
Was würdest du dieser Person raten? "Hör auf mit dem Rollenspiel?"
Oder was wäre deine Forderung, was die moralischste Handlung für diese Person ist?
Im Prinzip gibt es vier Möglichkeiten:
- Die Person lebt ihre Gefühle in der Realität aus.
- Die Person lebt ihre Gefühle in der Phantasie aus.
- Die Person nimmt harte Medikamente, wodurch sie zwar auch ihre Gefühle unter Kontrolle behält, gleichzeitig aber auch ein Pflegefall wird und dem Sozialstaat auf der Tasche liegt.
- Die Person begeht Selbstmord.