Ich muss nicht tagträumen, um mit mir selbst Rollenspiel zu spielen. Ich stelle mir vor, wie ich als Ritter im Mittelalter an einer Schlacht teilnehme. Ich schlüpfe damit in eine Rolle und erschaffe eine Vorstellung, mit der ich interagiere. Ich mache das selbstverständlich nach bestimmten Regeln. Ich kann sogar für mich und meine Gegner würfeln, also explizite Regeln anwenden.
Wie soll man sowas sonst nennen? Und aus welchen Gründen ist das kein Rollenspiel?
Geteilte Vorstellung als entscheidendes Merkmal von Rollenspiel wäre damit obsolet. Vorstellung und Übernehmen einer Rolle wäre ausreichend.
Und natürlich ist immer noch nicht widerlegt worden, dass es eine Spielwelt, eine Parallelwelt, braucht, damit Rollenspiel überhaupt stattfinden kann.
Ich suche übrigens selbst nach der Falsifikation, aber mir fällt keine ein. Der einfachste Fall von Rollenspiel, der mir einfällt, ist folgender: Im Schulterricht tauscht ein Schüler mit dem Lehrer für 10 Minuten die Rollen. Alles komplett real, genau wie im Steinzeitbeispiel. Und trotzdem ist es nur eine Vorstellung, dass der Schüler nun Lehrer ist und der Lehrer ein Schüler. Und die reale Situation ist - wie ihr einleuchtend erklärt habt, nur eine Entsprechung der Fiktion in der Realität. Also die Überschneidung von Spielrunde/Umwelt und Spielwelt. Und damit ist für die Dauer des Rollenspiels eine Spielwelt erschaffen, die, mag sie auch noch so sehr der Realität gleichen, doch eine eigene kleine Welt ist.