Autor Thema: [Darc] Nutze alles  (Gelesen 1460 mal)

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Offline Pilger

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[Darc] Nutze alles
« am: 23.07.2008 | 02:07 »
Ein etwas anderer, wahrhaft epischer Spielbericht - nicht gerade typisch für den lausigen Siff.

Ich hatte für das Abenteuer keine Stunde an Planung und zunächt überhaupt keine Idee, also brauchte ich schnell was ohne großen Vorbereitungsstress, mit viel Spielraum und Improvisationsmöglichkeiten im Spiel - nur 'ne einfache Idee und 'ne Ausgangslage, der Rest sollte so laufen.
Und dann war da auf einmal diese Idee von 'nem Blitz und einer daraufhin durch die Decke krachenden Leiche.
So entstand dieser „etwas“ abgehobene Plot, der noch dazu sehr gewagt war, könnte er in falscher Spielerhände doch einfach zu viel Chaos anrichten. Doch es war eh eine zwischengeschobene Funrunde und ich vertraute auf meine Gruppe und die Kraft des Glaubens - weshalb ich mich absicherte und nur gottgläubige SC zuliess. Also dann...

Die Ausgangslage:
Ein darcanistischer Flügel der Baerenburger Inquisition schnappt doch tatsächlich 'nen Engel und mit Hilfe eines mächtigen Rituals wird dem Engel seine Seele geraubt. Der darcanistische Oberheini rafft schließlich, wozu diese reine Essenz von Engelsmacht fähig ist (s.u.) und macht erstmal fliegender Weise (wie gesagt, s.u.) einen Ausflug über Baerenburg. Doch der Sünder hat Gottes Rache vergessen...

Das Abenteuerziel:
Die Engelsseele zu der ausgebrannten, (un)sterblichen Hülle des Engels in den Verliesen der Inquisition bringen, damit er wieder von beseelt und zurück ins Leben geholt werden kann.

Die Charaktere:
Für solch eine epische Aufgabe würden neue Charaktere gemacht werden. Stufe 1.

Die Engelsseele:
Sieht aus wie ein quecksilberartiger Tropfen reinen Lichts. Wozu sie genau befähigt und was passiert, wenn man sie berührt, wird im Spielbericht erklärt.

Abenteuereinleitung:
Ich hatte es mit etwas ungleichen Siffern zu tun, die nicht unbedingt ungespielt zusammen passten (2 Elfen, 1 Mensch, 2 Zwerge), also wurde nur kurz erklärt, dass man sich schon von irgend 'nem Auftrag, wo man erfolgreich zusammen gearbeitet hatte, bereits kannte und ein fadenscheiniger Geschäftsabschluß den Spielern vor den Latz geknallt, wegen dem sich die Charaktere an diesem Abend nochmal treffen wollten. Is ja auch egal.
Wichtig war eigentlich nur, dass ich sie alle zusammen unter einem (privaten) Dach hatte.

Bis alle dort nach und nach eintrudelten, hatte ich schon mit einigen NSC und Siffbegegnungen ein paar Gerüchte den Spielern zukommen lassen: „Inquisition hat 'n Engel gefangen“, „Am Reichsgrund wurde ein Engel verbrannt“, „Eine Engelsarmee hat den Reichsgrund verwüstet“ und immer übertriebener – blabla. Jedenfalls ahnten die Spieler, es ist irgendwas mit Engeln im Busch. Letztendlich waren die gerüchte alle Quatsch, lediglich stimmte es , dass die Inqui 'nen Engel gefangen hatte – auch wenn sie das freilich nicht offiziell verkündet hatte, aber irgendwie war was durchgesickert und hatte die Gerüchtmühle angekurbelt.

Spielbericht:
So war man also in der Bleibe eines der Zwerge (eine Steinhütte gar), laberte etwas rum und gerade als man beschloß, noch in die Saufhalle den eben abgesegnten Deal zu begießen, ging es los:
Eben erwähnte ich noch beiläufig, dass draußen irgendwo am nächtlichen, (eigentlich ruhigen) Himmel das Krachen eines Blitzes zu hören war.
->  Die Spieler ahnten nicht, dass der Herr gerade den fiesen Oberdarcanisten mit der geraubten Engelsseele in der Hand auf seinem Flug über das nächtliche Baerenburg mit einem Blitz schön durchgebrutzelt hatte. Der verkohlte Inquisitor segelte nur gut durchgebraten hinab in die Tiefe – purer Zufall, dass sich darunter gerade das Haus mit den SC befand. Purer Zufall...

Jedenfalls brach kurz nach dem Blitz diese verkohlte, noch qualmende Leiche lautstark durch die Decke der Steinhütte und landete mit Staub, Asche, Ziegeln und Gebälk direkt vor den erschrocken hochfahrenden SC. Schnell erkannte man, dass es sich bei dem verkohlten Leichnam um einen Menschenmann in bis vor Kurzem noch prächtigen Roben gehandelt haben muss. Das geschwungenes Inquisitionskreuz, welches der Tote um den Hals trug, ließ wenig Zweifel, um was für einen Kerl es sich hier handelte. Doch wo war der her gekommen? Warum war am Himmel keine Spur von einem Unwetter?
Und man fand die Engelsseele im Staub...

Vorher hatte ich festgelegt, dass derjenige, der die Seele in der Hand hält (was man anfangs nur mit Hilfe eines Stoffstückes wagte), in seinem Kopf leise, wie ein Loop, immer wieder auf Vatein (was nicht jeder SC beherrschte) die Worte: „Helfe mir. Befreie mich.“  hört. 

Unerwartet früh schlußfolgerte ein Spieler, dass dieses „Ding“ irgendwas vom Engel (wenn nicht gar er selbst) sein muss, von dem die ganze Zeit heute im Siff geredet wurde, und dass der verkohlte Inqui dieses leuchtende „Ding“ dem Engel wohl entwendet hatte, bevor der gehörte Blitz ihn wohl gebrutzelt hatte.

Schließlich berührte einer der SC mit dem Finger die Engelsseele und erfuhr, was wahrer Glaube ist, was Erleuchtung ist, wie Gott sich anfühlen muss und das all der ganze Scheiss da draussen doch einen höheren Sinn hat, nach dem es zu Streben gilt. Blaaaa. Jedenfalls war das richtig geil und auch die anderen wollten mal ihren Finger reintunken und „Gott fühlen“. Es hagelte ein paar Glaubenspunkte Gottes und von nun an war man fest entschlossen, dem „Ding“ zu helfen.

Jetzt ging es los. Nachdem die verkohlte Inquisitorleiche in einem Gulli entsorgt war (besser is, s.u.) , machte man sich auf, Nachforschungen einzuholen – was hatte es mit den Engelsgerüchten am Reichsgrund auf sich?

Die eh schon gefährliche Wanderung durch den nächtlichen Siff garnierte ich hier und da mit Häschertrupps der Inquisition, die offenbar etwas suchten. Erst ließ ich nur einzelne Kapuzenmännergruppen rumlatschen, später hatten die Aasfinderhunde (sollten die Inquisitorleiche aufspüren) dabei, während die Spieler immer nervöser wurden. Am auch Nachts belebten Kurfürstendamm endeten schließlich die ergebnislosen Nachforschungen – wilde, sich widersprechende Gerüchte und ein offenbar unversehrter, ruhiger Reichsgrund (bis auf die ausschwärmenden Häschertrupps) bewegten die SC alsbald zur Umkehr.

Eigentllich hatte ich geplant, wenn die SC im Wechseldialog nicht selber auf die Lösung kommen (was auch kaum möglich war), sie mit Hilfe eines ihrer Kontakte (die sie früher oder später kontaktieren würden) oder einem sich anbietenden NSC an einen vateinsichen Priester in Außerburg zu verweisen, der wiederum ihnen dann erklären würde, dass es sich um eine Engelsseele handelt, die zurück zu ihrer Hülle muss und wie das gehen sollte.
Doch es kam anders.

Noch immer angezeckt von der himmlischen Brührung der Seele, beschloß man, kollektiv zu beten. Bis auf den einen Taufzwerg hatten alle Spieler ihren einamligen, „echten“ Betenwurf pro Session noch nicht verballert und schwangen die Würfel. Und tatsächlich erzielte ein Spieler mit 1-2 Zehnern (0 auf W10 = noch ein W10 dazu) das hohe Ergebnis „Göttliche Botschaft“. Ich beschloß, den ganzen Kontakt-Außerburgeremitenmist zu canceln und ging mit dem Spieler in den Nebenraum.

Ich erklärte ihm, dass sein Charakter durch Eingebung begreift, dass es sich um die Seele eines Engels handelt, die zu ihm zurück muss und gab ihm – allzu leicht wollte ich es ihnen ja nun auch nicht machen – als göttliche Botschaft nur zwei Worte mit auf den Weg: „Nutze alles“. ;D

Von diesem zunächst aussagelosen „Nutze alles“ etwas abgetörnt, weihte der Charakter des Spielers seine Kameraden in die göttliche Botschaft ein – und ein anderer Spieler begriff. Nutze alles.

SC: „Ich hab hier ja diese Engelsseele.“
SL: „Ja.“
SC: „Ich versuch mal, diesen übertrieben schweren Tisch anzuheben.“
SL: *würfelt was* „Klappt. Voll easy. Übertrieben easy...“

Was bewirkte die Engesseele? > Ich hatte mir im Vorfeld grob überlegt, dass

1.)Jeder Probengrad  krass gesenkt wird.
2.)Der für eine Probe zu Grunde liegende Eigenschaftswert durch den möglichen Höchstwert ersetzt wird
3.)Alles (wofür es Regeln gibt) möglich/würfelbar ist, auch wenn man es eigentlich nicht kann (= ein Charakter kann beispielsweise einen Zaubereffekt wirken, auch wenn er nicht zaubern kann – die Engesseele macht alles möglich und noch dazu leichter)

Somit konnte jeder, der die Seele hält (Stichwort fliegender Inquisitor), prinzipiell alles machen („Ich zertrete die Tore des Reichsgrunds“ - „Ich lasse Flammen aus meinen Fingern schießen“ - „Ich will zur Kathedrale wie ein Vogel fliegen“), während normale Proben leichter und dabei mit krasserem Ergebnis zu würfeln waren.
Eigentlich hatte ich mir ausgemalt, dass die Charaktere – mit „verzauberten“ Gesichtern – den halben Reichsgrund einreissen, während sie sich zum Engel im Inquiverlies durchholzen, doch die Spieler waren cleverer.

Nach einigen Experimenten, erst Solo-, dann Gruppenheilversuchen und unsichtbaren, heiligen Rüstungen (joa, die konnten – im Gegensatz zu immer - mal richtig magisch abgehen) war es soweit: Man teleportierte sich zur Engelsleiche und gleich darauf – ehe  die Wache vor der Kammer irgendwas überhaupt raffen konnte -  mit selbiger zurück in die Zwergenbleibe. Puff. Völlig unspektakulär.

Dann wurde die Seele auch schon in den Engelskörper verpflanzt (der Taufzwerg war 's) und jeder Charakter erfuhr ein traumhaftes Soloskript, in dem sich ein leuchtender Engel bedankte, bevor man zurück in die Realität sackte, gerade noch rechtzeitig, um den dürren, heruntergekommenen, wieder beseelten Junkyengel sich durch das kaputte Dach in die Nacht erheben zu sehen.
Wie gesagt, ein gewagter und etwas unüblicher Plot, der aber eine Menge Spaß gemacht hat, die "Kleinen" mal ganz "Großes" machen ließ und ein idealer Lückenfüller war.

Offline Pilger

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Re: [Darc] Nutze alles
« Antwort #1 am: 24.07.2008 | 10:12 »
Danke für den interessanten Spielbericht!
Freut mich, dass er Dir gefallen hat und nachvollziehbar war - bei solchen Freestylegeschichten ist die Hälfte immer im Kopf und im anschließenden Bericht nicht immer für andere leicht erklärbar und nachvollziehbar, aber offenbar ging es :)

Zitat
Hört sich nach einem sehr gelungenen Spielabend an. Wenngleich ich etwas enttäuscht bin über das recht zügige und etwas unepische Ende. Einfach so reinteleportieren... naja.
Er war sogar sehr gelungen, aber enttäuscht war ich auch. Andererseits war die Lösung der Spieler - wenngleich auch nicht spektakulär - einfach so elegant, dass ich ihnen das rasche Ende gerne gegönnt habe  ;)

Zitat
Ich wäre auf jeden Fall erfreut, demnächst noch mehr Spielberichte über Darc hier lesen zu können.
Das Setting gefällt mir gut. Einen vom Plott her etwas normaleren Spielbericht fände ich auch mal sehr interessant.

Die normalen Spielberichte sammeln wir immer hier, aber auch hier im Tanelorn sind ein 3-4 Berichte zu finden:

Ein sehr typisches Siffabenteuer, Action in einem abgelegenen Kloster sowie die dazugehörigen Fortsetzungen I und II.