Autor Thema: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen  (Gelesen 9818 mal)

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Offline Fredi der Elch

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Ausgehend von meiner eigenen Rollenspielentwicklung und einem Thread vom Beatboy möchte ich gerne mal eine These (die ich auch nur von Mike Holmes – glaube ich zumindest – geklaut habe) in den Raum stellen:

Jeder Rollenspieler kann mit jedem Spielstil großen Spaß haben.

Das ist jetzt etwas überspitzt dargestellt, aber es gibt den Kern der Idee sehr gut wieder. (Ein paar Einschränkungen werde ich weiter unten versuchen zu geben.)

Eine Voraussetzung gibt es allerdings dafür, dass man auch mit für einen selbst eher „untypischen“ Spielstilen Spaß haben kann: Der Spielstil muss kohärent dargeboten werden.

Da der Kern hier die Kohärenz ist, möchte ich im Folgenden versuchen, einige Punkte vorzustellen, die die Kohärenz erhöhen. Die Liste ist sicher nicht vollständig, aber aus meiner Sicht dennoch ein guter Anfang. Und los geht’s.

1. Allen Beteiligten muss klar sein, worauf sie sich einlassen. Es muss also gewisse „Regeln“ für das Spiel geben. Die betrifft folgende Unterpunkte:
- Ziel. Es muss klar sein, was der Stil erreichen will und wie das Endergebnis (Spielerlebnis) in etwa aussehen soll. Auch wichtig: Was kann/will der Stil nicht leisten.
- Rollen. Wer ist für was zuständig, was wird von wem erwartet. Hier müssen evtl. die Rollen des Spielleiters und der Spieler (und ggf. andere Rollen) definiert werden und deren Aufgaben beschrieben werden. Wichtig auch: was kann jemand mit einer bestimmten Rollen nicht tun.
- „informelle“ Regeln. Die Regeln, die für die Interaktion der Beteiligten an Tisch grundlegend sind, müssen klar sein. Dabei handelt es sich typischerweise um die Dinge, die nicht oder nur begrenzt im Regelwerk geklärt werden (Darf man auf der Metaebene spielen? Darf man reden, wenn der Charakter nicht anwesend ist? usw.)
- „formale“ Regeln. Die Regeln im Regelwerk.
Das Ganze läuft in etwa darauf hinaus, dass allen Beteiligten das „Lumpley-System“ des Spiels klar sein sollte (oder wenigstens bin ich nah an der Definition dran ;) ).

2. Alle Spieler müssen das Spiel mit diesem Spielstil zu diesem Zeitpunkt wollen und mit einer positiven emotionalen Grundeinstellung an das Spiel herangehen. Wenn einige Spieler bereits mit einem „das wird sowieso nichts“ an das Spiel rangehen, wird es vermutlich auch nichts werden.

3. Die Beteiligten müssen die oben festgelegten Regeln in Spiel auch einhalten. Dazu gehört auch, aktiv das gesetzte Ziel anzustreben und in der Interaktion auf das gewünschte Feedback zu achten.

4. Die Regeleinhaltung durch alle muss transparent sein. Es muss allen klar sein, dass sich alle zu jeder Zeit an die Regeln halten und im Optimalfall auch, warum die Regeln sind, wie sie sind und wie damit das Spielziel erreicht werden soll.

Um das alles etwas zu verdeutlichen mal zwei (verkürzte) Beispiele aus den Bereichen Skyrock-artiges ARS und Erzählonkel.

ARsig
Ziel: Es geht darum herauszufinden, wer die coolere Sau ist. Wir messen uns.
Rollen: Der SL macht die Opposition, die Spieler treten dagegen an, messen sich aber auch untereinander. Der SL darf nicht unfair sein, die Spieler dürfen der Herausforderung nicht ausweichen.
„informelle Regeln“: Es kann ruhig etwas härter zugehen. Die Metaebene ist erlaubt. Das Ergebnis muss offen sein. Erfolg sollte entsprechend kommentiert werden.

Vor diesem Hintergrund wären Spieler jetzt zu Recht angepisst, wenn der SL unfair ist, schummelt, hinter dem Schirm würfelt, railroadet usw. Der SL wäre genervt, wenn die Spieler schummeln oder seine Herausforderungen ignorieren.

Erzählonkel
Ziel: Wir wollen gemeinsam eine coole Geschichte genießen.
Rollen: Der SL bereitet eine Story vor und präsentiert diese den Spielern. Er bindet die Spieler möglichst gut in die Story ein. Die Spieler „spielen mit“, stellen ihre Charakter dar. Der SL darf die Spieler nicht langweilen oder zu völligen Statisten degradieren. Die Spieler dürfen nicht „gegen die Story“ spielen.
„informelle Regeln“: Im Zweifelsfall entscheidet der SL. Metaebene ist verboten. Emotionales Involvement der Spieler ist gefordert.

Vor diesem Hintergrund wären die Spieler jetzt zu Recht angepisst, wenn der SL einen Charakter völlig undramatisch sterben lässt (weil er einen Würfel nicht „gedreht“ hat), der SL offen würfelt, sie keine Möglichkeit zur Charakterdarstellung erhalten, der SL sie nicht in die Story einbindet oder eine schlecht vorbereitete Story präsentiert. Der SL wäre genervt, wenn die Spieler nicht bei der Story mitspielen, auf der Metaebene planen oder bei der Story indifferent bleiben.


Sind diese Vorraussetzungen gegeben, kann meiner Meinung nach derselbe Spieler an zwei (und mehr) sehr unterschiedlichen Spielstilen großen Spaß haben. Sicher gibt es dennoch persönliche Präferenzen (welchen Stil man häufiger spielen möchte) und evtl. sogar einzelne Stile, die für einzelne Personen überhaupt nicht gehen. Aber in großen und ganzen können die allermeisten Spieler mit den allermeisten Spielstilen viel Spaß haben, wenn diese kohärent präsentiert werden.

Kleiner Exkurs. Dieser Ansatz würde auch folgende Beobachtung ganz gut erklären: Viele Leute berichten, dass sie mit anderen Spielern Spielstil X ausprobiert haben und diese ganz begeistert waren bzw. sogar sagten, dass das besser sei, als der Stil, den sie sonst spielten. Daraus wird dann gerne geschlossen, dass alle Spieler Stil X präferieren würden (gelle, Set… ;) ). Dabei heißt es nur, dass a) alle Spieler (den kohärenten) Stil X auch mögen und b) das dann besser ist, als der inkohärente Krams, den sie sonst spielen.

Wollte ich nur mal gesagt haben. Ich bin offen für Gegenargumente und/oder weitere Punkte, die größere Kohärenz herstellen können.
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Zitat von: 1of3
D&D kann immerhin eine Sache gut, auch wenn es ganz viel Ablenkendes enthält: Monster töten. Vampire kann gar nichts.

Offline Fredi der Elch

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #1 am: 7.01.2009 | 18:56 »
Und weil ich Doppelposts liebe, hier ein passender Thread dazu:

Erzählonkelspiel – wie könnte es mir gefallen?
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Zitat von: 1of3
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ChristophDolge

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #2 am: 7.01.2009 | 19:04 »
Könnte man diesen unseligen Begriff "Erzählonkel" in irgendwas neutraleres ändern? ARS heißt ja auch nicht Allgemein richtiges (Rollen-)Spiel.

Offline Purzel

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #3 am: 7.01.2009 | 19:08 »
Die Punkte 1 bis 4 klingen so, wie ich mich vor zwei Jahren jede Woche auf die Sitzungen der "Clausthaler Rollenspieltestrunde" vorbereitet habe. Zu jeder Sitzung mit einem neuen System habe ich meinen Geist freigemacht, mich auf das neue Spielerlebnis eingestellt, Regeln gepaukt und während des Spiels darauf geachtet, daß wir wirklich das vom Spielautor beabsichtigte Ziel verfolgen. Das hat 26 mal gut geklappt, nur manche der System waren besch*****  :D.

Hiermit bestätige ich deine These.
« Letzte Änderung: 7.01.2009 | 19:11 von Purzel »

Offline Bad Horse

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #4 am: 7.01.2009 | 19:10 »
Ich denke auch, dass du da recht hast.

...zumindest für One-Shots. One-Shots funktionieren bei einer kohärenten Gruppe immer gut.

Ob das auch für Kampagnen gilt, weiss ich nicht. Persönlich hätte ich nix gegen einen knackigen Dungeon Crawl oder gegen ein fröhliches Vampire: The Geseier, solange es nicht dauernd ist.  ;)
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Offline Crimson King

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #5 am: 7.01.2009 | 19:27 »
Das Thema Kampagnen sehe ich genauso wie Leonie. Es gibt Dinge, die mich kurzzeitig begeistern können, aber keine Langzeitmotivation erzeugen.
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ChristophDolge

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #6 am: 7.01.2009 | 19:37 »
Zumindest machen sie kohärent mehr Spaß als ganz wild durcheinandergewürfelt.

Offline der.hobbit

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #7 am: 7.01.2009 | 21:43 »
Kohärenz steigert sicher den Spielspaß, aber ich glaube nicht, dass jeder jeden Spielstil mag, wenn er nur koheränt präsentiert wird. Das hast du in deinem Punkt 2 und auch später schon angedeutet: Punkt 2: Jeder muss wenigstens ein bisschen den Spielstil mögen oder sich dafür interessieren. So offen sind die Leute leider nicht.
Nehmen wir mal folgendes Beispiel:
Einige Freunde gehen zusammen Badminton spielen. Da einer von ihnen ausgefallen ist, bringt ein anderer seine Freundin mit, die sonst seltener spielt. Alle wissen darum und sagen klar: Wir spielen locker, nur zum Spaß haben, einfach ein bisschen hin und her und so weiter. Nun ist da dummerweise einer dabei, der extrem wettbewerbslastig ist.
Anfangs geht noch alles gut. Aber Mr. Wettbewerb muss bei einem eigentlich nicht schweren Ball etwas springen, um ihn zu kriegen, und schlägt etwas stärker zurück. Der nächste noch stärker, und auf einmal wird geschmettert was das Zeug hält. Die Freundin und ihr Freund (der natürlich zu ihr hält) sind stinkig, die anderen auch, irgend einer hat den Ball aufs Auge gekriegt, ihr kennt das.

Woran ist das jetzt gescheitert? Möglicherweise an Punkt 2 (Mr. Wettbewerb will eigentlich nicht locker spielen, aber er spielt trotzdem mit), sicherlich an Punkt 3 (die informelle Regel "locker spielen" wurde gebrochen; indes - was bedeutet locker spielen genau? Nie drauf haun? oder nur ein bisschen draufhaun? Was ist draufhaun? Passt nicht auf RPG? Wann weicht man einer Herausforderung aus?)

Lange Rede, wenig Sinn:

Kohärentes Spiel einer bestimmten Art ist besser, als inkoheräntes Spiel, das nur zu dieser Art hin tendiert. Aber wenn jemand einen Spielstil einfach nicht leiden kann, dann wird er ihn nicht nur deshalb mögen, weil er ihm kohärent präsentiert wird.

In diesem Sinne: Nicht jeder Spieler kann mit jedem Spielstil Spaß haben. Aber der Spaß steigt mit der Kohärenz des Spiels.

(Fußnote: Man kann auch kohärent inkoheränt spielen. Denke ich zumindest. Oder?)

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Offline Merlin Emrys

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #8 am: 7.01.2009 | 21:56 »
(Fußnote: Man kann auch kohärent inkoheränt spielen. Denke ich zumindest. Oder?)
Jo - wenn alle Beteiligten den raschen Wechsel schätzen und gerne von einem Stil zum anderen springen. Ich nehme an, daß es ein seltener Fall sein dürfte, aber ich würde ihn ohne weiteres für möglich halten.

Jeder muss wenigstens ein bisschen den Spielstil mögen oder sich dafür interessieren.
Das würde ich ebenfalls als "Ausschlußkriterium" sehen. Wer grundsätzlich nichts in Richtung Horror mag (keine Bücher, keine Filme, keine Witze, keine was-auch-immer), wird Horror-Rollenspiel vermutlich mit gutem Grund gar nicht erst in Erwägung ziehen.

Offline Crimson King

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #9 am: 7.01.2009 | 21:56 »
@Hobbit:
Wobei man da nur noch Inkohärenz durch Dysfunktionalität ersetzen muss und man ist wieder da, wo die Forge schon vor Jahren angekommen ist.
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Offline Arbo

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #10 am: 7.01.2009 | 21:57 »
@ hobbit:

Nee, dann war es vielleicht keine informelle Regel. Das Dumme an informellen Regeln ist nämlich - und das wird m.E. zu oft vergessen - , dass sie entstehen bzw. erwachsen, sich aber nicht vorher "festlegen" lassen. Dann wären sie ja nicht mehr informell.

Deshalb greift Dein Beispiel ein klein wenig zu kurz. Informell wäre, wenn sich alle Deine SpielerInnen treffen und ohne großes Tamtamm "irgendwie klar" ist, "ganz locker" zu spielen. Ohne eine Absprache müssten alle SpielerInnen davon ausgehen wollen, dass das Konsens ist. So, da die Regeln immer mit Sanktionskraft einher gehen, sollen sie weiter Bestand haben, wäre es jetzt interessant, wie die Gruppe auf Deinen Wettbewerbsspieler reagiert. Liest sie ihm die Leviten und der reißt sich dann am Riemen, ist es eine informelle Regel (gewesen). "Bestraft" die Gruppe sein Verhalten nicht, dann lautet die "informelle Regel" anders, nämlich: Wir spielen wie bisher.

Jo - wenn alle Beteiligten den raschen Wechsel schätzen und gerne von einem Stil zum anderen springen. Ich nehme an, daß es ein seltener Fall sein dürfte, aber ich würde ihn ohne weiteres für möglich halten.

"Von einem Stil zum anderen springen" ... Meine Güte, warum klingt das schon wieder so einseitig und bisweilen "abwertend"?

Ein Übergang von einem "Stil" zu einem anderen kann fließend sein. Er kann sogar nötig sein. So unmöglich halte ich das nicht, eher sogar für den Regelfall: Dass verschiedene Stilelemente miteinander verwoben bzw. angewendet werden - auch welche, die dem normalen SW-Theoristen als gegensätzlich erscheinen.


Arbo
« Letzte Änderung: 7.01.2009 | 22:01 von Arbo the Checker »
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Offline Boba Fett

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #11 am: 7.01.2009 | 22:09 »
@Fredi: Interessanter und aufschlußreicher Beitrag! Danke dafür.
Und von meiner Seite besteht grundsätzlich absolute Zustimmung!

Mich stört eigentlich nur Punkt 2 in Deiner Liste, denn ich empfinde es ein bisschen als "Totschlagargument".

2. Alle Spieler müssen das Spiel mit diesem Spielstil zu diesem Zeitpunkt wollen und mit einer positiven emotionalen Grundeinstellung an das Spiel herangehen. Wenn einige Spieler bereits mit einem „das wird sowieso nichts“ an das Spiel rangehen, wird es vermutlich auch nichts werden.

Damit schließt man eigentlich elegant alle Spieler aus, die irgendwelche Vorurteile oder dergleichen haben.
Damit wird mit der (von Dir ja schon als übertrieben deklarierten) These "Jeder Rollenspieler kann mit jedem Spielstil großen Spaß haben." doch schon wieder eben eine Einschränkung.
Eben NICHT jeder.

Klar, wer sich dagegen sperrt, machts bestimmt kaputt und man soll Leute nicht zu ihrem Glück zwingen.
Die Blockadebauer interessieren mich aber ehrlich gesagt auch nicht. Die ewig Neugierigen (also die, die dem 2. Punkt entsprechen) aber auch nicht. Die einen gewinnt man nie, die anderen eben mit Einhaltung Deiner Richtlinien.

Was ist mit Leuten, die Bedenken haben, aber bereit sind, mal was auszuprobieren?
Genau die würden mich interessieren - bzw. was für die zu tun ist, um sie in diese Formel einzubetten.
Oder die ewig Konservativen (never change a running system).
Denn ich behaupte, das sind wohl die interessante Zielgruppe, um ihnen mal andere Spielstile zu präsentieren,
trotz Bedenken und vielleicht auch trotz gewisser Vorurteile.

Denn die, die wirklich wollen, denen kann man es schnell näherbringen.
(Wie, ist hier sehr gut aufgeschlüsselt. Dafür 1000 THX!)
Und die, die blockieren, braucht man gar nicht zu umwerben.
Interessant sind die Skeptiker, die bereit sind, Dingen eine Chance zu geben.
Wie erreicht man die?

Dafür auch sehr gern einen neuen Thread.
Oder auch einen Doppelpost. ;)
« Letzte Änderung: 7.01.2009 | 22:12 von Boba Fett »
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Offline Beral

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #12 am: 7.01.2009 | 22:16 »
Fredis Beitrag gehört - entsprechend aufbereitet - in das Vorwort bzw. das Kapitel "Vorbereitung" jedes Rollenspiels.

Inhaltlich müssten die Punkte noch ausgearbeitet werden. Bei Punkt 2 z.B.: Wie kriegen die Spieler einen Spielstil zu fassen (auf den sie sich einigen sollen), wenn die Spielstile sich schon aus den Händen der Theoretiker herauswinden wie glitschige Aale?
Soll heißen: Der Forderung "Das soll gemacht werden" müssen Methoden folgen, die sicherstellen, dass die Zielgruppe die Forderung auch erfüllen kann. Sonst bleibt es bei einem gutgemeinten Ratschlag, den keiner ausführen kann.
Spielertyp: Modellbauer. "Ich habe das Rollenspiel transzendiert."

"Wir führen keinen Krieg...sind aber aufgerufen eine friedliche Lösung auch mit militärischen Mitteln durchzusetzen." Gerhard Schröder.

Offline Maarzan

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #13 am: 7.01.2009 | 22:31 »
In Summe heißt das dann doch "Transparenz" .

Wenn jeder weis, woran er ist und welche Regeln im weitesten Sinne gelten, treffen sich ja nur noch solche Leute, die bereits sind zu so einem Spiel und auch Missverständnisse wären im theoretiscehnideal dann ja auch nicht mehr vorhanden.

Wer weis was los ist, kann bei Missfallen eben absagen. Übrig bleibt idealerweise der willige ausreichende "kohärente" Rest.
Und wenn die Regeln klar sind, können die Ungeübteren sich auch in einen Stil einfügen, ohne all zu sehr anzuecken.
Storytellertraumatisiert und auf der Suche nach einer kuscheligen Selbsthilferunde ...

Offline Boba Fett

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #14 am: 7.01.2009 | 22:37 »
In Summe heißt das dann doch "Transparenz" .
Transparenz und Kontinuität

So, wie in jedem guten Forum...  8]
-scnr-

(pls back to topic!)
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Offline Joerg.D

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #15 am: 7.01.2009 | 22:48 »
5. Die Spieler müssen von der Veranlagung her dazu in der Lage sein den gewünschten Stil zu spielen.

Nicht alle Spieler können alle Arten des Spieles spielen. Die Begabung oder Veranlagung muss zumindest grundliegend zum gewünschten Stil passen. Wenn man jemanden, der nicht in der Lage ist, IC Monologe zu halten oder sich die Regeln eines komplexen Systemes zu merken, zu so etwas überredet, dann nutzen die besten Vorsätze nichts. Er wird bei der Art des Spieles welche die anderen Spielen wollen trotz seiner guten Vorsätze scheitern.

Ein wunderschönes Post, das einem sehr deutlich macht, wie man Mitspieler über klare Regeln und nachvollziehbare Werte etwas näher bringen kann, dass sie eventuell aus einem Reflex her ablehnen. Ich denke das viel Spielspaß durch Erfolge und gutes Miteinander im Spiel entsteht. Spieler sind bei klaren Regeln und logisch nachvollziehbaren Mustern eher geneigt sind, etwas anders zu akzeptieren. Vielleicht geht es einfach um das Verstehen, was da wirklich gespielt werden soll.

Kohärenz bedeutet für mich in diesem Fall, dass die gewünschten Mechaniken welche zum angestrebten Spielstil führen sollen in sich logisch, zusammenhängend und für den Spieler nachvollziehbar sein müssen. Wir leben in einer angeblich aufgeklärten Welt und die Nachvollziehbarkeit schafft Sicherheit aus der Vertauen erwachsen kann.

Damit bin ich aber schon bei meinem nächsten Punkt:

Die Kohärenz, welche mit den von dir angegebenen Mitteln erreicht werden soll ist nicht nur für den Spaß mit verschiedenen Stilen wichtig. Sie ist meiner Meinung nach für jede Art Spiel wichtig. Die Nachvollziehbarkeit von Entscheidungen und Transparenz gegenüber den Mitspielern ist das A und O für Vertrauen in die Gruppe und den SL.  Oft wird mangelnde Kohärenz mit dem üblichen "trust your Gammaster" abgbügelt. Jeder gute SL sollte neben seiner taktischen und darstellerischen Kompetenz auch die Gabe zu haben, seine Wünsche für das Spiel an die Gruppe heran zu tragen und die Wünsche der Spieler in sein Konzept einzubauen.

Leider lassen sich zu verschiedene Ansichten nicht immer auf einen Nenner bringen, aber was Du schreibst bildet eine solide Grundlage für jeden social contract.

Was Du da oben beschreibst, ist also eine Zusammenfassung von dem Social Contract, der  Exploration im Sinne des Lumpley Prinzipes, der Klarheit der Techniken im Sinne des ?Ephemera? und die daraus resultierende Creative Agenda.

Also lässt sich dein ganzes Post in einem Satz zusammenfassen:

Stimmt die Creative Agenda, kann man mit verschiedenen Spielstilen Spaß haben.

Das ist zwar nicht so schön zu lesen, aber ich hoffe es trifft des Pudels Kern.

Danke für die Anregungen

« Letzte Änderung: 7.01.2009 | 22:51 von Jörg.D »
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
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ChristophDolge

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #16 am: 7.01.2009 | 23:04 »
Zitat
Stimmt die Creative Agenda, kann man mit verschiedenen Spielstilen Spaß haben.

klingt für mich schon deutlich besser als

Zitat
Jeder Rollenspieler kann mit jedem Spielstil großen Spaß haben.

Aber alles in allem guter Gedanke, die Punkte, mit der sich die Agenda beschäftigen muss, mal so zusammenzustellen.

Offline Joerg.D

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #17 am: 7.01.2009 | 23:12 »
Nun ja, es ist ein guter rhetorischer Kniff, den Leser mit einer gewagten Aussage ins Thema zu locken und Fredi schreibt ja selber, dass er es etwas überspitzt dargestellt hat und es nur den Kern der Idee darstellt, den er im Text noch mit Einschränkungen versieht.

Für mich ist dieser Satz also nur dazu gedacht den Leser ins Thema zu locken und die These dann ausführlich mit Fakten zu untermauern.

Kann natürlich auch nicht stimmen, was ich denke.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

ChristophDolge

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #18 am: 7.01.2009 | 23:25 »
Ich teile deine Einschätzung durchaus. Nur hätte Fredi wenigstens am Ende seines Posts etwas relativieren können.

Offline Fredi der Elch

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #19 am: 7.01.2009 | 23:48 »
Stimmt die Creative Agenda, kann man mit verschiedenen Spielstilen Spaß haben.
Das ist genau das, was ich nicht sagen wollte. Es ist fast das genau Gegenteil dessen, was ich sagen wollte. ;)

Um es in Forgesprech zu formulieren: Jeder Spieler kann mit jeder Creative Agenda viel Spaß haben, solange sie nur kohärent präsentiert wird. (und wenn ihr Nitpicker seid, dürft ihr vor "jeder" jeweils ein "fast" setzen...  ::) )

Und an "von der Veranlagung her dazu in der Lage sein den gewünschten Stil zu spielen" glaube ich sowieso nicht...
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Kinshasa Beatboy

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #20 am: 7.01.2009 | 23:59 »
Das ist genau das, was ich nicht sagen wollte. Es ist fast das genau Gegenteil dessen, was ich sagen wollte. ;)

Um es in Forgesprech zu formulieren: Jeder Spieler kann mit jeder Creative Agenda viel Spaß haben, solange sie nur kohärent präsentiert wird. (und wenn ihr Nitpicker seid, dürft ihr vor "jeder" jeweils ein "fast" setzen...  ::) )

Und an "von der Veranlagung her dazu in der Lage sein den gewünschten Stil zu spielen" glaube ich sowieso nicht...

Also ich finde das sehr nachvollziehbar. Die von Leonie und Crimson King ergänzte zeitliche Einschränkung erscheint mir dabei aber wichtig. Trotzdem: die Beobachtung ist clever. Und nicht nur das: vielleicht kann man sich jetzt ja ein paar zusätzliche Gedanken machen und ableiten, WAS GENAU Leute am Rollenspiel insgesamt, also als Schnittmenge der Stile, reizt und weshalb die Kohärenz dabei wichtig ist. Aber nicht mehr ich und nicht mehr heute. Gute Nacht!

Kinshasa Beatboy

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #21 am: 8.01.2009 | 00:10 »
Und weil Du, Fredi, Doppelposts so gerne magst, hier schnell noch eine kurze Anmerkung:

In meiner klassisch story-orientierten Stammgruppe probieren wir demnächst mal was Neues aus. Wir spielen wenig überraschaend eine klassisch story-orientierte Fantasykampagne, blenden aber in Kämpfen auf striktes ARS mit Battlemaps, klaren, transparenten Regeln, einem SL-Spieler-Antagonismus und allem drum und dran. Mal schauen, ob das klappt.

Offline Joerg.D

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #22 am: 8.01.2009 | 00:12 »
Tja, dann leide ich wieder einmal einer bemerkenswerten Unfähigkeit, zu verstehen, was du damit sagen wolltest  denn für mich ist die Kohärenz wie ich sie verstehe die Grundlage jeder funktionellen Creative Agenda.

Kohärenz bedeutet für mich wie ich schon schrieb in diesem Fall, dass die gewünschten Mechaniken und Absprachen welche zum angestrebten Spielstil führen sollen in sich logisch, zusammenhängend sein müssen.
Wenn wirklich allen Leuten klar ist, was und wie gespielt werden soll und sie sich auch darauf einlassen, kann Spaß mit jeder Art Spiel oder Stil Spaß entstehen.

Dabei ist es relativ egal, ob du an Veranlagung glaubst oder nicht. Ich kenne Spieler die nicht dazu in der Lage sind, bestimmte Sachen zu spielen. Ich habe gesehen wie sie es versucht haben und gescheitert sind, worunter der Spaß der Gruppe litt. Klar kann man an sich arbeiten, aber ich kann mir nicht vorstellen, das man Spaß bei einem Spiel hat, das man nicht kann.

Aber ich verlasse den Tread jetzt und überlasse es anderen mit dir zu diskutieren, ich habe meine Denkanstöße erhalten und werde da ein wenig drüber sinnieren. Vielleicht kommt ja noch etwas von dir, was deinen Gendanken sogar mir klarwerden lässt.
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Joe Dizzy

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #23 am: 8.01.2009 | 00:19 »
Jeder, der schon über sein erstes Bier, seinen ersten Kaffee, seine erste Zigarette oder ähnliches hinausgegangen ist, wird wissen dass man sich Geschmack anlernen kann.

Ich denke, es steht völlig außer Frage, dass man das auch mit "Spaß an Rollenspiel haben" leisten kann. Man kann sich für jede Spielart von Rollenspiel sensibilisieren und ich habe den Eindruck, dass das was Fredi mit kohärent meint zu großen Teilen die ersten Schritte einer solchen Sensibilisierung umschreibt.

Offline Joerg.D

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Re: Kohärenz und Spaß mit verschiedenen Spielstilen
« Antwort #24 am: 8.01.2009 | 00:27 »
Damit man sich den Geschmack anlernt muss es aber IMHO mit einer Art Genuss verbunden sein. Sonst versucht man nicht sich in Bezug auf diese Sache zu sensibilisieren.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.