(über die Qualität der Umsetzung dieser Lösung kann man streiten. Ich bin auch nicht mehr zufrieden. Andere Lösungen sind aber noch schlechter d.h. für meinen Geschmack unbefriedigender)
Mein Punkt ist eben, dass die Güte im Sinne von Realismus großteils illusorisch ist. Unabhängig von der Qualität der Tabellen. Im Beispiel: Sagen wir mal, du hieltest bei "feuchtes Laub" einen Modifikator von 17% für angemessen, "glitschig" wären für dich 20% und "rutschig" 30%. Deine SL würde vielleicht andere Modifikatoren darunter verstehen. Darüber könnt ihr euch super schnell einigen, wenn ihr sagt "wir nutzen Tabelle A234", das ist definitiv ein Vorteil. Aber, in der Situation beschreibt die SL die Szene halt mit den Worten, die ihr in den Sinn kommen, und versucht so gut es geht, das Bild in ihrem Kopf in Worte zu fassen, um bei den Spielern ein möglichst ähnliches Bild im Kopf zu erzeugen. Dieser Vorgang ist an sich so schwierig und so fragil, dass dagegen die Genauigkeit der Tabelle Erbsenzählerei ist.
Wenn mich die Details inhaltlich interessieren muss ich sowieso nachfragen, das geschieht unabhängig vom System. Bei "rules light" kann ich es mir aber aussuchen, und darauf verzichten, wenn ich mal nicht interessiert bin. Für die Abwicklung kommt es in beiden Systemen letztlich nur auf den Modifikator "unterm Strich" an, und dessen wichtigste Determinante ist die SL, die die Situation festlegt.
Wenn es Unstimmigkeiten gibt hilft die Tabelle auch nur in einem Fall: wenn ich "gesagt gilt" vereinbart habe, und die SL im Zweifelsfall auf "feucht" festlegen kann. Darf sich die SL nachträglich korrigieren, weil sie eigentlich "rutschig" meinte komme ich unterm Strich auch nur zu dem Ergebnis, dass die SL durch die Beschreibung festgelegt hat.
Deine "Befriedigung" müsste nach meinem Eindruck also primär daher kommen, dass das System SL und Spieler zwingt, sich auch um die Details zu kümmern. Das ist eine für den Spielverlauf wahnsinnig wichtige Festlegung, die IMO unbedingt Teil des Gruppenvertrags sein sollte. Und völlig klar, wenn zwei Leute gern Rolemaster spielen sind sie sich in diesem Aspekt mit ihren Vorlieben wahrscheinlich schon recht nahe. Da spart einem die Einigung auf das Regelsystem eine lange Verhandlung und dort wo verhandelt wird gibt es eine klare Struktur (Tabellenauswahl) vor. Das ist besser als sich Freiform darüber zu einigen, wo man wieviel Realismus möchte und eindeutig eine Leistung des Regelsystems. Nur, nach diesem Einigungsprozess hängt dann im Spiel doch wieder so viel am Szenenaufbau durch die SL, dass die Tabellen nicht mehr viel Zusätzliches beizutragen haben.
Regeln sind halt wie eine Sprache zur Beschreibung des Spiels. Je komplexer und umfangreicher die Sprache, desto mehr kann sie beschreiben, aber um so länger dauert auch eine komplette Beherrschung.
Im Falle von RM müsst es IMO heißen "zur Beschreibung der Physik" des Spiels. Das ist klar eine Frage der Vorlieben, aber ich bin an der Physik von Spielwelten deutlich weniger interessiert, als an den coolen Sachen, die es da so gibt. Spielzeit ist endlich und so gut ich verstehen kann, wie geil es ist, sich in ein komplexes Magiesystem einzudenken, im Spiel will ich möglichst viel Zeit mit der Geschichte und den Charakteren verbringen und interessiere mich weniger für die Physik. YMMV.
Die Frage müßte also heißen, dauert es länger die im SW geregelten Effekte in Rolemaster zu lernen oder nicht (Was ich jetzt nicht beantworten kann)
Ich hab auch keine Ahnung. Aber für meinen zweiten Punkt oben genügt es festzustellen, dass ich bei SW mit weniger Lernaufwand (und Verwaltungsaufwand) alle Regeln selbstständig anwenden kann. Und damit schneller die Möglichkeit habe, Aufgaben zu übernehmen. Das muss man nicht wollen und es hat auch seinen Preis. Aber dieses Bedürfnis ist manchen eben so wichtig wie anderen der Detailgrad. Und moderne Systeme sind diesbezüglich tendenziell flexibler, befriedigen also ohne Störungen und großen Aufwand mehrere Bedürfnisse.