Vorwort:
Das Diary stammt von meinem Blog und wurde durch Trashbacks total zugemüllt. Auf den Tipp von Skyrock hin kopiere ich eine sichere Version in das
.
Am gestrigen Dienstag hatte ein Vergnügen der „besonderen“ Art und kann mich danach wieder sehr lebhaft daran erinnern, warum ich früher die Vampire Spieler nicht mochte. Sie waren für mich immer der Inbegriff der Superhelden in Rüschenhemden und ich habe bis jetzt erst eine Kampagne erlebt, die sich nicht um emotionale Krüppel handelte, welche zum Spaß Menschen abschlachten und sich nebenbei in den Generationen hochmetzeln um mehr Macht zu erlangen (die Kampagne ist übrigens mit dem City System gespielt worden und nicht mit der WOD) Naja, ich bin halt eine powergamende Storynutte und kein erzählonkelnder Romantiker.
Heutzutage empfehle ich dem geneigten Spieler eigentlich immer, er möge doch gleich zu Scion greifen, wenn er einen Superhelden oder Halbgott spielen möchte, da diese Spieler die NWOD irgendwie als Ausgeburt des Bösen ansehe.
Aber zurück zum gestrigen Abend.
Ich landete bei dem neuen Spieleiter einer Runde, welche sich aus meiner Alias Bourne Crossover Runde gebildet hatte denn er hatte etwas im Angebot, was mir eigentlich gefallen hätte.
Eine Runde, die sich stark bei Supernatural anlehnt.
Ich hatte mit einem System wie die 7 Siegel oder der NWOD Hunter gerechnet, vielleicht noch so etwas wie Witchcraft oder gar Scion, bloß eben mit normalen Charakteren, die sich in einer erwachten und gefährlichen Welt befinden. Es sollte die OWOD werden :-(.
Ich kam an und der SL hatte uns Charaktere vorbereitet, welche perfekt zum Setting und der Runde passen würden. Wir spielten 2 Brüder, eine Mutter und ein Waisenkind, welches zur Familie gestoßen war, als wir die Peiniger seiner Eltern umgebracht äh exorziert hatten.
Der Hintergrund für uns war gut, auch wenn das Waisenkind nach der Einführung erst mal in mit dem SL der Küche verschwand um geheimnisvolle Dinge aus der Vergangenheit zu klären.
Lieber SL, kannst Du das nicht vor dem Spiel mit dem Spieler klären?
Naja, wir unterhielten uns auch ohne SL prächtig und machten ein paar Probekämpfe zwischen den Charakteren, bei denen mir auffiel, wie viele Würfel wir denn schon benutzen konnten. Das hat schon gerockt.
Der SL kam dann schließlich wieder und fing die eigentliche Runde an. Wir legten los und sozialisierten ein wenig, während unser Charaktere mit einer Mordserie konfrontiert wurden. Der SL gab sich reichlich Mühe und konnte in diesem Teil des Abenteuers punkten. Er hatte ein paar gute Plothooks ausgelegt, die wir nur aufzusammeln brauchten um den bösen Vampiren auf die Spur zu kommen.
Insgesamt fiel mir auf, dass wir eigentlich alle Würfelproben mit links schafften, aber das störte mich beim Aufbau des Spannungsbogens nicht weiter. Schließlich kam ich auf eine Idee und griff einen potentiellen Vampir an, statt ihn wie vom SL gewünscht zum Lager zu verfolgen. (ich wollte mit den anderen Jägern seine Handykontakte über unseren Hacker orten lassen oder ihn als Köder benutzen)
Also erzählte mit der SL, das der Vampir sich trotz meiner 7 Erfolge weggeschlichen hätte und ich nur in der Lage gewesen wäre seine Spur zu einem Bauernhof zu verfolgen. Dort wurde ich sehen, wie er freudig ein paar andere Vampire begrüßt.
Ich war angepisst und telefonierte erst einmal mit den anderen Jägern in unserer Gruppe. 12 Vampire waren mir zu viel und ich wollte zwei befreundete Kontakte anrufen um uns mehr Feuerkraft zu sichern. Ein grinsender SL erklärte mir, wie die Kontakte mich wegen lächerlicher 12 Vampire auslachten, mit denen würde unsere Familie mit links fertig.
Meine Laune war endgültig im Arsch.
Der Rest der Familie kam also an und marschierte ins Lager rein. Während mein Charakter sich noch ärgerte, stürzte er seiner Familie nach und sah, wie jeder der Spieler mit jeweils 3-4 Vampiren gleichzeitig den Boden wischte. Ich fühlte mich irgendwie unbenötigt und lies den in einem Käfig gefangenen Menschen frei, der sich (was für ein Zufall) in einen tobenden Werwolf verwandelte, den ich (oh Wunder) mit links durch die Wand prügelte. Als also dieser Werwolf unter den Schlägen meines Superhelden-Jäger-Macho-Sonstirgendetwas zart geklopft wurde übernahm der SL mal kurz meinen Charakter und schilderte, wie ich die Information über ein Werwolf Rudel mit glühenden Eisen und schneidenden Silber aus dem Werwolf rausfolterte, bevor der mir bei seiner Rückverwandlung in einen Menschen noch die melodramatische Bitte auftrug, seine Tochter zu befreien, die noch nicht verwandelt sei.
Ich war schon sauer genug, dass mein Charakter den Werwolf gefoltert hatte ohne das ich ihn der Hand (sprich unter Spielerkontrolle) gehabt hätte, aber die Erzählung, wie mein eisenharter Jäger dem sterbenden unter Tränen verspricht, seine Tochter zu retten erzeugte in mir Brechreiz. Was kommt als nächstes? Ich gehe zum Yoga und besuchen einen Psychologen, weil ich chronisch gewalttätig bin?
Nach dem Spiel gab es dann erst einmal die Nachbesprechung. Die anderen Spieler waren begeistert, genau so wollten sie es beim Spiel haben, im Kampf rocken, totales Drama und die Gefühle unserer gepeinigten Jäger im Vordergrund.
Ich legte dann mal los, was mir nicht gefallen würde. Wir würden nicht Supernatural spielen, wo die Helden oft derbe auf die Fresse bekommen und nur Zusammen die Abenteuer überleben, sondern die Arschtreter/Superhelden mischen den Kindergarten des Übernatürlichen auf. Wenn es für einen Anfängercharakter so leicht wäre einen Werwolf zu töten wie für mich, einem Kind dem Lutscher zu klauen, hätte das für mich nichts mit dem Genre zu tun. Sachen wie mir das Recht über Handlungen oder Emotionen meines Charakters zu rauben würde ich grundsätzlich nicht begrüßen und das Railroading zum Konflikt in der Scheune hätte mich genau so angepisst wie das Auslachen der anderen Jäger, die ich um Hilfe gebeten habe.
Ich hätte nichts dagegen, wenn ich mal einen so krassen Charakter spielen könnte, wenn ich da viel Zeit, Rollenspiel und Mühe in Steigerungen investiere, doch schon am Anfang der Kampagne ein Superheld zu sein wäre mir zu langweilig.
Die Gruppe spielt jetzt schön ohne mich weiter und ich habe Angst vor dem Gastspiel bei Martin, der auch eine (wenigstens angesagte) Superhelden Kampagne leiten will. Nun ja, Martin kann als SL wenigsten etwas und hört auf seine Würfel.
Aber ich werde auf jeden Fall nie ein Fan von Superhelden im Rollenspiel werden, egal ob sie in Spandex oder Rüschenhemden verpackt sind.