Das zweite zuerst, das ist um diese Uhrzeit einfacher: (1) Niemand hat je behauptet, Nachwürfeln an sich wäre schlecht. Das ist eine Aufblähung meiner ursprünglichen Aussage, die leicht zu widerlegen ist, aber mit der ursprünglichen Aussage nur nominell etwas gemeinsam hat. Wollte ich nur mal klarstellen. (2) Pretty please with sugar on top, machen wir uns doch nichts vor. Natürlich war "Würfeln als Inspiration" nie Teil des Gruppenvertrags. Wir reden hier über Leute, die das Lumpley-Prinzip als Kommunistendreck verdammen würden und steif und fest auf der Realität (!) der Spielwelt beharren würden. Dein "theoretisch" ist reine Sophisterei, ungefähr so relevant wie die Idee, dass Dinge "theoretisch" auch nach oben fallen könnten, es wurde nur noch nie beobachtet. Nochmal der Kontext: dem Meister gefiel der x-te Angriffswurf des Korgeweihten nicht. Der Spieler des Korgeweihten hatte augenscheinlich keine Probleme mit seinem Ergebnis (er neigte in einer anderen Runde eher Richtung ARS, hat auch gestern klaglos eine 20 bei seinem 9-Hiebe Wunder akzeptiert, ohne zu murren.) (3) Offen, verdeckt ist in diesem Zusammenhang egal, weil die Technik an sich im Vergleich zu allen Alternativen immer schlechtere Ergebnisse produziert.
Die Bedeutung der Fiktion ändert sich also in Abhängigkeit vom Wurf oder dessen Wiederholung, damit ist er nicht überflüssig. Was ist da so schwer zu verstehen?
Die Bedeutung der Fiktion unterliegt nicht dem Lumpley-Prinzip. Sie ist, an sich, nicht Teil der Fiktion.
Wir haben die Situation, dass jemand (NICHT etwas) eine Entscheidung trifft. Im einfachsten Fall, die Entscheidung, ignorier ich den Wurf oder nicht. Noch so viel Geraune über die Bedeutung des Wurfs ändert nichts daran, dass letztlich jemand (oder auch die Runde) eine Entscheidung trifft. Und diese Entscheidung bestimmt die Bedeutung (ich würde lieber sagen subjektive Wahrnehmung) der Fiktion mehr als alles andere. Mit hoher Wahrscheinlichkeit auch über die aktuelle Sitzung hinaus. Der Wurf ist bzw. wird durch die entsprechende Entscheidung irrelevant. Und natürlich ist der zweite Wurf überflüssig, wenn ich schon entschieden habe "failure is not an option".
Vor dem ersten Wurf ist die Situation komplizierter, deswegen habe ich oben unterschieden, ob schon vorher klar war, dass es nur ein Ergebnis geben kann oder ob man hinterher merkt, dass man mit dem Ergebnis nicht leben kann. Für den jetzigen Punkt kommt es aber darauf nicht so sehr an, wenn wir uns einigen können, dass auch hier wieder ein Mensch (oder mehrere) eine Entscheidung treffen, die die eigentliche Determinante ist.
Damit zurück:
Also warum soll es jetzt plötzlich nicht gehen zu würfeln um zu sehen ob der Würfel nach bestimmten Regeln ein bestimmtes Ereignis vorgibt, aber wenn er das nicht tut dann würfeln wir eben nochmal? Dann ist die Bedeutung aber anders.
Es "geht" selbstverständlich, das ist bist zur Einführung der Totalüberwachung und der Rollenspielpolizei ein Satz, bei dem ich nur raten kann, was er eigentlich sagen soll.
Der entscheidende Punkt meiner ursprünglichen Kritik war aber ohnehin der, dass das nicht nur gemacht wird, sondern dabei auch noch so getan wird, als hätte nicht gerade jemand eine _Entscheidung_ darüber getroffen, welche Ergebnisse akzeptabel sind. Insofern wäre meine Antwort auf deine Frage: Weil es Blödsinn ist. Weil deine Beschreibung die ganz wesentliche Tatsache ausblendet, dass sowohl vor dem ersten Wurf als auch vor dem zweiten Wurf Menschen eine Entscheidung treffen. Und weil es, in dem konkreten Kontext den wir ursprünglich diskutiert haben (genau wie auch deine Beschreibung) eine Methode ist, sich vorzumachen, man hätte nicht entschieden. Weil hier die vorher, währenddessen oder nach dem ersten Wurf getroffene Entscheidung, dass bestimmte Ergebnisse nicht akzeptabel sind, mit Würfeltheater verdeckt wird, statt zu sagen "ich will es so oder so". Das ist Kulissenschieberei, Calvinball ernsthaft gespielt, egal wie wir's nennen.
Wenn es nicht anders ginge, weil der Gesichtsverlust bei "ja, ich scher mich einen Dreck um das Würfelergebnis" nicht zu verkraften wäre, dann wäre es immer noch die schlechtestmögliche Technik zur Umsetzung der getroffenen Entscheidung, weil sie (a) unehrlich ist und (b) auch zukünftige faire Würfe zu "fairen" macht.