Autor Thema: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?  (Gelesen 16406 mal)

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Humpty Dumpty

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #75 am: 31.03.2010 | 18:11 »
Erster Satz aus Wikipedia:

"Literatur ist im weitesten Sinn der Bereich mündlich (etwa durch Versformen und Rhythmus) oder schriftlich fixierter sprachlicher Zeugnisse. In einem engeren Sinne wird unter Literatur der Bereich von Texten verstanden, die Gegenstand der Kunstdiskussion werden."

korknadel: weitester Sinn. TAFKAPPE: engerer Sinn.

EDIT: Ansonsten stimme ich Dir übrigens vollkommen zu. Das soll nicht unerwähnt bleiben. Aber das war vermutlich ohnehin klar.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 18:13 von TAFKAKB »

Offline Teylen

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #76 am: 31.03.2010 | 18:19 »
Erster Satz aus Wikipedia (englisch):
Literature is the art of written works. Literally translated, the word means "acquaintance with letters" (from Latin littera letter), and therefore the academic study of literature is known as Letters (as in the phrase "Arts and Letters"). In Western culture the most basic written literary types include fiction and nonfiction.

^^;

Wobei die niederlaendische Fassung es wieder wie die deutsche erklaert.
"Het woord literatuur (ook wel litteratuur of (de) letteren) heeft verschillende, dicht bij elkaar liggende betekenissen. In de ruimste zin is literatuur de verzameling van alle teksten, zowel geschreven als in mondelinge vorm."


Wobei das Hauptmotiv hinter der Auslegung zu sein scheint das wie Achmanian schrieb die Literaturwissenschaftler gerne auch Theater Stuecke literarisch Analysieren wollen, das aber wohl nicht geht wenn sie es Theater nennen muessen. (Was halten die Theaterwissenschaftler eigentlich von solchen wildern in ihren Gehegen?)


Ein Grund wieso Rollenspiel dennoch keine Literatur ist, waere das es sich dabei um Kommunikation bzw. den Dialog mehrere Menschen handelt. Waere das Literatur wuerde es kein Theater mehr geben da dieses ebenfalls Literatur waere.
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Humpty Dumpty

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #77 am: 31.03.2010 | 18:28 »
Na, dann geben mir meinetwegen auch die Amis recht. In Gottes Namen. Ich fand korknadels Einwurf eigentlich trotzdem nicht falsch, aber für die Diskussion eben nicht zielführend. Noch kurz zu Deinem Argument, Teylen:

Ein Grund wieso Rollenspiel dennoch keine Literatur ist, waere das es sich dabei um Kommunikation bzw. den Dialog mehrere Menschen handelt. Waere das Literatur wuerde es kein Theater mehr geben da dieses ebenfalls Literatur waere.
Da besteht meiner Meinung nach bei Dir ein Denkfehler. Niemand und insbesondere nicht ich hat Kommunikation als Literatur bezeichnet. Wohl aber das tradierte (und meinetwegen dramaturgisch aufbereitete) Ergebnis von Kommunikation. Und wenn man das dann wieder aufführt, hat man Theater, aber keine Literatur. So zumindest ergäbe das für mich Sinn. Ich will mich aber ehrlich gesagt nicht so sehr in Definitionskriegen verzetteln, denn der gesunde Menschenverstand nötigt mir als Antwort auf die Ausgangsfrage des Threads ein vollkommen eindeutiges Ergebnis auf, dessen Leugnung ich mir eigentlich nur mit politischer Motivation im Kampf um Deutungshoheiten erklären kann. Siehe oben.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 18:30 von TAFKAKB »

Offline Minne

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #78 am: 31.03.2010 | 18:30 »
Teylen, in dem Fall ist glaube ich nicht nur der Wunsch die Mutter des Gedankens, sondern es hat, wenn ich mich richtig erinnere auch was mit dem "linguistic turn" und der modernen Semiotik, zu tun, die beide zu einem weiteren Verständnis davon geführt haben, was ein Text (und damit auch Literatur) sein kann.

Offline Hróđvitnir (Carcharoths Ausbilder)

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #79 am: 31.03.2010 | 19:04 »
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EDIT/ Das nur zur Klarstellung meiner Position, die ja als Ausgangspunkt zu dienen schien, aber wohl mißverstanden wurde. Ansonsten bitte weitermachen und gar nicht stören lassen.
« Letzte Änderung: 31.03.2010 | 19:12 von Tearmaster »
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Zitat von: korknadel
Rollenspiele sollen bei Dir im besten Fall eine gewisse Schwermut, Resignation und Melancholie hervorrufen.

Zitat von: Dolge
Auf Diskussionen, was im Rollenspiel realistisch ist und was nicht, sollte man sich nie unter gar keinen Umständen absolut gar überhaupt vollständig nicht einlassen.

Offline WeepingElf

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #80 am: 31.03.2010 | 20:42 »
Oh hä, hier schlagen die Wellen ja hoch.

Bevor man die Frage beantworten kann, ob die Ergebnisse von Rollenspielsitzungen nun Literatur sind, ist zunächst zu klären, was denn unter "Ergebnissen" zu verstehen ist. 

Zweifellos passiert in einer Rollenspielsitzung so einiges, da werden Werte auf Charakterzetteln verändert, Figuren auf einer Battlemap hin und her geschoben, es entspinnen sich Dialoge, etc.  Zweifellos sind Werte auf Charakterzetteln oder Figurenbewegungen auf der Battlemap keine Literatur, ich denke, da sind wir uns einig.  ABER...

Das wichtigste Ergebnis einer Rollenspielrunde lässt sich nur ansatzweise in solchen Dingen festhalten - die Spieler erleben eine Geschichte, und dieses Erlebnis nehmen sie in Form von Erinnerungen im Kopf mit nach Hause, und das ist zu einem wesentlichen Teil der Grund, warum man überhaupt ein Rollenspiel spielt.  Das ist, denke ich, auch noch keine Literatur, es fehlt die sprachliche Fixierung.  Aber man kann, wenn man sich gut erinnert oder besser noch während des Spiels Notizen macht, die Geschichte, die sich in der Spielwelt ereignet, aufschreiben - und spätestens dann ist sie Literatur.  Ob sie gute oder schlechte Literatur ist, steht auf einem anderen Blatt - aber Literatur ist eine solche Niederschrift allemal.

Insofern kann das Ergebnis der Rollenspielsitzung durchaus Literatur sein.
« Letzte Änderung: 7.04.2010 | 23:30 von WeepingElf »
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wjassula

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #81 am: 3.04.2010 | 20:00 »
Liteartur ist, was an Universitäten als Literatur gehandelt wird (ist also so ähnlich wie bei "Kultur" oder "Gesellschaft"). Materialästhetische Merkmale gibt es dabei nicht, das ist ein reiner Handhabungsbegriff. Okay, es gibt irgendwo eine diffuse Grenze: Ein Schraubenschlüssel ist wohl keine Literatur. Obwohl, wenn er in einer Installation auftaucht, die ein Zeichensystem aus Handwerkszeug bildet, dann vielleicht doch. Insofern, wenn sich eine kritische Masse an genügend einflussreichen WissenschaftlerInnen findet, könnten auch Rollenspielsitzungen (zeitweise oder dauerhaft) unter den Literaturbegriff fallen; im Moment tun sie es so weit ich weiß nicht. Mehr kann man dazu wohl nicht sagen.

Zum breiteren Themenkreis: Zu meiner Zeit wurden in der amerikanischen Literaturwissenschaft Bücher, Fernsehserien, Kinofilme, Fotos, oral history, Kochrezepte, Alltagsgespräche, Hinweisschilder, Gestik und Mimik und Geschlechtsteile behandelt. Okay, das meiste waren alte Bücher von alten Männern, gefolgt von neuen Büchern von jungen Frauen. Aber dann kam gleich das ganze andere Zeug ;). Um mal ein weniger entlegenes Beispiel zu nehmen: Lange Zeit galten Briefe und Tagebücher auch nicht als Literatur, und im Zuge der feminstischen Literaturwissenschaft hat man sie dazu erklärt, woran eine politische Kritik am Literaturbegriff geknüpft war, der vorher eine Menge weibliches Schreiben einfach nicht betrachtet hatte. Insofern ist das, was man für Literatur hält/halten darf, auch immer ein Kampf um die Deutungshoheit und eine Abgrenzungsbewegung. Wo diese Grenze aktuell verläuft, hat eher etwas mit politischen als mit materialästhetischen Fragen zu tun - woran man schön sieht, dass Literaturwissenschaft halt eine Geisteswissenschaft ist, wo es ja letztendlich immer um Politik geht.

Wie auch immer man den Begriff aber gerade auslegt: wohin soll die Frage denn führen? Es ist ja eigentlich herzlich egal, ob Rollenspiele oder Rollenspielsitzungen "Literatur" sind. Ganz egal, ob man die Frage nun mit ja oder nein beantwortet, man weiß hinterher trotzdem nicht mehr. Viel wichtiger ist doch, ob etwas interessant ist und warum. Welches Etikett man draufklebt, kann man ja hinterher überlegen bzw. wenn es ans Beantragen der Forschungsgelder geht, was ja traditionell der Grund für die allermeisten Definitionen ist.

Offline korknadel

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #82 am: 9.04.2010 | 08:07 »
Jaja, also erst mal dem Jasper: Egal, wozu es gut sein soll, ging es mir doch um den Punkt, dass man Theater, Einkaufszettel, Witze etc. nicht einfach aus der Literatur ausklammern kann, nur weil Leute "finden", Literatur sei etwas in drei schönen Hardcoverbänden, wo J.R.R. Tolkien draufsteht. Sondern dass Literatur Zeichensysteme sind, die mit den Hilfsmitteln der Literaturwissenschaft betrachtet werden können.

Und die Frage, ob sich das "Ergebnis" einer Rollenspielseitzung neben einem Roman von Salvatore sehen lassen kann oder nicht, ist natürlich kaum zu beantworten und je nach Geschmack auch müßig.

Was mich dabei aber tatsächlich fasziniert, ist ein anderer Punkt, der mit der Threadfrage zwar sehr wohl zu tun hat, ansonsten aber vielleicht niemanden hier interessiert: Dass wir beim Rollenspiel eine ganz eigene Redeform haben, die von sehr vielen Elementen in unterschiedlicher Gewichtung durchorganisiert wird. Schon allein das Vokabular (wo sonst wird der Begriff "Patzer" noch mit einer ähnlichen Selbstverständlichkeit gebraucht?) ist besonders, wobei man das natürlich auch beim Juristenstammtisch oder in der Theatergarderobe hat. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Arten des Gesprächs hat das Rollenspiel eine ganz eigene Dynamik und Regelhaftigkeit entwickelt. So wie ein Witz einen bestimmten sprachlichen Gestus und Rhythmus hat, so hat auch die Rollenspielsitzung ihren eigenen Modus, wird rhythmisiert durch den recht lockeren Wechsel aus ingame- und outgame- Kommentaren, aus Erzählpassagen, technischen Passagen (wenn's um Regeln geht), Nachfragen, fiktiven Dialogen und Nebenbeikommentaren oder Witzen. Gibt es überhaupt eine andere Art des mündlichen Erzählens, in der so penetrant das Präsens und die zweite Person genutzt wird?

Dazu kommt, dass die Inhalte fast ausschließlich von literarischen Topoi gespeißt sind.

Insofern weist eine Rollenspielsitzung doch eine ähnliche Reghelhaftigkeit auf wie der Witz, das Märchen, die urban legend oder andere orale Literaturgattungen. Auf jeden Fall ist es eine künstliche Redeform (bitte, bitte nicht verwechseln mit kunstvoll oder künstlerisch!!!). Und damit will ich hier eigentlich nur noch mal sagen, dass mich dieser Umstand total fasziniert, dass ich ihn sehr wohl beachtenswert finde, auch wenn es keine Forschungsgelder dafür gibt, dass ich mir ansonsten aber durchaus bewusst bin, dass darauf wahrscheinlich keiner hier hinaus wollte und dass ich es auch hätte sein lassen können. Und das mit dem Sein-lassen-können trifft ja auf viele Dinge im Leben zu ....
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Callisto

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #83 am: 9.04.2010 | 08:25 »
Wenn du Theater und Kunst auch als Literatur bezeichnest weichst du nur den literarischen Begriff auf. Wieso nicht gleich alles  als Kunst äh— entschuldigung - Literatur bezeichnen? Wozu überhaupt Kategorien bilden, wenn sie nachher für alles gelten sollen? Wozu gibt es einen Begriff, wenn der immer mehr aufgeweicht wird? Wieso sind Einkaufszettel Literatur? Bin ich jetzt Literat weil ich Einkaufszettel schreibe?

Diese Begriffsaufweichung ist echt  ::)

Das hätte man echt sein lassen können.

Offline korknadel

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #84 am: 9.04.2010 | 09:01 »
Sorry, Callisto, aber du kommst immer noch mit dem Begriff "Kunst", und der hat mit dem Begriff "Literatur" erst mal gar nix zu tun. Und es gibt einen wirklich toll zu lesenden Essay über Goethe von Beutler, der tatsächlich einen Einkaufszettel von Goethes Frau zum Ausgang nimmt. Es gibt literaturwissenschaftliche Untersuchungen zu dem schrottigsten Zeug, das jemals zu Papier gebracht wurde, und da ist von Kunst weit und breit keine Spur. Denn im Unterschied zum Literaturkritiker geht es dem Literaturwissenschaftler ja nicht um die Qualität von Literatur im Sinne ihrer "Güte" oder "Kunstwertigkeit", sondern im Sinne von Eigenschaften, die sich ganz nüchtern und nicht wertend beschreiben lassen.

Und bitte schau dir an, wieviele Literaturpreise jährlich ausgeschrieben werden für Theaterstücke, schau dir die Lehrpläne der Schulen an -- ist Shakespeare etwa kein Literat, nur weil er außer ein paar Sonettchen bloß Theater gemacht hat? Nachdem sich Literatur seit vier- bis fünfhundert Jahren zu einem Großteil mit Theater beschäftigt hat, nachdem sie in der Goethe-Zeit aus fast nichts anderem bestanden hat (lies einmal Anton Reiser oder Wilhelm Meister), finde ich es ziemlich abstrus, nun zu "finden", dass Theater keine Literatur sei. Bei der Performanz spielen die bildende Kunst und die darstellende Kunst freilich auch eine Rolle, genauso wie der Verwaltungsapparat und die Garderobiere, aber wenn das nicht Literatur ist, was da performt wird, dann weiß ich auch nicht.

Sind denn Songtexte deiner Meinung nach auch keine Literatur, nur weil sie performt werden?
Oder Reden, Vorlesungen oder Predigten?

Verwundert bin ich doch sehr, dass die "Aufweichung" eines Begriffs hier so streng geahndet wird. Ich "finde" nun ausnahmsweise auch mal, und zwar, dass man das auch hätte lassen können  ;)
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Callisto

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #85 am: 9.04.2010 | 09:08 »
Ich liebe Shakespeare und lese seine Stücke gern. Dann ist es auch Literatur. Aber wenn ich mir eine Aufführung seiner Stücke ansehe, geniesse ich möglicherweise immer noch seine Sprache, aber ich schau mir Theater und nicht Literatur an.
Kann durchaus sein, dass ich im Moment etwas empfindlich bin, weil ständig irgendjemand irgendeinen Begriff nimmt und sagt "aber ich verwende diesen Begriff so, weil" Heiligsblechle, auf einmal steht plotorientiert für Railroading(ohne negative Aspekte) und Aggressive Sceneframing bedeutet eigentlich Railroading!evil und plötzlich kann ich plotorientiert nicht mehr im neutralen Licht sehen, weil jemand meint, den Begriff als Euphemismus für Railroading verwenden zu müssen. Und die Diskussion ob Rollenspiel Kunst ist, hatten wir erst neulich. Man. Ich glaub ich halt mich in Zukunft aus diesen doofen Diskussionen raus. Und lese auch nicht mehr mit. Muss wohl noch mein Brain einstellen auf "ignore stupid definition-discussions"

ErikErikson

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #86 am: 9.04.2010 | 09:32 »
Es gibt nen engen und weiten Literaturbegriff, zumindest nach Wikipedia. Der eine umfasst Wertung, also Kunst.

Die Begriffsdiskussionen sind IMHO immer schwachsinnig, sorry an die Leute, die sie ernstnehmen, aber so ist es.
Weder kommt was praktisch relevantes raus, noch ist es sonderlich unterhaltsam.
Genauso die Diskussion, ob man Angst im Rollenspiel will. Das einzige was da rauskommt ist, das sich die Leute gegenseitig ihre Definitionen von Angst erklären. Schön ist nur, das dies irgendwie viel netter abläuft als früher.

Offline Merlin Emrys

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #87 am: 9.04.2010 | 09:38 »
@ Korknadel: Ich finde Deine Überlegungen nachvollziehbar und interessant.

Das einzige, was mir da (wie ErikErikson ja, während ich hier vor mich hin getextet habe, auch schon geschrieben hat) aus meiner Laiensprache abhanden kommt, ist ein Begriff für "Literatur im engen Sinne", d.h. das, was normalerweise zwischen zwei Buch(!)deckeln zu finden ist, aber nicht zwischen dem Deck- und dem Abschlußblatt von Telefon- oder Kursbüchern, Liederbüchern, Vorlesungsskripten und texthaltigen Kinderbüchern. Hast Du da einen, oder entfällt diese laienhafte Kategorisierung einfach?

@ ErikErikson: Lies mal, falls Du nicht eh mitliest, in der Diskussion zur Angst die Beiträge ab dem vorletzten auf der dritten Seite. Ach ja, und unbedingt diesen ;-) .

Offline korknadel

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #88 am: 9.04.2010 | 10:15 »
@Merlin Emrys: Für die Überlegungen und Punkte, die ich ich hier überflüssigerweise als interessant und faszinierend genannt habe, entfällt ein "laienhafter" Literaturbegriff selbstverständlich. Ich gebe zu, dass ich das netterweise hätte deutlicher klarstellen sollen, um nicht den Schlamm, der durch die mir vorgeworfene Begriffsaufweichung entsteht, auch noch unnötig aufzuwirbeln.

Wenn wir den Begriff Literatur als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung sehen, dann haben wir das weite Feld fast aller sprachlichen Äußerungen, teilweise auch in Kombination mit anderen Zeichensystemen (siehe Jaspers Beitrag) vor uns.

Daneben gibt es freilich auch den Begriff Literatur, wie er auch in dem Kompositum "Literaturbetrieb" gemeint ist. Da geht es natürlich nur um Schriftstellerisches (aber auch um Theaterstücke, hier jedoch tatsächlich die Betonung auf "-stücke"). Da ist man aber mit dem Laien-ABC des Begriffs schon am Ende. Denn was fördert der Literaturbetrieb nicht alles zu Tage? Wie viele Vorlesungen sind nicht in Buchform veröffentlicht und weitaus "literarischer" als "Die Drachenklinge der Zauberschatten Band 61". Ist nicht manches Kursbuch gehaltvoller als der siebte Ich-ficke-einen-breitschultrigen-Vampir-Sabber-Roman von links? Natürlich zählen zum Literaturbetrieb auch Lieder- und Kinderbücher. Dann die abermillionen Sach- und Kochbücher. Und die lassen sich auch selbst dann nicht kategorisch ausklammern, wenn man zusätzlich zum "Laien"-Literaturbegriff noch einen Kunstbegriff ansetzt, denn wie wir wissen, gibt es Kochbücher, die einen weitaus größeren künstlerischen Gehalt haben als die Ergüsse so manchen Vorstadtlyrikers. Und ich würde ungefähr achtzig Prozent der mir bekannten Fantasy-Literatur stehen lassen gegen Runcimans "Geschichte der Kreuzzüge" oder Norwichs "History of Venice", weil die auch schriftstellerisch viel besser sind als ... na ja, ich will jetzt keine Namen nennen.

Vor einem knappen Monat war ja wieder die Leipziger Buchmesse, wo es ja um "Literatur" geht, und ja, freilich um "Literatur" im engeren Sinne, nämlich um solche, die von Autoren verfasst und in Buchform veröffentlicht wird. Ein Besuch dort ist so heilsam wie ernüchternd, denn wahrlich ich sage euch, bei mindestens siebzig Prozent der dort vorgestellten Literatur könnt ihr getrost ein Telefonbuch daneben stellen, es dürfte künstlerisch kein Unterschied zu merken sein. Von daher tue ich mir sehr schwer mit einer engeren Kategorisierung des "laienhaften" Literaturbegriffs. Entweder man sagt, Literatur sind alle meine Lieblingsbücher plus die Klassiker, die man halt lesen muss. Oder man sagt, scheiß drauf, bevor ich noch so einen vorhersehbaren Schmacht-Vampir-Quark lese, gib mir lieber die gesammelten Einkaufszettel von Goethes Mammi.
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #89 am: 9.04.2010 | 11:05 »
<Kleiner OT Ein Wurf>
[..], weil ständig irgendjemand irgendeinen Begriff nimmt und sagt "aber ich verwende diesen Begriff so, weil" Heiligsblechle, auf einmal steht plotorientiert für Railroading(ohne negative Aspekte)[..]
Allez,
ich benutze plotorientiert gerade weil ich Railroading von der Begriffsbedeutung her nicht zu etwas ohne negativen Aspekt verschwammerln will @_@
</Kleiner OT Ein Wurf>
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #90 am: 9.04.2010 | 11:46 »
@ Callisto
Hey Callisto. Ich kann verstehen, dass dich die ständige Begriffsverwirrung und Verschiebung im Rollenspielbereich nervt. Aber so wie ich das hier sehe, ist das hier überhaupt nicht der Fall. Hier verläuft es doch eher so, dass Personen, die vermutlich zu einem großen Teil irgend eine Kulturwissenschaft studiert haben, ihren (weiteren) akademischen Begriff von Literatur, der vielleicht mal etwas weiter und mal enger gefasst ist, aber sich in der Regel doch dadurch, dass er weder wertend noch an irgend ein Medium gebunden ist, von dem Umgangssprachlichen Gebrauch unterscheidet, erklären oder einfach voraussetzen. Anders als die Rollenspielbegriffe, die immer wieder durch den Raum fliegen, ist dieser Literaturbegriff aber nicht einfach mal nach Gusto ad hoc ausgedacht sondern gehört mit zu dem, was man eben gerade an der Uni lernt. Verschiedene Leute hier im Thread wollen unter Literatur teilweise gerne was anderes verstanden wissen, und das können sie ja auch gerne tun, aber im Bezug auf diesen Thread find ich das etwas destruktiv immer wieder damit an zu kommen, denn mit dem engeren Literaturbegriff ließe sich das Thema wohl nur abhaken und schließen, außerdem hat Bad Horse schon im Eingang klar gemacht, dass sie das Thema unter dem weiteren Literaturbegriff betrachtet haben möchte.

Zitat
Was mich dabei aber tatsächlich fasziniert, ist ein anderer Punkt, der mit der Threadfrage zwar sehr wohl zu tun hat, ansonsten aber vielleicht niemanden hier interessiert: Dass wir beim Rollenspiel eine ganz eigene Redeform haben, die von sehr vielen Elementen in unterschiedlicher Gewichtung durchorganisiert wird. Schon allein das Vokabular (wo sonst wird der Begriff "Patzer" noch mit einer ähnlichen Selbstverständlichkeit gebraucht?) ist besonders, wobei man das natürlich auch beim Juristenstammtisch oder in der Theatergarderobe hat. Doch im Gegensatz zu den meisten anderen Arten des Gesprächs hat das Rollenspiel eine ganz eigene Dynamik und Regelhaftigkeit entwickelt. So wie ein Witz einen bestimmten sprachlichen Gestus und Rhythmus hat, so hat auch die Rollenspielsitzung ihren eigenen Modus, wird rhythmisiert durch den recht lockeren Wechsel aus ingame- und outgame- Kommentaren, aus Erzählpassagen, technischen Passagen (wenn's um Regeln geht), Nachfragen, fiktiven Dialogen und Nebenbeikommentaren oder Witzen. Gibt es überhaupt eine andere Art des mündlichen Erzählens, in der so penetrant das Präsens und die zweite Person genutzt wird?

Das wäre wohl eine Möglichkeit um Jaspers Frage nach dem "wozu" zu beantworten. :d Ich finde die Fragestellungen sehr interessant. Was imho auch interessant wäre, ist den "Wahrheitsstatus" unterschiedlicher Sätze im Spiel nachzuvollziehen. Damit meine ich, dass Sätze (Handlungen oder Sachverhalte) im Rollenspiel häufiger revidiert werden, sich zeitweise in der Schwebe befinden, gezielt ignoriert oder dann wieder hervorgehoben werden. Und zwar von allen SpielteilnehmerInnen.

Offline Merlin Emrys

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #91 am: 9.04.2010 | 12:42 »
@ korknadel: Danke für die Erklärungen. Was mich jetzt interessiert hätte, wäre:
Entweder man sagt, Literatur sind alle meine Lieblingsbücher plus die Klassiker, die man halt lesen muss.  
Hat die Fachsprache dafür einen treffenden Begriff, den man benutzen kann, wenn man z.B. einem Literaturfachmann sagen möchte, daß man im Moment gerade darüber reden will?

@ nnhndrtzwlf
Das wäre wohl eine Möglichkeit um Jaspers Frage nach dem "wozu" zu beantworten. :d Ich finde die Fragestellungen sehr interessant.
Wenn sich noch ein paar andere finden, könnte man ein eigenes Thema dazu aufmachen.

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #92 am: 9.04.2010 | 12:47 »
@912

sehr interessant!

Offline korknadel

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #93 am: 9.04.2010 | 13:01 »
@Merlin Emrys: Man könnte vielleicht eingrenzen mit Begriffen wie Belletristik, Lyrik, schöngeistiger Literatur, Romane, erzählende Prosa/Literatur. Aber sehr wahrscheinlich käme man nicht drumrum, das mühsam zu umschreiben. In den allermeisten Diskursen ist das ja nicht nötig, da man mit Literatur ja meistens einfach das meint, was in den Feuilletons und auf dem Buchmarkt abgeht. In diesem Thread wurde eben sehr viel durcheinander geschmissen wegen der seltsamen Wiki-Def.

@nnhndrtzwlf: Meinst du, dass Aussagen in der Rollenspielsitzung einen anderen Stellenwert haben als in anderen Erzählformen? Oder meinst du einfach nur die Tatsache, dass die Rede im Rollenspiel viel mehr Nachfragen über Details beinhaltet als zum Beispiel beim Witz oder der Anektdote. "Was sagtes du, der Oger ist grün? Also ist er ein Weibchen? Wie groß ist der denn genau und was hat er für eine Waffe?  Ich nehme an, er ist fünf Schritt von mir entfernt, sodass ich seinen Mundgeruch riechen kann, oder?"
Ich wittere bei deinem Gedanken etwas sehr Interessantes, bin mit aber nicht sicher, was genau oder welchen Komplex du da meinst.
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Offline Yvo

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #94 am: 9.04.2010 | 13:19 »
Wenn das Ergebnis von Rollenspielsitzungen nicht fixiert ist, d. h. nicht aufgeschrieben wird (denn ich glaube kaum, dass jemand seine Rollenspielsitzungen in Reimen und Versen spielt und sich das ganze dann komplett auswendig merkt), ist es keine Literatur.

Wenn es aufgeschrieben wird, ist das Aufgeschriebene natürlich Literatur im weiteren Sinne. Wenn man das Aufgeschriebene dann veröffentlicht und diskutiert (z. B. hier im Forum im "Diary of Sessions") ist es sogar Literatur im engeren Sinne.

Punkt.
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Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #95 am: 9.04.2010 | 13:38 »

Kann durchaus sein, dass ich im Moment etwas empfindlich bin, weil ständig irgendjemand irgendeinen Begriff nimmt und sagt "aber ich verwende diesen Begriff so, weil"

Ich verstehe diesen Ärger ja auch, nur muss ich sagen, dass ich viel mehr den Eindruck habe, dass das Problem da auf der Seite derejnigen liegt, die absolut nichts außer dem Geschriebenen als Literatur gelten lassen wollen (Punkt). Das ist eben eine Privatdefinition, die so von der Literaturwissenschaft nicht mitgetragen wird. Man muss sich - wie meistens in den Geisteswissenschaften - damit abfinden, dass der Streit um Begriffe erst an dem Punkt ernsthaft Sinn ergibt, wo man sich mit der Frage beschäftigt, was mit der Verwendung eines bestimmten Begriffs bezweckt werden soll und in welchem Kontext er Gültigkeit beansprucht.

Also: Warum eigentlich die Frage nach dem Literaturstatus des Ergebnis von RSP-Sitzungen? Geht es darum, einen Diskurs zur kulturellen "Aufwertung" des RSPs zu starten, indem man sich die traditionelle Vorstellung, Literatur sei etwas "Lehrreiches" oder "Künstlerisches", zunutze macht? Das fände ich relativ witzlos, erstens bezieht man sich damit auf einen tendenziell überholten (und seit jeher umstrittenen) wertenden Literaturbegriff, zweitens zieht man sich damit den Schuh an, vielleicht doch irgendwie "minderwertige" Kulturproduktion zu betreiben und sich gegen diesen Vorwurf verteidigen zu müssen. Interessant wird es, wenn man den Literaturbegriff dagegen einfach mal an RSP-Sitzungen anlegen möchte, um zu sehen, ob sich damit eine interessante Erkenntnis zutage fördern lässt (z.B. darüber, ob es bestimmte typische Strukturen von Geschichten gibt, die im freien Spiel tendenziell häufiger spontan generiert werden, oder ob es im RSP häufig dazu kommt, dass Handlungsbögen für einzelne Figuren entstehen, die denen in Romanen oder Fernsehserien ähneln, oder ob Rollenspielsitzungen/Abenteuer zu einer Aktstruktur tendieren ...).

Offline WeepingElf

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #96 am: 9.04.2010 | 15:07 »
Wenn das Ergebnis von Rollenspielsitzungen nicht fixiert ist, d. h. nicht aufgeschrieben wird (denn ich glaube kaum, dass jemand seine Rollenspielsitzungen in Reimen und Versen spielt und sich das ganze dann komplett auswendig merkt), ist es keine Literatur.

Wenn es aufgeschrieben wird, ist das Aufgeschriebene natürlich Literatur im weiteren Sinne. Wenn man das Aufgeschriebene dann veröffentlicht und diskutiert (z. B. hier im Forum im "Diary of Sessions") ist es sogar Literatur im engeren Sinne.

Punkt.

Ganz genau.
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Achamanian

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #97 am: 9.04.2010 | 15:11 »
Aber woher wissen Yvo und WeepingElf das nun? Aus augustinischer Innenschau?

Offline korknadel

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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #98 am: 9.04.2010 | 15:33 »
@Yso und WeepingElf: ich frage mich, was ihr von dieser Privatdefinition habt? Wollt ihr Unterschriften sammeln, um das, was in der Literaturwissenschaft üblich ist, zu stürzen, nur um nachher sagen können, jippie, Sessiondiaries sind je nach dem, ob sie veröffentlicht sind oder nicht, engere oder weitere Literatur?

Freilich haben sich die Überlegungen in diesem Thread davon entfernt, einfach nur festzustellen, ob man die schwammige und wenig brauchbare Frage des Threadtitels mit Ja oder Nein beantworten kann. Mittlerweile ist sie dort angelangt, wo Leute mit einem eher wissenschaftlichen Literaturbegriff sich Gedanken machen, mit welchen literarischen Fragestellungen man einer Rollenspielsitzung zuleibe rücken kann. Achamanian geht es dabei mehr um Plotaufbau und Handlungs-/Spannungsbögen, nnhndrtzwlf geht es um den Wahrheitsanspruch von Ausssagen, und mich faszinieren vor allem die strukturellen Sachen (die übrigens mit Reim und Versmaß völlig gleichwertig sind, wie man weiß, wenn man schon mal über den Begriff Textanalyse gestolpert ist. Ob ein Text nun durch Reime, Verse oder Sprecherwechsel oder sonst etwas strukturiert ist, macht für die Feststellung, dass er strukturiert ist, keinen Unterschied).

Von daher frage ich mich, was ihr euch mit euren Punkten und Genaus kaufen wollt? Zumal das alles schon mal durchgekaut und oft genug klargestellt worden ist. Wieso sagt ihr nicht einfach, dass euch dieser im weitesten Sinne literarische Aspekt der Diskussion nicht interessiert, als mit selbstgemachten Definitionen zu kommen, die doch irgendwie nicht weiterführen und eigentlich nur bekunden, dass ihr euch dafür nicht interessiert, was ja auch völlig legitim ist.  

Ich habe ja auch offen zugegeben, dass diese Fragestellungen sehr speziell sind, von daher möchte ich ja niemanden davon überzeugen, da mitzumachen.
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Re: Ist das Ergebnis von Rollenspielsitzungen Literatur?
« Antwort #99 am: 9.04.2010 | 15:40 »
Das heisst ihr drei seit im Grunde sowas von komplett am Thema des eigentlichen Threads vorbei?

Weil hier geht es darum ob Rollenspiel Literatur ist oder nicht.
Wobei so wie ich Wiki verstehe und auch die Diskussion die Ausbreitung auf alle oralen Ueberlieferungen ja auch in der Wissenschaft nicht so komplett durch ist [wenn man z.B. nicht problemlos rein eine Fernsehserien als Grundlage fuer eine Haus/Doktor/Sonstwas Arbeit in dem Bereich heranziehen kann].

Nicht um die Frage welche Erkenntnisse man gewinnen kann wenn man Rollenspielsitzungen mit Methoden der Literatur Wissenschaft untersucht oder welche Methoden anwendbar sind.
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