Autor Thema: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?  (Gelesen 8573 mal)

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Offline Skele-Surtur

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Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« am: 7.04.2010 | 13:02 »
In diesem Thread im CoC-Unterforum ist mir ein Gedanke gekommen, den ich aber dort nicht diskutieren will, weil ich erstens nicht den Thread highjacken möchte und zweitens denke, dass es kein reines CoC-Thema ist.

Kurz: Der Threadstarter dort findet den Mythos nicht "gruselig". Ich hab mir meine Gedanken dazu gemacht und erinnerte mich dabei an eine Diskussion, die ich mit einem befreundeten Rollenspieler vor etwa einem Jahr hatte. Er meinte, dass er Horror-Rollenspiele nicht so oft spiele, weil die meisten SLs keinen Horror erzeugen könnten. Wenn er schon Horror spiele, dann wolle er sich richtig fürchten, richtige Angst spüren.

Meine Gedanke dazu, wie ich im verlinkten Thread ja schon angemerkt habe, ist, dass ich mich nicht wirklich fürchten möchte. Beim Horror-Rollenspiel geht es mir mehr um Spannung, vielleicht ein wenig Gänsehaut, aber nicht darum, wirklichen Horror zu erleben. Angst ist für mich ein sehr negatives Gefühl. Ich bin der Ansicht, dass Angst in erster Linie immer aus einem Gefühl der Hilflosigkeit entsteht.
Genau das versuche ich aber als SL bei meinen Spielern zu vermeiden und ich möchte es eigentlich auch als Spieler nicht haben.

Nun habe auch ich in der Vergangenheit "Horror"-Abenteuer geleitet. Ich beurteile meine Ergebnisse dabei durchaus positiv. Ich glaube aber nicht, dass sich irgend jemand am Tisch wirklich gefürchtet hat. Spannung war da, zweifellos. Ein leichter Schauer ist wohl auch dem einen oder anderen den Rücken runter gelaufen, aber immer gepaart, mit einer gewissen Neugier und ganz sicher hatte niemand Angst.

Ich stelle also die These auf, dass wirkliche Angst am Spieltisch auch beim Horror-Rollenspiel eigentlich von den meisten Spielern garnicht erwünscht ist. Das sehe ich auch daran, dass es gerade bei den furchtbaren, angsteiflößenden Szenen, bei denen die SCs wirklichen Horror erleben sollten, dazu kommt, dass die Spieler weniger schauspielern und mehr beschreiben. Sie gehen wieder ein Stück aus dem Charkater heraus, eben um keine Angst darstellen zu müssen. Ich sehe darin eine Schutzreaktion vor einem unerwünschten Gefühl - und es wäre doch wirklich widersinnig, in einem Spiel, bewusst ein unerwünschtes Gefühl zu erzeugen.
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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #1 am: 7.04.2010 | 13:12 »
Es gibt noch eine andere Angst:
Das Mitfiebern mit dem Charakter, das gruseln, das man hat, wenn Ripley mal wieder dem Geräusch nachgeht, das ihre Katze sein könnte oder auch das Alien (Die Szene schlechthin!).

Dieses Gefühl erreicht man, wenn es Mechanismen gibt, die den Spielern bestimmte Handlungsrichtungen nahelegen und wenn große Unwissenheit bezüglich der Situation vorherrscht.


Die direkte Angst, will ich gar nicht haben und so ging es auch vielen meiner Spieler. Wenn Falls man sie erreichen will, kann es helfen, den Spielern zwar Erfolge zu geben, aber nie auf negatiove Seiten zu verzichten und ein verringern des Übels schon als Erfolg zu verkaufen. Abwärtsspiralen, Hoffnungslosigkeit etc. sorgt dafür, dass die Spieler empfindlicher gegenüber Bedrohungen werden (kurz bevor sie abstumpfen).

(Lustigerweise habe ich einmal unabsichtlich einen solchen Erfolgsdruck aufgebaut, dass ein Mitspieler meinte, ihm sei vorm Zocken jedesmal leicht schlecht er würde sich fühlen, als ginge er zu einer mündlichen Prüfung. Das war so nicht beabsichtigt und ist auch nicht gut.)

sers,
Alex

Edit:
Kram und Zeug, aber nichts sinnveränderndes.
« Letzte Änderung: 7.04.2010 | 17:24 von Destruktive_Kritik »

Offline Kermit

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #2 am: 7.04.2010 | 13:15 »
"Angst" möchte ich auch nicht erleben, aber "Suspense" schon. Ich möchte schon dieses leichte Paranoia-Gefühl auf dem Nachhauseweg haben, dass mir ein wohlig-gruseliges Kribbeln bescheert.

Ich habe einmal eine Runde mitgemacht, die zu tief unter die Haut ging. Das war nicht schön und musste immer wieder durchbrochen werden, um die Situation überhaupt erträglich zu machen. Nie wieder!
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Offline Dash Bannon

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #3 am: 7.04.2010 | 13:20 »
Will ich beim Rollenspiel Angst haben? Nein

Darf es spannend/mitreissend sein? Ja gerne

Es gibt drei Arten etwas zu tun. Die richtige Art, die falsche Art und die Dash Bannon Art.

Offline Grimtooth's Little Sister

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #4 am: 7.04.2010 | 13:21 »
Nee Angst kann ich auch nicht gebrauchen. Hab ich aber auch noch nie erlebt.

Ich mag Horror allerdings eher deswegen nicht so sehr, weil mir die anderen Spieler immer zu albern wurden.
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Offline Morvar

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #5 am: 7.04.2010 | 13:25 »
Ich kann DK nur zustimmen, jedenfalls was die andere Angst angeht.

Und ich behaupte das es kaum einer schafft, über die "normale" Stimmung die man beim Genuß eines Buches/Filmes/Theaterstückes erzeugen kann, jemanden "wirkliche" Angst zu machen.

Meine Person ist sehr...immersiv...wenn ich mein Hobby betreibe (kann man das Wort so nutzen?), ich fiber mit, kaue an Fingernägeln oder erschrecke mich wenn ein SL PLÖTZLICH irgendetwas macht. Aber Angst? Nein...Es ist und bleibt ein Spiel.

Desöfteren habe ich in den verschiedenen Foren über Spielsitzungen gelesen, wo Spieler zusammengebrochen sind aufgrund der Beschreibung/Spielsituation.

Ich behaupte das so etwas äußert selten passiert, gehe sogar noch weiter zu behaupten das die meisten dieser Bereichte gelogen sind.

AUßER: Man spielt als SL mit Personen die "vorgeprägt" sind. Das heißt man spielt ingame mit ihren wirklichen "Phobien/Persönlichkeitstörungen/Traumatischen Erinnerungen".

Durch meine berufliche Tätigkeit habe ich außnahmslos mit solchen Personen zu tun. Dahingehend gebe ich zu: Mit dieser Zielgruppe funktioniert "Angst" im RPG vielleicht schon.

Offline Dr.Boomslang

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #6 am: 7.04.2010 | 13:28 »
Angst als Unterhaltung muss natürlich immer einen gewissen Sicherheitsaspekt haben. Man kann den z.B. wie Alex oben sagt durch die Trennung Spieler-Charakter erzeugen, d.h. man kann sich immer sagen man muss sich selbst nicht fürchten man fürchtet nur um einen (fiktiven) Charakter, das ist ja auch in der Regel in Geschichten und im Film so. Die Trennung kann aber schon mal für kurze Momente verloren gehen.

Klar wünscht sich keiner sich vom SL oder den anderen Spielern wirklich bedroht zu fühlen, aber wie weit man gehen will ist schon unterschiedlich. Das kann man nicht an einfachen Begriffen wie Grusel aber kein Horror fest machen.

Es kommt wohl im Wesentlichen darauf wie sehr man beim Gruseln mitspielt, also wie sehr man bereit ist sich zu gruseln. Natürlich kann auch ein geschickter SL oder eine gute Gruppendynamik dafür sorgen. Aber das sind gerade die Momente die manche wollen, sie wollen ihre Sicherheitsgrenzen in der Fantasie ein kleines Stück überschreiten um dann zurück zu kommen an den wohlig warmen Spieltisch.

Jeder weiß das man nach richtigen Horrorfilmen, manchmal aus den Gedanken auch nach dem Ende nicht ganz raus kommt und das kann dann unangenehm sein, vieleichtaber auch erwünscht und ein Zeichen von erfolgreichem echten Grusel.


Ich habe früher als SL häufiger mal Horror-Abenteuer gemacht, weil ich sie recht einfach zu machen fand und meine Spieler stark darauf reagiert haben. Einer meiner Spieler hatte mal nach dem Spiel Schiss als er Abends mit dem Fahrrad wieder nach Hause fahren musste. Ich nehme sowas als Erfolg ;D
« Letzte Änderung: 7.04.2010 | 13:48 von Dr.Boomslang »

Offline גליטצער

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #7 am: 7.04.2010 | 13:35 »
Erlebt habe ich das noch nicht, aber eine Mitspielerin von mir hatte mal eine Angstattacke beim Rollenspielen, weil unser SL so komische Psychomucke aufgelegt hatte. Sowas muss ich auch nicht haben.
Andererseits finde ich es schon mal spannend, wenn nicht klar ist, ob mein Charakter ueberlebt, es sollte nur nicht jedes Abenteuer soweit kommen.
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Offline Xemides

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #8 am: 7.04.2010 | 13:36 »
Warum sind Grusel/Horror/Mystery-Filme so erfolgreich ? Weil man mit den Hauptpersonen zittert und Angst hat.

Deshalb mag ich solche Filme, und deshalb würde ich auch solche Spiele spielen wollen. Und deshalb würde ich auch solche Gefühle wie beim Sehen oder Lesen erleben wollen.

Wobei ich damit eigentlich kein Splatter meine, sondern Effekte wie im klassischen oder gothischen Grusel.

Ich denke an an die Szene in Hitchckocks "Die Vögel", als die Hauptdarstellerin auf dem Dachboden ist und die Vögel von allen Seiten auf das Dach einstechen.

Oder war das "Wiegenlied für eine Leiche" als die Schlafzimmertür sich einbeult und wummert, als die Hauptperson in Bett liegt ?

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Offline Minne

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #9 am: 7.04.2010 | 13:40 »
Ich denke, dass Grusel und Angst einfach zwei verschiedene Dinge sind. Das eine ist eine lustvolle Spannung, in die die richtige Menge Angst und Ungewissheit mit rein spielt, das andere lässt sich nicht mehr wirklich genießen. Es ist wie mit Schmerz: Die richtige Dosis (und sei es nur das Prickeln der Kohlensäure auf der Zunge) können wir genießen, ein Übermaß nicht mehr.

Offline Morvar

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #10 am: 7.04.2010 | 13:43 »
Angst du wirklich ANGST?

Viele psychosomatische Reaktionen des Körpers können als Angst missverstanden werden. Nur weil ich schwitze/mein Herz schneller schlägt und meine Pupillen erweitert sind, muss ich noch keine Angst haben.

Ich fieber mit den Helden mit, der so verdammt DÄMLICH ist die Treppe im Haus in den Keller runter zu gehen, anstatt einfach das Haus zu verlassen.

Aber Angst? Habe Todesangst/Versagungsängste/Phobien schon bei meinen Patienten/klienten erlebt. DAs ist nicht vergleichbar mit dem Grusel im RPG.

Offline Teylen

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #11 am: 7.04.2010 | 13:53 »
Ich gehe an ein Rollenspiel mit aehnlichen Erwartungen hinsichtlich einer "emotionalen Mitgerissenheit" heran wie an einen Film.

Das heisst auch das ich, wenn das Rollenspiel in einem duesteren Setting spielt durchaus gegenueber eigentlich negativen Gefuehlen [Grusel / Angst / Schreckmomente] aufgeschlossen bin.

Natuerlich nicht in dem Ausmass einer tatsaechlichen Panik Attacke aber schon so das, just als Vergleich zu Filmen, das ich wie bei Butterfly Effect bei einer Szene mit einem Schrei aus dem Kino Sitz aufsprang oder bei den Freitag der 13.te Filme mit den Opfern regelmaessig mit leide wenn diese gerade auf der sinnlosen Flucht sind bzw. das Grauen da umher schleicht.

In einer RPG Runde waere ich unter Umstaenden vorsichtig weil ich da schon den Fall hatte das sich ein Spieler gar nicht gruselte ("Aus der Tuer Oeffnung in der Irrenanstalt schiesst eine Hand auf dich zu, was machst du?" "Och, ich greif die mir.") und der SL angab danach schlecht geschlafen zu haben. Obwohl ich die Szene nicht wirklich gruselig fand, atmossphaerisch joah, aber nicht wirklich bemerkenswert.

Zitat
Beim Horror-Rollenspiel geht es mir mehr um Spannung, vielleicht ein wenig Gänsehaut, aber nicht darum, wirklichen Horror zu erleben.
Wie unterscheidest du Spannung von Horror?
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Offline Minne

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #12 am: 7.04.2010 | 14:00 »
Zitat
Angst du wirklich ANGST?
Ich weiß nicht genau, wie das intendiert war, aber das hat schon fast was von Heidegger  ;D

Offline Morvar

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #13 am: 7.04.2010 | 14:07 »
Meinte natürlich: Hast du wirklich Angst?

10finger extrem schreib schnell+Gehirn springt..;-)

Ich ein Philisoph? Na klar! Danke und verbeug ;D
« Letzte Änderung: 7.04.2010 | 14:09 von Morvar »

Offline Kermit

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #14 am: 7.04.2010 | 14:07 »


AUßER: Man spielt als SL mit Personen die "vorgeprägt" sind. Das heißt man spielt ingame mit ihren wirklichen "Phobien/Persönlichkeitstörungen/Traumatischen Erinnerungen".

Durch meine berufliche Tätigkeit habe ich außnahmslos mit solchen Personen zu tun. Dahingehend gebe ich zu: Mit dieser Zielgruppe funktioniert "Angst" im RPG vielleicht schon.
Ja, das ist ein wichtiger Hinweis. In der von mir erlebten Runde hatte die betroffene Spielerin, die in erster Linie die Angst erlebt und dann an die anderen "weitergegeben" hat, Phobie vor unbekannten, dunklen Tiefen, die bei CoC ja gerne Thema sind. Der SL wußte das aber nicht. Sonst wär's leichtfertig gewesen.
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Offline Skele-Surtur

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #15 am: 7.04.2010 | 14:08 »
Wie unterscheidest du Spannung von Horror?
Spannung ist bei mir immer mit Neugier verbunden. Ich fürchte mich ein klein wenig vor dem was passieren kann, aber ich will doch mehr wissen, weiter gehen, die Tür doch öffnen und sehen, was dahinter liegt. Bei Horror will ich die Tür verrammeln und weglaufen, weit, weit weg. Da will ich garnicht mehr wissen, was eigentlich los ist.
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Offline גליטצער

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #16 am: 7.04.2010 | 14:09 »
Na gut, aber Angst gibt's ja nicht nur als Psychose/Neurose. Seit uns Menschen klar ist dass wir etwas verlieren können - sei das nun Materielles, Zeit, Leben oder Mitmenschen - haben wir Angst. Und Angst kann Stress auslösen, selbst wenn es um ein immaterielles Gut wie einen Charakter geht. Ohne "positiven" Stress wäre so ein Rollenspiel IMHO auch nur halb so viel wert. Das gehört zur Immersion einfach dazu. Horrorrollenspiele sollten daher meiner Meinung nach schon versuchen vermehrt in diese Richtung abzuzielen wenn sie ihrem Genre gerecht werden wollen.

Andererseits sind meine Ängste etwas ziemlich intimes, selbst wenn es sich im fiktive Charaktere handelt. ich könnte daher ein Horror-Rollenspiel nicht einfach mit einem dahergeloffenen Fremden spielen, und auch von meinen normalen rollenspielenden Freunden scheide ich 90% kathegorisch aus, nicht weil ich das nicht mit denen durchziehen könnte, sondern weil ich davon ausgehe, dass sie das nicht mitmachen werden. Dann würde es Splatterpulp statt Horror, und damit könnte ich dann wiederum gar nichts mehr anfangen.

Meine Aussage bleibt daher: Angst im Rollenspiel ist erstrebenswert, aber nur soweit wie alle Spieler bereit sind mitzugehen
« Letzte Änderung: 7.04.2010 | 14:12 von Glitzer »
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Offline Morvar

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #17 am: 7.04.2010 | 14:14 »
@Glitzer
Natürlich hast du Recht das es Angst in den verschiedensten Facetten gibt, Verlustangst/Versagungsangst/Bindungsangst usw. Allen gemein ist aber das es der Person im realen Leben für sie wirkliche Konsequenzen vermittelt/Vorgaukelt (um mal ganz und gar nicht profi zu sein) die "bedrohlich" sind für das Selbst.

Ist das so bei einem Kinofilm/RpG Abend?

Offline Dr.Boomslang

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #18 am: 7.04.2010 | 14:22 »
Spannung ist bei mir immer mit Neugier verbunden. Ich fürchte mich ein klein wenig vor dem was passieren kann, aber ich will doch mehr wissen, weiter gehen, die Tür doch öffnen und sehen, was dahinter liegt. Bei Horror will ich die Tür verrammeln und weglaufen, weit, weit weg. Da will ich garnicht mehr wissen, was eigentlich los ist.
Aber so lange es nicht pathologisch wird, sind das ja immer nur Momente. Im Kino bekommt man bei einem Buh-Effekt auch einen echten Schreck, und wenn man sich auf verstörende Situationen einlässt kann man auch ziemlich nah an echten Horror ran kommen, aaber eben immer nur für Momente und unter kontrollierten Bedingungen.

Ich glaube diese feine Trennung zwischen Spannung und Schreck, Angst oder Horror machen die wenigsten wirklich, es kommt eher drauf an wie sicher das Erlebnis ist.

Offline Skele-Surtur

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #19 am: 7.04.2010 | 14:28 »
Natürlich sind das nur Momente - aber worauf willst du hinaus? Steh ich grad aufm Schlauch.

Schreck ist jetzt ein ganz neuer Begriff in der Diskussion und das ist glaub ich auch was ganz anderes. Schreck unterbricht Spannung. Aber ich muss die Begriffe klar definieren, um überhaupt darüber reden zu können.

Ich bin mir jetzt auch nicht sicher, was du mit "wie sicher das Erlebnis ist" genau meinst. Die Frage ist: Will ich Angst erleben? Und ich sage: Nein. Und Sicherheit wirkt Angst entgegen.
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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #20 am: 7.04.2010 | 14:35 »
@Morvar, was Du da beschreibst sind aber meines Laienwissens nach Angststörungen, wie würdest Du denn berechtigte Ängste beschreiben, also die vor tatsächlich realistischen Konsequenzen (sofern man im Rahmen von RPGs von realistischen Konsequenzen für einen fiktiven Charkter sprechen kann) ?

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Offline Dr.Boomslang

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #21 am: 7.04.2010 | 14:40 »
Ich bin mir jetzt auch nicht sicher, was du mit "wie sicher das Erlebnis ist" genau meinst. Die Frage ist: Will ich Angst erleben? Und ich sage: Nein. Und Sicherheit wirkt Angst entgegen.
Nun ich finde die Frage "Will ich Angst haben?" sehr relativ. Ja und Nein. Ansonsten müssen wir wieder eine super-wasserdichte Definition von "Angst" haben um überhaupt irgendwas sagen zu können.

Mit der Sicherheit meine ich in welchem Umfeld das Gefühl stattfindet. So ähnlich wie es schon am Beispiel mit Schmerz genannt wurde. Wie lang ist der Schmerz? Wie stark? Könnte ich die Situation schnell ändern? Es wäre zwar einfacher zu sagen: Schmerz will ich nicht spüren, ich definiere alles was ich nicht will also als Schmerz. Aber das sagt ja wenig.
Das gilt genauso für alle anderen potentiell unangenehmen Situationen wie z.B. mit Angst. Ich glaube auch nicht dass man genau kontrollieren kann z.B. maximale Spannung zu erzeugen, aber dann Angst zu vermeiden (wenn's um Grusel u.ä. geht). Ich glaube das ist auch gar nicht nötig. Das ist einfach individuell.

Im Rollenspiel heißt Sicherheit, z.B. dass man als SL oder als Verantwortlicher den anderen immer zu spüren gibt, dass man nicht ihr Gegner ist und nicht ihr Vertrauen als Spieler missbraucht. Das hieße in einer Gruselsituation, dass man immer "abschalten" kann und dann wieder zurück am Spieltisch ist und nicht mehr in der fiktiven Situation die einem vielleicht tatsächlich Angst gemacht hat. Wenn man sich darauf verlassen kann, dann kann auch Angst erwünscht sein.

Offline Morvar

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #22 am: 7.04.2010 | 14:45 »
@Glitzer

Habe mich blöd ausgedrückt.

Berechtigte Angst ist unter anderem die eines "gesunden" (bitte jett nicht darüber reden wer gesund ist und wer nicht) Menschen vor realen Konsequenzen.

"Existenzangst" eines Mannes der gerad seinen Job verloren hat und mit 54 Jahren im Bereich des Druckberufes mit seiner Ausbildung wenig Chancen hat, da er auch noch einen Bandscheibenvorfall hat.

Angst davor sein gewohntes Leben zu verlieren, weil man "fremd" gegangen ist.

Angst einer Frau die allein durch eine "berüchtigte" Straße geht, in der schon viele Überfälle stattgefunden haben usw.

Dies sind alles reale Ängste ohne gleichzeitig Angststörung zu sein. (wenn auch mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit, das Konsequenzen eintreffen)

Auch die Angst ein für sich festgelegtes Ziel nicht zu erreichen und dann den Job den man bereits hat nicht weitermachen zu können ist eine reale Angst, da die Konsequenzen eintreffen.

« Letzte Änderung: 7.04.2010 | 15:04 von Morvar »

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #23 am: 7.04.2010 | 15:11 »
Im Rollenspiel heißt Sicherheit, z.B. dass man als SL oder als Verantwortlicher den anderen immer zu spüren gibt, dass man nicht ihr Gegner ist und nicht ihr Vertrauen als Spieler missbraucht. Das hieße in einer Gruselsituation, dass man immer "abschalten" kann und dann wieder zurück am Spieltisch ist und nicht mehr in der fiktiven Situation die einem vielleicht tatsächlich Angst gemacht hat. Wenn man sich darauf verlassen kann, dann kann auch Angst erwünscht sein.
Aber ist das Herausgehen aus der Situation, beispielsweise, weil es einem Spieler zu viel wird, nicht eigentlich etwas, was man vermeiden sollte? Da ist es doch besser, die "Angst" auf ein leichtes Gruseln zu reduzieren und dafür bei der Sache bleiben zu können. Wenn ich Angst schreibe, dann meine ich ANGST wie in "AAAAAAHH!" und nicht "Huch".
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Offline Morvar

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Re: Ist Angst im Rollenspiel erstrebenswert?
« Antwort #24 am: 7.04.2010 | 15:17 »
@Surtur
Ich behaupte immer noch, dass es kaum gelingt diese AHHHHHHHHH Gefühle beim Spieler "wirklich" zu erzeugen.

Also wahre/wahrhaftige Angst so wie wir sie sofort erkennen in den Gesichtern von Menschen die sie fühlen.
Wenn ich allerdings OT am Tisch einem der Spieler wahre Angst vermitteln will, kann ich das tun, auch wenn sie/er danach wahrscheinlich nie wieder mit mir reden wird.....