Ich finde auch irgendwie den Gang dieses Threads, und ebenso den Gang des Themas über die Jahre hinweg sehr süß. Wie sich die Fronten verschoben haben, seit PF zu den "Großen" gehört und keine coole durchdachte Indie-Hausregel-Alternative zu D&D mehr ist, nimmt fast schon Underground-Musik-Rezeptionsausmaße an.
Den Hatern sei empfohlen, PF mal ernsthaft anzuspielen, in die Paizo-Foren zu gucken, ein Beginner-Box-Unboxing auf Youtube reinzuschauen usw. Damit man sich halt mal eine Meinung machen kann, die nicht nur auf Informationen Dritter oder dem Stand von vor 5 Jahren basiert.
Weil hier oftmals so hingeworfen wurde, dass Golarion ein sehr generisches Setting sei: Ich finde diese Situation unglaublich interessant und kompliziert.
1.) Einerseits ja. Punkt. Golarion ist offensichtlich und eindeutig darauf ausgelegt, möglichst viele Spielweisen und Settings zu bedienen. Und als solches ist es auch entstanden. Mithilfe einer Landkarte, die fast schon was Schach-artiges hat.
2.) Dann wiederum hat das Setting aber durchaus gut durchdachte, (im Rahmen des Genres) innovative und generell wirklich coole Aspekte, was Geschichte, Diplomatie und ähnliches angeht. Da muss es sich WEISS GOTT nicht hinter den Forgotten Realms oder ähnlichen Kalibern verstecken. Man muss nur etwas genauer hingucken (das Golarion-GRW reicht schon!), denn...
3.) Golarion ist
allen voran ein Rollenspielsetting. Das ist in meinen Augen der springende Punkt! Es ist nicht besser oder schlechter, sondern es ist total grundlegend und von Anfang an darauf ausgelegt, Rollenspiele zu beherbergen. Bei den Realms bin ich mir sicher, das so einige Aspekte und Regionen eher mit Geschichten oder obskuren Einzelrunden a la Greenwood begonnen haben und später (!) umgebaut wurden sind. Das führt dazu, dass jene Settings sich auf den ersten Blick (!!) mehr wie glaubwürdige Welten anfühlen (!!!), als Rollenspielsettings aber grundlegend vom SL abhängig sind. Lustigerweise trifft das vor allem auf die "klassischen" Regionen zu. Später behandelte Gegenden wie das "Unapproachable East" sind wesentlich besser, was die Spielbarkeit und die Behandlung in Quellenbüchern angeht, u.a., weil sie weniger Fanboy-Last zu tragen hatten. Ein Problem, das Golarion praktisch nicht mal
kennt; die ersten Romane kamen eigentlich erst, als die Regionen schon deutlich definiert waren.
Diese Dynamik hat Konsequenzen, die nicht inhärent wertend sind, sondern allen voran verschiedene Vorlieben ansprechen - oder eben nicht. Ich mag Golarion etwa als Setting, würde aber nicht auf die Idee kommen, eine Geschichte darin zu schreiben; dafür ist es mir zu beliebig. Vom Feeling her mag ich die Forgotten Realms, Eberron und sogar Kalamar lieber, aber die gewaltigen Vorteile, die ein so fein und zielgerichtete ausgearbeitetes Setting wie Golarion bringt, sind mir zu ausschlaggebend, um wieder zurückzurudern. Ich will ja nicht jede Rollenspielrunde 4 Stunden vorbereiten. Trotz allem glaube ich, dass ich, wenn ich mal wieder ne richtig tiefgründige, atmosphärische, epische D&D-Runde spielen wollte, eher auf die anderen zurückgreifen würde (man merkt, ich bin unentschlossen). Hat alles seine Vor- und Nachteile.
Essenz dieses Posts: Wer Golarion oder Pathfinder als billiges Bla hinstellt, macht es sich zu einfach.