- Das Interesse an Rollenspieltheorie in sehr groß.
- Es stehen sich die bisher aktiven Theoretiker und eine recht große Zahl theoretisch Interessierter bemerkenswert unversöhnlich gegenüber.
- Es gab in der Vergangenheit scheinbar immer mal wieder Konflikte, die Leute aus den Theoriediskussionen trieb.
Das sind wohl die Fakten.
- Die aktiven Theoretiker stehen nach meiner Wahrnehmung sowohl für eine recht homogene Sichtweise als auch für einen ebenso homogenen Kommunikationsstil. Das mag an dem durch die Konflikte ausgelösten Selektionsprozess liegen.
Das sehe ich ein bisschen anders. Es gibt keine wirklich homogene Sichtweise, das hast du woanders ja auch schon mal gemeint (5 Theoretiker 12 Definitionen). Wir kennen einfach nur die Sichtweisen der anderen und wissen wo es Schnittstellen gibt über die wir überhaupt diskutieren können.
Das kann man zur homogenen Kommunikation zählen, die es tatsächlich gibt. Das ist so, weil es nicht schwer fällt jeden zu kennen der regelmäßig mitdiskutiert. In so einer kleinen Gruppe es ist möglich gewisse stillschweigende Richtlinien einzuhalten, es gibt Tabus, einen gemeinsamen Wissenstand usw.
Es mag sein dass dadurch eine Art Clique entsteht. Das ist aber nicht bewusst und mit Sicherheit kein einfaches "ihr dürft nicht mitspielen"-Verhalten. Wie du sagst ist das eher der natürliche Selektionsprozess, der die Community hier geschaffen hat.
- Die momentan nicht aktiven Theoretiker sind keinesfalls zu blöd, um sich zu beteiligen. Dennoch bringen sie sich nicht oder kaum ein oder haben sich zurückgezogen. Das liegt meines Erachtens an vergangenen oder aktuellen Konflikten, welche sich auf eine komplizierte Fachsprache, mangelhafte Offenheit gegenüber neuen Ideen sowie einen bisweilen sozial inakzeptablen Gesprächston zurückführen lassen.
Ich gehe auch nicht davon aus dass andere zu blöd sind, sondern dass sie uns nicht verstehen oder wir sie nicht. Oder aber - und das muss man auch in Betracht ziehen - sie wollen das nicht wirklich verstehen oder wissen (im Einzelfall kann ich das nicht sofort beurteilen).
Das Problem sehe ich da ganz wie Dom. Konstruktiv zu sein ist anstrengend. Theorie ist besonders anstrengend, da ein strenger Kommunikationsstil eingehalten werden muss der seinen Sinn hat und da die Themen sehr abstrakt sind.
Man sieht das ganz offensichtlich z.B. daran das alle, inklusive mir selbst, lieber 5 Seiten in einem "Meinungs"-Thread schreiben, als ein Post zu machen wo man echt überlegen muss. Viele von denen die den Rant-Thread gefüllt haben betrifft das dort "besprochene" nicht wirklich, und in dem Fall ist das ok.
Es ist nichts falsches daran in einem Forum mal seine Meinung rauszulassen, blöde Kommentare zu geben, einen kleinen Scherz zum machen, oder sich mal nett zu unterhalten. Im Theoriebereich ist sowas aber ausdrücklich unerwünscht, das Thema allein ist schwer genug.
Wenn man sich was themenfremdes nicht verkneifen kann (wie ich manchmal auch, oder grasi in seiner Antwort auf meinen Thread) dann ist Ignorieren normalerweise das Signal für: "ich habs gelesen und fand es (un-)interessant / (un-)lustig und jetzt weiter im Thema". Will man drauf eingehen, weil man meint es ist auch für das Thema interessant, dann interpretiert man selber so dass nur der fürs Thema relevante Teil der Äußerung bleibt und geht darauf direkt ein, ohne sich mit Ton oder Gesprächskultur zu beschäftigen. Ich gebe zu das ist alles schwierig und ein Außenstehender kann das nicht wirklich wissen, man könnte aber drauf kommen, wenn man die Forenregeln interpretiert.
Zum Punkte "mangelnde Offenheit" kann ich nur sagen, ja die gibt es, die ist aber nicht gewollt, sondern zu einem gewissen Grade zwingend. Die mangelnde Offenheit ergibt sich aus dem Thema dem Stil und den vorangegangenen Konflikten. Das ist ein natürlicher Prozess den ich manchmal begrüße (wenn Leute verschwinden mit denen ich eh nie klar gekommen wäre) und manchmal bedauere, weil vielleicht nur Missverständnisse da waren. Wir wollen
natürlich neue Erkenntnisse, neue Themen und erweiterte Sichtweisen. Wir wollen aber natürlich auch, dass das zur Kenntnis genommen wird, was wir hier bereits gemacht haben. Dass das leider nicht in didaktisch schöner Form zur Verfügung steht ist schade, aber das ist eben so. Im Zweifel fragt man nach (z.B in einem neuen Thread) und wird dann auch eine gezielte und unvoreingenommene Antwort bekommen (falls man sich nicht gleichzeitig beschwert wie blöd denn irgendwas ist).
Aus meine Sicht ist es z.B. auch so, dass ich selbst lieber weiter diskutiere und neue Themen erschließe, als gezielt "Nachwuchs" zu rekrutieren oder anzuwerben. Bis jetzt gab es immer einen kleinen aber regelmäßigen Zustrom an Leuten die dann trotz der ganzen Probleme selbst alles begriffen haben und dann mehr oder weniger mitdiskutieren konnten. Eigentlich sind alle die heute hier zur Stammbesetzung gehören solche Leute. Missverstehe das aber bitte nicht als ein: "Wir haben keine Hilfe gebraucht also geben wir den anderen auch keine, die sollen durch die harte Schule".
Dom und Purzel und auch Leute die eher der (Kern)Theorie fern sind, wie 8t88 oder Jens, versuchen immer wieder die Erkenntnisse anderen zu vermitteln und das offensichtlich mit Erfolg. Das tun sie auch aber nicht hauptsächlich hier im Forum. Ich finde das toll. Es geht mir absolut nicht um einen elitären Club. Es ist zwar häufig sinnvoll gezielt nur mit wenigen Leuten zu diskutieren, aber das ergibt sich hier ohnehin.
Wenn du Kinshasa dich also berufen fühlst, dann wäre es toll wenn z.B. du dich um die "Didaktik der Rollenspieltheorie" kümmern würdest. In dem Bereich sind einige Lorbeeren zu ernten. Ich finde mit deiner Hartnäckigkeit hast du die Aufnahmeprüfung eigentlich bestanden
Das Anstrengende für einen Chefdidaktiker wäre dann aber, dass so jemand den Überblick behalten und sich gleichzeitig allen verständlich machen können müsste. Für mich wäre das z.B. aus offensichtlichen Gründen viel zu anstrengend.
Das sollte die Fragen beantworten.
Ein Punkt noch: Der Gesprächsstil. Ich habe schon gesagt wie dieser entstanden ist, und der hat sich auch bewährt, so lange aufs Thema bezogen diskutiert wird.
Wenn man sich die Mühe macht genau hinzusehen, dann wird man feststellen dass ein extrem emotionaler und ausfallender Stil nur auftritt wenn es um Sinn und Unsinn von irgendwelchen Theorien geht, oder um emotionale Begriffe die irgendwer für sich vereinnahmen will. In den eigentlichen Diskussionen der Theorien ist der Stil extrem sachlich, kühl bis trocken. Was dann von Außenstehenden wieder als Arroganz ausgelegt wird, hat aber seinen Sinn, nämlich persönliches nicht zum Thema werden zu lassen. Ich gebe zu auch das muss man vorher wissen.
Ansonsten würde ich es nicht auf mir und anderen sitzen lassen, das nur als "inakzeptablen Gesprächston" abzutun.